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Neuerungen in der IT-gestützten Kommissionierung

AutorSven Theel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783640623174
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Beschaffung, Produktion, Logistik, Note: 2,0, Universität Hildesheim (Stiftung), Sprache: Deutsch, Abstract: Man stelle sich vor, Herr S. bestellt bei einem Online-Versandhauses einen Anzug in Größe 46, 6 Pakete Golfbälle, einen Staubsauger und eine Glasvase. Trifft die Bestellung im System des Versandhauses ein, muss aus dem Kundenauftrag zunächst ein Kommissionierauftrag generiert und an einen Kommissionierer übermittelt werden. Der Kommissionierer M. erhält diesen Auftrag in Form einer Papierliste. Durch einen Fehler bei der Generierung des Kommissionierauftrags ist jedoch die Position des Staubsaugers nicht mit aufgeführt. Da Herr M. bereits seit 7 Stunden arbeitet, lässt seine Konzentration nach und als er beim Regal mit den Anzügen eintrifft, greift er fälschlicherweise nach einem Anzug in Größe 48 anstatt 46 und legt ihn in den Auftragsbehälter für die Sendung von Herrn S.. Beim Fach mit den Golfbällen entnimmt er überdies nicht die georderten 6 Pakete, sondern lediglich 5, hakt die entsprechende Position auf der Liste ab und begibt sich auf die Suche der Vase. Dort angekommen entnimmt er diese und stellt sie in den Behälter und hakt die Position ab. Dabei merkt er, dass er die Entnahme des Anzuges nicht quittiert hat und muss sich nochmals vergewissern, ob sich dieser schon im Behälter befindet. Den fertig kommissionierten Behälter übergibt er nun der Packerei. Aufgrund unsorgfältiger Verpackung geht die Vase auf dem Lieferweg zu Bruch. Herr Schmidt erhält also eine verspätete und unvollständige Sendung, welche den Anzug in der falschen Größe, ein Paket Golfbälle zu wenig und eine zerbrochene Vase enthält. Dieses drastische Beispiel zeigt, wie viel bei der Kommissionierung passieren kann und welche Risiken bestehen. Weiterhin macht es deutlich, wie wichtig es ist Optimierungsstrategien und Rationalisierungsmöglichkeiten zur Verbesserung der intralogistischen Kommissionierprozesse zu finden um die Gefahr möglicher Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es solche Neuerungen vorzustellen und dem Leser einen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand zu geben. Im Zuge der fortschreitenden Verbreitung der Informationstechnologie spielt die IT-Unterstützung bei den in dieser Arbeit vorgestellten Lösungen eine wesentliche Rolle. Ohne diese wären moderne Optimierungsansätze kaum, oder gar nicht realisierbar. Am Ende der Arbeit soll der Leser die Vielfältigkeit innovativer Rationalisierungsmöglichkeiten erkennen und ein Verständnis über die Dringlichkeit von der Verwendung der Informationstechnologie in diesen Bereichen erlangen.

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Leseprobe

3 Rationalisierungs- und Optimierungspotentiale der Kommissionierung


 

Um eine Brücke zwischen den im vorigen Kapitel vorgestellten Grundlagen und den im anschließenden Kapitel erläuterten Neuerungen in der Kommissionierung zu schlagen, sollen in den folgenden Abschnitten die entscheidenden Bereiche und deren Rationalisie- rungs- und Optimierungspotential dieses lagerlogistischen Aufgabenfeldes deutlich gemacht werden.

 

Grundsätzlich ist im Bereich der Kommissionierung ein Automatisierungsgrad von 100 Prozent in den wenigsten Fällen realisierbar, da manuelle Tätigkeiten durch den Menschen oft unabdingbar sind und die Kosten zur Automatisierung verhältnismäßig hoch sein können. Genau deshalb präsentiert sich die Kommissionierung als zeit- und kostenintensiv und erfordert deshalb Rationalisierungen und Optimierungsmaßnahmen. (vgl. Günther/Tempelmeier 2004, S. 293, offl. und Wannenwetsch 2003, S. 231, offl.) In den folgenden Abschnitten werden zu Beginn die Bereiche der Kommissionierung betrachtet, welche hinsichtlich möglicher Optimierungsmaßnahmen ein hohes Potential aufweisen. Entsprechend wird im Anschluss speziell die beleglose Kommissionierung betrachtet, bevor abschließend die Ziele, die Planung und die Kontrolle solcher Maßnahmen betrachtet werden.

 

3.1 Kommissionierbereiche mit hohem Optimierungspotential


 

Im Rahmen der Rationalisierung und Optimierung von Kommissionierabläufen werden verschiedene Ziele verfolgt. Es wird sich dabei besonders konzentriert auf die Minimierung, beziehungsweise Optimierung der Weg- und Greifzeiten, sowie die Erhöhung der Kommissionierleistung und das Verhindern von Fehlern seitens des Kommissionierers, auf Grund von Müdigkeit, Ablenkung oder Unkonzentriertheit. (vgl. Holderied 2005, S. 260, offl.) Auf diese Ziele sind drei Bereiche mit dem höchsten Rationalisierungspotential ausgerichtet. Dabei handelt es sich um den Informationsbereich, das Greifen und den Aspekt der Bewegung. Die Optimierung einer der Bereiche führt beinahe zwangsläufig zu einer Verringerung der gesamten Kommissionierzeit. (vgl. Cetin 2004, S. 6, offl.) Vor allem bei der Anpassung und Synchronisation der Informations- und Materialflüsse liegt ein hohes Rationalisierungs-, Optimierungs- und Kostensenkungspotential. (vgl. Witteborn 2007, S. 2, offl.) Folgend werden diese drei Bereiche genauer betrachtet.

 

3.1.1 Der Informationsbereich als Rationalisierungsansatz


 

Der Bereich der Information nimmt einen Anteil von circa 10 bis 20 Prozent am gesamten Kommissioniervorgang ein, weshalb er sich für Optimierungsanstrengungen durchaus anbietet. Wenn die Informationen kompakt und verständlich bereitgestellt werden, können sie schneller korrekt gedeutet werden, wodurch, neben dem Aspekt der Zeiteinsparung, auch die Kommissionierleistung erhöht wird. Der Trend im Bereich intralogistischer Innovationen geht vor allem hin zur konsequenten Verwendung der Informationstechnologie, wobei Aspekte wie die Web-Technologie oder auch Ansätze der Sensorik und andere Prinzipien in Betracht gezogen werden. Dabei werden die funktionalen Möglichkeiten der verwendeten Software-Produkte stetig erweitert. Überdies zeichnen sich Projekte zur Verbesserung intralogistischer Prozesse durch das Zusammenwirken verschiedener Bereiche aus, wie beispielsweise dem Maschinenbau und der Sensor-, Steuerungs- oder Informationstechnologie. Dank der verstärkten Einbindung der Informationstechnik, können vor allem bei Aspekten wie der Datensicherheit und der Auftragsdurchlaufzeit Verbesserungen erzielt werden. Besonders deutlich wird die Wirkung einer Optimierungsmaßnahme beim Wechsel von der papierbehafteten zur papierlosen Kommissionierung. Ein weiterer interessanter Aspekt im Informationsbereich, auf welchen immer mehr Betriebe zurückgreifen, ist die Kopplung des Lagerverwaltungssystems mit einem SAP-System oder die vollständige Abbildung der bestehenden Lagerverwaltung und -steuerung im SAP. Zu diesem Zweck bietet SAP das Modul LES an (siehe Abschnitt 5.1, S. 66ff), welches die intralogistischen Prozesse koordinieren und steuern kann. Eine komplexe Steuerung genügt allerdings noch nicht um den Informationsbedarf eines modernen Lagers zu bedienen, weshalb man oftmals auf die Sensorik zurückgreift. Durch die Verteilung einer großen Menge von Sensoren in einem Lager, können neben der Überprüfung bestimmter Zustände, wie etwa der Einhaltung eines Temperaturfensters, unter anderem auch Regalbediengeräte korrekt positioniert oder Fachtiefen und somit auch Füllbestände eines Regals gemessen werden. Die Sensoren können einem demnach sowohl binäre Informationen, als auch analoge Messwerte, wie etwa Koordinaten oder Längenangaben, liefern. (vgl. Cetin 2004, S. 6, offl. und Hahn-Woernle 2008, S. 152, offl.)

 

Für eine optimale Integration in den Unternehmensfluss ist bei der Implementierung entsprechender Systeme zu berücksichtigen, dass der Kommissionierung eine Lagerfunktion vorgelagert ist und eine Verbrauchsfunktion nachgelagert ist, beispielsweise durch die Montage oder den Versand. Besonderes Potential für Rationalisierungen liegt bei der Organisation und dem Ablauf des Kommissioniervorgangs und in diesem Zusammenhang bei der Integration des Informations- und Materialflusses. (vgl. Wannenwetsch 2003, S. 231, offl.)

 

3.1.2 Der Greifvorgang als Rationalisierungsansatz


 

Der Bereich des Greifvorgangs nimmt bereits etwa 20 bis 30 Prozent der Kommissionierzeit in Anspruch. Maßnahmen wie die Anpassung des Kommissionierplatzes an die Ergonomie des Menschen und die Artikeleinlagerung entsprechend der Entnahmehäufigkeit erleichtern dem Kommissionierer die Entnahme. Um die Personalkosten zu drücken und die Flexibilität in der Kommissionierung zu steigern, tritt hier auch der Aspekt der Automatisierung immer stärker in den Fokus. Durch die erhöhte Verwendung, der vorausschauenden Einsatzplanung und jederzeit möglichen Modifizierung der Einstellungen der verwendeten Automatisierungstechnik kann die Kommissionierleistung eines Unternehmens deutlich gesteigert werden. (vgl. Cetin 2004, S. 6, offl. und Hahn-Woernle 2008, S. 152, offl.)

 

3.1.3 Der Bereich der Bewegung als Rationalisierungsansatz


 

Die Bewegung umfasst als drittes Gebiet mit etwa 50 bis 70 Prozent den Großteil des Kommissioniervorgangs und ist demzufolge besonders ausschlaggebend für die Kommissionierkosten, weshalb auf sie im Hinblick auf Rationalisierungen ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Für eine Optimierung in diesem Bereich bietet sich beispielsweise eine ABC-Analyse über das gesamte Sortiment an, anhand welcher unter anderem über Lagerorte bestimmt werden kann. Auch die fahrerlosen Transportsysteme, kurz FTS, bieten hier einen Ansatzpunkt für Optimierungsmaßnahmen. Hierbei wird sich vor allem darauf konzentriert die Über- beziehungsweise Abgabe von Artikel zu Verbessern. In erster Linie haben FTS bisher einfache sich wiederholende Aufgaben des Artikeltransportes übernommen. Durch neue Technologien und einen steigenden Automatisierungsgrad soll das Einsatzspektrum der FTS weiter ausgebaut werden, sodass in Zukunft auch kompliziertere Aufgaben übernommen werden und die Systeme selbstständiger und intelligenter arbeiten können. Hierfür werden die FTS zum Beispiel mit Vorrichtungen zum Einscannen dreidimensionaler Objekte und einem Archiv von geometrischen Figuren versehen. (vgl. Cetin 2004, S. 6 und S. 29, offl.) 3.2 Papierlose und papierbehaftete Kommissionierung und deren Potential

 

Sowohl die papierlose als auch die papierbehaftete Kommissionierung bieten ihre Vorteile und beide Varianten finden nach wie vor Anwendung in der Praxis. Für die Verwendung von Papier spricht zunächst die relativ simple und günstige Realisierung. Zudem kann der jeweilige Kommissionierer sich selbst und seinen Arbeitsfortschritt kontrollieren, da er nach einer Entnahme die entsprechende Position auf der Pickliste abhakt. (vgl. Hölker 2009, S. 28, offl.) Dem gegenüber steht die Kontrolle des bearbeiteten Auftrages, da sich diese bei komplexeren Aufträgen als sehr aufwendig herausstellen kann. Außerdem hat der Kommissionierer auf Grund der Pickliste nicht beide Hände frei, was die Kommissionierarbeit behindern und verlangsamen kann und vor allem bei großen Entnahmemengen stören kann. Zudem muss die Pickliste zwingend übersichtlich und verständlich gestaltet sein, damit der Kommissionierer schnellstmöglich die korrekten Artikel entnehmen kann. Jedoch muss die Pickliste nicht nur verständlich aufbereitet sein, sondern zusätzlich so aufgebaut sein, dass die aufgetragene Positionsreihenfolge auch dem optimalen Weg der Entnahme entspricht. (vgl. Hölker 2009, S. 29, offl.) Dem gegenüber steht die beleglose Kommissionierung, welche einige Vorteile birgt, weshalb sich dieser Ansatz immer mehr durchsetzt. Als größter Vorteil ist hierbei die Zeiteinsparung zu nennen. Durch die elektronische Übermittlung und Anzeigehilfen der nächsten Entnahmeposition wird Zeit eingespart und Fehler werden vermieden, beziehungsweise von der EDV-Unterstützung erkannt. (vgl. Hölker 2009, S. 29, offl.) Die Vorteile dieser Variante sind sowohl messbarer, als auch nicht messbarer Natur. Messbar ist beispielsweise die Produktivitätssteigerung, die geringeren Personalkosten, die Reduzierung von Fehlern durch die Entnahme falscher Artikelmengen oder gar falscher Artikel und der daraus resultierende niedrigere Überprüfungsaufwand. Außerdem können die geringen Bearbeitungszeiten eines Auftrages und demzufolge...

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