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E-Book

Nothing can stay hidden forever. Die Heldenreise in David Lynch's LOST HIGHWAY

AutorAnnegret Braun
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl106 Seiten
ISBN9783656611806
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,5, Hochschule Mittweida (FH), Sprache: Deutsch, Abstract: David Lynch wurde zum Symbol für Finsternis und Abgründe, seine Filme brennen ein Erlebnis in die Seele des Zuschauers von verwirrender, verstörender sowie traumhafter Natur. Diese immerwährende Atmosphäre soll anhand der Heldenreise, der Basis aller Mythen und Geschichten, die bis auf die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurückführt, enträtselt werden. Lynch's LOST HIGHWAY, ein narrativer Extremfall, dient als Gegenstand dieser Analyse. Die Mythenforschungen Joseph Campbell's, Christopher Vogler's Konzept des Heldenzyklus' sowie die Theorien der analytischen Psychologie C.G. Jungs erweisen sich als Untersuchungsbasis. Liegt LOST HIGHWAY der Mythos zugrunde?

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Leseprobe

2 David Lynch


 

2.1 Biographie


 

2.1.1 Kindheit und Jugend


 

David Keith Lynch wurde am 20. Januar 1946 in Missoula, Montana, geboren. Die goldene Zeit des Tonfilms[18] hatte begonnen, eine neue Ära, denn Lynchs Elterngeneration wuchs mit Stummfilmen auf. Seine Familie zog oft um, führte ein Wanderleben. Lynch stellt diese Kindheit als unschuldige, goldene Vergangenheit dar. Er sah sich als Außenseiter, dem die Umzüge neue Möglichkeiten gaben, sich in der Welt zurechtzufinden. Lynch war als Kind stark beunruhigt und von Angst gefesselt, wenn er beispielsweise seine Großeltern in der Großstadt besuchte. Er spürte, dass es Verborgenes an jenen orten gab. Er erkannte Welten unter der oberfläche, die um so sichtbarer werden, je tiefer man gräbt. „I could just feel fear in the air. It was great fuel for future fires.“[19] Er fühlte das Befremdliche in der Welt, konnte es nur nie beweisen, da er zu Hause das Gegenteil vorgelebt bekam. Seine Familie war friedlich und außergewöhnlich. Sie rauchten nicht, tranken nicht und es gab nie Streit. Sein Drang, das Seltsame in sein Leben zu holen, wuchs. “I wanted them to smoke, [...] to drink, [...] to argue, but they never did. I wanted to have strange things happen in my life. I knew nothing was as it seemed, [...] but I could never really find proof of it. It was just a feeling. ”[20]

 

Als Teenager erkannte er, dass die Malerei als ordentlicher Beruf angesehen werden konnte und ihm eine Perspektive bot. Seit diesem ersten großen Wendepunkt in seinem Leben, ist er dem Medium treu. Das Buch The Art Spirit von Robert Henri wurde zu seiner Bibel und erklärte ihm die Regeln für das Künstlerleben. Lynch brach die Schule ab und widmete sein Leben der Kunst. Seine Jugendzeit in den 50er Jahren prägte ihn stark. Er beschreibt sie als eine Zeit voller Hoffnung, in der es aufwärts statt abwärts ging. „So there was something in the air that is not there any more at all.“[21]

 

Lynch befasst sich gern mit vertrauten Umgebungen, wie jenen aus seiner Kindheit. „My childhood was elegant homes, tree-lined streets, the milkman, building backyard forts, droning airplanes, blue skies, picket fences, green grass, cherry trees. Middle America as it’s supposed to be.“[22] Er liebte es zu beobachten und kleine Kontraste zu seiner perfekten Welt zu entdecken. Er erkannte eine andere fremde Welt im Dunkeln. „[I]f one looks a little closer at this beautiful world, there are always red ants under- neath.“[23]

 

2.1.2 Von der Malerei zum Bewegtbild


 

1964 begann Lynch ein Kunststudium an der Boston Museum School. Nach einem Jahr brach er ab, um mit einem Freund auf drei-jährige Europareise zu gehen, von der sie nach 15 Tagen zurückkehrten. Lynch sollte[24] in Salzburg unter Oskar Kokoschka[25] studieren. Dies gelang nicht, Lynch war damals gar nicht begeistert von Kokoschka. Heute ist er einer der Größten für ihn. Salzburg sei merkwürdig, unmoralisch und so sauber gewesen.[26] Ohne Kokoschka fehlte die Motivation.

 

1965 begann er sein Studium an der Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia. Zwei Jahre später heiratete er, ein weiteres Jahr später, Lynch war 22, kam sein erstes Kind zur Welt. Er war Vater wider Willen. Sein Kunststil veränderte sich. Seine anfänglichen bunten Bilder wurden zu dunklen Abstraktionen. So beschreibt seine damalige Frau: „I know this sounds awful, but it was of an abstracted figure of a bride aborting herself. It was not repulsive in any way. It was very haunting, disturbing and beautifully painted.“[27]

 

Der Entschluss, sich dem Film zu nähern, kam wie eine Art Eingebung, als Lynch an einem Bild arbeitete und glaubte es mache Geräusche und bewege sich. „[The paint- ing] had a lot of black, with green plants emerging out of the darkness. All of a sudden, these plants started to move, and I heard a wind. I wasn’t taking drugs! I thought, Oh, how fantastic this is!”[28] Er wünschte, dass sie sich wirklich bewegten, nur ein kleines bisschen.[29] Sein erstes bewegtes Bild heißt Six Men Getting Sick.

 

Das Drehbuch zum übernächsten Kurzfilm The Grandmother brachte ihm ein Stipendium vom American Film Institute ein, mit diesem er den Film verwirklichte.

 

2.1.3 Lynchworld - ab dem ersten Spielfilm


 

Cinema is a language. It can say things - big, abstract things. [...] You can express a feeling and a thought that can’t be conveyed any other way. It’s a magical medium. [...] It’s telling stories. It’s devising a world, an experience that people cannot have unless they see that film.[30]

 

1970 zog Lynch mit Frau und Kind nach Los Angeles, wurde zum Studium am American Film Institute angenommen und begann 1972 die Dreharbeiten zu seinem ersten Spielfilm Eraserhead. 1977 wurde der Film uraufgeführt und bekam folgende Kritik: „ [It’s] a movie ,to be experienced rather than explained’.“[31] Denn die Handlung des Films ist schwer in Worte zu fassen. Diese Kritik soll auf die kommenden Filme David Lynchs ebenso gültig sein.

 

Bereits bei Eraserhead weigerte sich Lynch eine Interpretation des Films abzuliefern. Er begründete dies in „[the] inability to articulate [the] precise meaning‘[32]. Erklärungen zu geben, hält er für überflüssig und irrelevant. Seine Filme bilden Mysterien, die sich durch die Erfahrung des Filmschauens entwickeln. Lynch möchte das Geheimnis und die Erfahrung wahren, die er schafft. „I think it’s so precious and important to maintain that [created] world [of the film] and not say certain things that could break the experience.’[33]

 

Eraserhead brachte Lynch die nötige Aufmerksamkeit, um für das Millionen-Dollar- Projekt The Elephant Man als Regisseur in Betracht gezogen zu werden. Mel Brooks produzierte den Film und schaute sich Eraserhead an, um eine Entscheidung zu fällen. Lynch war sein Mann: „You’re a madman. I love you. You’re in!‘[34] Der Film wurde für acht oscars nominiert, ging aber leer aus.

 

Der Film der folgte, Dune, wurde Lynchs größter Misserfolg und stellt den Tiefpunkt seiner Karriere dar. Der Mega-Blockbuster nahm Lynch das Recht auf den Final Cut des Films. Er schwur sich, nie wieder Filme großen Budgets anzunehmen, um nicht erneut in die Lage zu geraten, sich Leuten zu verpflichten. Die künstlerische Freiheit ist für Lynch das höchste Gut.

 

The Elephant Man und Dune stehen für Lynch’s Mainstream-Phase, die mit seinem folgenden Film endet.

 

Mit Blue Velvet setzte er 1986 einen Meilenstein. Traditionelles Erzählkino nach der Struktur der Heldenreise mischt er mit purem Grauen. Lynch zeigt seltsame Welten an deren Existenz der Mensch kaum glauben mag. Der Film wirkt schockierend und erheiternd zugleich. Lynch arbeitete zum ersten Mal mit Angelo Badalamenti zusammen, der für kommende Filme sein fester Komponist bleibt. Zusammen kreieren sie die Klänge, die Lynchs Bilder in das Gedächtnis seiner Zuschauer einbrennen. Blue Velvet verwirrte große Teile des Publikums. Sie warfen dem Film wegen seiner sexuellen Abgründe vor, von „reprehensible or dangerous nature“[35] zu sein. Isabella Rossellini, die die Rolle der Dorothy Vallens spielte, argumentiert:

 

A lot of people thought it was sick, but for me it always represented the research in David of the good and the bad. He’s quite a religious person. Quite spiritual. Any person who is religious is always trying to define these things, which are always so elusive. I think that’s the core of his film-making. [...] David’s films are more of a

 

sensation than a story. They’re not anthropological or psychological researches into character. They’re surreal impressions. They are very transcendental.[36]

 

Es folgte die Fernsehserie Twin Peaks, die neben Krimi-, Horror- und Mystery- Elementen auch Soap-opera Charakter hat. Die Serie wurde Kult und ein großer Publikumserfolg.

 

Lynch führte nicht bei allen Episoden Regie und realisierte während fortlaufender Serie einen neuen Kinofilm. 1990 erschien Wild At Heart und gewann die Goldene Palme in Cannes. Es handelt sich um die Verfilmung des Romans von Barry Gifford, mit dem er später Lost Highway zusammen schrieb. Wild At Heart gilt als chaotisch und brutal. „This whole world is wild at heart and weird on top.“[37] Kritiken besagten, Lynchs gewohntes perfektes Zusammenspiel von Licht und Dunkel sowie Komik und Grauen sei nicht gelungen.[38]

 

Nach Ende der Serie, 29 Episoden und zwei Pilotenfolgen, erschien 1992 der Kinofilm Twin Peaks: Fire Walk With Me, der den Kern der Serie verrät statt das spannende Ende fortzuführen. Er wurde vom Publikum abgelehnt.

 

Vier Jahre später, denn Lynch braucht für seine Projekte Ideen, in die er sich verliebt, wurde 1996 Lost Highway gedreht und kam 1997 in die Kinos. Der Film sorgte wegen seiner experimentellen Erzählstruktur und Verflechtungen von Raum, Zeit und Identitäten für...

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