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E-Book

Nicht denken ist auch keine Lösung

Wie Sie gute Entscheidungen treffen

AutorChristoph Quarch
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783833865862
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR

Alles nur eine Sache des Bauchgefühls?
Entscheiden mit Kopf und Herz

Was ist eine gute Entscheidung? Gibt es so etwas überhaupt - und wenn ja: Wie trifft man eine gute Entscheidung? Die Philosophie bietet eine solide und für jedermann im Alltag anwendbare Grundlage dafür, auf eine gute Weise entscheiden zu können. Denn ganz ohne Denken geht es nicht.

Kündigen oder bleiben? Aufgeben oder durchhalten? Vom Banalsten bis zum Wichtigsten - die Frage, was man tun soll, holt einen immer wieder ein, und ist nur selten leicht zu beantworten. Verschiedene Stimmen konkurrieren miteinander, die Intuition bleibt aus, Argumente und Gegenargumente halten sich im schlimmsten Fall die Waage. Genau hier setzt Christoph Quarchs philosophischer Entscheidungshelfer an: Unterhaltsam, informativ und praktisch identifiziert er die Faktoren, die bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen und zeigt Wege, wie wir diese Faktoren gewichten und berücksichtigten können. Aus Erkenntnissen der Neuropsychologie und Philosophie entsteht ein spielerischer Zugang, bei dem der Leser in alltägliche Entscheidungssituationen versetzt wird und unterschiedliche Entscheidungswege durchspielen kann. Am Ende wird er über ein umfassendes Arsenal an Entscheidungshelfern verfügen und seine eigene Entscheidungen verantwortungsbewusst und mit einem gutem Gefühl treffen können.

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Leseprobe

DIE PHILOSOPHIE DES ENTSCHEIDENS


Nichts steht guten Entscheidungen so sehr im Wege wie ein unzureichendes Verständnis dessen, was Entscheidungen eigentlich sind – was bei ihnen vorgeht, woran sie Maß nehmen, wer sie trifft. Wenn Sie Entscheidungshilfe wünschen und die Kunst erlernen wollen, möglichst reibungslos und klug Entscheidungen zu treffen, dann sind Sie gut beraten, mit diesem ersten Teil des Buches einen kurzen Gang durchs weite Land des Denkens anzutreten.

DAS ENTSCHEIDEN: WARUM SOLLTEN WIR TUN, WAS WIR KÖNNEN, OBGLEICH WIR ES MÜSSEN?


Was ich Ihnen in diesem Teil des Buches in Aussicht stelle, ist eine Art Landkarte, die es Ihnen erlaubt, in allen Arten von Konfliktsituationen einige wichtige Fragen beantworten zu können: Soll ich mich überhaupt entscheiden, und wenn ja, warum? Woran soll ich mich bei meiner Entscheidung orientieren? Wie finde ich heraus, was ich eigentlich will? Und ist das, was ich will, auch wirklich das, was mir die Richtung weisen sollte? Und weiter: Wer ist es eigentlich, der in mir die Entscheidungen trifft – ist es der Wille oder der Verstand, ist es der Bauch oder das Herz, oder ist es dieser wunderliche Fremde in mir, den man gemeinhin das Gehirn nennt? Sie sehen, es gibt reichlich Fragen, die zu klären sind, bevor wir uns im zweiten Teil des Buches konkreten Entscheidungssituationen zuwenden. Sie können diesen ersten Teil überspringen – aber das wäre, wie wenn Sie ein Haus ohne Fundament bauen. Und denken Sie daran: Das Buch, das Sie in Händen halten, heißt nicht zufällig: Nicht denken ist auch keine Lösung …

»Die schlimmste Entscheidung ist Unentschlossenheit.« Benjamin Franklin

NICHT ENTSCHEIDEN IST AUCH KEINE LÖSUNG. WARUM WIR UM ENTSCHEIDUNGEN NICHT HERUMKOMMEN


Es war einmal ein Esel, der unter großem Hunger litt. Da traf es sich dem Anschein nach recht gut, dass er nur wenige Schritte vor sich eines wohlriechenden Heuhaufens gewahr wurde. Allein, da war auch noch ein zweiter Heuhaufen: genauso groß, genauso aromatisch duftend, genauso weit entfernt. Der arme Esel wusste weder ein noch aus. Kaum, dass er sich zum einen Haufen in Bewegung setzen wollte, erhob sich in ihm eine Stimme und flüsterte ihm zu, der andere Haufen werde durchaus besser schmecken. Sobald er aber seinen Huf in dessen Richtung streckte, gemahnte ihn eine andere Stimme, es sei wohl richtiger, doch zu dem ersten Haufen hinzutrotten, denn ganz gewiss sei dieser schmackhafter als jener. So ging es hin und her. Die Zeit verstrich, der Hunger wuchs, am Ende war der Esel tot. Als Todesursache notierte der hinzugeeilte Veterinär »Verenden infolge einer fürchterlichen Pandemie«. Sie heißt: Entscheidungsschwäche.

Der arme Esel hat es immerhin zu einiger Berühmtheit gebracht. Als »Buridans Esel« ist er in die Lexika und Lehrbücher der Philosophie eingegangen. Einfach deshalb, weil ein gewisser Johannes Buridan (1295–1363) im 14. Jahrhundert das Gleichnis von dem zaudernden Esel erzählt haben soll, um damit darzulegen, wie wenig der bloße Wille auszurichten vermag, sofern er nicht durch eine Einsicht oder Erkenntnis in eine bestimmte Richtung gelenkt werde.

Entscheidungen, so wollte der mittelalterliche Denker mit der Eselsstory zu verstehen geben, verdanken sich nicht einfach der Willenskraft, sondern entscheidend ist die rechte Einsicht des Verstandes. Womit wir bereits auf dem besten Wege sind, uns in einigen der Schlingen und Fallstricke zu verheddern, die unsere Meisterdenker für alle diejenigen ausgelegt haben, die sich auf das schwierige Terrain der philosophischen Entscheidungstheorien wagen. Also für uns.

Aber das kann noch warten. Bleiben wir zunächst bei der Tragödie unseres armen Esels und stellen dazu ein paar Dinge richtig: Erstens stammt sie gar nicht von Johannes Buridan. Vermutlich hat der gute Mann das Stück bei einem Kollegen abgeschrieben, und zwar bei dem gut zwei Jahrhunderte früher lebenden persischen Philosophen Al-Ghazali (1058–1111), der in seinem Hauptwerk »Inkohärenz der Philosophen« notiert hatte: »Wenn ein durstiger Mann auf zwei unterschiedliche Gläser Wasser zugreifen kann, die für seine Zwecke in jeder Hinsicht gleich sind, müsste er verdursten, solange eins nicht schöner, leichter oder näher an seiner rechten Hand ist.«

Nun gut, Sie haben recht: Hier ist nicht von einem hungrigen Esel die Rede, sondern von einem durstigen Mann, aber man sieht doch leicht, dass es Al-Ghazali um das gleiche Thema geht: um das Problem der Entscheidungsfindung. Oder besser: um die Tragödie der Entscheidungsunfähigkeit.

Der zweite Punkt, den wir richtigstellen müssen, betrifft den Esel. Den gibt es nämlich gar nicht. Zumindest bei Buridan kommt er nicht vor, in keinem seiner Werke. Wohl erzählt er einmal von einem Hund, der sich nicht zwischen zwei Fressnäpfen entscheiden konnte und deshalb elendiglich verreckte. Vom Esel aber fehlt im Werk dieses Philosophen jede Spur. Und das ist gut so. Denn nach allem, was man heute über Esel weiß, steht eines fest: Ein Esel wäre nie zwischen den Heuhaufen verhungert, weil diese Tiere in hohem Maß über das verfügen, was uns Menschen meistens fehlt, weshalb uns die Entscheidungsfindung so schwerfällt: die Intuition. Ein Esel würde gar nicht überlegen, sondern einfach losmarschieren und sich am Heuhaufen gütlich tun – schnurzpiepegal an welchem, wenn es denn nur schmeckt und satt macht.

Wie es um Buridans Hund bestellt ist, bleibe dahingestellt, den können wir getrost vergessen. Nicht, weil er eh unbekannt geblieben ist, sondern weil er uns am Ende doch nur vom Weg abbringen würde – vom Weg zum Menschen: zu Al-Ghazalis entscheidungsschwachem Durstigem. Denn wenn wir ehrlich sind, ist niemand als ein Mensch zu einer solchen Eselei imstande. Entscheidungsschwäche und Entscheidungsunfähigkeit sind seine fragwürdigen Privilegien. Und zwar deshalb, weil kein anderes Wesen sich überhaupt entscheiden kann … und sich entscheiden muss. Womit wir nun bei der ersten wichtigen Erkenntnis angelangt wären, die zugleich die eigentliche Pointe der wunderlichen Geschichte von Buridans Esel ist. Sie lautet: Ob es uns nun passt oder nicht, wir müssen uns entscheiden. Sich nicht zu entscheiden, wäre tödlich.

»Tödlich« ist dabei nicht buchstäblich zu lesen. Die Eselstragödie ist ja nur ein Gleichnis. Das elende Ende des Esels dürfte darauf deuten, dass Menschen, die sich nicht entscheiden (wollen oder können), damit ihr eigentliches Menschsein opfern. Man könnte sagen: Sie verwesen, weil sie ihr Wesen preisgeben. Denn Mensch zu sein, erfordert unabdingbar die Bereitschaft zur Entscheidung. Entscheidungslos sein Leben zu verdümpeln, mag zwar nicht unbedingt den Tod zur Folge haben, wohl aber führt es zum Verlust der menschlichen Lebendigkeit, des eigentlichen, wesentlichen Menschseins. Es führt zum Seelentod.

Sie finden, das ist eine steile These? Das stimmt, und deshalb werden Sie verstehen, dass wir ein wenig bei ihr bleiben müssen, um darüber nachzudenken, was es eigentlich mit unserem Menschsein auf sich hat. Dabei werden Sie flugs feststellen, dass es in diesem Buch am Ende um gar nichts anderes geht als um die gute alte Frage, was unser Menschenleben gelingen lässt. Aber das will gründlich vorbereitet sein, und deshalb kann ich es Ihnen nicht ersparen, Sie gleich zu Beginn mit ein paar Gedanken über das Wesen des Menschseins zu traktieren. Übrigens – das werden Sie gleich merken – ist das ziemlich interessant.

Eines steht fest: Wenn Sie ein Esel wären, dann bräuchten Sie dieses Buch nicht.

Ob es uns nun passt oder nicht, wir müssen uns entscheiden. Sich nicht zu entscheiden, wäre tödlich.

Was macht das Menschsein aus?

Eine These steht im Raum. Sie lautet: Menschsein heißt Sich-entscheiden-Müssen. Oder in anderen Worten: Menschen müssen Entscheidungen treffen. Warum ist das so?

Die Antwort ist gar nicht so schwierig: Weil Menschen Wesen sind, deren Alleinstellungsmerkmal darin besteht, sich zu sich selbst verhalten zu können bzw. sich zu sich selbst verhalten zu müssen. Oder um es mit dem Philosophen Martin Heidegger zu sagen: »Dasein versteht sich in irgendeiner Weise und Ausdrücklichkeit in seinem Sein. Diesem Seienden eignet, dass mit und durch sein Sein dieses ihm selbst erschlossen ist.«1 Diese Formulierung ist so etwas wie eine Kurzformel für das, was man gemeinhin Bewusstsein nennt. Bewusstsein bedeutet: Ich kann zu mir selbst »ich« sagen. Oder auch: Ich kann mich zu mir selbst verhalten. Und wenn wir das so sagen, dann heißt das zwangsläufig immer auch: Ich muss mich zu mir selbst verhalten. Ich kann gar nicht anders, als irgendeine Art von Selbstverhältnis zu mir zu pflegen. Denn aufgrund unseres Bewusstseins sind wir – anders als Buridans Esel, Hund und alle anderen nicht-humanen Wesenheiten – dazu gezwungen, nicht einfach nur zu leben, sondern ein Leben zu führen. In diesem einfachen Umstand liegen Glanz und Elend des Menschseins verborgen – unser Bewusstsein ist Fluch und Segen zugleich.

Was ist damit gemeint? Zunächst gar nichts so Spektakuläres. Machen Sie sich einfach klar, dass Sie hier und jetzt die Möglichkeit haben, zu sich selbst Ja oder Nein zu sagen; oder, wenn Sie es etwas dramatischer haben wollen, mit Shakespeares Hamlet zur räsonieren: »To be or not to be, that’s the question« (»Sein oder Nichtsein, das...

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