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Naturerfahrung in der Umweltpädagogik: Die Bedeutung unmittelbarer, sinnlicher Erfahrung von Natur für umweltgerechtes Verhalten - Mit einem Nachwort zur Naturbeziehung

AutorRobert Gandert
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl41 Seiten
ISBN9783956848032
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die vorliegende Arbeit untersucht ausgewählte Texte der Umweltpädagogik auf die dort ausgearbeitete Bedeutung der Naturerfahrung für umweltgerechtes Verhalten. Hierbei werden zunächst auf Naturerfahrung zentrierende Texte untersucht. In einem zweiten Schritt wird das Thema Naturerfahrung in das größere Gefüge der Umweltpädagogik eingeordnet und dies wiederum in bestimmten Positionen verortnet. In den ersten Texten wird eine wie vielleicht zu erwarten eher direktere Beziehung zum umweltgerechten Verhalten angesetzt. Dies trifft auf die differenzierten und einordnenden Betrachtungen aber nicht zu. Hier werden auch kritische Anmerkungen zur 'positiven' Naturerfahrung gehört. Mitsamt einer kurzen Beleuchtung zweier empirischer Studien wird ein Fazit gezogen. Notwendig wenn auch nicht hinreichend ordnet sich Naturerfahrung als Baustein pädagogischer Maßnahmen zur Objektivierung und Subjektivierung des Mensch-Natur-Verhältnisses in das Gefüge Umweltpädagogik ein. Diese Arbeit begleitet den Leser in eine erste Differenzierung. Ein kurzes und zehn Jahre nach der Anfertigung der Arbeit ergänztes Nachwort wird dem Leser abschließend eine der vielen Möglichkeiten zur Weiterarbeit aufzeigen.

Robert Gandert (M.A.) wurde 1981 in Kassel geboren. Das Studium der Pädagogik und Erziehungswissenschaft sowie der Biologie und Chemie an den Universitäten Göttingen und Hamburg schloss der Autor im Jahr 2010 mit dem akademischen Grad eines Magister Artiu

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1.2, Das Verständnis des Begriffs 'Natur': Die Begriffe Natur und Umwelt sind sprachlich und im umweltpädagogischen Zusammenhang nicht genau definierte Begriffe, sie werden unterschiedlich verwendet. Sie beschreiben weitestgehend die räumliche Umgebung, in der Menschen sich aufhalten und leben. Außerdem ist eine '(...) scharfe begriffliche Abgrenzung zwischen Natur und Umwelt (...) nicht möglich, zumal dieser noch junge dialektische Prozeß zwischen Natur und dynamischer städtischer Umwelt noch voll im Gange ist (...)' (Becker 2000, S. 140). Angesichts der in dieser Arbeit getroffenen Definition von Natur und Umwelt, nach welcher Natur und Umwelt allumfassend ist, also belebte und unbelebte Materie sowie vom Menschen beeinflusster und unbeeinflusster Raum, erscheinen die Räume, in welchen Naturerfahrung laut der im ersten Kapitel untersuchten Literatur stattfinden soll, vielmehr als Spezialisierungen hinsichtlich bestimmter Wirkungsvorstellungen für Naturerfahrung. Winkel schildert Wahrnehmungen, so wie sie derzeit in der Gesellschaft gemacht werden, als künstlich. Er begründet dies damit, dass sie an Kulturprodukten gemacht werden, und beschreibt aufgrund dessen die ganze Sinneswelt als gestört. Sinneserfahrungen, welche an synthetischen und durch Manipulation synthetisch gewordenen Materialien gemacht werden, lehnt er in seiner Sinneslehre ab. Entsprechend der postulierten Problemlage sind auch die Objekte seiner Naturerfahrung ausgesucht. Insbesondere gewachsene und in ihrer Form belassene, das heißt der vom Menschen unbeeinflussten Umwelt entnommene, Materialien und Objekte, die aus diesen Materialien in einfacher, nachvollziehbarer Weise zusammengesetzt wurden, sind die von ihm zugelassenen Quellen von Sinneseindrücken, beispielsweise Kleidung aus Baumwolle mit Holzknöpfen. Entsprechend sind, wie bereits in vorherigen Kapitel festgestellt, über vom Menschen geschaffene Medien vermittelte Sinneseindrücke abzulehnen, wie zum Beispiel Musik, welche von Tonträgern abgespielt und nicht direkt von Instrumenten erzeugt wird. Winkel grenzt die Reichweite von Naturerfahrung also nicht durch die Angabe von Räumen, welche seiner Meinung nach für Naturerfahrung geeignet sind, ab, sondern durch die Angabe von Materialien. Cornell beschreibt in seinem Konzept zur Naturerfahrung Flora und Fauna, aber auch ganze Landschaftsteile, beispielsweise eine Schlucht, die von einer entfernten und erhöhten Position aus gesehen wird, als Objekte von Naturerfahrung. Angesichts der Problemlage, dass größere unbebaute Landschaften nicht immer in der Nähe sind, ist sein Konzept von Naturerfahrung darauf ausgelegt, Alternativen zu bieten. Im Bereich von Naturerfahrung betont er ausdrücklich die Möglichkeiten öffentlicher Parks hinsichtlich intensiver Naturerfahrungen. Die Reichweite Cornells Naturerfahrung findet ihre Grenzen also an vom Menschen geschaffenen Gebäuden und Gegenständen, die ganz klar unbelebt sind. Knauer u. Brandt widmen dem Thema der Reichweite der von ihnen konzipierten Naturerfahrung einen separaten Punkt, in dem systematisch auf das Problem der Reichweite eingegangen wird. Angesichts der Tatsache, dass der Großteil der Kinder und Jugendlichen in Städten lebt, gilt es, die Reichweite von Naturerfahrung, wenn Umwelt lediglich als unberührte Natur verstanden wird, zu erweitern. Denn die Alltagserfahrung der Umwelt habe die herausragende Bedeutung in der Naturerfahrung. Im Gegensatz zu Naturerfahrung, welche zum Beispiel bei Ausflügen mit dem Auto gemacht wird. Denn die alltägliche Naturerfahrung wäre die einzige, welche selbstständig gemacht werden könne. Sie sprechen Tiergehegen, Wildparks und Waldspaziergängen jedoch die Bedeutung für Naturerfahrung nicht ab. Knauer u. Brandt nennen als Objekte von Naturerfahrung Flora und Fauna, als auch weitgreifendere Naturphänomene wie zum Beispiel das Wetter. In ihrem Sinne gilt, es Geräusche und Gerüche, welche der Umgebung entspringen, aufzufangen und bewusst wahrzunehmen. Die Reichweite von Naturwahrnehmung wird also gezielt auf städtische Landschaften erweitert, um dort nach Naturphänomenen zu suchen, wie sie auch in unberührter Natur zu finden sind. Göpfert ordnet seiner Naturerfahrung vor allem Lebendiges als Objekt zu, was es zu entdecken gilt. Dieses Lebendige sei in seiner Eigenwertigkeit und Einmaligkeit zu erfassen. Er differenziert aber bezüglich Naturerfahrung zwischen sogenannter kulturell gestalteter Umwelt und unversehrter Natur, und so soll Naturerfahrung in eben dieser unversehrten Natur stattfinden und an allem, was es dort wahrzunehmen gilt. Dies stellt einen definitiven Gegensatz zum vorherigen Entwurf von Knauer u. Brandt dar. Alle vier Modelle von Naturerfahrung unterscheiden sich in ihrer Art, die Reichweite festzusetzen. Winkel, Cornell und Knauer u. Brandt beschreiben die Grenze der Reichweite ihrer Naturerfahrung an von Menschen, in mehr oder weniger komplexer Weise, geschaffenen Gegenständen und Gebäuden Sie schließen die dort daran oder darauf vorkommende Flora und Fauna aber ausdrücklich in ihr Modell ein. Eine als deutlich kulturell gestaltet erkennbare Umwelt als Ort von Naturerfahrung schließt lediglich Göpfert aus. Über die große Bedeutung von Umwelt, welche vom Menschen weitgehend unbeeinflusst ist, ist man sich aber einig. Diese bei Winkel, Cornell und Knauer u. Brandt weitestgehend großzügige Grenzziehung verdeutlicht den Trend, Naturerfahrungsmöglichkeiten in der Stadt verwirklichen zu wollen, angesichts der Feststellung, dass unberührte Natur nicht immer für Kinder und Jugendliche erreichbar ist. Dem Lebendigen ordnen alle Modelle ebenfalls eine primäre Bedeutung für Naturerfahrung zu. Abschließend bleibt anzumerken, dass Cornell, Knauer u. Brandt und Göpfert im Gegensatz zu Winkel verstärkt die Bedeutung von Naturphänomenen betonen, jeweils in dem Bereich, den sie für Naturerfahrung als geeignet befinden.
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