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E-Book

Motive und Metaphern im Psalm 23

AutorWiebke Schönbohm-Wilke
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783958206267
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Der Psalm 23 vermittelte früher und heute vielen Menschen Zuversicht, Freude und Vertrauen. Im Judentum wird der Psalm oft bei Beerdigungen gesprochen und in den Anfängen der Christenheit haben ihn die Neugetauften in der Osternacht zur Vorbereitung auf das eucharistische Mahl gebetet.Die Aktualität des Psalms zeigt sich beispielsweise bei Konfirmationen. Auch viele Menschen, die sich als kirchenfern einstufen, kennen zumindest den Anfang des Psalms: 'Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.' (Ps 23,1) Naheliegend ist, dass sich die Beliebtheit des Psalms durch die einprägsamen Metaphern und die Poetik der Sprache ergibt. Der Hirte, der den Psalmisten zu den stillen Wassern führt, die Wanderung durch das Tal des Todesschattens, der bereitete Tisch angesichts der Feinde sind starke und teils sehr spannungsreiche Bilder, die die Fantasie der Rezipienten beflügeln und ein großes Identifikations-Potential beinhalten. Die vorliegende Studie schlüsselt durch eine sozial-historische Auseinandersetzung mit den verwendeten Motiven und Metaphern auf, welche tieferen Bedeutungen hinter den Bildern stecken. Stellt der Psalm etwa wirklich nur ein Hirtenidyll dar, wie es oft angenommen wird? Oder verbergen sich weitere Schichten unter der ersten Bildebene? In der Veröffentlichung geht es neben den verschiedenen Motiven auch um die literarische Integrität, den 'Sitz im Leben' und die Stellung innerhalb des Psalmkanons.

Wiebke Schönbohm-Wilke ist ausgebildete Journalistin und studierte Soziologin/Germanistin. Des Weiteren hat die Autorin einen Master of Education (Germanistik/Ev. Religion) für Grundschule/Hauptschule. Die Autorin verfasste zudem verschiedene Veröffentli

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.3., Literarische Integrität, Gattung und Sitz im Leben: Literarische Integrität: Die Literarkritik basiert auf der Erkenntnis, dass die alttestamentlichen Schriften in der Regel nicht von einem einzigen Autor stammen, sondern ihre aktuelle Gestalt einer vielschichtigen Entstehungsgeschichte verdanken. Diese komplizierte Entstehungsgeschichte spiegelt sich oft auch in den Texten wieder. Die Aufgabe der Literarkritik ist es daher, den Text auf seine literarische Einheitlichkeit hin zu befragen. Konkret bedeutet dies, dass die Kommunikationsebenen des Textes auf enthaltene Sprachsignale (z.B. Demonstrativpronomina oder Einführungen wörtlicher Reden) betrachtet werden müssen. Im Psalm 23 könnte der unter Gliederungspunkt 2.2. (Gliederung und Inhalt des Psalms) beschriebene Wechsel der Personalpronomina als ein solches Sprachsignal gedeutet werden. Die Betrachtung zeigt: Zunächst wird in den Versen 1-3 über Gott ausschließlich in der dritten Person gesprochen: er lagert/führt/erquickt/leitet. Subjekt des Satzes, d.h. der Handelnde ist also 'er'. Der Vers 6 fügt sich über das 'Haus des Herrn' in diese Anredeform der dritten Person mit ein. Die Verse 4 und 5 fallen in doppelter Hinsicht aus diesem 'Rahmen der dritten Person': Erstens spricht der Psalmist Gott nun direkt mit dem Personalpronomen du an: du bist bei mir/ bereitest und salbst. Außerdem rückt er durch die Verwendung des Personalpronomens ich seine eigene Person mehr in den Fokus (z.B. Auch wenn ich wandere). Aus dieser Beobachtung könnte abgeleitet werden, dass die Verse 4 und 5 erst nachträglich eingefügt wurden. Eine Begründung für diese Hypothese ist auch, dass die Verse 1-3 und 6 für sich genommen stehen könnten, denn sie ergeben auch alleine einen Sinn. Als Gegenargument wäre anzuführen, dass das Hirtenmotiv nicht mit dem Vers 3 beendet ist, sondern sich auch noch im Vers 4 ('dein Stecken und Stab') fortsetzt. Durch die Beschreibung des aktiven Wanderns des Psalmisten wird die Funktion des Hirten allerdings im Vers 4 mehr in den Hintergrund gerückt, denn Subjekt des Satzes ist nun das 'ich'. Auch diese Variation könnte ein Indiz für eine spätere Einfügung sein. Anhand dieser Überlegungen muss die Einschätzung Spieckermanns nicht geteilt werden, der unter Einbeziehung einer metrischen Analyse von Mittmann zum Ergebnis kommt, 'dass auf literarkritischem Wege keine tragfähigen Erkenntnisse über Ps 23 zu gewinnen sind, weshalb sein jetziger Zustand zugleich als seine ursprünglich konzipierte literarische Gestalt zu betrachten ist.' Gattung: Nach Westermann lässt sich der Psalm 23 nicht den bekannten Psalmgattungen zuordnen. Kennzeichnend ist, dass in ihm ein Motiv der Klage des Einzelnen, das Vertrauensbekenntnis, zu einem ganzen Psalm ausgeweitet wurde. Zu den drei Strukturelementen der Klage eines Einzelnen gehören: 1. die Anrufung Gottes, 2. die Schilderung existentieller Not und 3. die Bitte um ein Eingreifen Gottes. Die Schilderung der Not kann um ein Vertrauensbekenntnis erweitert sein (vgl. Ps 13,6), dieses Element kann sich - wie in Psalm 23 geschehen - zu einem selbständigen Vertrauenslied entfalten. Zu diesem Motiv des Vertrauensbekenntnisses gehören alle sechs Verse. Zum Vertrauen auf Versorgtsein (V.1 und 2) kommt das Vertrauen auf Führung (V. 3b). Es schließt sich das Vertrauen auf Schutz (V. 4c-d) auch angesichts von Feinden (V. 5b) an und mündet in das Vertrauen auf eine lebenslange Verbundenheit mit Gott (V. 6). Dieser Einordnung des Psalms als Vertrauenslied schließen sich auch andere Kommentatoren wie beispielsweise Kraus an. Gerstenberger stellt fest: 'Every reader of Psalm 23 will agree that the motif of trust is predominant in the psalm.' Zenger argumentiert, dass das als Nominalsatz gestaltete Eingangsbekenntnis neben dem 'den ganzen Psalm durchziehenden Ausdruck der Geborgenheit des Beters in der ihm von JHWH geschenkten Lebensgemeinschaft' eine Verwendung als Vertrauensgebet nahe legen. Auch Spieckermann stuft den Psalm als individuelles Vertrauenslied der Spätzeit ein. Die Sprache sei 'ausschließlich affirmativ und deskriptiv, nicht - wie beim Loblied zu erwarten - adhortativ, appellativ und narrativ (...) und zudem ganz ohne Rettungs-, Dank- und Lobvokabular'.
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