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E-Book

Nur 27 Wochen - Ein Frühchen will leben

AutorDanay Leighton
VerlagEdition Riedenburg E.U.
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783903085435
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Linus kommt viel zu früh nach 26+5 Schwangerschaftswochen zur Welt. Er braucht jetzt nicht nur ganz dringend Muttermilch, um zu wachsen, sondern auch körperliche Nähe. Sehnsuchtsvoll erwarten Mama und Baby deshalb das 'Känguruhen'. Doch dann passiert ausgerechnet beim gemeinsamen Kuscheln etwas Schreckliches ... Trotz verschiedener Rückschläge bleibt Mama Danay hoffnungsvoll. Aus einem alten Handtuch näht sie einen weichen Stoffhasen. 'Lottle' wird zum ständigen Bewacher des kleinen Linus. Auch der Hase ist verkabelt und hat ein Pflaster - und auch er hat nur ein Ziel: Endlich nach Hause zu dürfen! Danays Buch ist für alle, die auf einer Frühgeborenenstation zwischen Hoffen und Bangen dringend guten Zuspruch benötigen. Wer Hase Lottle selbst nachnähen möchte, findet im Buch Schnittmuster und Anleitung.

Danay Leighton, 1976 geboren, ist gelernte Integrationserzieherin. Sie lebt mit ihren Kindern und ihrem Mann in einem verträumten Häuschen im Grünen und studiert berufsbegleitend Psychologie und Kunsttherapie. Danay schafft es auch in schwersten Situationen zu wahrer Stärke zu finden. Auf diese Weise geben ihre Zeilen anderen Menschen Mut und Zuversicht.

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Leseprobe

Wie alles begann…


Womit fange ich jetzt an? Meine letzten Lebensjahre zu rekapitulieren bewirkt keine Besserung, was mein angekratztes Gemüt angeht. Wohl eher das Gegenteil. Dennoch ist es wichtig für das Gesamtbild und mein Selbstverständnis, ehrlich zu mir selbst zu sein:

Gerade mal 18 und schon Mutter! Ich hatte mir viele Pläne für die Zukunft gemacht, aber dieser Punkt war definitiv nicht auf meiner Liste gewesen.

Wer wäre denn auch freiwillig so doof wie ich? Hätte mir eine Wahrsagerin die Zukunft so beschrieben, wie ich sie gerade erlebte, hätte ich mein Geld zurückverlangt und sie aufgefordert, ihre Kugel besser zu putzen.

Natürlich habe ich mir Kinder gewünscht! So ungefähr mit Anfang 30. Doch nun sah meine Lebensplanung plötzlich so aus, dass ich keinen Plan mehr hatte und Improvisation in der jeweiligen Situation angesagt war. In Bewerbungen gebe ich seitdem gerne „chaosgeprüft“ an. Das kommt meinen Fähigkeiten sehr nahe.

Während meine alten Klassenkameraden also damit beschäftigt waren, ihre Kurse für das Abi auszuwählen, suchte ich nach dem perfekten Ort für die Entbindung. Meine Klassenkameraden schlugen sich mit der Last herum, was sie am nächsten Wochenende anziehen sollten, wenn sie in die Disco gehen würden. Ich war froh, wenn ich das Outfit meiner Tochter und das meinige täglich nur dreimal wechseln musste, weil sie sich, mich und unsere Umgebung ständig beschlabberte.

Ich hasste mein Leben! Ich hatte das Gefühl, dass es nicht mein Leben war. Natürlich liebte ich meine Tochter über alles, aber ich lebte das Leben einer Dreißigjährigen. Ich war nur noch lange keine 30.

Von einem Tag zum anderen wurde von mir verlangt, mich so zu benehmen und verantwortungsbewusst zu handeln. Dabei war ich doch erst 18! Und hatte von nichts eine Ahnung.

Das Schlimmste war nicht einmal das Gefühl, im falschen Lebensprozess zu stecken, sondern die bösen Blicke, verletzenden Sprüche, Bemerkungen und Kommentare der Außenstehenden. Selbst in der eigenen Familie. „Willkommen in der Realität!“ oder „Das kommt dabei raus, wenn Kinder Kinder kriegen!“ – solche Hinweise begleiteten mich täglich. Verbunden mit einem dramatisierenden Augenaufschlag und entrüstetem Kopfschütteln.

Nie konnte man es jemandem recht machen, und wenn man versehentlich einen Fehler machte, gab es kein Verständnis.

Dabei tat ich im Grunde nichts anderes als das, was andere Mütter taten. Ich versuchte, mich um mein Kind zu kümmern, so gut es die Situation ermöglichte. Mir war es immer wichtig, dass meine Tochter dieselben Möglichkeiten hatte wie andere Kinder auch, um sich bestmöglich zu entwickeln. Aber nie wieder wollte ich schwanger werden. Nie wieder in diese Situation geraten.

Man sollte niemals nie sagen!

Meine Oma meinte dazu, es gäbe so viele Möglichkeiten, in diesem Leben Fehler zu machen, da sei man nicht darauf angewiesen, denselben gleich zweimal zu machen. Der Kommentar tat weh. Warum mussten ältere Leute so oft recht haben?

Im Sommer hatte ich große Probleme mit meiner Regel. Sie kam, sie wurde schwächer, fing wieder an... Ich fühlte mich dementsprechend. Ich suchte den Frauenarzt auf, der mir per Ultraschall ein Geschwür diagnostizierte. Welch ein Alptraum. Jeder hatte Angst vor solch einer Diagnose, aber sie gesagt zu bekommen, ließ meine Welt erst still und dann auf dem Kopf stehen. War‘s das? Sollte das schon alles gewesen sein?

Wir haben eine genetische Vorbelastung in der Familie. Ich ging also gedanklich den Verlauf der einzelnen Familienmitglieder im Schnelldurchlauf durch. Grausam. Ich gehöre zu denen, die sich dann reinsteigern. Ich war verzweifelt.

Ich sollte aber zur onkologischen Feindiagnostik, um genauere Informationen zu erhalten. Man vermutete ein Geschwür. Die Gebärmutter war gefüllt mit Blut, und man schickte mich ins Krankenhaus. Das Ergebnis war dasselbe. Welch eine beängstigende Situation!

Man plante eine Entfernung, jedoch wollte man erst die Blutung unter Kontrolle bringen, um sich ein besseres Bild machen zu können. Sie konnten nicht wirklich viel erkennen.

Man verschrieb mir Bettruhe mit der Auflage, nur einmal täglich das Bett zu verlassen! Man hat ja sonst nichts zu tun als Mutter. Man schickte mich nach Hause. Es hieß: Abwarten und Teetrinken. In meiner Sprache dachte ich eher an: Panik schieben.

Die Blutungen hielten an. In mir machte sich mit jedem weiteren Tag mehr Unruhe breit. Was, wenn es was Ernstes wäre und unglaublich viel Zeit unnötig verginge?

Nach mehreren Wochen wurde mir bei einer weiteren Untersuchung bei meinem Hausarzt Blut abgenommen und ich bekam kurz darauf einen Anruf. Kurz und knapp sagte mir die Sprechstundenhilfe, es sei falscher Alarm gewesen.

Nie zuvor hatte ich mich so sehr über eine Fehldiagnose gefreut! Wenn auch die richtige Diagnose schwer zu verstehen war. Die Sprechstundenhilfe meinte: Alles in Ordnung, ich sei gesund und nur schwanger mit Zwillingen. Ich sei im vierten Monat und Komplikationen in Form von Blutungen könnten da vorkommen. Der Frauenarzt solle ein Auge drauf haben. Sie wünsche mir noch einen schönen Nachmittag.

Hätte ich nicht gelegen... Die Bombe war angekommen! Schwanger. Alles nur das nicht! Moment mal, Zwillinge?! Die hatten sicher bei der falschen Patientin angerufen. Sollte ich lachen oder weinen... So ein Mist!

Juhu, kein Krebs – dafür eine katastrophale Zukunft! Krebs wünschte man keinem, das stand völlig außer Frage und bedurfte keiner Diskussion. Aber eine Schwangerschaft wollte ich auf keinen Fall! Vierter Monat bedeutete zudem, keine Wahl mehr zu haben. Mir blieben noch sechs Monate, um mich an den Gedanken – nennen wir es mal so – zu gewöhnen.

Warum ich? Meine Tochter war erst zwei und ich lächerliche 20! Ich dachte: „Ich will nicht! Ich habe nichts aufgehoben von den Babysachen, weil ich kein weiteres Kind will. Jetzt kommen gleich zwei!“ Blanke Panik regierte mich.

Wie sollte ich das schaffen? Noch viel wichtiger: Ich wollte das nicht schaffen müssen. Alles in mir sträubte sich bei dem Gedanken.

Meine Welt stand auf dem Kopf. Der psychische Stress gab mir den Rest. Ich musste mich ohne Pause übergeben, hatte vorzeitige Wehen und musste nun erst recht fest liegen. Mein Körper schien sich verschworen zu haben und sich zugleich mit Haut und Haar zu wehren.

Immer wieder ging ich in Gedanken durch, wann und wo ich nicht aufgepasst hatte. Man sollte doch bei normalem Menschenverstand davon ausgehen können, dass ich aus Fehlern gelernt haben sollte. Es half nichts. Die Schwangerschaft war nicht wegzureden. Ich fühlte mich dem ausgesetzt – und war es letztendlich auch.

Meine Mum und später die Hebammen im Geburtshaus kümmerten sich rührend um mich und versuchten mir meine Sorgen und Ängste zu nehmen. Was leider nicht wirklich gelang. Außer, dass sich eine Form der Resignation breit machte.

Ich konnte nichts ändern und versuchte, das Beste daraus zu machen. So wie immer. Dennoch fühlte es sich unfair an. Wie gerne hätte ich bei meinen Klassenkameraden gesessen und mit ihnen für das Abi gepaukt. Ich hätte wirklich alles dafür gegeben, die Uhr zurückstellen zu können und mein Leben anders zu gestalten.

Meine Tochter lenkte mich ab, malte Bilder und erzählte vom Kindergarten. Ihre kindliche Unbeschwertheit tat gut. Wenn man diese nochmal erleben dürfte, dachte ich. Nur im Hier und Jetzt sein. Ohne die Folgen zu bemessen. Das musste so befreiend für den Kopf sein. Weiterhin fesselte mich die Übelkeit an Bett oder Couch. Meine Mutter rannte jede Minute, wechselte Eimer, kümmerte sich rührend um alle und besorgte mir sogar bemalte Tücher, die sie an der Decke über mir aufhängte. Und wechselte diese sogar, damit ich mal was anderes sähe als nur die weiße Zimmerdecke.

Mit der Unterstützung des leiblichen Vaters konnte ich leider nicht rechnen, dabei hätte ich diese ganz besonders gebraucht. Alle anderen waren bemüht, mir zu helfen, die Schwangerschaft zu stabilisieren, um den Zwillingen einen guten Start zu gewähren.

Zwillinge. Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Meine Hebamme war besorgt, dass die Kinder zu früh kommen könnten, was bei Mehrlingsgeburten oft der Fall war. Viel Ruhe sollte dafür sorgen, dass die Kinder so viele Tage wie möglich in ihrem geschützten Raum blieben. So lautete zumindest unser Plan.

Ich sah mir Videos an – von einer Neonatologie –, erschreckende Bilder. Damit ich wusste, was es bedeuten würde, wenn die Kleinen ihren Schutzbereich vorzeitig verlassen müssten. Es waren Eindrücke, die ich am liebsten wieder vergessen wollte. Schläuche, Maschinen – und kleine, viel zu kleine Kinder. Das wollte ich um jeden Preis vermeiden.

Doch nach weniger als zwei Monaten verschlechterte sich mein Zustand von Tag zu Tag. Die Wehen wurden stärker und die Pausen dazwischen immer kürzer. Genau wie die Auszeiten, die sich der werdende Vater gönnte – immer länger, immer mehr und nur mal ein kurzer Besuch, wenn es sein musste. Aber bitte nicht jammern oder sich beklagen... Machte sonst wieder Kopfweh!

Wie konnte ich nur so dumm sein! Ja, Liebe machte blind, doof, bekloppt......

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