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E-Book

Neue Wege für das deutsche Bankensystem

Die Performance des deutschen Bankensystems im internationalen Vergleich

AutorAndreas Mugler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl231 Seiten
ISBN9783640328246
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Allgemeines, Note: 2,0, Technische Universität Chemnitz, Veranstaltung: Diplomarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Das deutsche Bankensystem ist immer wieder Gegenstand kontroverser wirtschaftlicher und politischer Diskussionen. Während der letzten Jahrzehnte erfolgten im Ausland zahlreiche Reformen um die einheimischen Banken fit für den Wettbewerb auf den europäischen und internationalen Märkten zu machen - eine Entwicklung die Deutschlands Bankenlandschaft in dieser Form nicht widerfahren ist. Ausgehend von einer theoretischen Betrachtung der Institutionen 'Bank' und 'Bankensystem' soll in dieser Diplomarbeit auf das deutsche Bankensystem eingegangen werden. Dazu erfolgt neben der Vorstellung typischer (Performance-)Kennzahlen (wie Bilanzsumme, Zinsspanne, Provisionsspanne, Risikovorsorgespanne, Bruttoertragsspanne, Bruttobedarfsspanne, Return on Assets (ROA), Return on Equity (ROE), Cost Income Ratio (CIR)) auch eine ausführliche empirische Untersuchung zur Entwicklung des deutschen Kreditwesens auf Ebene der Bankengruppen für das letzte Jahrzehnt. Daran anschließend wird auf die Bankensysteme in anderen führenden Volkswirtschaften der Welt (USA, Japan und Großbritannien) eingegangen, wobei auch die Entwicklung der Bankengruppen innerhalb dieser Staaten Gegenstand der Untersuchung sein wird. Schließlich werden Handlungsmöglichkeiten und Alternativen - auch auf Grundlage der bereits im Ausland gemachten Erfahrungen - für das deutsche Bankensystem thematisiert. Auch im Jahr 2017 hat das Thema von seiner Brisanz nichts verloren.

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Leseprobe

4. Das deutsche Bankensystem


 

Das deutsche Bankensystem gliedert sich in das Zentralbanksystem und das Geschäftsbanken-system (siehe Abbildung 7). Zunächst wird das Zentralbanksystem beschrieben werden.

 

Abbildung 7: Das deutsche Bankensystem

 

 

4.1 Das Zentralbanksystem


 

Die Deutsche Bundesbank ist die nationale Zentralbank Deutschlands.[122] Ihr geht eine lange Ge-schichte voraus. Die erste deutsche Zentralbank war die am 1.1.1876 geschaffene Reichsbank.[123] Sie wurde im Zusammenhang mit der Einführung der einheitlichen Mark-Währung im 1871 ge-gründeten Deutschen Reich errichtet.[124] Sie überstand das Ende der Goldwährung 1914, den ersten Weltkrieg 1914-1918, die Hyperinflation 1923 und den Nationalsozialismus / zweiten Weltkrieg 1933/1939-1945. Sie wurde am 9.5.1945 geschlossen.[125] 1948 wurde im zerrütteten Nachkriegs-deutschland eine Währungsreform durchgeführt, vor allem um die völlig entwertete Reichsmark durch die Deutsche Mark zu ersetzen. Dazu errichteten die Alliierten ein zweistufiges Zentral-banksystem nach dem Vorbild des Federal Reserve Systems der USA. An dessen Spitze stand die Bank deutscher Länder (BdL) und in den einzelnen Ländern (Bundesländern) wurden soge-nannte Landeszentralbanken (LZB) gegründet. Die BdL trat als Issuing Department auf und war für die Notenausgabe und Stabilität der neugeschaffenen Währung zuständig, während die LZBs (Banking Departments) als Zentralbanken fungierten. Die 1949 geschaffene Bundesrepublik hatte sich in Artikel 88 des Grundgesetzes[126] zur Errichtung einer eigenen Währungs- und Notenbank verpflichtet. Die Umsetzung erfolgte mit dem Bundesbank-Gesetz von 26.7.1957. Das zweistufige Zentralbankensystem wurde abgelöst und die BdL in die Deutsche Bundesbank umgewandelt. Die LZBs verloren ihre rechtliche Selbstständigkeit und wurden Teil der Bundesbank.[127]

 

Die Bundesbank hat ihren Sitz in Frankfurt/Main. Gemäß § 2 BBankG fungiert sie in der Rechts-form einer bundesunmittelbaren juristischen Person des öffentlichen Rechts. § 12 BBankG bestim-mt ihre Unabhängigkeit von Weisungen der Bundesregierung. Sie darf mit Kreditinstituten und anderen Marktteilnehmern diverse Geschäfte betreiben (§§ 19, 22 BBankG), so beispielsweise Nr. 1 die Gewährung von Darlehen gegen Sicherheiten sowie den Kauf und Verkauf von Forde-rungen, börsengängigen Wertpapieren und Edelmetallen am offenen Markt, Nr. 2 Annahme von Giroeinlagen, Nr. 3 Verwahrung und Verwaltung von Wertgegenständen oder Nr. 4 den Einzug von Schecks, Lastschriften und Wechseln. Entsprechend § 2 Abs. 1 Nr. 1 KWG gilt die Bundes-bank nicht als Kreditinstitut im Sinne des KWGs. Bis 1999 war die Bundesbank allein für die Währungsstabilität, Geldpolitik[128] und Notenausgabe zuständig. Unter ihrer Politik entwickelte sich die anfänglich schwache D-Mark zur zweitwichtigsten Reservewährung der Welt.[129]

 

Mit der Einführung der europäischen Währung „Euro“ in Deutschland – wurde die Bundesbank integraler Bestandteil der Europäischen Systems der Zentralbanken[130] (ESZB) (§ 3 BBankG). Die Aufgaben der Bundesbank bestehen seitdem (1) in der Mitwirkung an der Aufgabenerfüllung im Rahmen des ESZB-Systems mit dem primären Ziel die Preisstabilität zu gewährleisten, (2) in der Verwaltung der Währungsreserven der Bundesrepublik und darin für die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland zu sorgen (Sorgeauftrag) (§3 BBankG), (3) in der Befugnis zur Notenausgabe unter Beachtung des EZB Rechts (§ 14 BBankG) und (4) in der Zusammenarbeit mit der BaFin bei der Bankenaufsicht (§ 7 KWG).[131]

 

4.2 Geschäftsbankensystem - Universalbanken


 

Das deutsche Geschäftsbankensystem setzt sich aus Universal- und Spezialbanken zusammen, wobei der Typ der Universalbank dominiert.

 

Die Ursache für die Entstehung des Universalbankensystems in Deutschland liegt in der historisch bedingten engen Verknüpfung der Industrie mit den Banken.[132] Den Ausgangspunkt bildete die relativ spät einsetzende Industrialisierung Deutschlands. Weiterhin waren die jungen Industrie-unternehmen bereits starkem Wettbewerbsdruck und geringen Gewinnmargen ausgesetzt. Zudem konnten sie zur Finanzierung nicht auf ein kapitalkräftiges Bürgertum – wie es beispielsweise in Großbritannien der Fall war – zurückgreifen, sondern waren auf Banken angewiesen. Die Banken wurden damals meist auf Initiative von Privatbankiers (z.B. dem Berliner Delbrück) als Aktien-banken gegründet und waren von Beginn ihrer Geschäftstätigkeit an universell ausgerichtet. So war es möglich einen großen Kapitalgeber-/Investorenkreis (sowohl Anleger als auch Aktionäre) anzusprechen und den hohen und langfristigen Finanzierungsbedarf der Industrie (mittels Kredit oder den Wertpapiermarkt) zu befriedigen. Außerdem beteiligten sie sich mit den eingenommenen finanziellen Mitteln oftmals an Unternehmensgründungen (in Form von Unternehmensbeteili-gungen) und hielten ihre Anteile bis die Unternehmen die Kapitalmarktreife erreicht hatten.[133] Als Vorbild derartiger Universalbanken gilt die, 1852 in Paris von den Brüder Issak und Emil Péreire gegründete, Société Générale du Crédit Mobilier. Dieses Institut sah seine Hauptaufgabe in der Finanzierung von Unternehmen.[134]

 

Auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken betrieben in zunehmendem Maße sowohl das Einlage- und Kredit- als auch das Wertpapiergeschäft und entwickelten sich somit auch zu Universalbanken.[135]

 

Im Folgenden werden die drei großen deutschen Universalbankensektoren – Private Kreditbanken, öffentlich-rechtliche Banken sowie genossenschaftlich organisierte Banken – vorgestellt.

 

4.2.1 Privatwirtschaftlicher Bankensektor (Kreditbanken)


 

Unter der Gruppe der Kreditbanken erfasst die Deutsche Bundesbank, die Großbanken, die Regio-nal- und sonstigen Kreditbanken sowie die Zweigstellen ausländischer Banken. Die Banken dieser Gruppe sind privatrechtlich organisiert und verfolgen grundsätzlich das Ziel der Gewinnmaximie-rung. Es gibt kein gemeinsames Verbundsystem, vielmehr stehen die einzelnen privaten Banken, sowohl untereinander, als auch mit den KI der anderen Bankengruppen (öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche KI), im Wettbewerb. Die Kreditbanken haben sich im Bundesverband deutscher Banken e.V. Berlin zur gemeinsamen Interessenvertretung zusammengeschlossen.[136]

 

4.2.1.1 Großbanken

 

Die Großbanken stellen die bedeutendste Teilgruppe unter den Kreditbanken dar. Die folgenden Institute Deutsche Bank, Bayrische Hypo- und Vereinsbank, Dresdner Bank, Commerzbank und die Deutsche Postbank werden darunter subsumiert (siehe Tabelle 1).[137]

 

Tabelle 1: Statistik der Großbanken

 

 

Die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank gingen aus der Vielzahl von Akti-enbanken[138] hervor, welche – auf Initiative von Privatbankiers – in den Anfängen der Industriali-sierung Deutschlands (1830 bis 1890) die Finanzierung der Industrieunternehmen und des Eisen-bahnbaus[139] (siehe Anhang 5) übernommen hatten. Durch Fusionen und Übernahmen (siehe auch Anhang 6) gelang es den Großbanken ihre Geschäftsbeziehungen und ihr Geschäftsstellennetz zu-nächst im Inland später auch im Ausland auszubauen. Zu ihrer Kundschaft zählten anfänglich vor allem die Großunternehmen und vermögende Privatpersonen, erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jh. wandten sie sich verstärkt den privaten Haushalten (Standardkunden) zu.[140] Die aus der Fusion zweier Regionalbanken, der Bayerischen Vereinsbank mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, hervorgegangene Bayrische Hypo- und Vereinsbank (mittlerweile von der Unicredito übernommen) wird seit 1999 von der Bundesbank ebenfalls als Großbank erfasst.

 

Auch die Deutsche Postbank AG wird seit 2004 unter der Gruppe der Großbanken geführt. Sie entstand in Folge der Privatisierung der Bundespost und besteht seit 1.1.1995 in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Bis zu diesen Zeitpunkt erfüllte sie u.a. einen gesetzlichen Versorgungs-auftrag dahingehend, die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit bestimmten Bank-dienstleistungen (vor allem Einlagegeschäft und Girogeschäft (Zahlungsverkehr)) zu gewährleis-ten, insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Heute bietet die Postbank AG mit Hilfe des Vertriebsnetzes der Deutschen Post AG neben dem Einlagegeschäft und dem Zahlungsver-kehr auch das Kreditgeschäft sowie Geschäfte im Wertpapierbereich an.[141] Sie betrieb laut Bankenstatistik im Jahr 2006 circa 6.486 Zweigstellen.[142]

 

Die Großbanken firmieren heute in der Regel als Aktiengesellschaften und betreiben ein über ganz Deutschland...

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