Nachhaltigkeit: Jeder spricht davon, aber kaum einer kennt den Ursprung und die eigentliche Bedeutung des Wortes. Auf den nachfolgenden Seiten soll daher zuerst der Begriff definiert und anschließend die Notwendigkeit für Nachhaltigkeit und insbesondere für eine nachhaltige Produktentwicklung dargestellt werden.
Das Wort „Nachhaltigkeit“ hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem Modewort in den Managementetagen entwickelt. Allerdings wird das Wort oftmals entgegen seinem eigentlichen Ursprung beziehungsweise seiner eigentlichen Bedeutung verwendet. Was versteht man nun unter Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit bezieht sich auf das „Erbe“ der Gesellschaft, welches den kommenden Generationen hinterlassen wird. Dazu zählen unter anderem Wissen, Tradition, Natur und Infrastruktur.[4]
Ursprünglich stammt der Begriff jedoch aus der Forstwirtschaft. Genauer gesagt, geht er auf Hannß Carl von Carlowitz zurück. Dieser war Ende des 17. Jahrhunderts beziehungsweise Anfang des 18. Jahrhunderts als Berghauptmann tätig. Dabei erkannte er, dass der für den Bergbau wichtige Rohstoff Holz zunehmend zur Mangelware wurde. Er stellte fest, dass die Wälder, im Gegensatz zur Landwirtschaft, nicht so bewirtschaftet wurden, dass langfristig Holz zur Verfügung stehen würde. Er forderte daher, dass nur so viel Holz geschlagen wird, wie auch nachwächst beziehungsweise nachgepflanzt wird.[5] Die Menschen sollten von den Erträgen der Substanz, also den Zinsen, und nicht von der Substanz selbst leben.[6] Das Ziel war der unendlich bestehende Wald zur Versorgung aller zukünftigen Generationen.[7]
Diese Denkweise wurde auch in andere Bereiche übertragen. So wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Fischereiwirtschaft darauf geachtet, nicht mehr Fisch zu fangen, als der natürliche Bestand verkraften konnte. Zusammen mit der Forstwirtschaft war die Fischereiwirtschaft über viele Jahre der einzige Bereich, in dem die Nachhaltigkeit „gelebt“ wurde.[8] In den meisten Industrien wurden die Rohstoffe so verbraucht, als seien sie unendlich und würden immer wieder nachwachsen.[9]
In den letzten Jahren hat sich neben dem eigentlichen Begriff „Nachhaltigkeit“ vor allem die „nachhaltige Entwicklung“ als zentrales Leitbild hervorgetan. Dieses beschreibt den Prozess, mit dem der Zustand der Nachhaltigkeit erreicht werden soll.[10] Der Begriff „nachhaltige Entwicklung“ wurde durch den sogenannten Brundtland Bericht geprägt, der 1987 durch die World Commission on Environment and Development unter der Führung der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland entstand. Anhand dieses Berichts wurden zum ersten Mal die Entwicklungs- und Umweltpolitik miteinander verknüpft und gleichzeitig soziale, ökologische und ökonomische Probleme betrachtet.[11]
Allerdings gab es schon ab den sechziger Jahren einige Autoren, die durch ihre Publikationen das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit in das Bewusstsein der Menschen rückten, beispielsweise Rachel Carson‘s Buch „Silent Spring“.[12] Geprägt waren diese Veröffentlichungen von zunehmenden Umweltkatastrophen, die durch den Menschen hervorgerufen waren und die das Bewusstsein dafür schärften, dass der Mensch von den natürlichen Ressourcen abhängig sei. Unterstützt wurde der Sinneswandel zudem durch die damalige Ölkrise. Vor allem aber das Buch „Limits of Growth“ von Meadows et al. und dem Club of Rome entfachte eine internationale Diskussion.[13] Diese Studie prophezeite einen wirtschaftlichen und ökologischen Kollaps innerhalb von 100 Jahren. So diente diese Arbeit als Katalysator für ein vermehrtes Nachdenken über einen verminderten Ressourcenverbrauch zum gleichzeitigen Erhalt des wirtschaftlichen Erfolgs.[14]
Die entstandene Empfindlichkeit gegenüber Umweltthemen führte 1980 zum Entstehen einer „World Conservation Strategy“. Diese wurde durch die International Union for the Conservation of Nature und mehreren UN-Institutionen erarbeitet und hatte das Ziel, die Abhängigkeit einer dauerhaften ökonomischen Entwicklung von dem Erhalt der Ressourcen und der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme aufzuzeigen. Dies war das erste Mal, dass das Thema nachhaltige Entwicklung in einem größeren Rahmen auftrat. Zu dieser Fokussierung auf die Endlichkeit der Ressourcen kam in den achtziger Jahren noch die Auswirkung des Menschen auf die Umwelt. Besonders die Emissionen, die bei der Produktion von Produkten und deren Nutzung ausgehen, standen zunehmend im Mittelpunkt.[15]
Den großen Durchbruch erlebte das Thema, wie bereits erwähnt, durch den Brundtland-Bericht, der von der Brundtland-Kommission verfasst wurde. Das Ziel dieser Kommission war es, Handlungsanweisungen zu erstellen, mit denen eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen wäre.[16] Der Bericht war das Ergebnis dieser Bemühungen, und er diente als Grundlage für die UN-Konferenz Umwelt und Entwicklung (UNCED), die 1992 in Rio de Janeiro stattfand und durch 178 Länder mit der Rio-Deklaration wie auch die Agenda 21 besiegelt wurde.[17] Auf der Rio-Konferenz einigten sich die Unterzeichner darauf, die natürlichen Ressourcen so zu nutzen, dass jedem Land eine angemessene Entwicklungschance zuteil werde und gleichzeitig die Chancen der zukünftigen Generationen gewahrt blieben. Mit der Agenda 21 wurde ein 40 Kapitel umfassendes Programm zusammengestellt, das durch unterschiedliche Schwerpunkte für Entwicklungs- und Industrieländer die Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung verkörpert.[18]
Auf die Konferenz in Rio folgten weitere Konferenzen, wie beispielsweise die Weltbevölkerungskonferenz in Kairo im Jahr 1994, die sich ebenfalls mit dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigten. Einen weiteren Höhepunkt stellte die Klimakonferenz in Kyoto dar, die 1997 stattfand. Ziel dieser Konferenz war es unter anderem, eine Begrenzung der Treibhausgasemission zu erreichen. Drei Jahre später wurde die United Nations Millennium Declaration veröffentlicht, die auch eine ökologische Nachhaltigkeit zum Ziel hatte.[19] Global gesehen war der letzte Höhepunkt in der Geschichte des Leitbildes „nachhaltige Entwicklung“ der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im Jahre 2002 in Johannesburg. Bei diesem Treffen wurden Maßnahmen und konkrete Zeitpläne zur Umsetzung der Agenda 21 besprochen und festgelegt.[20] Beispielsweise wurde der deutliche Ausbau von erneuerbaren Energien beschlossen.[21] Durch diese Treffen und Aktionen ist das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung auf politischer Ebene als richtungsgebend anerkannt.[22]
In Deutschland wurde das Thema „nachhaltige Entwicklung“ 1994 in das deutsche Grundgesetz verankert, um sicherzustellen, dass die Nachhaltigkeit ein Fundament für politisches Handeln darstellt.[23] Außerdem wurde im Jahr 2001 ein eigener Rat für nachhaltige Entwicklung erschaffen und bereits ein Jahr später eine Nachhaltigkeitsstrategie von der Bundesregierung vorgestellt.[24] Dem Rat obliegt die Aufgabe, die Nachhaltigkeitsstrategie zusammen mit der Bundesregierung und sonstigen gesellschaftlichen Mitwirkenden weiterzuentwickeln und mit konkreten Zielen bewertbar zu machen.[25]
Die nachhaltige Entwicklung wurde, wie bereits aufgezeigt, zum ersten Mal im so genannten Brundtland-Bericht erwähnt und wie folgt definiert: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.”[26] Jedoch existieren noch weitere Definitionen, die ausnahmslos die inter- und intragenerative Gerechtigkeit bezüglich der globalen Ressourcenverteilung gemein haben.[27]
Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung entspricht daher einem gegenwärtigen Handeln, das auf die Zukunft ausgerichtet ist.[28] Die nachfolgenden Generationen sollen das gleiche natürliche Kapital zur Verfügung haben wie die heutigen Generationen.[29] Demzufolge muss der nachsorgende Umweltschutz, wie er heute oftmals praktiziert wird, durch einen vorsorgenden ersetzt werden.[30] Aber auch die Verantwortung für die heutige Generation steht im Mittelpunkt des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung. Insbesondere die gerechte Verteilung von Ressourcen und die Chancengleichheit zwischen den einzelnen Völkern wie auch zwischen Mann und Frau werden hierbei thematisiert. Nur so lassen sich die auf der Welt herrschenden Konflikte lösen.[31]
Wie bereits erläutert, spielen die Themen Ökologie, Ökonomie und Soziales beim Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Es wird daher auch oftmals vom Drei-Säulen-Prinzip gesprochen. Bei diesem Prinzip sind alle drei Dimensionen gleichgewichtig und werden bei der Betrachtung berücksichtigt.[32]
Allerdings kann ein Unternehmen immer noch...