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E-Book

Neuländisch

in die Weite glauben

AutorAndreas Boppart
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783417229042
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Gott tickt neuländisch: Er will uns immer weiter führen, in neues Land, unsere Grenzen sprengen, unseren Horizont erweitern. Doch für viele Christen ist der Glaube etwas rein Statisches. Einmal gefunden, bleibt er mehr oder weniger, wie er ist. Vier Neuland-Bereiche macht Boppi, der beliebte Leiter von Campus für Christus Schweiz, aus: unser Gottesbild, unser Herz, unsere Beziehungen, darunter besonders auch die Einheit der Christen, sowie unsere Interaktion mit dieser Welt. Wenn wir unsere Ängste ablegen und Gottes Neuland-Prinzipien anwenden, werden wir Schätze entdecken und Überraschungen erleben, die uns verändern und zum Staunen bringen.

Andreas »Boppi« Boppart ist Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz und gefragter Referent. Als Autor von Büchern wie »Unfertig« steht er für authentischen und nachlebbaren Glauben. Zusammen mit seiner Frau und seinen 4 Töchtern lebt er mit einer weiteren Familie gemeinschaftlich im Kanton Zürich. Er träumt groß, denkt laut und liebt einen weiten Horizont.

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Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Ich bin nicht Gott. Das darf dich schon mal mit hoffnungsvoller Erleichterung erfüllen. Aber zumindest bin ich Gott ähnlich. Dasselbe gilt auch für dich. Wobei so manch einer dieses Gott-ähnlich-Sein in einem Anflug von Überheblichkeit mit Gottgleich-Sein verwechselt. Worum es mir hier geht: Weil wir Gott ähnlich geschaffen wurden, ist es so zentral herauszufinden, wer Gott ist, wie er tickt, denkt und fühlt – denn manches davon könnte auch in uns angelegt sein! Jesus hat gesagt: »Wer mich sieht, sieht den Vater!« (Johannes 14,9). Wenn wir also wissen wollen, wie Gottes Wesen ist, müssen wir seinen Sohn betrachten.

Ein Charakterzug Gottes ist es, dass er neuländisch tickt. In Christus hat er sich immer wieder in Neuland hineingewagt – seine Menschwerdung ist nur eines von vielen Beispielen. Und es spiegelt sich in der gesamten Schöpfung wider, die bereits durch die Jahreszeiten auf ein ständiges Neuwerden und Neuschaffen ausgerichtet ist. Dabei schmeißt er nicht einfach Altes weg, um etwas völlig Neues zu schaffen, sondern lässt Altes neu werden. Recycling ist Gottes Erfindung.

Nachfolge bedeutet, Neuland zu betreten. Falls du das nicht tun willst, drehst du dich einfach nur im Kreis. Unumstößlich steht für dich und mich fest: Egal, auf welchem Boden deine Füße stehen, Gott hat Neuland für dich vorbereitet. Er tickt neuländisch und deshalb entspricht es auch deinem Wesen, dich immer wieder auf Neuland einzulassen und unterwegs zu bleiben.

GOTT SPRICHT NEULÄNDISCH


Weil Gottes Wesen neuländisch ist, ist auch sein Dialekt neuländisch. Es lohnt sich, herauszufinden, was das für dein Leben bedeutet. Viele große Lebensmissverständnisse haben damit zu tun, dass wir übersehen, dass Gott Neuländisch spricht, indem er uns immer wieder in neue Bereiche unseres Lebens hineinführt und wir dadurch mehr und mehr entdecken, wer er ist und wer wir sind.

Er stellt unsere Füße immer wieder auf neues Land – oder »auf weiten Raum«, wie der Psalmist sagt (Psalm 31,9; LUT). Das ständige Erneuern entspricht dem Lebenskonzept, das er für uns Menschen entworfen hat. Er selber liebt es, Neues zu schaffen – »Seht, ich mache alles neu« (Offenbarung 21,5) heißt es über die Zukunft, die uns bevorsteht. Aber es beginnt schon im Hier und Jetzt. Kolosser 3,10 sagt über den neuen Menschen in uns, dass er fortwährend erneuert wird, »damit ihr Gott immer besser kennenlernt und seinem Bild ähnlich werdet.« Dieser Erneuerungsprozess dauert ein Leben lang und geschieht täglich.

Du bist Neuländerin, Neuländer. Das ist vor Beginn deines Seins festgelegt worden. Damit steht auch die Aufforderung, nach diesem neuen Menschen zu forschen und nach Verwandlung zu streben. Gott möchte dein Inneres beständig formen, prägen und weiten. Das ist es, was ich wohl zusammenfassend als die stärkste Wahrnehmung von Gottes Gegenwart in meinem Leben ansehe: Gottes transformatorische Kraft in mir.

Ich habe persönlich erlebt, wie Gott mein oft hartherziges Wesen verwandelt hat, und sehe das als das wohl größte Wunder, das ich miterleben durfte. Noch immer bin ich nicht die liebevollste Person, die empathisch jedes Mal vor Mitleid in Tränen ausbricht, wenn ihr andere von ihren Leidensgeschichten erzählen. Kürzlich hat mich eine Person am Bahnhof erkannt und mich angesprochen, ob sie mit mir reden und ich für sie beten könne. Mein »Passt jetzt gerade schlecht« hat sie hartnäckig ignoriert und begonnen, mir ihre ganze Leidensgeschichte zu erzählen. Alle meine unmissverständlichen Signale hat sie ignoriert. Ich hatte Kopfschmerzen, einen tierischen Hungerast und wollte weder zuhören noch beten. Erst nach ganzen zwanzig Minuten und einem abspeisenden Proforma-Gebet konnte ich mich hungrig und verzweifelt auf eine Parkbank flüchten, wo ich mich bis zur Zugeinfahrt versteckte. Womöglich hätte Gott etwas mit dem Gespräch vorgehabt – schließlich hatte ich die Person nur getroffen, weil ich meinen Zug knapp verpasst hatte und eine Stunde lang auf den nächsten warten musste. Aber ich bin nicht immer bereit für Gottes Ideen und in solchen Momenten nimmt der alte Boppi den neuen in den Würgegriff, bis dieser blau anläuft und umkippt.

Auch wenn ich mich in dieser Situation hartnäckig dem Neuland verweigert habe: Gott hat mich verwandelt und mein steinernes Herz über die Jahre sehr viel weicher gemacht und einen Geist in mich eingepflanzt, der fähig ist, sich täglich zu erneuern (Hesekiel 36,26). Es ist ein Prozess. Und das ist gut so. Gott schafft in mir diesen neuländischen Spirit und richtet mein Herz auf Neuland aus, das er mir Tag für Tag zeigen will. Das ist es auch, was Römer 12,2 ausdrückt:

»Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.«

Ich habe mich in diesen Vers verliebt. Erstens beschreibt er die Erneuerung unseres Denkens, die Gott für uns vorgesehen hat. Es ist das Hineinwachsen in eine neue Denkkultur, eine Kultur, die vom Himmel her geprägt ist. Wenn wir das zulassen, dann geschieht Transformation an uns – »damit ihr verändert werdet«. Transformiert zu werden in das, was wir von Gott her zu sein und zu tun berufen sind, ist unglaublich wohltuend, gerade weil wir so oft versucht sind, Dinge in unserem Leben mit Gewalt hinzubiegen. Vieles wird dann anstrengend, dogmatisch und wirkt übertrieben fromm.

Zweitens finde ich die Wendung: »ob Gott Freude daran hat« unglaublich schön. Ich habe sie zur Grundlage aller meiner Entscheidungen gemacht. Wir fragen uns in Teams: »Was denkt ihr? Hat Gott Freude daran?« Fast immer erlebe ich, dass wir Einheit finden, weil wir nicht mehr nach der Freude unserer Seele fragen – das schwingt ja immer mit –, sondern weil wir uns danach ausstrecken, ob es Gott gefällt. Ob es sich da irgendwo tief in uns drin gut und friedlich anfühlt, wenn wir diese Entscheidung fällen. Je nach Thema ist der Prozess und die Diskussion ein hartes Ringen – aber selbst schwere Entscheidungen hinterlassen schließlich ein angenehmes Gefühl des Friedens, wenn sie auf die Freude von Gott ausgerichtet sind.

Eine der meines Erachtens größten Fallgruben des Christseins besteht darin, dass wir diesen Erneuerungsprozess nicht mehr mitmachen, weil wir unbewusst oder bewusst zur Überzeugung gelangt sind, dass wir »fertig« sind. Dass wir eigentlich verstanden haben, um was es geht, und wissen, wie es geht. Dass unser Glaube und Weltbild komplett sind. Ein Trugschluss, der uns überheblich werden lässt gegenüber anderen Menschen, die Gott vielleicht bisher ganz anders erlebt haben, und der den Prozess der Christusähnlichkeit unterbindet. »Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden«, hat Sokrates bereits bemerkt.

Als Jugendlicher war ich unbewusst der Überzeugung, dass der christliche Glaube etwas Fixes ist, etwas Statisches. Das hat sich vor allem auch auf meine Beziehungen und Begegnungen ausgewirkt – ich war in meinem Denken nicht flexibel und oft ist es bei unterschiedlichen Weltbildern und Glaubensmeinungen zur Konfrontation gekommen. Mein Grundmuster war: Irgendwann hat man begriffen, wie Gott in das Weltbild hineinpasst und wie man das Weltbild auf Gott passend macht. Ich wusste zum Beispiel klar, wie man moralisch zu leben hatte, und deshalb auch, wer alles falsch lebte. Dabei ist der persönliche Glaube alles andere als etwas Fertiges, etwas, das man einmal backt und dann sauber abgepackt für die nächsten Jahrzehnte im Tiefkühler verstaut, so wie das Atombrot der Schweizer Armee, das auch noch zwei Jahrzehnte später genießbar sein soll. Die Folge von einem statischen Glaubensbild ist die Überzeugung, dass man auf der Wahrheits-Insel gestrandet ist und alle, die etwas anderes meinen oder denken, in falschen Gewässern paddeln. Es macht unfähig, mit anderen in einen ehrlichen Dialog einzutreten, weil man lieber überzeugt als zuhört. Glaube ist jedoch ein Prozess. Er wächst gemeinsam mit uns und verändert sich über die Jahre. Gott wird nicht irgendwann mit unserem Glauben fertig sein, damit wir uns mit ihm auf eine Parkbank setzen und warten können, bis das Leben vorbeigezogen ist. Er führt uns vielmehr immer und immer wieder in Neuland hinein.

Man betritt den Glauben nicht wie einen Kinosaal, um dann in einer Endlosschleife für den Rest des Lebens denselben Film zu schauen.

Glaube verändert sich und damit auch manche Dinge, die wir für wichtig und wahr halten. Nicht alle Wahrheit ist absolut – einige Wahrheiten sind beispielsweise nur für spezielle Lebensphasen gültig. Für meine jüngste, dreijährige Tochter gilt zum Beispiel: Auf der Straße wird nicht gespielt! Das ist sinnvoll, da es dort gefährlich für sie ist, obwohl dort nur wenige Autos fahren. Wird sie dann größer, wird diese Wahrheit revidiert: »Pass auf, wenn du auf der Straße unterwegs bist.« Später können wir noch einen Schritt weiter gehen und gemeinsam dort Federball spielen.

Natürlich lässt sich das nicht eins zu eins auf den Glauben übertragen. Aber als Jugendlicher hat es mir beispielsweise geholfen, vieles klarer abgegrenzt zu sehen, während ich heutzutage erlebe, wie Gott mich immer wieder aus scheinbar klaren Begrenzungen herausruft und mich »hinaus ins Weite führt« (vgl. Psalm 18,20).

GOTT LIEBT NEUE BRILLEN


Ein Merkmal von Gottes neuländischem Wesen ist seine Vorliebe für Paradigmenwechsel, die er uns Menschen immer wieder...

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