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E-Book

Neue Formen der Erlebnispädagogik

Aufgezeigt an Fallbeispielen

AutorInes Haier
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl94 Seiten
ISBN9783638049351
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 2,00, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau, 43 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Erlebnispädagogik ist ein weit gefächertes Terrain, das bis heute auf der Suche nach sich selbst ist. Immer noch fällt es schwer, eine einheitliche Definition von Erlebnispädagogik in all ihren Formen und Facetten zu geben. Das zeigt, dass die Erlebnispädagogik noch nicht ausgereift ist und sie sich noch immer in einem Prozess der Weiterentwicklung befindet. Neue Sichtweisen und Formen der Erlebnispädagogik sind daher gefragter als je zuvor. Wer sich auf erlebnispädagogischem Gebiet bewegt wird schnell feststellen, wie schwierig es sich darstellt, zu wirklich guten, neuen Ansätzen vorzustoßen. Dennoch hat man bei der Erlebnispädagogik noch gute Chancen beim Ausbau ihres Wesens mitzuwirken. Das Gebiet, auf dem ich mich bewege, ist die erlebnispädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Im Jahre 2003 habe ich bei EOS-Erlebnispädagogik e.V. begonnen, eine 2 jährige berufsbegleitende Ausbildung in Erlebnispädagogik (mit waldorfpädagogischen Hintergrund) zu absolvieren. Noch während der Ausbildung engagierte ich mich bei zahlreichen Ferienlagern und Klassenfahrten und arbeitete mich somit immer weiter in die erlebnispädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein. Als ich merkte, mit wie viel Freude die Kinder und Jugendlichen an den Ferienlagern teilnahmen und welche starken Auswirkungen allein ein Ferienlager auf das Leben von einzelnen Kindern haben kann, bekam die Erlebnispädagogik einen zentralen Stellenwert in meinem Leben. Immer wieder bemerkte ich, dass z.B. gerade Kinder und Jugendliche, die als sog. ADS- Kinder mit schwieriger schulischer Laufbahn galten, sich auf Ferienlagern ganz anders zeigten. Dadurch wurde mir immer klarer, dass diese erlebnispädagogischen Ferienlager eine wichtige Ergänzung zur schulischen Bildung darstellen können. Auch während meiner zahlreichen pädagogischen Praktika aufgrund meines Lehramtstudiums versuchte ich, einige erlebnispädagogische Elemente in meinen Unterricht mit einfließen zu lassen. Ganz besonders merkte ich, dass die Kinder an meinen Lippen hingen, wenn ich ihnen Geschichten erzählte. Dasselbe Phänomen bemerkte ich auch auf den Ferienlagern, nämlich, dass man Kinder durch Geschichten auf einer ganz tiefen seelischen Ebene ansprechen kann.

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Leseprobe

Wirkungsmodelle der Erlebnispädagogik


 

In der Erlebnispädagogik ist es schwierig zu überprüfen oder nachzuweisen welche Wirkungen sich bei den Teilnehmern nach bestimmten Aktionen einstellen. Daher sind die erlebnispädagogischen Maßnahmen, trotz ihrer vielen Anwendung bezüglich ihres Transfers und ihrer langfristigeren Lerneffekte noch oft umstritten. Dabei wird sich immer wieder die Frage nach dem Transfer in den Alltag gestellt.

 

Als Transfer wird das Fortschreiten des Lernenden vom Konkreten zum Abstrakten verstanden, indem er bei einer erlebnispädagogischen Situation neue Verhaltensweisen an sich entdeckt und diese Lernerfahrung generalisiert und auf andere Situationen im Alltag überträgt.

 

Da die Kurseinheiten in der Erlebnispädagogik meist sehr kurz sind und oftmals keine Nachbetreuung nach Beendigung des Kurses als Transfer- Hilfestellung in den Alltag beinhalten, fragt man sich, welche Methode man anwenden muss, um die Chancen bei den Teilnehmern auf einen guten Transfer in  die Alltagswelt zu erhöhen.

 

Die Modelle, die ich nun vorstellen möchte, zeigen eine Entwicklung auf der Suche nach der richtigen Methode. Dennoch stellen diese Modelle noch keine endgültige Methode für ein gutes neues erlebnispädagogisches Modell dar, bei dem man von einem guten Transfer in den Alltag ausgehen kann. Immer noch wird nach neuen Formen und Modellen in der Erlebnispädagogik gesucht.

 

The Mountain speaks for themselves


 

The Mountain speaks for themselves ist eine Theorie aus den sechziger Jahren, die davon ausgeht, dass die Natur und die erlebnispädagogischen Aktivitäten, die man darin tut, ihre Wirkung haben und für sich selber sprechen. Man geht davon aus, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen in der Natur selbst deuten und umsetzen können. Auswertungen nach einer Aktion finden daher meist nicht statt. Diese Form von Erlebnispädagogik wird fast ausschließlich in Form von Abenteuer-Unternehmungen in der Natur praktiziert. Das Eingehen von Wagnis ist bei dieser Art der Erlebnispädagogik sehr wichtig. Wobei das nicht gleich zu bedeuten hat, dass man einen Bungee Sprung oder spektakuläre Extremerfahrungen machen muss, um zu den für das Veränderungslernen wichtigen Grenzerfahrungen zu gelangen. Um die Sicherheit der Teilnehmer auch ohne großen Aufwand zu gewährleisten, können diese auch im subjektiven  Bereich stattfinden.  (vgl. Hufenus in Zeitschrift für Erlebnispädagogik, 1998, S.25) Dennoch waren die Kurse damals noch zeitlich wesentlich länger (vier Wochen) und damit war die Chance, dass die Teilnehmer zu Schlüsselerlebnissen gelangen konnten wesentlich höher.

 

Kritik am „The Mountain Speaks for themselves“ Modell

 

Die Methode des „The Mountain speaks for themselves“, bei der das Medium bereits für sich zu sprechen hat, ohne dass die Aktivität für den Teilnehmer aufgefangen oder reflektiert wird, ist meiner Meinung nach eine unzureichende Methode für die erlebnispädagogische Arbeit. Die Aktionen werden bei dieser Methode nicht auf die Bedürfnisse der Gruppe abgestimmt. Sie ist daher auch nicht für eine zielgerichtete Problemlösung in einer Gruppe geeignet. Da keine Reflexion der Aktion stattfindet, kann auch nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingegangen werden. Das gezielte Bilden von Teams, durch die Integration jedes Einzelnen in die Gruppe ist bei dieser Methode auch nicht vorhersagbar.

 

Hinter dieser Methode steht der Glaube, je stärker ein Ereignis erlebt wird, umso relevanter für die persönliche Entwicklung. Dabei hat man längst herausgefunden, dass die Schwere eines Ereignisses allein nicht dafür verantwortlich ist, wie entwicklungsrelevant ein Erlebnis wird.

 

Outward Bound Plus Modell


 

Diese Methode des „Outward Bound Plus“ Konzeptes, geht davon aus, dass ein Erlebnis größere und bleibendere Wirkung zeigt, wenn man es danach reflektiert. Dabei wird das Erlebnis dann zu einem Erfahrungslernen. Durch die geführte und strukturierte Reflexion im Nachhinein werden die Teilnehmer mit ihrem Erlebnis aufgefangen und können dieses besser verarbeiten und dadurch auch eine größere Lernerfahrung daraus ziehen. Diese Methode wird in der Erlebnispädagogik am häufigsten angewendet, gerade bei Outdoor- Aktivitäten oder Reiseprojekten. Die Angebote sind klar strukturiert und geplant und meist so angelegt, dass sie immer wieder durchführbar sind. Der Transfer-Erfolg in den Alltag basiert hier darauf, dass die Erfahrungen, die die Teilnehmer gemacht haben, noch am selben Abend reflektiert und ausgewertet werden. Oftmals beinhalten diese Programme auch eine Nachevaluation, ein sog. Follow up, das mit den Teilnehmern einige Zeit nach der Aktion durchgeführt wird. (vgl. ebenda S. 26)

 

Kritik am „Outward Bound Plus“ Modell

 

Die „Outward Bound Plus“ Methode arbeitet mit der Reflexion und gewährleistet den Teilnehmern dadurch eine Rückschau auf das Erlebte. Die Mitarbeiter versuchen damit zusammen mit den Teilnehmern die Erlebnisse zu verarbeiten. Dabei verschiebt sich jedoch das Lernen in der Aktion, auf ein Lernen aus der Reflexion und die Lernchancen, die bereits in der Aktion selber liegen werden  nicht mehr gesehen und genutzt. Bei einer Reflexion durch den Kopf, kann es auch immer wieder vorkommen, dass Erfahrungen im Nachhinein verzerrt werden. Denn eine „wirkungsmächtige Nachbesprechung kann zum Transfer beitragen, aber nicht – wie normalerweise angenommen – indem sie dem Schüler hilft zu „verstehen“, was er zuvor gelernt hat.“ (Bacon, 1998, S. 40) Auch bei dieser Methode kann im Vorhinein nicht zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse der Gruppe eingegangen werden.

 

Metaphorische Erlebnispädagogik


 

Bei dieser Methode, werden die erlebnispädagogischen Aktivitäten auf die persönlichen Ziele und Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt. Die Probleme und Ziele einer Gruppe müssen dem Leiter daher schon, bevor die Aktion geplant wird, bekannt sein. Dann wird versucht, das Problem, z.B. metaphorisch,  in den Bergen nachzustellen. Ein Beispiel: Teilnehmer lernen das Felsklettern. Indem sie das tun, lernen sie zugleich ruhig zu bleiben und das Vertrauen in die sichernde Person aufzubauen. Dies kann den Teilnehmern dann z.B. helfen auch im Alltag mehr Vertrauen in Menschen zu haben. Metaphorische Erlebnispädagogik findet jedoch auch in anderen Erlebnisräumen als der Natur statt. Wobei die Natur wohl die meisten Metaphern zum Nachstellen einer Situation liefern kann. Wichtig bei dieser Methode ist es, dass die Spiele und Aktivitäten richtig auf die Gruppe zugeschnitten sind, damit am Ende der gewünschte Lernerfolg stattfinden kann.  

 

(vgl. ebenda, S.26) „Das Maß an Isomorphie zwischen der metaphorischen und der entsprechenden Lebenssituation stellt den Schlüsselfaktor dar, der zu bestimmen erlaubt, ob eine Erfahrung als metaphorisch gelten kann. Isomorph bedeutet dabei strukturgleich. Wenn alle Hauptbestandteile einer Erfahrung in korrespondierenden Elementen einer zweiten repräsentiert werden und wenn die übergreifende Struktur der beiden Erfahrungen einen hohen Grad an Ähnlichkeit aufweist, dann treten die beiden Erfahrungen metaphorisch füreinander ein.“ (Bacon, 1998, S. 32)

 

Kritik am Metaphorischen Modell

 

Die Methode der „metaphorischen Erlebnispädagogik“ kann das Problem der genauen Anpassung der Aktivität auf den Teilnehmer lösen, wenn Isomorphie zwischen der Metapher und dem Problem im Alltag besteht. Die Natur wird also gezielt als Schlüssel für ein Problem verwendet. Der Leiter erkennt das Problem in der Gruppe und begibt sich daraufhin z.B. mit ihr zu einer Aktion in die Berge, um das Problem dort nachzustellen. Dennoch liegt die Schwierigkeit bei diesem Modell darin, dass bei kurzen pädagogischen Kursen,  meist die Zeit nicht vorhanden ist, den Ist-Zustand einer Gruppe gut beurteilen zu können. Denn oftmals muss eine Gruppe erst bestimmte Phasen durchlaufen, bevor Persönlichkeiten überhaupt erkennbar werden. Bei diesem Modell ist eine gute Planung vorweg  ein muss, damit das Potential des Modells genutzt werden kann. Doch damit diese gute Planung überhaupt stattfinden kann, müsste sich der Betreuer ein sehr genaues Bild von der Gruppe verschaffen, sie vielleicht vorweg schon einmal kennen lernen, was wiederum einen großen Aufwand darstellen würde. Ein weiterer bedenklicher Punkt ist, dass der Teilnehmer bei isomorphen Metaphern eigentlich in zwei Realitäten gleichzeitig lebt. In der eigentlichen Realität durchläuft er einen erlebnispädagogischen Kurs; in seiner psychologischen Realität macht er sowohl die Kurserfahrung, als auch die korrespondierende Lebenserfahrung. Dadurch, dass man bei jeder neuen Erfahrung eine transdervationale Suche, nach ähnlichen bereits gemachten Erfahrungen durchführt, sind oft Lebens- und Kurserfahrung fest aneinander gebunden, dass die eine nicht mehr von der anderen zu trennen ist. In der transdervationalen Suche versucht man bereits gemachte Erfahrungen mit einander zu verknüpfen, um sich ein Bild der neuen Erfahrung machen zu können. Wenn nun zwei Erfahrungen so eng miteinander verknüpft sind, wird die Lebenserfahrung meist die Oberhand gewinnen und die metaphorische Erfahrung wird im gleichen Stil durchgeführt werden, wie die Lebenserfahrung vorgibt. Wenn der...

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