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E-Book

Montessori-Pädagogik in der Hauptschule

Eine analytische und kritische Darstellung

AutorKatja Renkert
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783638900492
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Pädagogik - Reformpädagogik, Note: 2,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau, 48 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Leistungsstanderhebungen wie PISA, bei denen der Leistungsstand 15-Jähriger geprüft wurde, bescheinigten Deutschland eine miserable Bildungssituation. Die Regelschulen stehen seither in einem schlechten Licht und das Nachdenken über alternative Schulkonzepte mehrt sich. Zu einem dieser alternativen Konzepte der Schulpraxis gehört der pädagogische Ansatz von Maria Montessori, um welches diese Arbeit sich dreht. Die Fragestellung der Arbeit ist nun, inwieweit man die Montessori-Pädagogik als alternatives Schulkonzept in der Hauptschule umsetzen kann. Ich beabsichtige daher, einen Überblick über die Theorie und Praxis der Montessori-Pädagogik als Beispiel der Umsetzung eines reformpädagogischen Konzeptes in der Sekundarstufe zu geben. Es soll erläutert werden, warum die Montessori-Methode als geeignet angesehen wird und welche Lücken und Schwachpunkte sie dennoch aufweist. Die Methodik des Vorgehens ist dabei, zunächst einen Überblick über die Prinzipien der Montessori-Methode zu geben, um diese dann an einem Praxisbeispiel zu beleuchten. Im ersten Teil meiner Arbeit umreiße ich in kurzen Zügen die Reformpädagogik im Allgemeinen, um die Montessori-Pädagogik in den Reformpädagogischen Kontext einordnen zu können. Daraufhin wird ein Überblick über Montessoris Leben und Werk gegeben und über die Arbeit Clara Grunwalds, die Wesentliches zur Verbreitung der Montessori-Pädagogik in Deutschland beigetragen hat. Ein Überblick über Montessoris Kritik am Regelschulsystem lässt im Folgenden Rückschlüsse auf ihre pädagogischen Motive zu. Anschließend werden Maria Montessoris pädagogische Prinzipien dargestellt. Hier geht es trotz aller Ausführlichkeit nicht um eine vollständige Darstellung ihres Gesamtwerks, sondern nur um diejenigen Aspekte, die für diese Arbeit von Bedeutung sind. Der praktische Teil dieser Arbeit analysiert und beschreibt die Umsetzung der Montessori-Pädagogik an der Integrativen Montessori Schule Sasbach e.V. Der Punkt 'Kritik' wird für die Bildung eines umfassenden Verständnisses der Thematik als wichtig erachtet. Dabei wird sowohl die Theorie, als auch die Praxis im Fallbeispiel beachtet. ...

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Leseprobe

3. Maria Montessori- Leben und Werk


 

3.1 Maria Montessoris Weg zur Pädagogik


 

Im Rahmen dieser Arbeit erscheint es sinnvoll, einen kurzen Überblick über das Leben Maria Montessoris zu geben, um ihr Werk besser nachvollziehen zu können.

 

Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in der Nähe von Ancona in Italien geboren. Sie war das einzige Kind von Alessandro Montessori, einem Beamten, und ihrer Mutter Renilde Montessori, geb. Stoppani, welche für die damalige Zeit äußerst gebildet war und eine liberale Einstellung hatte. Die Kindheit Maria Montessoris war recht ungleich der sonst im Italien dieser Zeit üblichen: Auf der einen Seite war Renilde Montessori der Meinung, man müsse mit Kindern streng umgehen. Maria wurde also keineswegs verhätschelt. Auf der anderen Seite genoss sie eine sehr liebevolle Erziehung in einer relativ demokratischen Familie und wurde oftmals beispielsweise zum Lesen ermuntert. Außerdem musste die kleine Maria täglich gewisse Pflichten erfüllen, welche ärmeren oder kranken Menschen in der häuslichen Umgebung zugute kamen. (Vgl. Kramer 1995, S. 24 ff.)

 

Im Jahre 1875 zog die mittelständische Familie wegen einer dienstlichen Beförderung des Vaters nach einigen vorhergehenden Umzügen nach Rom.

 

Eine Grundschulzeit wie die der Maria Montessori gibt es heute nicht mehr: Viele der schlecht bezahlten Lehrer konnten selbst gerade noch lesen, schreiben und ein wenig rechnen. Die Ausstattung der Schulen war nach heutigem Verständnis katastrophal. Es gab nicht genug Lernmaterial, zu wenige und zu kleine Klassenräume, welche oft auch dreckig waren. Der Unterricht war außerdem geprägt von Zucht und Gehorsam. (ebd., S. 30 ff.)

 

Doch Maria ging ihren eigenen Weg:

 

„Das Mädchen (…) ist selbstsicher, willensstark, ein wenig selbstgefällig. Sie hat jenes Pflichtgefühl, das manchmal zur Intoleranz gegenüber anderen führt. Kurzum, sie war die geborene Sozialreformerin und gewiss eine auffallende Einzelgängerin dort und damals“ (ebd., S.33)

 

Als Maria dreizehn Jahre alt war, besuchte sie gegen den expliziten Willen ihres Vaters, jedoch unter Zuspruch ihrer Mutter, ein technisches Gymnasium. Auch hier war alles anders als in Montessoris späterer Pädagogik. Bewegungslos saßen die Schüler in ihren Bänken, während sie alle gleichzeitig dieselben Aufgaben bearbeiteten, welche keinen größeren Zusammenhang erschließen ließen. Für Individualität und Selbstständigkeit gab es keinen Raum. Dennoch erreichte sie 1886 ausgezeichnete Zensuren bei den Abschlussprüfungen. (ebd., S. 34 ff.)

 

Die nächsten vier Jahre verbrachte sie auf dem Regio Istituto Tecnico Leonardo da Vinci, wo sie wiederum sehr erfolgreich Sprachen, Naturwissenschaft und Mathematik studierte. Der nächste Schritt ihres langen Weges bestand im Studium der Physik, Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Rom. Das Diplom, welches sie hier 1892 erlangte, berechtigte sie theoretisch zu einem Studium der Medizin. Zunächst stand jedoch die Tatsache im Weg, dass sie eine Frau war. Nach langen Kämpfen, bei denen sie ihre Mutter stets unterstützte, wurde ihr dann doch noch ein Studienplatz zugesagt. Dies war ein Skandal in der damaligen Zeit, denn somit war Montessori die erste Frau Italiens, die ein Medizinstudium absolvieren würde. Doch nachdem sich sogar Papst Leo XIII dafür ausgesprochen hatte, Frauen dies zu erlauben, beruhigten sich die Gemüter langsam. Maria Montessoris Anwesenheit an der Universität war jedoch nicht nur im Hinblick auf ihre Weiblichkeit, welche ihr das Universitätsleben oftmals schwer machte, andersartig. Sie fiel auch und vor allen Dingen durch ihre überdurchschnittlichen Leistungen und ihr Interesse auf. 1896 schloss sie ihr Studium mit Bravour ab und übte ihren Beruf in verschiedenen Krankenhäusern und in ihrer eigenen Praxis aus. Vor allem arbeitete sie im psychiatrischen Bereich und mit Kindern. (ebd., S. 42 ff.)

 

Sie beschäftigte sich mit den Werken von Itard und Séguin, welche zahlreiche Arbeiten über die Erziehung geistig behinderter Kinder verfasst hatten. Montessori wurde Leiterin des Heilpädagogischen Institutes in Rom, wo sie auch erste Materialien entwickelte. Im Verlauf ihrer Arbeit kam sie zu dem Schluss, dass für die geistig zurückgebliebenen Kinder keine medizinische, sondern vielmehr pädagogische Versorgung notwendig sei, um ihnen zu helfen. In der Zwischenzeit wurde Maria Montessori zu einer Person, die in der Öffentlichkeit bekannt war.

 

Ende des Jahres 1899 trat sie auch eine Stelle an einer der zwei Lehrerbildungsanstalten für Frauen in Italien an, wo mittlerweile 220 Studentinnen eingeschrieben waren. (ebd., S. 88 ff.)

 

An ebendieser Scuola Ortofrenica machte sie viele Versuche mit Materialien und Methoden. Hier entdeckte sie ihre Zuneigung zur Pädagogik. Montessori schaffte es auf ihre Art und Weise, vielen geistig behinderten Schülern Fertigkeiten beizubringen, von denen niemand glaubte, sie würden diese jemals beherrschen können. Dabei bezog sie die Lehren vieler Mediziner, Pädagogen und Anthropologen, wie zum Beispiel Fröbel, mit ein. Was sie hier über das Lehren und die Erziehung herausgefunden hatte, lehrte sie wiederum ihren Studentinnen. Die von Montessori unterrichteten Kinder nahmen auch an einem Wettbewerb teil an dem auch „gesunde“ Kinder teilnahmen. Viele Leute glaubten an ein Wunder, denn Montessoris Schüler schnitten ebenso gut ab wie die anderen. Montessori zog aus diesen Ergebnissen den Schluss, dass dies nur möglich sein konnte durch die andere Art des Unterrichtens. Sie fragte sich, wie dies auf „normale“ Kinder wirken würde. An diesem Punkt ihres Lebens, im Jahre 1901, entschloss sie sich, auch aus persönlichen Gründen, für den Weg weg von der Medizin und hin zur Pädagogik und nahm ein zweites Studium auf. Sie belegte Kurse in Pädagogik, Hygiene, Anthropologie und Experimentalpsychologie. Drei Jahre später hielt sie auch Vorlesungen über Anthropologie und deren Bedeutung für die Pädagogik und über Aspekte der Biologie, welche für die Pädagogik von Bedeutung sind. (ebd., S.110 ff.)

 

In der Zwischenzeit gebar sie ihren unehelichen Sohn Mario, den sie in der damaligen Gesellschaft aus diversen Gründen nicht selbst erziehen konnte und der daher in einer Pflegefamilie auf dem Land aufwuchs, lange Zeit ohne zu wissen, dass Maria Montessori seine Mutter war. Zu diesem vermutlich seitenfüllenden Thema sei nur soviel erwähnt, dass Maria Montessori zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben mit der Weggabe ihres Kindes dem Druck von Freunden und Familie nachgegeben hat. (ebd., S. 115)

 

Im römischen Stadtteil San Lorenzo entstanden mittlerweile Unterkünfte für sozial schwächere Familien. Die Kinder tobten den ganzen Tag auf den Straßen herum und machten vieles kaputt. Daher wurde Montessori von den Direktoren der Beni-Stabili- Gesellschaft gebeten, diese Kinder zu beaufsichtigen. Diese Aufgabe stellte sich anfangs als schwierig heraus. Montessori bekam keine Mittel für die Betreuung der Kinder, also sammelte sie zunächst Geld für Essen und Spielzeug. Im Januar 1907 wird das Casa dei Bambini eröffnet. Die Tochter des Hausmeisters zog als Leiterin in dieses Kinderhaus ein. Nun konnte Montessori ihre Methoden an nicht-behinderten Kindern ausprobieren: (ebd., S.133 ff.)

 

 

Abbildung 1: Maria Montessori gibt eine Materialeinführung (Uni Hamburg 2007)

 

Montessori zog sich nach und nach ganz aus ihrem Leben als Ärztin zurück und widmete ihre Zeit und Arbeit der Pädagogik. Sie hielt in vielen Ländern Vorträge und gab Kurse um ihre Methode zu verbreiten. Sie erhielt dabei meist „die Art von Anerkennung, nach der sie gehungert hatte – nicht nur öffentliche Beachtung, sondern die offizielle Unterstützung und die akademische Mitarbeit, die es ermöglichen würden, ihre Arbeit in neuen Richtungen zu erweitern, (…)“ (Kramer 2004, S. 325) Vielerorts entstanden nationale Montessori-Gesellschaften, welche sich 1929 zur „Association Montessori International“ zusammenschlossen.

 

Um dem Faschismus in Europa zu entfliehen, reiste Montessori 1939 nach Indien um dort die nächsten sieben Jahre zu leben und für ihr Ziel zu arbeiten. Zusammen mit ihrem Sohn Mario bildete sie in Indien rund 1000 Lehrer aus. (Vgl. BRO 2007)

 

Am sechsten Mai des Jahres 1952 starb Maria Montessori in Holland. Ihr Grabstein trägt folgende Inschrift:

 

Ich flehe die allmächtigen Kinder an, sich mit mir zu vereinigen, damit wir gemeinsam den Frieden in der Welt und in den Menschen aufbauen können.“ (MDD e.V. 2007)

 

Nach Maria Montessoris Tod nahm ihr Sohn Mario Montessori die Leitung der weltweiten Montessori-Bewegung an sich, indem er Kurse gab und das Material weiterentwickelte. Anfang 2007 machte eine Tagung in Rom zur 100-Jahr-Feier der Montessori-Pädagogik deutlich, wie weit verbreitet diese heute ist, denn es beteiligten sich 46 Nationen aus aller Welt....

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