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E-Book

Neue Predigten aus den Morgenmessen

AutorFranziskus (Papst)
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783451808814
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Morgenmessen von Papst Franziskus in Santa Marta sind schon jetzt legendär. Nur wenige Menschen bekommen überhaupt die Gelegenheit, daran teilzunehmen. Und die Predigten, die sie dann zu hören bekommen, sind oft überraschend, manchmal polarisierend und immer inspirierend. In ihnen zeigt sich Franziskus als Seelsorger und Prediger und gibt dabei Einblicke in seine Gedankenwelt, die viel über ihn und sein Pontifikat aussagen. In diesem Band finden sich seine neuesten Predigten - wunderbar geeignet zur geistlichen Lektüre, aber auch um den Papst noch besser kennenzulernen. 'Das Besondere an diesen Predigten ist gar nicht mal, dass der Papst aus dem Stegreif formuliert. Das tut er in seinen häufigen Interviews auch. Das Besondere liegt darin, dass er sich hier auf Lesungen und Evangelien, auf Bibeltexte also, bezieht. Erst dadurch wird sein eigentliches Profil erkennbar: das Profil eines Seelsorgers und Exerzitienmeisters, der den täglichen Umgang mit der Heiligen Schrift gewohnt ist und von ihr her zu leben versucht. Wer sich auf die Texte dieses Bandes einlässt, lernt ihn von dieser Seite kennen, die ihm die wichtigste ist.' (Stefan von Kempis) Der erste Band mit den Morgenmessen ist ebenfalls bei Herder erschienen.

Papst Franziskus: Jorge Mario Bergoglio, geb. 1936, seit dem 13. März 2013 Bischof von Rom. Der argentinische Jesuit ist Sohn einer siebenköpfigen Familie italienischer Auswanderer, 1973 bis 1979 Provinzial der argentinischen Jesuiten, Von 1998 bis 2013 Erzbischof von Buenos Aires.

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Leseprobe

DIE ERSTE LIEBE


»Die erste Liebe nicht vergessen« – also »die Freude der allerersten Begegnung mit Jesus« – bedeutet, unablässig die Hoffnung zu nähren. Und diese »beiden Parameter«, Erinnerung und Hoffnung, sind die einzigen »Koordinaten«, in denen der Christ »das Heil, das immer ein Geschenk Gottes ist«, erleben kann, ohne der Versuchung der »Lauheit« zu verfallen. Letztere sei das Merkmal derer, die zusammen mit der Erinnerung auch die Hoffnung und die Begeisterungsfähigkeit verloren haben. Franziskus lud also während der Frühmesse, die er am Freitag, 30. Januar, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, dazu ein, nicht »auf halbem Weg« stehen zu bleiben.

»Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn«: Dieser Vers aus Psalm 37, so der Papst, erinnere an die Wahrheit, dass »das Heil ein Geschenk ist, das wir vom Herrn erhalten«. Es könne weder käuflich erworben noch durch das Studium erlangt werden, denn es sei stets »ein Geschenk, eine Gabe«. An diesem Punkt laute aber die eigentliche Frage: »Wie können wir dieses Heil bewahren? Was kann man tun, damit dieses Heil in uns bleibt und Frucht trägt, wie Jesus sagt: wie der Same oder wie das Senfkorn?«, so der Papst, der dabei auf das Evangelium verwies (Mk 4,26 –34). Im Abschnitt aus dem Hebräerbrief (10,32–39), »den wir gerade gelesen und gehört haben, sind die Kriterien enthalten, um diese Gabe, dieses Geschenk des Heils zu bewahren; um möglich zu machen, dass dieses Heil weitergeht und in uns Frucht bringt«.

Das »erste Kriterium«, so erklärte der Papst, »ist das der Erinnerung«. Im Textabschnitt sei zu lesen: »Erinnert euch an die früheren Tage: nachdem ihr das Licht Christi empfangen habt …« Das seien »die Tage der ersten Liebe«, wie die Propheten es ausdrückten: es sei »der Tag der Begegnung mit Jesus«. Denn »als wir Jesus begegnet sind« – oder präziser, als »wir es zugelassen haben, dass er uns begegnet, denn er ist es, der alles tut« –, »war das eine große Freude, ein Wunsch, große Dinge zu tun«, wie der Verfasser des Briefes erläutere. Daher sei das erste Kriterium, um das Geschenk des Heils zu bewahren, »nicht die Erinnerung zu verlieren an jene früheren Tage«, die gekennzeichnet waren »von einer gewissen Begeisterung«: vor allem »die Erinnerung an die erste Liebe nicht verlieren«.

Der Autor des Hebräerbriefes erinnere weiter daran, dass es »diese Freude war, die euch manchen harten Leidenskampf bestehen ließ«, so dass »in den früheren Tagen alles leicht schien und man zuversichtlich voranging«. Weiter »ermahnt er uns, jene Zuversicht nicht aufzugeben – er sagt ›diesen Freimut‹ – jene Parrhesia der ersten Zeit«. Gerade die »erste Liebe« sei es, die »jenen Mut in uns hat wachsen lassen, dieses ›Trotzdem, wir gehen voran!‹, diese Begeisterung«. Daher die Aufforderung, diesen »Freimut nicht aufzugeben«. Noch mehr: »Aufgeben« sei nicht »das richtige Wort«, so Franziskus, und wies darauf hin, dass im Originaltext ein weitaus stärkerer Ausdruck zu finden sei: »Jagt den Freimut nicht weg, vergeudet ihn nicht, weist ihn nicht zurück.« Es sei genau »wie eine Ablehnung: jagt diesen Freimut nicht weg, diesen Mut, den Mut der ersten Zeit«.

»Daher ist die Erinnerung sehr wichtig, um sich an die empfangene Gnade zu erinnern«, unterstrich der Papst. Denn »wenn wir diese Begeisterung verjagen, die der Erinnerung an die erste Liebe entspringt, diese Begeisterung, die der ersten Leibe entspringt, dann taucht eine für die Christen sehr große Gefahr auf: die der Lauheit«. Und »laue Christen stehen da, bewegungslos. Ja, sie sind Christen, aber sie haben die Erinnerung an die erste Liebe verloren, sie haben die Begeisterung verloren.« Mehr noch, »laue Christen haben auch die Geduld verloren, jenes ›Ertragen‹ der alltäglichen Dinge im Geist der Liebe Jesu; jenes ›Ertragen‹ oder ›auf den Schultern tragen‹ der Schwierigkeiten«. Und der Bischof von Rom fügte hinzu: »Deshalb schweben laue Christen, die Ärmsten, in großer Gefahr.«

In diesem Zusammenhang gebe es »zwei Bilder, die mich sehr beeindrucken«, sagte Franziskus, und die jeden dazu führen könnten, auf der Hut zu sein: »Du bist lau, pass auf!« Der heilige Petrus gebrauche in seinem zweiten Brief »das Bild des Hundes, der zu dem zurückkehrt, was er erbrochen hat«. Das sei ein hässliches Bild, aber es stelle gut »einen lauen Christen« dar, der »über die erste Liebe hinweggeht, als hätte sie es nie gegeben«. »Da zweite ebenso schlimme Bild« sei das, »was Jesus zu jemandem sagt, der ihm nachfolgen will, und der ihm folgt, und wo er dann den Dämon vertrieben hat«. Dieser Dämon habe den Mann verlassen, sei durch die Wüste gewandert mit dem Vorsatz, »zu diesem Mann, zu dieser Frau« zurückzukehren, aus der er ausgetrieben worden sei. Und »bei seiner Rückkehr findet er das Haus aufgeräumt, sauber, schön vor«. So »wird er wütend, geht, holt sieben andere Geister, dich noch schlimmer sind als er selbst, und kehrt zurück«, um »jenes Haus in Besitz zu nehmen«. Wenn er dies tue, dann »verletzt er die Person nicht«, denn es handle sich um »›wohlerzogene‹ Dämonen: sie klopfen sogar an die Tür, um einzutreten, und sie treten ein«. Dasselbe geschehe auch einem »lauen Christen«, der nicht weiß, wer da an die Tür klopft, und sie öffnet« und dabei sogar »Herein!« sage. Aber Jesus weise darauf hin, dass es »am Ende mit diesem Menschen schlimmer wird als vorher«.

»Diese beiden Bilder christlicher Lauheit machen uns nachdenklich«, sagte der Papst. Deshalb dürfe man niemals »die erste Liebe vergessen«. Vielmehr müsse man sich »diese erste Liebe stets in Erinnerung rufen«. Die Antwort auf die Frage: »Wie komme ich voran?« sei: »mit der Hoffnung«. Das sage der Hebräerbrief zu jedem Christen: »Nur noch eine kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und er bleibt nicht aus.« Das seien »die beiden Parameter«, die dem Christen zur Verfügung stehen: »Erinnerung und Hoffnung«. Letztendlich gehe es darum, »sich zu erinnern, um jene schöne Erfahrung der ersten Liebe nicht zu verlieren, die die Hoffnung nährt«. Oftmals, so räumte der Papst ein, »ist die Hoffnung dunkel«, aber der Christ »geht voran: er glaubt, er geht weiter, weil er weiß, dass die Hoffnung nicht täuscht, um Jesus zu finden«.

Weiter sagte der Papst, dass »diese Parameter die Koordinaten sind, innerhalb derer wir das Heil der Gerechten bewahren können, das vom Herrn kommt, dieses Geschenk, das uns der Herr macht«. Man müsse »dieses Heil bewahren, damit das kleine Senfkorn wächst und seine Frucht bringt«. Dagegen »tun einem die vielen Christen – sehr viele Christen! – leid und im Herzen weh, die auf halbem Weg stehenbleiben, diese vielen auf dem Weg zur Begegnung mit Jesus gescheiterten Christen«. Obwohl sie »von der Begegnung mit Jesus ausgegangen sind«, haben sie auf halbem Weg »die Erinnerung an die erste Liebe verloren und haben keine Hoffnung: sie stehen da …«

Abschließend bat der Papst den Herrn um »die Gnade, dieses Geschenk zu bewahren, das Geschenk des Heils«: ein Geschenk, das jeder Christ bewahren müsse »auf diesem Weg, der immer Erinnerung und Hoffnung erfordere«. Nur der Herr »kann uns diese Gnade schenken: Er sende uns den Heiligen Geist, damit wir diesen Weg gehen.«

Freitag, 30. Januar 2015

WIE MAN SICH VERÄNDERT


Wir sind der »Traum Gottes«, der als wahrhaft Liebender »unser Leben verändern« will. Aus Liebe. Von uns fordere er lediglich, den Glauben zu haben, um ihn wirken zu lassen. Und so »bleibt uns nichts übrig, als vor Freude zu weinen« vor einem Gott, der uns »neu erschafft«, so sagte Papst Franziskus bei der Messe, die er am Montag, 16. März, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte.

In der ersten, dem Propheten Jesaja (65,17–21) entnommenen Lesung »sagt uns der Herr, dass er einen neuen Himmel und eine neue Erde erschafft, dass er also die Dinge neu schaffen will«, so bemerkte Franziskus, wobei er auch daran erinnerte, dass »wir bereits mehrfach über diese beiden Schöpfungen Gottes gesprochen haben: die erste, die in sechs Tagen erfolgte, und die zweite, wo der Herr die Welt, die durch die Sünde verdorben war, in Jesus Christus neu macht«. Und er präzisierte: »Wir haben oft gesagt, dass diese zweite Schöpfung noch sehr viel wunderbarer ist als die erste.« Tatsächlich, so erläuterte der Papst, »ist die erste bereits eine wunderbare Schöpfung; die zweite in Christus aber ist noch viel wunderbarer«.

Gleichwohl entschied sich Franziskus in seiner Reflexion, sich »mit einem anderen Aspekt« zu befassen, wobei er gerade von dem Abschnitt aus Jesaja ausging, wo, wie er ausführte, »der Herr ankündigt, was er machen wird: einen neuen Himmel, eine neue Erde«. Und »wir entdecken, dass der Herr voller Enthusiasmus ist. Er spricht von Freude und sagt ein Wort: ich will mich freuen über mein Volk«. Kurz, »der Herr denkt an das, was er machen wird, er denkt, dass er – er selbst! – sich gemeinsam mit seinem Volk freuen wird«. Es »ist so, als sei es ein Wunschtraum des Herrn, als ob der Herr von uns träume: wie schön wird es doch sein, wenn wir uns alle zusammenfinden, wenn wir dort sein werden oder wenn jene Person, diese andere Person, vorangehen wird …«

Indem Franziskus seine Argumente noch weiter vertiefte, berief er sich auf »eine Metapher, die es uns verständlich machen kann: es ist so, als ob ein Mädchen mit einem Verlobten bzw. der junge Mann mit einer Verlobten dächten: wenn wir erst zusammen sein werden,...

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