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Nachhaltigkeitsberichterstattung in der chemischen Industrie

AutorGrigoria Alevromageirou
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl113 Seiten
ISBN9783638038782
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich VWL - Umweltökonomie, Note: 1,7, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 60 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach der UNCED Weltkonferenz in Rio de Janeiro (1992) hat sich mit dem Aktionsprogramm Agenda 21 der Begriff der Nachhaltigen Entwicklung für die Privatwirtschaft etabliert. Die Agenda 21 war die Reaktion auf einen im Zuge der Globalisierung raschen Wandel, der mit einer Vielzahl von Finanzskandalen, erheblichen globalen Umweltbeeinträchtigungen (zum Beispiel Klimaveränderung, Trinkwasserverschmutzung und -verknappung sowie armutsbedingte Umweltzerstörungen in den Ländern der Dritten Welt) verbunden ist. Darüber hinaus sind auch soziale Probleme, wie steigende Arbeitslosigkeit und Menschenrechtsverletzungen, zu beobachten. Die Verantwortung der Unternehmen sollte nicht nur auf die betriebswirtschaftliche Dimension begrenzt sein. Die Gestaltung einer Unternehmensethik, die eine auch in ethischer Perspektive gesellschaftliche und ökologische Verantwortung berücksichtigt, ist die neue Herausforderung insbesondere für global agierende Unternehmen. Die Unternehmen sind auch zunehmend gefordert, die Auswirkungen ihres Handelns auf Gesellschaft und Umwelt aufzuzeigen, um mehr Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Öffentlichkeit zu erlangen. Eine anerkannte Form der Rechenschaftslegung, die Themen der ökonomischen, ökologischen sowie auch der sozialen Verantwortung einbezieht, ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dabei ist seit einigen Jahren ein Wandel von der eindimensionalen Berichterstattung (z.B. Geschäftsbericht, Umweltbericht) hin zu einer integrierten Berichterstattung, die die ökonomische, ökologische und soziale Dimension der Nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt, zu beobachten. 'Derzeit existieren zahlreiche Ansätze, Anforderungen und Vorschläge für nachhaltige Berichterstattung. Angesichts dieser Vielfalt besteht jedoch eine gewisse Unsicherheit darüber, welche grundlegenden Anforderungen berücksichtigt werden sollen'. Ziel der vorliegenden Arbeit ist den aktuellen Status der Nachhaltigkeitsberichterstattung darzustellen.

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Leseprobe

3 Nachhaltigkeitsberichterstattung


 

3.1 Vorbemerkungen


 

„We define sustainable development reports as public reports by companies to provide internal and external stakeholders with a picture of corporate position and activities on economic, enviromental and social dimensions. In short, such reports attempt to describe the company’s constribution toward sustainable development.“[30]

 

Der Nachhaltigkeitsbericht, ein von Unternehmensseite wesentliches Instrument der Nachhaltigkeitskommunikation, wird häufig unter den Bezeichnungen wie „Triple-Bottom-Line-Report“ oder „Corporate Social Responsibility Report“ (CSR) veröffentlicht. Der inhaltliche Anspruch und die Komplexität dieses Berichts, wie schon in Kapitel 2 grob erwähnt, basieren auf bisherigen Berichtsformen. Zusätzlich zu diesen fokussiert er nicht einseitig auf isolierte Aspekte der unternehmerischen Leistung, sondern auf die Darstellung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte der betrieblichen Tätigkeit und verfolgt die Analyse der dazwischen bestehenden Wirkungszusammenhänge, Synergien und Zielkonflikte.[31] Die „Tripple-Bottom-Line“-Reports präsentieren Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsaspekte meist in eigenen Kapiteln. Das bedeutet aber nicht, dass es keine integrierte Betrachtung gibt. Wenn im Wirtschaftsteil Produktlebenszyklen dargestellt werden, werden Umwelt und Ökonomie gemeinsam betrachtet und auch wenn im Sozialkapitel die Auswirkungen aus Verkehr, Beschäftigung oder Betriebsschließungen beschrieben werden, sind wiederum alle drei Säulen der Nachhaltigkeit vereint.[32]

 

Der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung Dr. Volker Hauff sagte in seiner Rede aus Anlass der Präsentation zum Ranking von Nachhaltigkeitsberichten 2005 durch IÖW und future e.V: „Nachhaltigkeitsberichte leisten eine wichtige Voraussetzung für den Dialog der Unternehmen mit der Gesellschaft. Nur die ehrliche, lückenlose und glaubwürdige Berichterstattung über die Aktivitäten wird vom Verbraucher mit Vertrauen honoriert.“[33] Er betonte auch, dass Glaubwürdigkeit Transparenz braucht und Grundlage für Transparenz eine glaubwürdige Berichterstattung und die offene Kommunikation zwischen Unternehmen und Stakeholdern sind. Eine wichtige Voraussetzung für den Dialog mit den verschiedenen Zielgruppen ist die Berichterstattung über Visionen, Ziele, Strategien und Aktionen des Unternehmens. Die Themen, wie Arbeits- und Sozialbedingungen, Tragfähigkeit des Ökosystems beim Umgang mit Materie und Energie, Verwirklichung von Gerechtigkeit und Konfliktausgleich, sowie Rolle des Unternehmens bei Verteilung von Reichtum, sollen von jedem international agierenden Unternehmen in einem Nachhaltigkeitsbericht erfasst werden.[34] Es gibt die folgenden drei Formen von Nachhaltigkeitsberichten:[35]

 

1. Einige Berichte fassen Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialbericht zusammen. Der Nachhaltigkeitsbericht bei diesen Unternehmen, die häufig nach der DIN EN ISO 14001 zertifiziert wurden, ersetzt die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Der Bericht ist nach ISO 14001, im Gegensatz zur Umwelterklärung nach EMAS, nicht zwingend vorgeschrieben.

2. Andere Unternehmen (z.B. Bayer, Henkel) greifen sich einzelne Aspekte von Nachhaltigkeit heraus und betonen sie in ihrem Bericht höchst unterschiedlich.

3. Andere Unternehmen integrieren in ihrem Nachhaltigkeitsbericht ihre Umwelterklärung nach EMAS und fügen dieser ergänzende Informationen zu Wirtschaft und Sozialem bei.

 

Alle Berichte umfassen die drei Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung, aber die Gewichtung ist höchst unterschiedlich, so dass eine Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichte nicht möglich ist.

 

Für die Verbesserung und Förderung der Nachhaltigkeitsberichterstattung haben verschiedene Institutionen Leitfäden, Richtlinien und Normen veröffentlicht. Diese sorgen für eine Standardisierung der Berichterstattung und die Festlegung von bestimmten Kernbereichen sowie Kennzahlen und Indikatoren, die die Bewertung der Unternehmensleistung erleichtern sollen. Die Leitfäden dienen als Handlungsorientierung und die Richtlinien, die z.B. von Verbänden und Ministerien herausgegeben werden, zeigen einen verbindlichen Charakter. Durch Normierungsorganisationen werden die Normen entwickelt und sind z.T. die Grundlage für mögliche Zertifizierungsprozesse.[36] Die internationale Nachhaltigkeitsberichterstattung ist von der Global Reporting Initiative (GRI) durch den international verbreiteten GRI-Leitfaden entscheidend gefördert worden. Für Unternehmen ab einer bestimmten Unternehmensgröße wird eine Berichtspflicht gefordert, die ökonomische, ökologische und soziale Leistungen beinhaltet. Dänemark, Frankreich und Schweden sind Beispiele derjenigen Länder, bei denen es eine gesetzliche Verpflichtung über Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten, gibt.[37]

 

3.2Gründe und Hauptmotive der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen


 

Mögliche Gründe für die Unternehmen, die über Nachhaltigkeitsaspekte berichten, können die folgenden sein:[38]

 

Erfüllung gesellschaftlicher Ansprüche

 

Die Unternehmensleitung muss zur Sicherung der Ressourcenverfügbarkeit (z. B. Arbeit, Kapital, Know-how) die gesellschaftlichen Ansprüche berücksichtigen. Der Zweck des Unternehmens wird von den ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen der Stakeholder beeinflusst, die entsprechende Informationen einfordern. Das unternehmerische Handeln und dessen Wirkungen werden mit einer Nachhaltigkeitsberichterstattung legitimiert.

 

Sicherung der Glaubwürdigkeit

 

Die Erzielung der Glaubwürdigkeit und der Aufbau des Vertrauens in das Unternehmen sollen durch eine transparente Berichterstattung erreicht werden.[39] Die interne Diskussion im Unternehmen, in der die Mitarbeiter und -innen die Chance haben, ihre Ideen, Vorschläge und Kritik zu äußern, gilt als wesentlicher Bestandteil transparenter und glaubwürdiger Unternehmenspolitik.

 

Aufbau von Reputation

 

Der Unternehmenserfolg und unternehmerische Handlungen werden durch eine hohe Unternehmensreputation gestützt, welche den Umgang mit den Stakeholdern vereinfacht. Die Unternehmen mit einer nachhaltigkeitsorientierten Unternehmenspolitik können sich einen Vorteil gegenüber Konkurrenten verschaffen, die ein ökologisch-soziales Engagement vernachlässigen.

 

Betriebsinterne Information und Steuerung

 

Eine Nachhaltigkeitsberichterstattung wirkt motivierend für die Mitarbeiter, die z. B. bei der Sammlung von Informationen oder bei Maßnahmen zur Umsetzung der nachhaltigen Unternehmensentwicklung teilnehmen.

 

Zwischenbetrieblicher Vergleich

 

Eine glaubwürdige Berichterstattung, die über die nachhaltige Unternehmensleistung informiert, ermöglicht ein Unternehmensvergleich. Die Berichtsformen sollen trotz des gebotenen Handlungsspielraums zur flexiblen und individuellen Gestaltung von Nachhaltigkeitsberichten ein aussagekräftiges Benchmarking der nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensperformance zwischen den Unternehmen als auch über die Zeit unterstützen.

 

Die Motive für eine aktive Kommunikation können von Unternehmen zu Unternehmen oder von Branche zu Branche unterschiedlich sein. Das IÖW hat in einer Befragung drei wesentliche Berichterstattungsmotive identifiziert:[40]

 

Marktorientierte Motive

 

Wenn ökologische oder soziale Überlegungen für die Kaufentscheidung eine wichtige Rolle spielen, ist es von größtem Interesse, dass das Nachhaltigkeitsengagement einen klaren Marktbezug aufweist. Im Marketing ist es wichtig nicht nur leistungsstark zu sein, sondern dies im Markt auch eindeutig zu kommunizieren.

 

Managementorientierte Motive

 

Die kleinen und mittleren Unternehmen sehen sich keineswegs als Gegenstand öffentlichen Interesses und stehen nicht unter dem Druck der öffentlichen Kritik oder Pressekritik. Eine wichtige Aufgabe der Nachhaltigkeitsberichterstattung in solchen Unternehmen besteht darin, ihr internes Sozial- und Umweltmanagement zu fördern. Die Hauptaufgabe der Berichte ist die Unterstützung des Controllings sowie auch die Information und Motivation von Mitarbeitern. Der Bericht wird für Kommunikation innerhalb des Unternehmens genutzt und für die Unterstützung von Managementfunktionen eingesetzt.

 

Öffentlichkeitsorientierte Motive

 

Die Großunternehmen wie z.B. der Chemieindustrie stehen seit Jahren unter öffentlichem Druck wegen des mangelnden öffentlichen Vertrauens in den Bereichen Umweltschutz, Anlage- und Produktsicherheit. Ziel der öffentlichkeitssensiblen Branchen ist es, mittels Kommunikation Vertrauen und Glaubwürdigkeit und mehr öffentliche Akzeptanz für ihre Produkte aufzubauen. Der Nachhaltigkeitsbericht trägt dazu bei, dass den Stakeholdern die Wechselwirkungen und Zielkonflikte, die zwischen den verschiedenen Dimensionen bestehen, verdeutlicht werden.

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