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Nutzenanalyse und Evaluation betrieblicher Gesundheitsförderung

AutorSonja Sporrer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl145 Seiten
ISBN9783638335034
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: 1,0, Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, 162 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Vielen Unternehmen ist das betriebliche Gesundheitsförderungskonzept zwar bekannt, wenige setzen es jedoch aktiv in der Praxis um. Peter F. Drucker beschreibt dieses Phänomen wie folgt: 'Heute behaupten alle Unternehmen routinemäßig: 'Unsere Mitarbeiter sind unser großes Kapital.' Doch nur wenige praktizieren, was sie propagieren - geschweige denn, dass sie wirklich daran glauben' (Drucker, 2001, VIII). Dabei gilt es als erwiesen, dass der finanzielle Nutzen von Investitionen in die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter, deutlich über den jährlichen Ausgaben dafür liegt (vgl. Harwerth, 2003, S. 7). Damit das Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung eine höhere Akzeptanz und Verbreitung erfährt, ist es notwendig die Erfolge und Vorteile, die sich sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Unternehmen erzielen lassen, hervorzuheben. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, die verschiedenen Nutzeneffekte zu analysieren und den Zusammenhang zwischen Gesundheit, betrieblichen Maßnahmen und deren betriebswirtschaftliche Erfolge herauszustellen. Neben fehlenden Informationen über die positiven Effekte von Gesundheitsförderungsmaßnahmen, führt auch ein Mangel an Beweisen über ihre Wirkungsweisen und Wirtschaftlichkeit zu einer eher zurückhaltenden Haltung der betrieblichen Entscheidungsträger. Anliegen der Arbeit ist es daher auch, Verfahren zur Bewertung und Erfolgsmessung vorzustellen und zu beurteilen. Die Ausarbeitung umfasst insgesamt sechs Kapitel. Nach der Einleitung gibt das 2. Kapitel Aufschluss über die Wechselwirkung von Gesundheit und Arbeit. Dabei wird auch auf das heutige Gesundheitsverständnis eingegangen. In Kapitel 3 werden die Ursachen und Gründe aufgezeigt, die zur Entstehung der betrieblichen Gesundheitsförderung geführt haben. Im Anschluss daran werden die Merkmale und Besonderheiten des neuen Ansatzes herausgearbeitet. Den Hauptteil stellen Kapitel 4 und 5 dar. In Kapitel 4 wird der materielle und immaterielle Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung sowohl für die Beschäftigten als auch für die Unternehmen aufgezeigt. Außerdem werden Faktoren vorgestellt, welche die Einflussmöglichkeiten und Erfolge der betrieblichen Gesundheitspolitik begrenzen bzw. erschweren können. Kapitel 5 setzt sich mit Instrumenten auseinander, die zur Erfolgsmessung und Wirkungskontrolle von betrieblichen Gesundheitsprogrammen zur Verfügung stehen. Diese werden anschaulich vorgestellt und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile bewertet.

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Leseprobe

2 Gesundheit und Arbeit


 

Gesundheit und Erwerbstätigkeit stehen in enger Beziehung zueinander.

 

Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass der Mensch ca. ein Drittel seines

 

Lebens am Arbeitsplatz verbringt und dort bestimmten Anreizen und Risiken ausgesetzt ist. Die Art der Arbeit, das betriebliche Umfeld und die Höhe des Lohnes beeinflussen auch die private Lebenslage und den Lebensstil in erheblichem Umfang. „Arbeit kann sich sowohl positiv als auch negativ auf das körperliche und psychische Befinden und den Gesundheitszustand der

 

Beschäftigten auswirken“ (MASQT, 2004). In diesem Kapitel werden sowohl gesundheitsfördernde als auch gesundheitsgefährdende Aspekte aufgegriffen, an die Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung anknüpfen sollten.

 

2.1 Gesundheitsbegriff / -verständnis


 

Für das weitere Verständnis ist es zunächst wichtig, sich mit dem Begriff

 

„Gesundheit“ auseinander zu setzen. Bisher gibt es noch keine eindeutige und allgemein gültige Definition. Die Unterschiede der Begriffsbestimmungen sind auf verschiedene Ansätze und Auffassungen zurückzuführen.

 

„Unterschiede finden sich nicht nur in den Definitionsbestandteilen, sondern auch in Annahmen darüber, wie Gesundheit erhalten, geschwächt oder stabilisiert werden kann“ (Greiner, 1998, S. 39). Trotzdem gibt es grundlegende

 

Übereinstimmungen im Hinblick darauf, dass Gesundheit mit Wörtern wie z. B. „positiv“, „richtig“, „wünschenswert“, „normal“ assoziiert werden kann (vgl. Greiner, 1998, S. 39-40).

 

Das traditionelle biomedizinische Modell konzentriert sich eher auf Krankheit als auf Gesundheit. Demnach wird unter Gesundheit „[…]überwiegend das Freisein von (vorübergehenden) Krankheiten verstanden, welche die phys. Funktionen (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit) und psych. Befindlichkeit beeinträchtigen“ (Brockhaus, 1989, S. 439). Diese biomedizinische Sichtweise geht von der Annahme aus, dass jede Erkrankung eine spezifische Ursache hat, und

beschränkt sich auf organische Schäden. Psychische Krankheiten und soziale Störungen finden darin keine Beachtung, und das trotz ihrer steigenden

Tendenz in der heutigen (Arbeits-) Welt.

 

Im Laufe der Zeit hat sich deshalb ein positiver Gesundheitsbegriff durch-gesetzt, der unter Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von Krankheit versteht. Die in diesem Zusammenhang wohl am häufigsten zitierte Definition wurde 1948 von der Weltgesundheitsorganisation[1] (WHO) ins Leben gerufen und gilt als Grundlage eines neuen umfassenden Gesundheitsverständnisses. Demnach ist Gesundheit „[…]der Zustand vollkommenen phys., psych. und sozialen Wohlbefindens, nicht lediglich die Abwesenheit von Krankheit“ (Brockhaus, 1989, S. 439). Dieser Ansatz geht von einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen aus und räumt der Erhaltung und Förderung der Gesundheit

einen hohen Stellenwert ein. Neben der körperlichen und seelischen Verfassung werden auch die Einflüsse der Umgebung und die Lebenssituation des Menschen berücksichtigt, da sich diese ebenfalls auf das Wohlbefinden positiv oder negativ auswirken können (vgl. Bedner, 2001, S.17). In diesem Sinne wird Gesundheit als ein Potenzial oder eine Fähigkeit verstanden, ein Gleichgewicht zwischen dem Individuum und seiner Umwelt herzustellen. Da eine ständige Anpassung an neue Veränderungen der Umweltbedingungen notwendig ist, wird Gesundheit nicht mehr als Zustand, sondern eher als

Prozess betrachtet (vgl. Greiner, 1998, S. 44).

 

2.2 Positive Aspekte der Arbeit


 

Da im weiteren Verlauf dieses Kapitels vor allem die negativen Auswirkungen der Arbeit im Vordergrund stehen, werden zunächst die positiven und gesundheitsfördernden Seiten der Erwerbstätigkeit aufgezeigt.

 

In der heutigen Industriegesellschaft stellt Arbeit einen wichtigen Lebensbereich dar, der nicht nur zur Einkommens- und Unterhaltssicherung dient, sondern den Menschen ein großes Entfaltungspotenzial bietet.

 

„Wer in der Arbeit Möglichkeiten hat, Neues zu lernen, wer dort Entscheidungen treffen kann, soziale Situationen gestalten darf und vielfältige Erfahrungen macht, entwickelt gleichzeitig seine Fähigkeiten und Möglichkeiten ständig

weiter“ (Resch, 1994, S.17). So kann eine interessante Arbeit mit hohen Handlungsspielräumen zur allgemeinen Zufriedenheit und Selbstbestätigung beitragen und damit einen wertvollen Beitrag zu einem positiven Selbstwertgefühl und zur körperlichen und seelischen Gesundheit leisten.

 

Arbeit ist zudem wichtig, um gesellschaftliches Ansehen zu erlangen.

 

„Über die Arbeit definieren wir unseren Status in der Gesellschaft. Wer

Erwerbsarbeit ausübt, fühlt sich als anerkanntes Mitglied dieser Gesellschaft“

 

(Resch,1994, S.16).

 

Die Gelegenheit, am Arbeitsplatz soziale Kontakte knüpfen zu können und gute Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten zu führen, ist für viele Beschäftigte ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Arbeit. Zu diesem Ergebnis gelangt auch eine Studie des Meinungsforschungsinstitutes TNS Emnid aus dem Jahre 1999 (vgl. MASQT, 2004).[2]

 

Die folgende Abbildung zeigt, dass insbesondere das Verhältnis zu Kollegen sowie die berufliche Entwicklung im Vordergrund stehen.

 

 

Abb. 1: Stellenwert der Arbeit, Quelle: MASQT, 2004

 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Arbeitswelt in hohem Maße zu mehr Wohlbefinden und Gesundheit der Beschäftigten beitragen kann, wenn diese ihr Umfeld als sinnerfüllt und motivierend erleben können. Soziale Kontakte und Beziehungen spielen dabei eine große Rolle, wie auch die Möglichkeiten, sich beruflich weiter zu entwickeln.

 

2.3 Belastungen und Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz


 

Durch den heutigen Strukturwandel in der Wirtschaft, die fortschreitende

Globalisierung sowie den wachsenden Einsatz der Informationstechnologien verändern sich auch die Arbeitsbedingungen und die Anforderungen an die

Erwerbstätigen. Unternehmen, die sich mit flexiblen, prozessorientierten

Abläufen und flachen Hierarchien an die verschärften Wettbewerbsbedingungen anpassen, erwarten von ihren Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität, Eigeninitiative und Verantwortungsbereitschaft. Aufgrund der neuen Rahmenbedingungen ändern sich auch die Arbeitsbelastungen.

 

Im Gegensatz zum normalen Sprachgebrauch ist Belastung in der Arbeitswissenschaft ein neutraler Begriff, der als „[…]die Gesamtheit aller erfassbaren

Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn einwirken“ (Resch, 2003, S. 36) definiert wird. Diese Einflüsse können sich u. a. aus den Anforderungen der Arbeitsaufgabe, der Arbeitsumwelt oder sozialen Faktoren, wie Führungsverhalten und Betriebsklima ergeben (vgl. Wenchel, 2001, S. 14). Nahezu jeder Aspekt der Arbeit ist in diesem Sinne eine Belastung und muss nicht unbedingt als schädlich eingestuft werden. Gleiche Arbeitsanforderungen werden von einem Mitarbeiter als aktivierend und motivierend empfunden,

während sich ein anderer völlig überfordert fühlt. Entscheidend ist, wie sich die Belastung auf den einzelnen Menschen auswirkt.

 

Die individuelle Reaktion des Beschäftigten auf Belastungen wird als

Beanspruchung bezeichnet (vgl. Resch, 2003, S. 36). Die Belastungsstärke, das Alter und die körperliche und psychische Konstitution einer Person sind

neben den individuellen Bewältigungsfähigkeiten ausschlaggebend dafür, wie intensiv die Beanspruchung auftritt und welche Auswirkungen sie hat.

 

Zu den negativen Beanspruchungsfolgen zählen kurz- bis langfristige Gesundheitsstörungen, die zu schwer wiegenden physischen und psychischen Krankheiten führen können und das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der

Betroffenen stark einschränken (vgl. Slesina/Beuels/Sochert, 1998, S. 21).

 

2.3.1 Körperliche Arbeitsbelastungen


 

Die Ursachen, die zu körperlichen Belastungen führen, haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert. Automatisierungsprozesse in der Industrie haben z. B. dazu beigetragen, dass schwere körperliche Arbeit insgesamt

zurückgegangen ist. Außerdem führt der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft dazu, dass immer weniger Menschen den traditionellen Belastungen wie schwerer körperlicher Arbeit, Giftstoffen, Lärm und klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind, die in Landwirtschaft und industrieller Produktion vorherrschend sind.

 

Trotzdem sind Arbeitsplätze mit (körperlich) anstrengenden und belastenden Arbeitsbedingungen nach wie vor weit verbreitet. Dies ergab eine Befragung der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Jahr 2000 (vgl. EU-Osha, Erwerbstätigkeit im Wandel, 2001,...

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