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Neunundsechzig Jahre am Preußischen Hofe

Aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss. Mit einer Stammtafel, ergänzt durch eine Zeittafel, und einem Vorwort von Wieland Giebel.

AutorWieland Giebel (Hrsg.)
VerlagBerlin Story Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl340 Seiten
ISBN9783863687014
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Welch ein Glück, dass es diese Erinnerungen gibt! Sophie Marie Gräfin von Voss, geborene Pannwitz (11. März 1729 - 31. Dezember 1814) lebte neunundsechzig Jahre - mehrere historische Epochen hindurch - am preußischen Hof. Sie war über Jahrzehnte Gesprächspartnerin und Beraterin von Königinnen und Königen. Vier preußische Herrscher sah sie kommen und gehen und neue Epochen anbrechen. Vorwort (Auszug): Als Sophie von Pannwitz geboren wurde, regierte Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, der mit den Langen Kerls und dem etwas rüden Tabakskollegium, und Preußen war noch keine europäische Großmacht. Sie erlebte die gesamte Regierungszeit von Friedrich dem Großen (1740-1786) und die seines Neffen und Thronfolgers Friedrich Wilhelm II. (1786-1797). Sie erlebte die Besetzung Berlins durch die Franzosen, die Befreiungskriege gegen Napoleon und die Neuordnung Europas. Die letzte Eintragung in ihrem Tagebuch am 23. Dezember 1814 bezieht sich auf den Wiener Kongress: 'Aus Wien nichts Erfreuliches; es scheint, dieser unselige Kongress nimmt kein Ende.' König Friedrich Wilhelm III. hatte ihr das gesamte Vertragswerk zur Durchsicht und Kommentierung geschickt. Die Gräfin von Voss vertrat die Auffassung, die Franzosen seien viel zu gut weggekommen. Sophie verbrachte ihre Kindheit mit ihrer Mutter am Hof der Gattin des Soldatenkönigs, Königin Sophie Dorothea. 1743, im Alter von 14 Jahren, wurde sie zu ihrer Hof- und Staatsdame. Sieben Jahre lang war sie Sophie Dorothea mit großer Verehrung ergeben. Deren Tochter, die Markgräfin von Bayreuth, Schwester Friedrichs des Großen, berichtet in ihren Memoiren: 'Die junge Pannwitz war schön wie ein Engel. Als ihr der König auf der Wendeltreppe begegnete, die zu den Zimmern der Königin führt, und den Versuch wagte, sie zu küssen, erwehrte sie sich seiner mit einer herzhaften Ohrfeige.' [...]

Herausgeber Wieland Giebel hat die Berlin Story 1997 gegründet. Er wurde 1950 in Schmalkalden/Thüringen geboren, kam Ende 1952 über Berlin in den Westen nach Kassel. Während der Schulzeit sang Giebel zehn Jahre Kinderrollen an der Oper, gründete ein Kindertheater und den Verlag Elefanten Press, der 1971 in die Dresdner Straße nach Kreuzberg zog. 1996 gründete er den Verein, der das Geschichtsfestival Historiale durchführt sowie das Berlin Story Museum im Berlin Story Bunker betreibt.

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Leseprobe
ca.1740
Die Markgräfin von Baireuth erwähnt in ihren Memoiren die unverholene Bewunderung des sonst wenig galanten alten Herrn für die kleine Schönheit, der diese sich dringend bemühte zu entfliehen, und die schließlich mit einem Vorfall endete, den die Markgräfin nicht ohne Schadenfreude erzählt. Sie sagt bei dieser Gelegenheit: "Die junge Pannwitz war schön wie ein Engel, aber ebenso entschlossen als reizend, und als ihr der König einstmals auf einer Wendeltreppe begegnete, die zu den Zimmern der Königin führt, auf der sie ihm nicht ausweichen konnte, und den Versuch wagte, sie zu küssen, erwehrte sie sich seiner mit einer so herzhaften Ohrfeige, daß die am Fuß der Treppe stehenden über deren guten Erfolg nicht in Zweifel bleiben konnten. Der König nahm ihr diese entschlossene Selbstvertheidigung nicht übel und blieb ihr nach wie vor sehr gewogen." [...]
28. December 1745
Der Prinz von Preußen war mit dem König gekommen und war sehr viel in Monbijou bei seiner Mutter, die ihn besonders liebte, und ehe ich noch ahnen konnte, daß er mich nur beachtete, hatte er eine Leidenschaft für mich gefaßt, die für sein und mein ganzes Leben ein großes Unglück geworden ist. Diese Neigung, die fast vom ersten Augenblick an, wo er mich wiedersah, in ihm erwachte, ist nicht rasch vergangen wie sie rasch gekommen war: nur zu treu und standhaft hat er sie mir bewahrt bis zuletzt. [...]
1745
Immer von Neuem faßte ich den selben Entschluß, das wachsende Gefühl für den Prinzen aus meinem Herzen zu reißen; ich wollte mich um jeden Preis von seinem Einfluß und seiner zunehmenden Macht über mich befreien; ich wollte um jeden Preis diese Schwäche in mir überwinden - Tage und Tage lang verbannte ich mich selbst in mein Zimmer, um ihn nicht zu sehen; ich vermied, ja ich floh seine Nähe, ich begegnete ihm nie anders als mit Unfreundlichkeit und Härte und suchte ihn mit Willen gegen mich zu erzürnen. [...]
1753
[...]Man gab in Magdeburg nur unglaublich lange große Diners, bei denen man fast den halben Tag bei Tische saß und sich tödtlich langweilte. Nach und nach versuchte ich, der dortigen Welt diese Diners abzugewöhnen, und wie es in der übrigen Welt Sitte ist, dafür Soupers einzuführen. [...]
14. Oktober 1760
Ich ging mit der Knesebeck zu der schönen Fee, die uns zum Kaffee eingeladen hatte. Eine alte Französin, eine Kartenlegerin, kam hin und wir ließen uns bereden, uns von ihr wahrsagen zu lassen, was jedoch einzig darin bestand, daß sie tausend Unsinn sprach und uns immerfort versicherte, wir würden sehr bald gute Nachrichten haben. Es wäre zu wünschen, daß sie darin wenigstens wahr sagte! -
4. Februar 1761
Abends an Hof. Die arme Königin war von einer furchtbaren Laune und sagte ganz verzweifelte Sachen. Diese Übellaunigkeit ist ein schrecklicher Fehler bei ihr. Immer will sie, daß alle Welt ihr schmeicheln und ihr in allen Dingen Recht geben soll, und das macht jedes Gespräch mit ihr eben so peinlich als unangenehm.
8. Februar
[...] Die Königin war auch da und machte bei Tisch einige sehr heftige Äußerungen wegen der ungünstigen Urtheile und Gerüchte, die man über ihren Hof verbreite. Ich weiß nicht, was sie anders meinen kann, als einige alberne Klatschereien hier im Ort, die man gar nicht anhören und noch weniger beachten sollte. [...]
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