Einleitend wird zunächst die Relevanz des Themas „Nachhaltigkeit in Lieferketten" in Bezug auf die Globalisierung der Märkte und die daraus entstehenden ökologischen Effekte sowie die externen Kosten des Verkehrssektors erörtert. Anschließend wird der Themenbereich eingegrenzt, die Problemstellung definiert und der Aufbau der Arbeit näher erläutert. Ein Überblick über die Auseinandersetzung von Fachpresse und Wissenschaft mit Fragen der Nachhaltigkeit im Kontext der Logistik schließt die Einführung ab.
Laut neuester OECD-Studie „Umweltausblick bis 2030" sollen die globalen Durchschnittstemperaturen bis zum Jahr 2030 um 1,7 bis 2,4 Grad Celsius ansteigen, was Hitzewellen, Stürme, Dürreperioden und Überschwemmungen zur Folge haben soll. Außerdem muss mit einem Rückgang der Artenvielfalt sowie Wasserknappheit bei gut einem Drittel der Weltbevölkerung gerechnet werden. Verursacher dieses Klimawandels sind die durch die Globalisierung hervorgerufene weltweite Ausdehnung von Industrie, Landwirtschaft und der Ausbau der Infrastruktur[1]. Infolge der Globalisierung und des dadurch steigenden Aufkommens des Güterverkehrs nehmen die transportbedingten Emissionen zu, insbesondere die die Erdatmosphäre schädigenden Kohlenstoffdioxidemissionen (CO2). Somit hat sich der Verkehrssektor zu der weltweit größten Emittentengruppe von CO2 entwickelt. Dies bedeutet, dass zukünftig vor allem Logistikverantwortliche neben der Kostenoptimierung ihre Anstrengungen auf die Reduktion von Schadstoffemissionen im Logistiknetzwerk und in den Lieferketten legen müssen.
Im Folgenden sollen daher die Globalisierung und die hieraus resultierenden ökologischen Effekte sowie die externen Verkehrskosten im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.
Im Idealfall ist Globalisierung dadurch gekennzeichnet, dass die Produktionsfaktoren global beschafft und eingesetzt, Erzeugnisse weltweit hergestellt und vertrieben werden können, wodurch Kosten- und Standortvorteile erzielt werden sollen[2]. Durch Erfahrungspotentiale erzielte Größenvorteile, die Nutzung kostengünstiger
Produktionsfaktoren sowie Synergieeffekte sind nur ein Teil der erwünschten Vorteile der Globalisierung[3].
Die Folgen des globalen Güterhandels sind eine hohe Komplexität des Transportwesens und wachsende Transportentfernungen, was z.B. zu höheren Transportkosten und längeren Lieferzeiten führen kann, verbunden wiederum mit der Folge höherer transportbedingter Umweltbelastungen in der Lieferkette. Somit ist die Globalisierung hinsichtlich Ökonomie und Ökologie nicht nur mit Vorteilen, sondern auch mit einer Reihe von negativen Effekten verbunden. Nachfolgende Tabelle liefert einen Überblick über die positiven wie auch negativen ökologischen Effekte der Globalisierung[4].
Tabelle 1: Ökologische Effekte der Globalisierung
Quelle: in Anlehnung an Sommer (2007), S.5
Obige Tabelle lässt sofort erkennen, dass aus ökologischer Sicht die negativen Effekte die positiven Effekte der Globalisierung übertreffen. Die negativen Effekte enthalten sowohl solche, die aus Unternehmenssicht mit Unternehmenskosten verbunden sind, wie z.B. Kosten für den erhöhten Energieverbrauch, sowie sog. externe Effekte, wie z.B. Lärm oder Emissionen. Diese externen Effekte rufen in Verbindung mit der Verkehrsinfrastruktur wiederum externe Kosten des Verkehrs hervor. Hierzu zählen Verkehrsunfall- und Unfallfolgekosten, Kosten von Lärmemis
sionen, durch Schadstoffemissionen verursachte Kosten der Luftverschmutzung, Stauungskosten sowie Kosten des Klimawandels aufgrund von CO2-Emissionen[5]. Soweit diese Kosten dem verursachenden Unternehmen zugerechnet werden können, werden sie auch von diesem getragen, während die Kosten, die nicht zugeordnet werden können, von Dritten, z.B. der Gesellschaft oder der Umwelt, zu tragen sind.
Die externen Kosten des Verkehrs, die Faktoren der Globalisierung sowie die aktuelle Klimaschutzdebatte rücken den Ressourcen- und Energieverbrauch der Industrie verstärkt in das Blickfeld von Konsumenten, Endproduktherstellern und Logistikunternehmen. Es gilt, nachhaltige Konzepte in die Wertschöpfungskette zu integrieren, um die wirtschaftliche Effizienz zu erhöhen und gleichzeitig Emissionen innerhalb des Logistiknetzes sowie die nachteiligen ökologischen Auswirkungen zu reduzieren. Die Frage ist, inwieweit Umweltaspekte in der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden können und müssen. Hierzu sind genaue Kenntnisse über alle Stufen der Supply Chain (SC) notwendig. Es muss die komplette Lieferkette vom Lieferanten bis zum Endkunden unter den Gesichtspunkten von Kosten, Emissionen und der Wettbewerbsfähigkeit betrachtet werden, um Möglichkeiten und Schwachstellen in der SC aufzeigen zu können.
Da sich das ökologische Image eines Unternehmens und seiner Produkte bei vielen Kunden immer mehr zu einem Absatzkriterium entwickelt, ist das Ziel dieser Arbeit, Möglichkeiten aufzuzeigen, zu vergleichen und zu bewerten, wie innerhalb der einzelnen Stationen von Lieferketten, beim Einsatz entsprechender Verkehrsträger, CO2-Emissionen reduziert werden können.
Hauptakteur ist das Handelsunternehmen am Ende der Lieferkette und dessen Entscheidungskompetenz. Die behandelten Umwelteffekte sind die CO2- Emissionen der einzelnen Verkehrsträger[6]. Die Entscheidungskompetenz des Handelsunternehmens hinsichtlich der gesamten Lieferkette ist eingeschränkt, d.h. es kann lediglich für das Unternehmen und die direkten Partner Entscheidungen treffen und hat keine Möglichkeit, Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu treffen, die außerhalb seines Unternehmens liegen. In den Ausführungen werden auch der inner- und zwischenbetriebliche Umweltschutz betrachtet, da dieser in der Entscheidungsgewalt eines jeden Unternehmens liegt und dies eine notwendige Voraussetzung für eine ökologisch nachhaltige SC darstellt. Bei der Verkehrsträgerwahl kann das Handelsunternehmen lediglich den einzusetzenden Verkehrsträger vorgeben. Aufgrund der Relevanz des Themas werden auch technische, politische und betriebliche Umweltschutzmaßnahmen, welche nicht im Entscheidungsrahmen des Unternehmens liegen, genannt, um die Handlungsaktivitäten zum Umweltschutz aller Beteiligten aufzuzeigen.
Die Arbeit gliedert sich in 7 Kapitel. Nach einer kurzen Einführung werden im Kapitel 1 die Problemstellung des Themas und seine Relevanz dargestellt. Nach der Themenabgrenzung wird im Folgenden der Aufbau der Arbeit umrissen. Als letzter Punkt wird anhand einer Literaturanalyse der aktuelle Stand der Umweltfokussierung in Lieferketten vorgestellt.
Kapitel 2 soll ein Grundverständnis für die Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Logistik in Bezug auf Green Supply Chain Management (GSCM) schaffen. Hierfür wird zuerst der GSCM-Ansatz erläutert und die Begriffe „Nachhaltigkeit" und „Logistik" erklärt, um darauffolgend näher auf die Logistik einzugehen. Nachdem der Gegenstand der Logistik, deren Entwicklung und Interpretationsformen erläutert wurden, schließt das Kapitel mit dem Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Logistik.
Kapitel 3 befasst sich mit der Verfolgung des Umweltschutzes innerhalb einzelner Unternehmen bzw. zwischen Unternehmen. Hierfür wird auf betriebliches Umweltmanagement (UM) und Stoffstrommanagement (SSM) eingegangen. Nach einer näheren Betrachtung der Managementkonzepte werden diese voneinander abgegrenzt.
In Kapitel 4 werden Grundlagen von Supply Chains (SC) und Supply Chain Management (SCM) erläutert um daraufhin auf die Umweltorientierung in diesen einzugehen.
In Kapitel 5 werden die einzelnen Stationen einer SC in Bezug auf Energie- und Kosteneffizienz theoretisch betrachtet. Nach möglichen Konzepten zur Unternehmensausrichtung von Handelsunternehmen befasst sich das Unterkapitel Transport und Umschlag mit den technisch-organisatorischen Differenzierungsmerkmalen und der Verkehrsträgerwahl. Nach Ausführungen über Güterverkehrszentren und City-Logistik schließt das Kapitel mit einem umfangreichen Fazit ab. Aufbauend auf Kapitel 5 werden in Kapitel 6 die Maßnahmen zur Umsetzung von Umweltschutz anhand einer fiktiven Konsumgütersendung aus China beschrieben. Der Fokus soll hier auf der Verkehrsträgerwahl liegen, welche sich aufgrund der Sendungsanforderungen auf den See- und Luftgüterverkehr beschränkt. Abschließend werden beide Transportmittel in Bezug auf Kosten und Emissionen verglichen.
Abgeleitet von den Erkenntnissen aus Kapitel 5 und 6 wird in Kapitel 7 ein ausführliches Fazit gezogen. Zunächst erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit hinsichtlich Nachhaltigkeit in Lieferketten. Ein Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen soll schließlich auch Potenziale und Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft skizzieren.
Anhand aktueller Publikationen von Logistik-Fachjournalisten und der Auseinandersetzung der Wissenschaft mit Fragen der Ökologie im Kontext der Logistik...