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Mut zur Gruppentherapie!

Das Praxisbuch für gruppenaffine Psychotherapeuten. Leitfäden - Interventionstipps - Antragsbeispiele nach der neuen PT-Richtlinie

AutorBernd Voigt, Sabine Trautmann-Voigt
VerlagSchattauer
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783608191653
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
- Zeitgemäß: Gruppentherapie wird in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer bedeutender bei existenziellen Ängsten und steuert Versorgungsengpässen entgegen - Umfassend: Deckt die gesamte Lebensspanne des Menschen ab - Expertise: Ausschließlich von Praktikern geschrieben, die ihre erprobte Arbeit mit besonderen Patientengruppen vorstellen Die Psychotherapie-Richtlinie bietet seit 2017 Erleichterungen und neue Möglichkeiten der Gruppenpsychotherapie an. Im ambulanten Angebot schlägt sich dies jedoch noch nicht nieder. Dieses Buch ermutigt niedergelassene Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Gruppenpsychotherapie anzubieten und die Vorteile von Kombinationsbehandlungen zu nutzen. Eine therapeutisch geführte Gruppe stellt einen Mikrokosmos dar, einen geschützten Rahmen zur Erprobung vielfältiger Kommunikations- und Handlungsweisen. Das Ziel psychodynamisch geführter Gruppen ist es, maladaptive Verhaltensweisen im Spiegel der anderen Teilnehmer neu zu bewerten und sich in affektiver, kognitiver und interaktiver Hinsicht weiterzuentwickeln. Der Gruppenzusammenhalt gilt per se als ein wichtiger Heilfaktor. Gegenseitige Empathie, aber auch zunehmende Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz, verhelfen dazu, die eigene Identität zu stärken und wichtige soziale Kompetenzen zu entwickeln. Psychodynamisch geführte Gruppen können für jedes Lebensalter eine Orientierungshilfe sein. Dieses Buch stellt u.a. eine Konzeption für junge Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinstkindern vor, außerdem für Mädchen im Schulalter, Jungen in der Pubertät und für Erwachsene mit verschiedenen Störungsbildern. Alle Autorinnen und Autoren verfügen über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Gruppen. Sie stellen praxistaugliche Konzepte für die ambulante Praxis vor - passend zugeschnitten auf die Bedingungen der neuen Psychotherapie-Richtlinie. Dieses Buch richtet sich an Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der ambulanten Psychotherapie-Praxis mit Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenenen

Sabine Trautmann-Voigt, Dr. phil. Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin; Leitung Medizinisches Versorgungszentrum für Psychotherapie, Psychosomatik und Psychiatrie Bonn und der Köln-Bonner Akademien für Psychotherapie und Verhaltenstherapie.

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Leseprobe

Einleitung


Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt

Warum haben wir dieses Praxisbuch für Gruppenpsychotherapeuten1 geschrieben?


Wissenschaftliche Publikationen zur Gruppenbehandlung zeigen fast durchgängig Folgendes: Gruppen, die vor allem im stationären Kontext erforscht wurden, sind effektiv, aber bei Praktikern vor Ort in der ambulanten Niederlassung unbeliebt (Strauß, 2017, S. 179 ff.). Trotz attraktiver Bezahlung, zumindest seit der Einführung der neuen Psychotherapie-Richtlinie am 01. 04. 2017, werden in der ambulanten Praxis wenige Gruppen- und noch viel weniger Kombinationsbehandlungen angeboten; dies trotz der über mehr als zehn Jahre mühsam erstrittenen Möglichkeit – unterstützt durch die Aktivitäten der Deutschen Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie/Psychodynamische Psychotherapie (DFT; www.dft-online.de) –, auch im Rahmen der psychodynamischen Antragspsychotherapie Einzel- und Gruppenbehandlungen frei zu kombinieren und sogar durch zwei Therapeuten im Team durchzuführen (s. auch Semmler, 2016).

Eigene Befragungen von Patienten zeigen, wie sehr von Gruppentherapie, vor allem von der Kombination Einzel-und Gruppenpsychotherapie, profitiert wird2, jedoch gibt es hierzu kein flächendeckendes Angebot und schon gar keine dem aktuellen wissenschaftlichen Standard angemessene Forschungsliteratur. Zu diesem Dilemma äußert sich Bernhard Strauß wie folgt:

»Nicht alles, was klinisch gedacht wird und sich möglicherweise auch in der Praxis bewährt hat, kann nach heutigen Maßstäben als evidenzbasiert bezeichnet werden (vielleicht sollte dann eher von Eminenzbasierung die Rede sein). Umgekehrt sind Befunde der Forschung in jedem Fall auf ihre ›Praxistauglichkeit‹ hin zu überprüfen. Schließlich: Nicht alles, was mit empirischer Forschung bislang nicht belegt wurde, ist notwendigerweise falsch.«

(Strauß, 2017, S. 181)

Was kann dann dieses Buch überhaupt leisten?

Wir möchten vor allem anderen Anregungen zur selbstbewussten Durchführung von Gruppentherapien in der ambulanten Kassenpraxis geben und wir möchten den niedergelassenen psychodynamisch arbeitenden Kollegen und Kolleginnen Mut machen, sich durch erfahrene Gruppentherapeuten anregen zu lassen, gerade durch die hier dargestellten unterschiedlichen Möglichkeiten, wie eine ambulante Gruppe auf der Basis der Psychodynamischen Psychotherapie und mithilfe integrierbarer Techniken (auch aus anderen Bereichen) geleitet werden kann.

Wir möchten Sie also gern auffordern:

Überlegen Sie sich ein individuell passendes Konzept für eine Psychotherapie-Gruppe in der eigenen Praxis und nutzen Sie gern die hier zusammengestellten Erfahrungen des Autorenteams, das Konzeptionsentwürfe, Praxishandreichungen, Leitfäden, Beispiele aus der Praxis für die Praxis sowie hilfreiche Arbeitsmaterialien und genehmigte Anträge zusammengestellt hat.

Alle Mit-Autoren, die jeweils eigene Arbeitsschwerpunkte entwickelt und sich in ihrer Praxis auf dem Land oder in der Stadt mit einer jeweils besonderen Klientel eingehend beschäftigt haben, wollen Ihnen, den interessierten Praktikern und Praktikerinnen, verdeutlichen, welch kreative Möglichkeiten sich für Erwachsene, Jugendliche und Kinder in einer Therapiegruppe ergeben können!

Dabei beinhaltet jedes Kapitel Anregungen, die auch für andere Altersgruppen oder Patienten mit verschiedenen Störungsbildern genutzt werden können.

Mit dem vorliegenden Buch werden also bewusst unterschiedlich akzentuierte, tiefenpsychologisch fundierte Rahmenkonzepte für Gruppenbehandlungen im ambulanten Psychotherapie-Setting vorgelegt, welche niedergelassene Psychotherapeuten als Begründungshilfen für ihre eigenen Antragsstellungen und als praktische Leitfäden für eigene Interventionsentwicklungen nach der neuen Psychotherapie-Richtlinie nutzen können.

Auf welche Publikationen zur Praxis der Gruppenpsychotherapie konnten wir zurückgreifen?


In zwanzig Jahren seit Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes gibt es im deutschsprachigen Raum kaum nennenswerte wissenschaftliche Veröffentlichungen zur psychodynamischen Gruppenpsychotherapie im ambulanten Setting (s. Strauß, 2017). Nur vereinzelt finden sich Theoriehandreichungen für Erwachsene (s. Übersichten in Janssen & Sachs, 2018, S. 96 ff., S. 206, S. 222 f., S. 226 ff.; Mattke, 2017, S. 95 ff.).

Und nichts dergleichen existiert für den Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie!

In älteren Lehrbüchern finden sich hauptsächlich allgemeine Hinweise auf stationäre, störungsspezifische und psychoedukative Gruppen sowie auf Milieugruppen (z. B. Steinhausen, 2000, S. 158, S. 242, S. 268). Es fehlen ganz und gar Erfahrungsberichte über Gruppenbehandlungen von Kindern und Jugendlichen von niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen oder Praxishandbücher aus dem ambulanten Bereich zur psychodynamischen Gruppentherapie: nichts bei Heinemann & Hopf (2008), nichts bei Poser (2010), nichts bei Warnke & Lehmkuhl (2011) und nichts bei Buchartz (2015). In keinem dieser vier Werke findet sich im Schlagwortverzeichnis überhaupt der Begriff Gruppentherapie. Im bekannten Gutachter-Leitfaden für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten von Boesmann (2005) geht es auch nur um Individualanträge. Im integrativen Praxislehrbuch von Remschmidt et al. (2008) wird wenigstens auf störungsspezifische Gruppen im stationären Bereich bei Essstörungen, sexuellem Missbrauch, Sozialverhaltensstörungen und Schizophrenie kurz hingewiesen, auch ein Gruppentherapiemanual, von denen es zahlreiche im Bereich der Verhaltenstherapie gibt, wird skizziert.

Aber wo ist die psychodynamische Gruppentherapie ausführlich und praxisbezogen beschrieben?

Zwar liegt seit Kurzem das ausgezeichnete Überblickswerk »Psychodynamische Gruppenpsychotherapie – Theorie, Setting und Praxis« (Janssen & Sachs, 2018) vor, jedoch beziehen sich Beispiele und Forschungsergebnisse fast ausschließlich auf stationäres Arbeiten mit Erwachsenen, was die Bedingungen in der ambulanten Praxis des niedergelassenen Psychotherapeuten und noch weniger die des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten abbildet.

Auch in dem 2009 erstmals und 2017 in dritter, überarbeiteter Auflage erschienenen Praxisleitfaden »Keine Angst vor Gruppen« von Mattke et al. (2017) finden sich lediglich ein einziger Unterpunkt zur »Effektivität von ambulanten Gruppen« und nur ausschnittweise Beschreibungen von Verläufen und Dynamiken. Auf das mühsame Prozedere der Zusammenstellung einer ambulanten Gruppe wird ebenfalls nur am Rande hingewiesen. Einige Anmerkungen zur Erarbeitung von Gruppenregeln oder zur Formulierung von Vereinbarungen sind vorhanden, aber keine Handreichung, etwa zum nicht immer einfach zu formulierenden Antrag an den Gutachter zur Kostenübernahme für die Krankenkasse.

Auch in der klassischen psychoanalytischen Literatur findet sich wenig. Zu nennen wäre beispielhaft der in mehreren Auflagen erschienene Sammelband »Die Gruppe als Container« (Hirsch, 2010), der eher ein umfangreiches Theoriewerk mit erläuternden Praxisvignetten ist, die sich allerdings – bis auf zwei (s. Pedrina, 2010, S. 168–192; Trautmann-Voigt & Voigt, 2010, S. 194–232) – im Rahmen der traditionellen psychoanalytischen Gruppenpsychotherapie bewegen.

Schauen wir – last, but not least – einmal in Irvin Yaloms Bestseller »Im Hier und ...

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