Sie sind hier
E-Book

Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften von Büroimmobilien und der Einfluss von Zertifikaten

AutorSebastian Paßiepen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783640997855
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1,3, FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Aufbau der Arbeit: Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Literaturrecherche. Sie ist in sieben Kapitel gegliedert. Nach dem einleitenden Kapitel wird im zweiten Kapitel zunächst auf die Büroimmobilien und deren allgemeine Bedeutung im Immobiliensektor eingegangen. Es folgt ein kurzer Abriss über die Veränderung der Bauweise hinsichtlich der technischen Gebäudeausstattung von Bürogebäuden und darauf folgend wird erläutert, welche Aufgabe das Facility Management bei der Bewirtschaftung von Büroimmobilien übernimmt. Der letzte Teil des zweiten Kapitels beschäftigt sich mit der Vorgehensweise zur Ermittlung von Lebenszykluskosten, deren Stand der Normung und zeigt schließlich anhand eines Beispiels, wie eine solche Ermittlung ablaufen kann und was dabei bezüglich der Berücksichtigung des Diskontzinssatzes zu beachten ist. Das dritte Kapitel behandelt die Nachhaltigkeit. Vorab wird eine allgemeine Definition gegeben und die geschichtliche Entwicklung zusammengestellt. Danach folgt eine eingehende Betrachtung der Gliederung in 'drei Säulen' im Allgemeinen und deren Bedeutung und Umsetzung im Bauwesen. Im Anschluss erhält man im vierten Kapitel einen Einblick in Zertifizierungen und deren Konstituierung im Bauwesen. Dazu wird ein Überblick über verschiedene Zertifizierungs-Systeme gegeben und die populärsten Systeme wie LEED und BREEAM genauer vorgestellt. Außerdem werden die Bemühungen des Bundes und die Energieeinsparverordnung mit ihrem Energieausweis dargestellt. Weil das DGNB-System neu und vielversprechend - gerade für deutsche Immobilien - ist, widmet sich das nachfolgende, fünfte Kapitel alleine diesem Zertifikat. Hier werden die Erstehungsgeschichte, die Grundgedanken und der Ablauf einer Zertifizierung durch das DGNB erläutert. Das sechste Kapitel soll aufzeigen, welche Argumente für oder gegen eine Zertifizierung sprechen und aus welchen Gründen eine Zertifizierung kritisch zu hinterfragen ist. Außerdem werden Vor- und Nachteile der populärsten Zertifikate aufgezeigt. Abschließend wird im siebten Kapitel eine Zusammenfassung und ein Ausblick in eine mögliche zukünftige Entwicklung gegeben.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3 Nachhaltigkeit


 

3.1 Allgemeines


 

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist nicht eindeutig definiert. Der englische Begriff dafür lautet Sustainability, abgeleitet von dem Adjektiv sustainable, welches neben nachhaltig auch tragbar, umweltverträglich oder zukunftsfähig bedeutet. Der geschichtliche Grundstein der Nachhaltigkeit in Deutschland stammt aus der Forstwirtschaft. Dort versuchte man Anfang des 18. Jahrhunderts die ökonomischen Belange mit der Natur in Einklang zu bringen.[24] Hier wird häufig der Oberberghauptmann Carl von Carlowitz (1645 bis 1714) genannt. Er schrieb zum nachhaltigen Umgang mit den Waldressourcen die Werke ,Sylvicultura oeconomica' oder die ,haußwirthschaftliche [sic!] Nachricht und Naturmäßige [sic!] Anweisung zur wilden Baum-Zucht'.[25] Man kam nach einiger Zeit des Raubbaus an den Wäldern zu der Erkenntnis, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder von Vorteil wäre. Fortan wollte man von den Erträgen leben und dabei nicht die Substanz schmälern. Nach diesem Ansatz ging der Begriff der Nachhaltigkeit, maximum sustainable yield, Anfang des 20. Jahrhunderts auch in die Fischereiwirtschaft ein, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte.[26]

 

„Die Wurzel des Nachhaltigkeitsbegriffs findet sich in der deutschen Forstwirtschaft des frühen 18. Jahrhunderts. Unter einer nachhaltigen Forstwirtschaft wurde die Einhaltung des Grundsatzes verstanden, in einem bestimmten Zeitraum nur so viel Holz zu schlagen, wie in demselben Zeitraum nachwachsen kann" [27]

 

Es dauerte gute 200 Jahre, in denen bei Nachhaltigkeit überwiegend von land- und forstwirtschaftlichen Belangen gesprochen wurde. Erst ab den 1960er Jahren und mit der Ölkrise kam ein Verständnis dafür auf, dass die für den Menschen lebensnotwendige Umwelt durch ihn selbst, seine Technik und Wirtschaft bedroht ist. Man sah durch Bevölkerungswachstum, Ressourcenausbeutung und Umweltverschmutzung einen ökologischen Kollaps bevorstehen. Dieses Bewusstsein führte dazu, dass diese Themen zukünftig als Bestandteil der Weltpolitik öffentlich diskutiert wurden.[28]

 

Zudem wurde deutlich, dass der steigende gesellschaftliche Konsum und die damit verbundene Ausbeutung der Natur „[...] an gewisse Grenzen stoßen könnte [...]". Entgegen bisheriger Theorien fand man begünstigend heraus, dass der gesellschaftliche Wohlstand nicht allein vom Wachstum abhängig ist. Ab einem gewissen Punkt ist der Wohlstandsgrad gesättigt und der Mensch strebt nach nichtmaterialistischen Zielen.[29]

 

Zum aktuellen Zeitpunkt existiert kaum ein Bereich, in dem, wenn es um eine langfristige Zielvorstellung geht, nicht von der Nachhaltigkeit gesprochen wird.

 

Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) prägt und definiert 1987 den Begriff der Nachhaltigkeit neu. Sie fordert in ihrem Bericht, dem so genannten Brundtland-Bericht, ein „Wirtschaften innerhalb der Restriktionen durch die Natur, nach einer Berücksichtigung der Interessen zukünftiger Generationen und [...] Bemühen um einen Ausgleich zwischen armen und reichen Ländern innerhalb der gegenwärtigen Generationen." [30] Seit der Enquete-Kommission 1998 des 13. Bundestages zum „Schutz des Menschen und der Umwelt" wird das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit (s. Abb. 4) propagiert. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit gehen auf Diskussionen aus Umwelt und Wirtschaft zurück und fragen nach einer angemessenen Entwicklung unter ressourcenschonendem Eingriff in die Natur.[31] Somit ist die Nachhaltigkeit die Summe aus ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren.

 

Jede dieser Dimensionen basiert auf eigenen wissenschaftlichen Disziplinen mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, so dass eine Gleichbehandlung keine leichte Aufgabe ist. Es existieren keine einheitlichen Messskalen zwischen den drei Säulen, so dass dies auch ein Angriffspunkt für Skeptiker darstellt - die Gewichtung der Einflussgrößen kann beliebig ausfallen. So gibt es beispielsweise in der Politik Zielkonflikte der unterschiedlichen Ressorts.[32]

 

 

 

Abb. 4: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

 

Das Modell der drei Säulen wird oft als Ansatz in Politik und Wirtschaft herangezogen, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht. Die Säulen sind nicht als klar definierte Systeme zu verstehen, sondern als Handlungsbereiche. Die Quantifizierbarkeit jeder Säule soll dadurch gegeben sein, dass sie als Kapitalart zu betrachten ist. Mit jedem Kapital ist so sorgfältig umzugehen, dass ein Erhalten oder Wachstum für nachfolgende Generationen gesichert ist. Kapital ist hier nicht der monetäre Wert gemeint, sondern ein jeweils spezifischer Wert. Der ökologische Wert besteht z.B. aus erneuerbaren Ressourcen, Land oder Nahrungskreisläufen. Das ökonomische Kapital besteht aus Sach-, Wissens- oder Humankapital, wohingegen öffentliche Einrichtungen oder Funktionen, welche gesellschaftliche Integration fördern, Beispiele für soziales Kapital sind.[33]

 

Die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung und Schutz der Umwelt vor übermäßiger Ausbeutung zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse und sozialökonomischen Faktoren stellen ein Problemfeld der Weltgemeinschaft im 21. Jahrhundert dar. Diese globale Herausforderung wurde 1992 in der , Agenda 21' (UNCED), mit dem Fokus auf die ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung, angenommen.[34] Nachdem im Jahr 1987 im Brundtland-Bericht erstmals die Umwelt- und Entwicklungspolitik miteinander verbunden wurden, ist seit 1994 auch die Nachhaltigkeit als Art. 20a ins Deutsche Grundgesetz eingegangen. Damit ist Nachhaltigkeit ein politisches Ziel und Aufgabe der Regierung.[35]

 

Das Drei-Säulen-Modell ist eines der möglichen Modelle, um die zu schützenden Kapitalarten zu gliedern. Um hinsichtlich der Austauschbarkeit von künstlichem und natürlichem Kapital zu unterscheiden, haben sich drei Betrachtungsweisen gebildet:

 

 Schwache Nachhaltigkeit:

 

Naturkapital und künstliches Kapital sind vollkommen substituierbar, solange der Kapitalstock - Wohlfahrtsniveau - konstant bleibt.

 

 Starke Nachhaltigkeit:

 

Natur- und künstliches Kapital sind nicht substituierbar. Nur „[...] nachwachsendes Naturkapital darf genutzt werden [...]." [36]

 

 Mittlere Nachhaltigkeit /sensible sustainability:

 

„Hier ist eine begrenzte Substituierbarkeit des Naturkapitals durch künstliches Kapital möglich, aber der Kapitalstock darf insgesamt nicht verringert werden und die grundlegenden Funktionen der Umwelt müssen erhalten werden." [37] Die mittlere Nachhaltigkeit lässt sich als eine Mischvariante der beiden anderen verstehen.

 

3.2 Ökologische Ausrichtung


 

Der ökologischen Ausrichtung kommt eine besondere Bedeutung zu, unter anderem weil der Ursprung der Nachhaltigkeit auch dort zu finden ist (s. Kapitel 3.1). Es existieren noch immer viele Nachhaltigkeitskonzepte, die aufgrund befürchteter Schäden an natürlichen Lebensgrundlagen ökologisch dominiert sind. Ziel des ökologischen Aspektes der Nachhaltigkeit ist, das ökologische oder ,natürliche Kapital' [38] derart zu schützen, dass eine dauerhafte Nutzung gegeben ist. Die folgende Zusammenstellung gibt einen Einblick in nachhaltigkeitsspezifische Themen:

 

 Endliche Energieressourcen  Alternative, erneuerbare Energien, Energieverbrauch senken, Energieeffizienz steigern

 

 Rohstoffknappheit  Kapitalerhaltung oder Regenerationsraten (Abbaurate darf Regeneration nicht übersteigen)

 

 Klimaveränderungen (z.B. globale Erwärmung)

 

 Abfall, Recycling, Entsorgung

 

 Raumknappheit

 

 Umweltbelastung / -verschmutzung (z.B. CO2-Emmission)

 

 Naturkreisläufe  Reaktionsvermögen der Umwelt muss berücksichtigt werden

 

 Gefährdete Arten, Artenvielfalt erhalten

 

Mitte des 17. Jahrhunderts galten natürliche Ressourcen in der betrieblichen Leistungserstellung noch als freies Gut - es galt die reine Arbeitswertlehre. „Das Potential der Natur ist unerschöpflich, d.h. es wird davon ausgegangen, dass der Verbrauch von Naturgütern den Zustand der Natur nicht verändert. [. ] Diese Erkenntnis basierte auf der Ansicht, dass die natürlichen Ressourcen unerschöpflich und somit ohne Preis sind." [39] Folglich ergab sich der Wert eines Naturproduktes lediglich aus dem Arbeitsprozess sowie aus Angebot und Nachfrage. Der natürliche Rohstoff war als kostenneutral zu sehen. Dieses Verständnis änderte sich nur langsam. Ein monetärer Nutzen ist aus der ökologischen Nachhaltigkeit bis heute nur indirekt oder durch vorherige Investitionen zu ziehen - Folgekosten, z.B. für Entsorgung, bewirkten jedoch unter anderem, dass seit den 1970er Jahren ökologische Aspekte einen festen Platz in der Betriebswirtschaftslehre haben. Jedoch wurde erst im Jahr 1991 dort Umweltwirtschaft als Fachbereich anerkannt.[40]

...
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Management - Wirtschaft - Coaching

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Weitere Zeitschriften

FESTIVAL Christmas

FESTIVAL Christmas

Fachzeitschriften für Weihnachtsartikel, Geschenke, Floristik, Papeterie und vieles mehr! FESTIVAL Christmas: Die erste und einzige internationale Weihnachts-Fachzeitschrift seit 1994 auf dem ...

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

BIELEFELD GEHT AUS

BIELEFELD GEHT AUS

Freizeit- und Gastronomieführer mit umfangreichem Serviceteil, mehr als 700 Tipps und Adressen für Tag- und Nachtschwärmer Bielefeld genießen Westfälisch und weltoffen – das zeichnet nicht ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...