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Neurolymphatische Reflextherapie nach Chapman und Goodheart

Anwendung in Manueller Medizin, Osteopathie und Ortho-Bionomy

AutorKlaus G. Weber, Michaela Wiese
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783132421363
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis64,99 EUR
Sanft. Wirksam. Punktgenau. Erweitern Sie Ihr Behandlungsspektrum mit dem einzigen Werk zur neurolymphatischen Therapie, das die Reflexpunkte nach Chapman und nach Goodheart übersichtlich darstellt! Über die Reflexpunkte nehmen Sie Einfluss auf organische und funktionelle Beschwerden und lösen Störungen in Organen, Faszien und Muskeln. Die Reflexpunkte werden nach anatomischer Region und nach Funktionsgruppe (z.B. Verdauungstrakt) und Schwerpunkt (z.B. Schultergürtel) systematisiert. Mit dem Bildatlas erschließen Sie sich leicht die Lage der Reflexpunkte und die Palpation der beteiligten Zonen. Anschauliche Behandlungsbeispiele geben Therapieanleitung und zeigen Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Verfahren auf. Die neurolymphatische Reflextherapie auf den Punkt gebracht.

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Leseprobe

1 Einführung


1.1 Entdeckung der neurolymphatischen Reflexpunkte


Frank Chapman, der 1897 sein Studium der Osteopathie begonnen hatte, stellte im Laufe seiner jahrzehntelangen therapeutischen Praxis fest, dass Störungen innerer Organe regelmäßig mit Verquellungszonen an anatomisch genau definierten Arealen der Oberflächenfaszie einhergingen. Diese deutlich tastbaren, oft druckempfindlichen Punkte ließen sich an anatomisch immer denselben oberflächlichen Schichten des Körpers finden. Es handelt sich um Veränderungen, die als Verquellungen, als hirsekorngroße bis strangartige Verhärtungen, sog. „Stringy Masses“, im Periost-, Muskel-, oder Faszienbereich imponieren.

Während Chapmans Ausbildung zum Osteopathen herrschte noch die Meinung vor, dass fast alle Erkrankungen mit anhaltenden Funktionsstörungen der Gelenke einhergehen. Nach 30 Jahren Berufstätigkeit kam Chapman zu der Überzeugung, dass dies höchstens bei zwanzig Prozent seiner Patienten zutraf. Von weit größerer Bedeutung schien ihm der Zusammenhang zwischen Störungen des Lymphflusses – auch im Bereich der Gelenke – und der Entstehung von Krankheiten zu sein. Ausgehend von den Verquellungszonen, die ihm immer wieder aufgefallen waren, begann er, diese Phänomene auf ihre diagnostische und auch therapeutische Bedeutung hin systematisch zu untersuchen.

Die von ihm schließlich gefundenen Zusammenhänge ordnete er einem von ihm „neurolymphatisch“ benannten Reflexgeschehen zu:

Chronische krankhafte Veränderungen innerer Organe, die mit lymphatischen Belastungen einhergehen führen zu einer gleichzeitigen lymphatischen Verquellung der dazugehörigen reflektorisch verbundenen Zonen an der Körperoberfläche. Über diese Lymphverquellungen können wir umgekehrt die inneren Organsysteme therapeutisch erreichen.

Allgemeinreaktionen wie Ödemausschwemmung nach der Behandlung, Verbesserung von Organfunktionen, aber auch Reintoxikationsphänomene durch das Freisetzen von Ablagerungen aus dem Zwischenzellgewebe bestätigen empirisch Chapmans Annahme, dass Wirkungen im lymphatischen Bereich erzielt werden.

Eine rasch wirksame reflektorische Komponente im Sinne eines viszeroparietalen Reflexes, eines vom inneren Organ zu den oberflächlichen Bindegewebsschichten und umgekehrt wirkenden Regelkreises ergibt sich aus der Beobachtung, dass nach Stimulation der Chapman-Punkte innerhalb von Sekunden körperliche Reaktionen auf die Behandlung nachweisbar sind. Es handelt sich nicht um einen unwillkürlichen Reflex im streng physiologischen Sinne wie den Patellarsehnenreflex, sondern um die Stimulation von Autoregulationsmechanismen. Im Gegensatz zum Patellarsehnenreflex oder Lidschlussreflex können Chapman-Punkte überstimuliert und ermüdet werden. Das ist für die therapeutische Vorgehensweise von großer Bedeutung.

Da Chapman seine Untersuchungen selbst nie veröffentlicht hat, können wir bezüglich seiner Entdeckungen nur auf die Informationen von Charles Owens zurückgreifen, der Chapmans Unterlagen posthum gesichtet, über Jahre überprüft und interpretiert hat. Die von Chapman gefundenen Punkte und ihre Indikationen wurden von Owens gesammelt und schließlich veröffentlicht. Die von Owens angebotene „endokrine“ Interpretation der Wirkungen der neurolymphatischen Reflexzonen ist aus heutiger Sicht pathophysiologisch völlig überholt. Das obsolete Erklärungsmodell hat sicher dazu beigetragen, dass der empirisch gesicherte praktische Nutzen der Punkte vorübergehend fast vergessen wurde. Selbst wenn das ursprüngliche Erklärungsmodell unbefriedigend war, blieben die neurolymphatischen Punkte doch Teil der regulären Ausbildung einiger Osteopathie-Colleges.

1964 beschrieb der Chiropraktiker Goodheart eine völlig neue Anwendungsmöglichkeit der klassischen neurolymphatischen Punkte. Goodheart fand einen Zusammenhang zwischen den neurolymphatischen Punkten und bestimmten Muskeln sowie Muskelgruppen. Er postulierte eine Verbindung zwischen Muskeln, inneren Organen und dem Leitbahnsystem der Meridiane und entwickelte daraus einen komplexen Diagnose- und Therapieansatz, den er in die Applied Kinesiology (AK) integrierte. Eine direkte therapeutische Anwendung der neurolymphatischen Punkte zur Verbesserung des muskulären Spannungsgleichgewichtes beschrieb Goodheart unserer Kenntnis nach nicht.

In der Ortho-Bionomy – einer Weiterentwicklung der Osteopathie – und der NRT, der Neurophysiologisch Reflektorischen Therapie, nutzen wir die kombinierte diagnostische und therapeutische Anwendung der neurolymphatischen Punkte sowohl zur Behandlung innerer Organe als auch der Muskeln des Stütz- und Bewegungsapparates.

1.2 Neurolymphatische Reflextherapie – ein umfassender Therapieansatz


Schon die Heilkundigen der Antike wussten, dass das Leben sich durch ständige Erneuerung und Veränderung ausdrückt. Sie erkannten, dass im menschlichen Organismus alle Vorgänge einer ständigen Veränderung und Bewegung unterworfen sind, was man als das Fließen von Säften beschrieb, die in Wechselwirkung zueinander stehen. Bis ins 19. Jahrhundert behielt diese Theorie eine große Bedeutung für die westliche Medizin. Sie wurde dann von einem eher linearen bzw. biomechanischen Menschenbild abgelöst, dem wir die modernen medizinischen Fortschritte zu verdanken haben. Seit einigen Jahrzehnten tritt aufgrund neuer Erkenntnisse die Bedeutung der Fließgleichgewichte in der körperlichen Regulation wieder mehr in den Vordergrund.

Wenn wir vom Menschen als einer Einheit von Körper, Seele und Geist sprechen, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass bereits auf der physischen Ebene Interaktionen in einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl stattfinden, die sich alle auf unser Gesamtbefinden auswirken.

Muskeln, Gelenke, innere Organe, Faszien, das Zentrale Nervensystem (ZNS) und endokrine Vorgänge müssen sowohl in biomechanischer wie in biochemischer Hinsicht zusammenarbeiten, um die Gesundheit sicherzustellen. Tritt auf einer dieser Ebenen eine Funktionsstörung auf, kann dies zu Beschwerden und Krankheiten führen. Mit den neurolymphatischen Punkten erreichen wir reflektorisch Muskeln und Sehnen, innere Organe, das Gehirn und die Sinnesorgane. Wir können die Stressregulation, die Stressverarbeitung und funktionell den Hormonhaushalt beeinflussen. Die Hormonausschüttung und die Einflussnahme auf die Funktion des ZNS wirken ihrerseits auf die emotionale Reaktion und die Psyche.

Die Aktivierung des interstitiellen lymphatischen Raumes führt zu einer lokalen Entstauung und zu einer verbesserten Immunsituation. Über die Mobilisation der an den Zellmembranen und im Zwischenzellraum in der Matrix abgelagerten Substanzen, die umgangssprachlich als Schlacken bezeichnet werden, gelangen Entzündungsmediatoren wie Histamin und Bradikinin vermehrt in die Blutbahn.

Das Ausschwemmen kreislaufaktiver Reizstoffe entgiftet den Körper, kann aber, wenn die Therapierichtlinien nicht eingehalten werden, unspezifische Begleiterscheinungen wie übel riechenden Schweiß, Urin oder Stuhlgang, Kopfschmerzen, Zerschlagenheitsgefühl, Kreislaufbeschwerden, körperliches wie psychisches Unbehagen auslösen. Gleichzeitig gelingt über die eingeleitete „Entgiftung“ eine deutliche Entlastung von Patienten mit eher diffusen Beschwerdebildern. Mangels eindeutiger Ursachen und in Unkenntnis der zugrunde liegenden Stoffwechselbelastung im Zwischenzellgewebe werden solche Beschwerden häufig fälschlich dem psychosomatischen Formenkreis zugeordnet.

Das komplexe System autoregulativer Mechanismen unseres Körpers bezeichnen wir pauschal als Selbstheilungskraft. Physische und psychische Traumen, Toxine, Ernährungsgewohnheiten usw. können die Kompensationsmöglichkeiten des Körpers überbeanspruchen, so dass ein einziger, unscheinbarer, weiterer Belastungsfaktor überraschend zum Auslöser von heftigen Beschwerden wird. Der sprichwörtliche Tropfen bringt das Fass zum Überlaufen. Mithilfe der neurolymphatischen Punkte fällt es leichter, die Summe der ätiopathogenetischen somatischen Faktoren abzuklären. In Würdigung der neurolymphatischen Befunde lernt man als Therapeut komplexe Zusammenhänge kennen, auf die man bisher wenig geachtet hatte.

Für eine Abklärung sind neben der ausführlichen Anamnese folgende Bereiche in die Untersuchung einzubeziehen:

  • der Bewegungsapparat mit Muskeln, Faszien, Gelenken

  • die inneren Organe wie Atem-, Verdauungs- und Urogenitalorgane

  • die Strukturen und Bindegewebshüllen des ZNS, der Sinnesorgane, der peripheren Nerven

  • die Psyche mit Veränderungen der Wahrnehmung, der Stimmung, der Reaktionen

Die Therapie mit den neurolymphatischen Zonen nach Chapman und Goodheart vermag vielfältig regulierend in das System unseres Organismus einzugreifen. Je nach Art der Belastung wird der Impuls für eine einsetzende Selbstheilung gesetzt oder der Boden für jetzt erfolgreiche weitere therapeutische Interventionen bereitet, die dem Patienten Erleichterung verschaffen.

1.3 Neurolymphatische Reflextherapie und Ortho-Bionomy®


1.3.1 Ortho-Bionomy®


Die Ortho-Bionomy wurde von dem anglokanadischen Osteopathen Arthur Lincoln Pauls (1929–1997) als Weiterentwicklung der Osteopathie begründet. Sie verbindet auch Elemente des Judo und der Physiotherapie. Die...

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