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Neue Medien. Fluch oder Segen der Generation Flatrate

Vor dem Hintergrund schulischer Erfahrungen

AutorAlexander Eisen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783656631064
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Pädagogik - Medienpädagogik, Note: 1,5, Pädagogische Hochschule Heidelberg (Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Zulassungsarbeit steht folgende Forschungsfrage im Fokus: Sind die Gefahren und Chancen, die aus dem Umgang mit den neuen Medien resultieren und in der Politik, der öffentlichen Debatte und vielen Publikationen ambivalent diskutiert werden, auch wissenschaftlich zu belegen? Besteht also wirklich ein Zusammenhang zwischen dem Spielen von gewalthaltigen Computerspielen und einer verminderten emphatischen Fähigkeit, oder muss unsere Gesellschaft weg von einer Bewahrpädagogik in Bezug auf die Neuen Medien, welche bereits im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts vorherrschte? Werden die Trends der modernen Massengesellschaft analysiert, wird schnell klar, dass einfach mal abschalten nicht mehr möglich zu sein scheint. Sei es der ständig laufende LED-3D TV, das aufgeklappte Ultrabook, das Tablet auf der Couch oder das Smartphone in der Hand. Der Weg von einer Industriegesellschaft hin zu der modernen Informations- und Mediengesellschaft scheint vollzogen. Das erkannte Dieter Baacke schon vor längerer Zeit: 'Medienwelten sind Lebenswelten, Lebenswelten sind Medienwelten' . Diese Entwicklung bringt natürlich nicht nur Vorteile mit sich, sondern birgt auch Gefahren und zwar nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für erwachsene Personen . In der öffentlichen Debatte stehen immer wieder Dienste wie Facebook, Twitter oder Chatportale in der Kritik. Laut Spiegel 'kennt (Facebook) kein Briefgeheimnis. Das Netzwerk erfasst automatisch, wer wem eine Nachricht schreibt und hört auf Schlagwörter. Unter bestimmten Umständen vermutet das System beispielsweise, es könnte sich um den unsittlichen Anbahnungsversuch eines Erwachsenen an einen Teenager handeln.

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Leseprobe

5 Die mediale Welt von Kindern und Jugendlichen


 

Im folgenden Kapitel werden die weiteren wichtigen Begriffe der Arbeit abgehandelt. Im Zentrum steht die Erläuterung des Begriffs Neue Medien, das wirklich Neue der Neuen Medien und die Definition des Begriffs der Mediensozialisation. Des Weiteren werden die Ergebnisse der aktuellen KIM- und JIM Studie vorgestellt. Die Zahlen dieser beiden Studien stammen aus dem Jahre 2012 und wurden erst Anfang 2013 veröffentlicht. Diese aktuellen Zahlen bilden die Grundlage um überhaupt auf die Gefahren und Chancen der Neuen Medien Rückschlüsse ziehen zu können.

 

5.1 Zum Begriff Neue Medien


 

Prinzipiell ist zu sagen, dass, historischen gesehen, die Entwicklung neuer Medien schon immer Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung hatte. Fortschritt jeglicher Art war sehr eng mit der Qualität und Nutzbarkeit von neuen Kommunikationsmitteln verknüpft. Dieser Prozess hat sich im Laufe der Jahre sehr beschleunigt. Neue Medien sind Dreh- und Angelpunkt des privaten und beruflichen Lebens. Die Zeit des Kalenders scheint gezählt, das Handy als Organizer tritt in den Vordergrund. Die gegenwärtige Situation wird häufig als Medienzeitalter beschrieben, in dem Informationen als zentral wichtiges Element gelten. Es ist ein Zeitalter, „in dem die Neuen Medien in Analogie zu früherem, […] als neue Basis und Innovationstechnologie gelten.“[69] Das unterstreicht die besondere Rolle, die der medialen Welt zugeschrieben wird und zeigt, wie tief die Neuen Medien in der Gesellschaft verankert sind. Doch auch hier zeigen sich die gleichen Tendenzen wie bei dem Begriff Medienkompetenz. Durch die öffentliche, schlagwortartige Verwendung gestaltet sich der wissenschaftliche Diskurs schwierig. Das Konstrukt, das sich hinter dem Terminus Neue Medien verbirgt, stellt sich als äußerst mutabel dar und erscheint dadurch nie wirklich als greif- und definierbar. Es sind keine festen Punkte in der medientechnologischen Entwicklung absehbar. Historisch gesehen kam die Bezeichnung Neue Medien jedoch Ende der 70er Jahre auf und beschreibt Neuerungen und technischen Entwicklungen, „die mithilfe innovativer oder erweiterter Technologien neuartige, […] Nutzungsformen bereits vorhandener Massen – und Speichermedien […] ermöglichten.“[70] Im aktuellen Diskurs jedoch wird der Begriff jedoch mit den neuartigen, vernetzten, multimedialen Technologien, die auf Computertechnik basieren[71] verwendet. Der Computer steht bei dieser Entwicklung und dem Begriffsgebrauch natürlich im Vordergrund. Er hat Einzug in das Arbeits- und Privatleben gehalten und ist aus der heutigen Informations- und Kommunikationsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Er konnte den gängigen Medienbegriff erweitern, da er nicht nur als Rechner, Datenverwalter oder zentrale Einheit für den Betrieb von anderen Funk-, Speicher- und Telekommunikationsmitteln fungiert, sondern als eigenständiges Medium, das „durch Vernetzung neue Formen der Kommunikation erlaubt. (z.B. Internet)“[72] Der Begriff Neue Medien verleitet allerdings dazu, lediglich die neuen technischen Aspekte und die damit verbundenen neuen Anwendungsbereiche in den Vordergrund zu stellen. Laut Hüther verlangt der Begriff jedoch einer Definition, der nicht nur die technischen Anwendungsbereiche abdeckt, sondern „die dahinter liegenden kommunikativen und sozialen Implikationen ebenso sichtbar macht wie die ökonomischen und medienpolitischen Bedingungen, unter denen die Neuen Medien entstehen und funktionieren.“[73] An dieser Stelle führt Hüther sechs Begrifflichkeiten ein, die eine Annäherung an den Begriff Neue Medien ermöglichen.

 

5.1.1 Digitalität, Vernetzung, Globalität


 

Die Digitalisierung beschreibt die verschiedenen Anwendungsbereiche aus technologischer Sicht. Der Computer kann an ein global arbeitendes Netzwerk ( Internet ) angeschlossen werden, es können aber auch verschiedene einzelne Medien zu ganzen Systemen verbunden werden. Hier kann als Beispiel die Vernetzung des kompletten Stromkreislaufes eines Hauses genannt werden, die es ermöglicht per Fernsteuerung Lichter und Rollläden zu betätigen. In kleinerer Dimension kann aber schon das Anschließen einer Kamera an einen Computer dazu gezählt werden. Durch Digitalisierung werden verschiedene Signale verschiedener Medien in ein einheitliches System umgewandelt. Erst diese Umwandlung ermöglicht die „Verbundnutzung verschiedener Präsentationsmodi […] über ein- und dieselbe Medienkonfiguration.“[74] Eine weltweite Verbindung wie das Internet ermöglicht dann den sehr schnellen und globalen Zugriff auf eine „zeit- und raumunabhängige, dialoghafte Medienkommunikation.“[75]

 

5.1.2 Mobilität


 

Durch die Digitalisierung von Informationen entstehen weitere große Vorteile. Große Mengen an Daten können durch Komprimierung ohne hohen Aufwand in die globalen Datennetze eingespeist und im Gegenverkehr auch wieder abgerufen werden. Hier zeigt sich, warum im Zusammenhang mit diesem Datenverkehr von einer rasanten und fast störungsfreien Datenautobahn gesprochen wird. Ein Fakt darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Die Datenautobahn suggeriert eine gewisse Mobilität, jedoch ist es kein Vergleich zu der richtigen Autobahn, auf der durch richtige Mobilität an verschiedenen Orten, verschiedene Informationen eingeholt werden müssen. Somit kann bei der Datenautobahn von einer Scheinmobilität gesprochen werden, die ein Phänomen der Neuen Medien darstellt. Diese ermöglicht die mediale Kommunikation mit Personen im Büro nebenan, aber auch die Kommunikation mit Geschäftspartner, die in einem anderen Land arbeiten.[76] Ein weiterer wichtiger Faktor ist hier noch zu nennen. Es kann nicht nur von zu Hause aus gearbeitet werden, denn mit der Einführung des mobilen Internetzugangs UMTS (Mobile Telecommunications System) können Informationen nun auch jederzeit per Smartphone gesendet und abgerufen werden.

 

5.1.3 Konvergenz


 

Die Konvergenz beschreibt den Strukturwandel der Medienlandschaft. Viele verschiedene Medienformen sind nichtmehr klar zu definieren. Es entstehen viele neue Angebote aus der Kombination verschiedener alter Angebote.[77] Der passende YouTube-Channel zur TV-Sendung, der Soundtrack bei iTunes passend zum Kinofilm, die Fußballergebnisse per App auf dem Handy. All diese Beispiele spiegeln die vielen Kombinationsmöglichkeiten der Neuen Medien wieder. Gleichwohl liegt hier auch der Reiz für den Nutzer. Es steht jedem völlig frei, wie er die verschiedenen Angebote nutzt oder kombiniert. Somit wird nicht nur der Umgang mit neuen Medien erlernt, sondern die individuelle Kreativität wird angeregt. Genau hier steht die Medienpädagogik vor der Frage, wie sich diese Veränderungen auf die Nutzer auswirken.

 

5.1.4 Interaktivität


 

Dieser Begriff wird oftmals im Zusammenhang mit den wirklichen Neuerungen der Neuen Medien genannt. Aktiver Mediengebrauch macht aus einem rezipierenden Nutzer einen interagierenden Kommunikationspartner. Hüther erscheint dieser Begriff jedoch problematisch, da „er allzu oft im Sinne sozialer Handlungs- und Interaktionstheorien gebraucht wird und damit dem Mensch-Maschine-Verhältnis Qualitäten zugeschrieben werden, die zumindest aus geistes- und sozialwissenschaftlicher Sicht nicht einlösbar sind.“[78] Er stellt fest, dass sich Ergebnisse erst im Laufe eines Handlungsprozesses der verschiedenen beteiligten Personen einstellen und sich nicht auf vorgegebene Lösungen beschränken.[79] Er betont hier die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn Prozesse, die eigentlich technologischen Ursprungs sind, „mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Begrifflichkeiten interpretiert und bewertet werden.“[80]

 

5.2 Das Neue der „Neuen Medien“


 

Die heutige Generation lebt in einer Zeit in welcher die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu entscheidenden Faktoren wirtschaftlicher Entwicklung geworden sind. In Bezug auf die mediale Welt von Kindern und Jugendlichen stehen jedoch weder technische noch wirtschaftliche Innovationen im Vordergrund. Diese sind lediglich die Grundlage für die Betrachtung der sozialen und psychologischen Veränderungen aus medienpädagogischer Sicht. Das Selbstverständnis der Medienpädagogik, welche ihre Schwerpunkte auf Medien in Schule und Freizeit legte, scheint der heutigen Zeit nicht mehr angemessen. Prinzipiell steuern und beeinflussen die Neuen Medien das gesamte Alltagsleben in nicht geringen Maße „und das Spektrum der Positionen (gesellschaftlich relevanter Kräfte) aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft usw. den neuen Medien gegenüber reicht von euphorischer Befürwortung, kritischer Akzeptanz bis zu hilfloser Ambivalenz.“[81] Es erscheint insofern also notwendig, sich neben den Chancen und Vorteilen, welche sich durch die neuen Medien offenbaren auch ihre Gefahren und möglichen Folgen zum Thema zu machen. Hüther bemerkt hier, dass der Nutzen oftmals nicht so hoch ist wie der Gewinn für den Anbieter, da die Einführung neuer Medien in erster Linie wirtschaftlichen Interessen und somit einem Profitgedanken geschuldet ist.[82] Er führt im Folgenden sechs, aus medienpädagogischer Sicht, Punkte auf, die das Neue der neuen Medien...

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