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E-Book

Muttergefühle. Zwei

Neues Kind, neues Glück

AutorRike Drust
VerlagC. Bertelsmann
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783641195755
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Wenn das zweite Kind auf dem Weg ist! Dieses Buch ist der Vorbereitungskurs und das ideale Geschenk für Mütter, die das zweite Kind erwarten.
Rike Drust sagt: 'Das zweite Kind hat unsere Familie besser, fröhlicher und durchgeknallter gemacht. Und müder.'

Ihr erstes Buch Muttergefühle. Gesamtausgabe spricht Müttern aus der Seele: unverblümt, selbstironisch, provokant. Nun hat Rike Drust das zweite Kind gewagt. Die Scheißangst, es zu vermasseln, ist wieder da, aber kleiner; die Romantik rund ums Kinderkriegen verblasst zugunsten eines heiteren Pragmatismus, der ruinierte Brüste und Besserwisser meistens ignoriert. Dennoch diagnostiziert sie bitter die Mutter, die sie nie sein wollte, sieht die Rente in die Teilzeitfalle plumpsen und scheitert regelmäßig am Vereinbarkeitsspagat sowie an den Erwartungen ihrer Familie, an theoretischen Erziehungskonzepten und immer wieder ihren eigenen. Aber bei allen Konflikten, die Rike Drust sucht, findet sie in ihrer Familie das Glück. Weil über allem dieser herrliche Wahnsinn, der unbändige Spaß und die bedingungslose Liebe steht. Muttergefühle. Zwei ist eine schonungslos ehrliche, lustige, wütende und dankbare Momentaufnahme einer Mutter, die mit und an ihrer Familie wächst.

Rike Drust ist Werbetexterin (als welche sie u.a. mit dem Golden Award von Montreux ausgezeichnet wurde) und schreibt für diverse Magazine wie Missy Magazine und Sleaze zu Themen wie Popkultur, Musik, Geschlechterforschung und allem, was mit Mutterschaft zu tun hat.

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Leseprobe

ALLES NOCH MAL VON VORN

Huch, schwanger!

Die Verwunderung, dass es noch mal geklappt hat.

Bei der Entscheidung fürs erste Kind war mehr Romantik. Auf einem Musikfestival haben wir uns bei Bier aus Plastikbechern verabredet, ein Kind zu kriegen. Wir fanden uns cool, und die Verabredung fühlte sich nach Freiheit à la Hollywood an: Als wenn man mit einem Cabriolet bei perfektem Wetter einen amerikanischen Highway runterfährt, aufsteht und voller Glück und Abenteuerlust die Arme hochreißt. Beim zweiten Kind würde man lieber sitzen bleiben, weil man inzwischen weiß, dass einem sonst nur Insekten in den Mund fliegen, dass die Wangen vom Fahrtwind unvorteilhaft flattern und es nichts mit sexy zu tun hat, wenn man krampfhaft versucht, sein Gleichgewicht zu halten, während das Cabriolet zu schnell um die Kurve braust. Will heißen: Kennste einmal die Realität mit Kindern, ist das Kinderkriegen nicht mehr romantisch, weil du genau weißt, wie anstrengend dieses Leben auch ist. Und trotzdem. Wir wollten ein zweites. Zumindest meistens. Und weil es uns schwerfiel, diese endgültige Entscheidung zu treffen, überließen wir sie dem Schicksal.

Es hat in den vergangenen Jahren schließlich auch gut gewusst, was zu tun ist. Also ließ ich mir die Spirale ziehen, und wir ließen es darauf ankommen.

Ein paar Monate wurde ich nicht schwanger, war aber nicht traurig drum. Dann sind wir drei im Urlaub durch Florida gefahren und hatten so viel Spaß und waren so glücklich, dass ich zum ersten Mal bedauerte, nur zu dritt zu sein. Ich spürte, dass dieser Urlaub nur so fröhlich machte, weil wir ihn als Familie erlebten. Ich hatte Lust auf cheesy Freizeitparks, darauf, dass alle in einem Zimmer schlafen, am Strand rumspacken und Quatsch reden. Jetzt wollte ich, dass wir mehr sind. Familie sein gefiel mir, deshalb sollte sie sich gern vergrößern. Ich war bereit und wollte noch einen kleinen Menschen, den wir beim Aufwachsen begleiten dürften. Das erste Mal piekste mich eine Sehnsucht. Nicht danach, allein mit dem Mann zu sein oder sogar ganz alleine, sondern nach noch mehr Chaos, nach noch mehr Krach und Gewusel und Spaß.

Ein schräges Gefühl, das zu Hause schnell in den Hintergrund trat. Der Alltag kehrte zurück. Und alles war okay, wie es war. Wir haben weitergemacht wie vorher. Ich habe das Schwangerwerden nicht durch Folsäure, Kerze oder sonst was forciert, und außerdem hatten wir trotz fehlender Spirale ein prima Verhütungsmittel, das nachts durch ausladende Bewegung dafür sorgte, dass der Mann und ich uns nicht näher kamen. Darüber hinaus hat der Mann so unglaublich viel gearbeitet, dass ich stark bezweifelte, er würde mir mit zwei Kindern mehr helfen. Vermutlich würde ich die zusätzliche Belastung allein wuppen müssen und wäre deshalb permanent sauer auf ihn.

Ich fasste einen Entschluss und machte dem Mann an einem Samstag einen Vorschlag: »Du bist immer so hin- und hergerissen zwischen deiner Arbeit und deiner Familie. Jetzt finde doch mal raus, ob du das richtig geil findest, wenn du so viel arbeiten kannst, wie du willst. So wie deine verrückten Kollegen. Ich halt dir hier für ein Jahr den Rücken frei und meckere nicht. Du machst dich krumm und findest das danach hoffentlich kacke.«

Er: »Echt? Das würdest du für mich tun?«

Ich: »Ja.«

Er: »Und was ist mit dem zweiten Kind?«

Ich: »Vielleicht kriegen wir danach eins, und wenn das nicht geht, denken wir vielleicht doch noch über ein Pflege­kind oder so nach.«

Er war sehr gerührt und ein bisschen erleichtert.

Ich auch. Jetzt gab es endlich mal so etwas wie einen Plan. Am folgenden Montag rechnete ich ein bisschen meinen Zyklus durcheinander und kaufte zur Bestätigung, nicht schwanger zu sein, einen Schwangerschaftstest. Und weil die Überschrift schon gespoilert hat, ist klar, was rauskam: Ich war schwanger. Und plötzlich sehr durchein­ander. Aber ein bisschen fröhlich war ich auch. Und aufgeregt. Fast doch wieder wie im Cabriolet.

Am selben Tag stand ich nachmittags in unserem Innenhof, und eine Nachbarin erzählte mir, dass sie schwanger sei. Ich muss geguckt haben, als hätte sie mir erzählt, dass sie in ihrem Keller Hundebabys ertränkt und die ­Videos davon im Darknet verkauft. Ich war natürlich nur verstört, weil ich mich über diesen Zufall gewundert habe: Unsere ersten Kinder sind nämlich nur drei Tage aus­ein­ander. Erzählen wollte ich aber noch nichts; deshalb machte ich durch ein Psychogrinsen alles noch etwas gestörter und ging weg.

Abends waren der Mann und ich auf einem Konzert der »Killers«. Auf dem Weg erzählte ich ihm, dass unsere Nachbarin wieder schwanger ist. Er hat sich gefreut. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich auch schwanger bin. Er hat gelacht. Ich habe erwidert, dass es kein Witz ist. Er hat mich zweimal gefragt, ob ich ihn verarsche. Ich habe zweimal Nein geantwortet. Danach Stille. Auf dem Konzert angekommen, hat der Mann sich ein Bier bestellt und es auf ex ausgetrunken. Dann haben wir uns umarmt.

Etwas verhalten blieb seine Freude trotzdem. Ich vermutete, er hatte in der Agentur schon damit angegeben, dass er bald länger als alle anderen arbeiten würde. Aber in echt hatten wir beide ein bisschen Angst. Viel Angst. Eine Scheißangst. Hatte uns das Schicksal doch das erste Kind nicht von dem Baum geschüttelt, auf dem die unkomplizierten Kinder wohnen, sondern es aus der zarten Pflanze geholt, auf der die Kinder wachsen, die sehr, sehr viel fühlen und sehr sehr schlecht schlafen und unglaublich aufgebracht sein können. Von welchem Baum würde das nächste Kind kommen?

Die ersten Wochen meiner Schwangerschaft haben wir das Thema deshalb ziemlich ausgeblendet und beschlossen, erst mal die klassischen zwölf Wochen abzuwarten. In dieser Zeit haben wir abends »The other F-Word« geguckt. Das ist eine großartige Dokumentation über die Vaterschaft von Punkrockern. Viele meiner Heldenmusiker erzählen, was Vaterschaft für sie bedeutet und wie sie diese Erfahrung mit ihrem Punkrockerleben vereinbaren. Flea von den »Red Hot Chili Peppers«, Ron Reyes, der ehemalige Sänger von »Black Flag«, oder Tim McIlrath von »Rise Against«, zum Beispiel, kommen als super Väter rüber, und das Leben mit Kindern wirkt bei denen irgendwie viel lustiger als bei uns. Wenn der Sänger von »NOFX« seiner Tochter ein Kleidchen raussucht, ist plötzlich das Spießige, vor dem ich häufig Angst habe, weg. Wenn Flea die Tränen kommen, weil er erklärt, was seine Kinder ihm bedeuten, wirkt Elternschaft überhaupt nicht altbacken, kitschig oder peinlich, sondern emotional, tief und voller Bedeutung.

Mir schien, als hätten die Männer aus der Doku meinem zugeflüstert: »Komm, das wird super. Selbst wir mit unseren Gesichtstattoos und unserer Verachtung für Autoritäten und Angepasstheit kriegen das hin mit der Verantwortung und dem frühen Aufstehen und allem. Weil Kinder das Beste sind.«

Keine Ahnung, ob es genau das war, auf jeden Fall saß der Mann beim Nachspann mit Tränen in den Augen da und sagte glücklich: »Jetzt freue ich mich auch.«

Früher war mehr Trara.

Der Pragmatismus der zweiten Schwangerschaft.

Manchmal trifft man auf der Straße alte Bekannte. Dann ist die Überraschung groß, wenn die ein Kind bekommen haben und es sich sogar schon hinter dem Vaterbein verstecken kann. Alter! Wie lange haben wir uns denn bitte schön nicht gesehen? Wann, zur Hölle, ist das alles passiert? Dass man dieses Gefühl sogar in seinem eigenen Leben haben kann, hat mir die zweite Schwangerschaft gezeigt, indem sie meistens so beiläufig an mir vorbeizog wie irgendeine Regionalbahn. Während der ersten Schwangerschaft hatte ich noch Zeit für Yoga und Kinderzimmer hübsch machen, für Rumsitzen und in Gedanken die Zukunft ein bisschen zu rosarot Ausmalen. Und damals hatten die ande­ren auch noch Zeit, mir einen Sitzplatz anzubieten oder mich davon abzuhalten, schwere Sachen zu tragen. In der zweiten Schwangerschaft treffe ich den Mann vor unserer Haustür; ich mit schweren Ein­kaufs­tüten, und das Einzige, was er macht, ist, vor mir reinzugehen und mich zu fragen, warum ich so wütend gucke …

Und auch Fremde halten sich zurück. Meistens, weil ich schon ein Kind dabeihabe. Wenn es gerade wütet oder sonst wie zu laut ist, dann ist mein Bauch nicht schön, sondern bewohnt von einem weiteren Unruhestifter – und es wird präventiv schon mal genervt weggeguckt. Wenn das Kind aber gut gelaunt und höflich ist, dann scheinen wir eine Art Spezialkraft zu haben. Wir genießen die anerkennenden Blicke und denken uns: »HA, IHR ARSCHGEIGEN. Wir sind fröhlich, und ich kann vernünftig mit meinem Kind reden, das voll super drauf ist und plietsch und freundlich; und jetzt kriege ich noch eins! Dann habe ich sogar zwei Superkinder, die in spätestens zwanzig Jahren die Welt zu einem besseren Platz gemacht haben.«

Huch!? Es ist mit mir durchgegangen. Wo war ich? Ach ja: Niemanden interessiert, dass ich schwanger bin.

Wäre der Schwangerschaftsdiabetes nicht gewesen, hätten die ganzen zehn Monate nur darin bestanden, dass mir hin und wieder einfiel, dass ich ja schwanger bin. Nach dem Test bei der Frauenärztin war mein Zuckerwert zu hoch, und ich wurde gebeten, in eine Diabetespraxis zu fahren, um das abklären zu lassen.

Einen Tag später saß ich im Wartezimmer zwischen sehr alten und sehr blassen Menschen und rollte schon mal prophylaktisch die Augen, weil gleich bestimmt viele Klugscheißereien und footballstadiongroße Schaumstoffzeigefinger auf mich zukommen würden. Aber alle ­waren nett und...

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