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Neue Spielregeln für das Finanzkasino

Die Rückkehr des Anlegers zum gesunden Menschenverstand

AutorCmiel Thorsten
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783862480678
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Orientierung nach dem Crash. Nicht mehr, aber auch nicht weniger bietet dieses Buch Privatanlegern und Wirtschaftsinteressierten. Das Finanzmarktkartenhaus ist 2008 als Folge einer zu üppigen Kreditausstattung zusammengebrochen. Verstärkt wurden die Erosionen durch neue Kreditkonstrukte, künstliche Finanzprodukte und Kunstgriffe findiger Banker, die das System überfordert und überhitzt haben. Statt satter Gewinne wurden hohe Verluste eingefahren. Nun heißt es, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen und mit offenen Augen sein Geld anzulegen. Als Krisenprävention fordert der Autor Privatanleger und Investoren zum kritischen und selbstbewussten Umgang mit Finanzprodukten auf: Nur wer die Interessen der vielen Marktteilnehmer kennt und berücksichtigt, der kann im Haifischbecken Finanzmarkt bestehen.

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Leseprobe
Wie man eine Lunte legt (S. 42)

»Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt, auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen.« Kurt Tucholsky (1890 bis1935)

Irgendwo gibt es die Gewinner des Spiels, die Wertpapiere zu Höchstkursen verkauft haben. Allerdings ist im Fall eines Aktiencrashs der empfundene Wertverlust höher als die tatsächlich vereinnahmten Gewinne anderer, und das System kommt ins Straucheln. Hat sich zusätzlich eine Kreditpyramide aufgebaut, fragen die Darlehensgeber nach Sicherheiten und verschärfen so die Krise weiter.

Bei Börsenhandelsgeschäften auf Kredit ist die Rede von Margin-Calls der Broker. Natürlich gibt es Gründe für das Fallen der Börsenkurse, und diese lassen als Indikation in der Tat Schlimmes befürchten. Eine tiefe Rezession war aus Sicht der Börsianer bereits im Herbst 2008 eine beschlossene Sache, als einige Konjunkturforscher immer noch über ihren Zahlen brüteten.

Ein Crash der Aktienmärkte kann für sich genommen in der Folge Probleme erzeugen, falls viele Spielteilnehmer, beflügelt durch die Wertillusion, Kredite zur Spielfinanzierung aufgenommen haben und in Probleme geraten: In Amerika beleihen Private ihre Häuser, um dafür Wertpapiere zu kaufen.

Angetrieben wurden diese Zocker durch aggressive Werbeaussagen wie die der Citibank: »Now, when the value of your home goes up, you can take credit for it «. Dieses Gesellschaftsspiel funktionierte im Jahr 2008 plötzlich nicht mehr, und das System kollabierte. Selbst hoch verschuldete Privathaushalte stellen für eine Volkswirtschaft kurzfristig noch kein prinzipielles Problem dar, denn die Anleger haben ihr Geld investiert und damit anderen einen Job gesichert. Fatal wird es aber immer, wenn die Rückzahlung von Schulden massenhaft ausbleibt.

Leider gilt auch für diesen Wirkungsmechanismus das Kettenbriefprinzip, dass jede Vertrauenskette unabwendbar irgendwann zu ihrem Ende kommt. Über ein wenig kompliziertere Zusammenhänge ist im Jahr 2008 das Gesamtsystem ins Wanken geraten, da das letzte Glied seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen ist und geschätzte 1 000 Milliarden US-Dollar für Immobilien zumindest kurzfristig nicht mehr realisiert werden konnten.

Zu allem Überfluss führten Schönwetter-Bilanzierungsregeln dazu, dass alle Banken zur gleichen Zeit in Schwierigkeiten gerieten. Zuerst die spezialisierten Institute, und dann über Finanzierungsinstrumente eingespannte Banken. Bei volkswirtschaftlicher Betrachtung leben die USA von der Bereitschaft anderer Nationen, die der amerikanischen Gesellschaft Geld gegen Wertpapiere leihen.

Die US-Verschuldung ist in absoluten Zahlen inzwischen bei fast 52 000 Milliarden US-Dollar angekommen. Im dritten Quartal 2008 lagen die Gesamtschulden (Schulden der Privaten, der Unternehmen und des Staats) bezogen auf die jährliche Wertschöpfung bei etwa 360 Prozent. Anders ausgedrückt: Die USA sind mit einer Wirtschaftsleistung von mehr als dreieinhalb Jahren verschuldet.

Anfang der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts hatten die USA einen ähnlich hohen Verschuldungsgrad, der bei ungefähr 260 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seinen Höhepunkt fand. Die Folgen sind uns als Weltwirtschaftskrise bekannt, auch wenn die Situation ansonsten kaum vergleichbar ist Natürlichmüssen solche Ungleichgewichte irgendwann wieder austariert werden. Es genügt nicht, wenn die Amerikaner die Schulden vom Privatsektor zum Staat nur »umtopfen«.

Diese Rettungsmaßnahme führt lediglich zu einem zeitlichen Aufschub, da danach stärkere Hände die Garanten sind. Allein die Bilanz der US-Notenbank wurde durch Aufkauf von riskanteren und illiquiden Wertpapieren etwa um das Anderthalbfache aufgebläht – eine Politik, die Notenbanker als »Quantitative Easing« bezeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis8
Prolog12
Zum Verständnis22
Die Finanz- und Vertrauenskrise42
Befunde und Folgerungen70
Akteure98
Verkauf und Komplexität als Systemfehler116
Was wirklich an der Börse Tag für Tag geschieht122
Stimmt unser Wissen über Geldanlage (noch)?128
Strategisches für Banker und andere Spielteilnehmer142
Epilog160
Anhang168
Abbildungsverzeichnis202
Register204

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