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E-Book

Musik im Pädagogik-/Psychologieunterricht

Möglichkeiten einer alternativen Unterrichtsgestaltung

AutorAndreas Altenbach
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783842817456
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Abwechslungsreicher Unterricht lebt heute vom sorgfältig ausgewählten Einsatz medialer Hilfsmittel. Die Vorstellung, dass Musik ein solches Medium sein kann, spielt dabei meist keine große Rolle. Allerdings steckt gerade in der Musik ein großes Potential an Lernstrategien und -hilfen; sie kann für Lehrer und Schüler zudem motivationssteigernd genutzt werden.
In diesem Buch werden verschiedene Methoden für den Pädagogik-/Psychologieunterricht an beruflichen Schulen in Verbindung mit dem Einsatz von Musik vorgestellt, die universellen Charakter haben und daher mit jedem Fach und jeder Schulart kompatibel sind.
Im ersten Teil des Buches werden theoretische Grundlagen der relevanten wissenschaftlichen Disziplinen Lernpsychologie, Schulpädagogik, Soziologie/Sozialpsychologie und Urheberrecht skizziert. Außerdem wird auf den weit verbreiteten Lernfeldansatz eingegangen. Die praktische Umsetzung der Erkenntnisse erfolgt anhand der Beispiele Liedermachermusik und 'Rapucation' dann im zweiten Teil.

Andreas Altenbach, Musiker, war Schüler an einer kaufmännischen Berufsschule sowie an einer Berufsoberschule (BOS). Nach dem Abitur studierte er Soziale Arbeit und Lehramt an beruflichen Schulen mit der Fächerkombination Sozialpädagogik und Sozialkunde. Während des Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen im Unterrichten und lernte dabei u.a. die Schulen, welche er selbst als Schüler besuchte, aus einer neuen Perspektive kennen. Aus beiden Blickwinkeln heraus stellte er sich als Musiker dabei immer wieder die Frage, ob man den Unterricht musikalischer gestalten und dieses Medium aus dem gewöhnlichen Musikunterricht auf weitere Bereiche übertragen könne. Ein wichtiges Anliegen war dem Autor dabei immer, dass jede Lehrkraft motiviert werden soll, potentielle Hemmungen gegenüber dem Musikeinsatz abzubauen, weshalb sich die Ansätze Altenbachs stets an musikalische und weniger musikalische Lehrkräfte und Schüler wenden - vorrangig ist die Freude am Unterricht(en).

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1.1, Elaborationsstrategien / Mnemotechniken: Es ist häufig zu beobachten, wie leicht sich die meisten Menschen Liedtexte auswendig merken können, ohne sie jemals explizit oder bewusst (auswendig-) gelernt zu haben. Festzustellen ist dies vorrangig auf Konzerten bekannter Musikgruppen, wenn große Menschenmassen - gelegentlich sogar unter (teilweise selbst hohem) Alkoholeinfluss Texte mitsingen. Auch Sacks stellt fest, dass 'Melodien oder musikalische Fragmente (...) in unserem Bewusstsein auftauchen, obwohl wir sie seit Jahren weder gehört noch an sie gedacht haben'. Dieser 'Ohrwurmeffekt' wird vor allem bei Titelmelodien in Film & Fernsehen sowie bei Werbe-Jingles genutzt und hielt Ende der 1990-er Jahre als 'earworm' auch im anglo-amerikanischen Wortschatz Einzug. Über die Haltedauer von Ohrwürmern schreibt Sacks: '(...) selbst wenn sie scheinbar verklungen sind, liegen sie in der Regel noch auf der Lauer; eine erhöhte Empfindlichkeit bleibt, sodass ein Geräusch oder eine Assoziation, eine Erwähnung, sie - manchmal Jahre später - wieder auslösen kann' und nennt diesen Vorgang auch 'widerstandslose Aufzeichnung der Musik im Gehirn' und 'neurologisch (...) völlig unwiderstehlich' (ebd., S. 73). Als Schlagzeuger einer Cover-Band fallen mir diese Effekte bei Besuchern diverser Veranstaltungen fast wöchentlich immer wieder auf. Aber auch im kleineren Rahmen kann jeder für sich selbst feststellen, wie tief selbst Texte von Liedern, die man seit Jahren nicht mehr zu hören bekam, im Gedächtnis verankert sind - meist benötigt man dazu allerdings die Melodie, häufig reicht aber bereits das Kennen der rhythmischen Phasierung (z.B. bei Gedichten). Besonders bei den oben bereits angesprochenen Werbesongs sind Musik & Text beinahe untrennbar miteinander verknüpft, wie z.B. bei 'Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause' (jedem Leser dürfte die dazugehörige Firma sofort einfallen) oder 'Bonduelle ist das famose ...' (selbst wenn dieser Werbespot seit Jahren nicht mehr im Fernsehen lief, dürfte die nächste Zeile des Textes allen bekannt sein). Musik lässt auch an längst vergangene Ereignisse erinnern. Reime, Rhythmen und Melodien können also beim Bilden sog. 'Eselsbrücken', also beim Einsatz von Elaborationsstrategien, nützlich sein. Oliver Sacks berichtet in seinem Werk mit dem Untertitel 'Über Musik und das Gehirn' von folgender Begebenheit bzgl. musikalischer Assoziationen sprachlicher Natur: 'Als ich zu Beginn der Vorweihnachtszeit (...) geräucherten Felchen aß, hörte ich 'Vom Himmel hoch' ...Jetzt ist das Weihnachtslied für mich auf immer mit Felchen assoziiert'. Musik referiert nicht auf etwas bestimmtes, dadurch ist sie das ideale Symbolsystem, Gefühle und Stimmungen unverbindlich verstehbar zu machen. Dass 'mehrere Faktoren bzw. Sinne eine Rolle bei Merk- und Lernprozessen' spielen, darunter v.a. die gerade genannten, erläuterte mir der blinde Liedermacher-Interpret Alwin Berger im Interview. Durch das Einbinden von unterrichtsstofflichen Inhalten in Lieder, Strophen, Refrains und Rhythmen wird zudem die bildhafte Vorstellung des Materials gefördert. Dies ist nicht für die Aufnahme, sondern auch bei der Reproduktion neuen Wissens hilfreich. Ein Set von Musikrichtungen gehört zu den wichtigsten kognitiven Schemata, die Menschen entwickeln. In der Regel sind Poplieder in vier- oder achttaktige Einheiten untergliedert. Weicht ein Lied von dieser Phasierung ab, erscheint es automatisch ungewohnt. Diese Abweichung merkt sich das Gehirn; daraus kann geschlossen werden, dass die Verbindung von (Pop-) Musik und Unterrichtsinhalte - für gewöhnlich ebenfalls nicht gemeinsam auftretend - den Schülern besser im Gedächtnis haften bleibt. Akustische Reize, bzw. deren Abweichung von der Norm, sind häufig behilflich, wenn es um die Suche nach Fehlerursachen geht: Automechaniker stellen am Motorgeräusch Fehler fest, Ärzte erkennen Herzrhythmusstörungen durch Abhören und Musiker erkennen Harmonien durch Anhören. Dies sind nur wenige Beispiele, wie durch Klangfarben bestimmte akustische Codes entschlüsselt werden können. Dies setzt voraus, sich die ursprünglichen Klänge im Gedächtnis eingeprägt zu haben. Man vergleicht also das bereits Bekannte mit dem Neuen, ein wichtiger Aspekt bei Mnemotechniken und Elaboartionsstrategien. In den folgenden Ausführungen wird der Begriff 'Elaboration' erläutert, desweiteren werden verschiedene Mnemotechniken vorgestellt. Für Winkel, Petermann & Petermann bedeutet Elaboration die Verbindung neuer Begrifflichkeiten mit bereits bekannten. Sie nennen hierzu die Beispiele inhaltliche, sprachliche und bildliche Assoziationen. Zimbardo & Gerrig sehen in Mnemotechniken 'Strategien oder Methoden, bekannte Informationen während des Enkodierens mit der neuen Information zu assoziieren, um den späteren Abruf zu erleichtern. Nun ist zu klären, inwieweit dazu auch akustische, also melodiöse Anknüpfungen gezählt werden können. Im weiter oben bereits erwähnten Interview mit dem blinden Sänger, Gitarristen & Kabarettisten Alwin Berger aus Ulm beschrieb er dies anhand eigener Erfahrungen wie folgt: 'Ich lerne neue Lieder erst auf der Gitarre. Wenn ich weiß, wie man sie spielt, dann lerne ich den Text. Das fällt leichter, (...) die Melodie und der Rhythmus geben dann automatisch Hinweise auf den Text (...).' (aus dem Interview mit Alwin Berger). Reim und Rhythmus in Verbindung mit einer Melodie dienen also hauptsächlich dem besseren Merken von Texten und damit von Inhalten auch aus dem Pädagogik-/Psychologieunterricht. Bereits beim Schreiben eigener Liedtexte mit unterrichtlichen Themen können Elaborationsstrategien genutzt werden. Das selbstständige Verfassen von Texten - was Liedertexte nicht ausschließt - sieht auch Lukesch als bedeutend, da hierbei ein Lernprozess bereits durch die Beschäftigung mit Unterrichtshinhalten stattfindet. Durch das Vorführen des eigenen Textes als Referat oder in Liedform erfüllt diese Art Lernstrategie zusätzlich einen kommunikativen Zweck, sowie die Möglichkeit einer direkten Rückmeldung respektive einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit Unterrichtsthemen. Neben dem gedächtnisunterstützenden und dem kommunikativen Zweck erfüllt das Schreiben eigener Texte nach Lukesch zusätzlich noch den einer Problemlösestrategie: schreibt man selbst Texte und präsentiert diese anschließend, so wird damit eine bestimmte Absicht durch den Verfasser verfolgt. Im schulischen Kontext können dies das Überzeugen der Mitschüler sein, die adäquate Darstellung eines Sachinhaltes oder lediglich das Begreifbarmachen komplexer Inhalte für sich selbst und bestenfalls auch anderer. Dadurch stehen die Schüler vor der Herausforderung, die eigenen Texte bewusst zu gestalten (z.B. zusammengehörende Inhalte in die gleiche Strophe, Hauptaussagen in den Refrain, etc.) und somit ggf. mehrmalig zu modifizieren. Dadurch werden Unterrichtsinhalte mehrmals wiederholt - ein mehr oder weniger bewusster oder unbewusster Lernprozess findet (nahezu automatisch) statt, ohne stumpfes Auswendiglernen, wodurch die Gefahr 'trägen Wissens' sinkt. Außerdem werden durch dieses Verfahren sogleich nützliche Sinneinheiten gebildet. Musik wird häufig mit der Sprache verglichen, im Sinne dieser Arbeit dient sie jedoch eher als Ergänzung zum verbalen Lernen, denn sie regt geistige Aktivitäten an, durch welche verbales Lernen unterstützt wird. Zudem werden auditive und visuelle Repräsentationen von Informationen durch Musik als akustisches Medium gefördert. Diese werden durch bildhafte, von Musik ausgelöste, Assoziationen gelenkt.
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