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E-Book

Palliativpflege bei Demenz

Ein Handbuch für die Praxis

AutorMonique Weissenberger-Leduc
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl264 Seiten
ISBN9783211893524
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR

Das Krankheitsbild Demenz ist nicht neu, aufgrund der ansteigenden Lebenserwartung sind heute jedoch mehr Menschen davon betroffen. Nach den Kriterien der WHO ist Demenz eine Krankheit, die palliativbedürftig ist: chronisch, fortschreitend, unheilbar, den Tod beschleunigend. Die umfassende Darstellung palliativpflegerischer Maßnahmen vermittelt Betreuenden das Fachwissen, um Schmerzen, Wünsche und Bedürfnisse bei demenzkranken Patienten zu erkennen. Zugleich wird deutlich, dass dies nur bei einem respektvollen und einfühlsamen Umgang gelingen kann.



Mag. DDr. Monique Weissenberger-Leduc, Studium der Pflegewissenschaft, Philosophie und Soziologie mit  dem Schwerpunkt Palliative Care für ältere Menschen, insbes. für Personen mit Demenz. Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester seit über 30 Jahren, seit 20 Jahren in der Palliative Pflege tätig.

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Leseprobe
Schmerzmanagement (S. 96-97)

Ziel der Schmerztherapie ist es, den Kreislauf zwischen Schmerzimpuls und Schmerzantwort zu unterbinden, um eine „Schmerzspirale“ zu vermeiden oder zu durchbrechen. Nur so gewinnt das Leben wieder an Qualität.

Bei der Aufnahme in ein Uniklinikum gaben 33 % der Patienten an, bestehende Schmerzen länger als sechs Monate zu haben. Das Risiko, länger als sechs Monate Schmerzen zu haben, nahm mit dem Alter zu. Ein erster Anstieg ist im Alter von 65 bis 74 zu bemerken, ein weiterer bei Patienten über 75 Jahren. Hier gaben 55 % der Patienten an, Schmerzen länger als sechs Monate zu haben.

Von den Patienten, die angaben, Schmerzen in den letzten 24 Stunden gehabt zu haben, erhielten nur 50 % Analgetika. Selbst in der Gruppe der Patienten, die mittels VAS starke Schmerzen angaben, erhielt nur 75 % Analgetika (Bartholomeyczik/Nonn 2005).

Obwohl diese Patienten in der Lage waren, über Schmerzen verbal zu klagen, erhielten sie keine adäquate Schmerztherapie. Die Frage darf gestellt werden: Warum? Wo wir doch alle im Gesundheitssystem verpflichtet sind, „state of the art“ zu arbeiten.

Was ist mit hochbetagten multimorbiden Patienten, die nicht mehr verbal über Schmerzen klagen können? Haben sie keine Schmerzen? Die Schmerzempfindlichkeit verschwindet nicht mit dem Alter, der Multimorbidität oder der Demenz.

1. Instrumentarium der palliativen Therapie

Die palliative Therapie bedeutet definitionsgemäß lindernde Maßnahmen zur Beseitigung bestimmter Symptome und dient nicht der Heilung der Grundkrankheit.

Die Palliativmedizin und die Palliativpflege schließen prinzipiell keine therapeutischen Ansatzpunkte aus. Voraussetzung für die Anwendung ist aber, dass die Vorteile bzw. der Nutzen größer sind als die potenziellen Nachteile bzw. Risiken: Eine Nutzen-Risiko-Analyse ist für diesen hochbetagten multimorbiden Patienten in dieser Situation und in diesem Kontext vonnöten.

Die Therapieansätze müssen begründbar und sinnvoll sein. Sie sollen vom gesamten geriatrischen palliativen kurativen Team getragen werden. Es sind immer Einzelfallentscheidungen auf der Basis von Kompromissen zwischen Machbarkeit, Vorstellungen und Wünschen des geriatrischen palliativen kurativen Teams und den Vorstellungen und Wünschen des hochbetagten multimorbiden Patienten mit und ohne Demenz.

Haftungsausschluss: Der Benützer ist verpflichtet, die in diesem Buch gemachten Angaben zu überprüfen und die Verordnung in eigener Verantwortung vorzunehmen.

2. Medizinische Behandlungsmaßnahmen

Die Kunst der geriatrischen palliativen medikamentösen Schmerztherapie besteht darin, sich langsam vorwärts zu tasten bei gleichzeitiger und genauer Beobachtung der hochbetagten multimorbiden Patienten mit Demenz.

2.1 Nutzen-Risiko-Analyse

Eine nichtmedikamentöse medizinische palliative Therapie kann sinnvoll und sogar die bevorzugte Methode sein, wenn sie im Rahmen einer übergeordneten Gesamttherapie hilft, quälende Symptome zu beseitigen. Es ist wie immer in der palliativen Therapie eine Einzelentscheidung, die alle Für und Wider abwägen muss:

- ,Was sind die Vorteile dieser Methode im Vergleich zu anderen?

- ,Welche Nebenwirkungen, Komplikationen kann diese Methode haben?

- ,Wie belastend ist sie? Darunter fallen die psychischen, physischen, finanziellen, sozialen und Zeitaufwandbelastungen.

- ,Welche Vortherapien hat der hochbetagte multimorbide Patient schon gehabt?

- ,Was ist das konkrete Ziel, die konkrete Erwartung des Behandlungsteams? Sind sie im Einklang mit den Zielen und Erwartungen des hochbetagten multimorbiden Patienten?
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung11
Was bedeutet Palliative Care in der Geriatrie?13
1. Definitionen13
2. Grundüberlegungen15
Sind Personen mit Demenz palliativbedürftig?17
Demenz20
1. Epidemiologie20
2. Klassifikation und Begriffsklärung21
3. Demenz aus medizinischer Sicht22
4. Alzheimer-Demenz23
5. Verhalten50
6. Das Erleben von Demenz60
7. Bedürfnisse65
8. Grundlegendes zur Pflege69
9. Demenz und Autonomie71
Schmerzkrankheit77
Der Umgang mit Schmerzzuständen der multimorbiden Person mit Demenz79
Schmerzphysiologie80
1. Was ist Schmerz?80
2. Schmerzerklärungen81
3. System der Schmerzwahrnehmung und - verarbeitung81
4. Die Schmerzkrankheit83
5. Die häufigsten Schmerzformen bei multimorbiden Personen mit Demenz86
Schmerz – Was nun?89
1. Patienteninformation89
2. Dem Schmerz vorbeugen90
3. Die Ursachen suchen92
4. Den Schmerz identifizieren93
5. Den Schmerz einschätzen94
Schmerzmanagement106
1. 1. Instrumentarium der palliativen Therapie106
2. Medizinische Behandlungsmaßnahmen107
3. Nichtmedizinische Behandlungsmaßnahmen113
4. Zusammenfassung122
Pharmakologische Methode124
1. Notwendige Kompetenzen124
2. Therapiegrundlagen127
3. Therapieverlauf nach dem WHO-Stufenplan134
4. Opioide138
5. Pharmakologische Methode – andere Schmerzursachen149
Pflege151
Ziel der geriatrischen Palliativpflege153
1. Entscheidungen154
2. Pflegerische Anamnese155
ANÄMIE – Blutarmut160
1. Ursache160
2. Mögliche Begleitsymptome160
3. Therapie160
Angst und Depression162
1. Ursache163
2. Begleitsymptome164
3. Therapie165
Appetitlosigkeit und Mangelernährung167
1. Prinzipien der Ernährungslehre im Alter167
2. Ursachen für Anorexie und Mangelernährung169
3. Kennzeichen der Mangelernährung170
4. Feststellung des Ernährungzustandes170
5. Epigastrisches Syndrom171
6. Nichtmedikamentöse Therapie171
7. FÜR und WIDER PEG-Sonde174
ASTHENIE – chronische Müdigkeit – GRANDE FATIQUE178
1. Beschreibung178
2. Ursachen178
3. Symptome179
4. Einschätzung179
5. Nichtmedikamentöse Therapie180
„DEATH RATTLE“ – Todesrasseln182
1. Ursache182
2. Symptomatische Therapie182
3. Medikamentöse Therapie182
DEKUBITUS – Wundliegen184
1. Planung der Dekubitusprophylaxe185
2. Grundsätzliches Vorgehen bei Dekubituspflege187
DELIRIUM – akute Verwirrtheit189
1. Definition189
2. Epidemiologie189
3. Ursachen190
4. Diagnostik190
5. Delirmanagement191
DIARRHOE – Durchfall – Stuhlinkontinenz194
1. Ursachen für Stuhlinkontinenz194
2. Ursachen für Durchfall194
3. Stuhlanamnese195
4. Nicht-medikamentöse Therapie196
5. Medikamentöse Therapie bei akutem Durchfall197
DYSPHAGIE – Schluckstörung198
1. Häufigkeit198
2. Hinweise auf Dysphagie199
3. Therapie200
4. Im Notfall bei Bolusobstruktion in den Luftwegen201
DYSPNOE – Atemnot203
1. Symptome203
2. Ursachen204
3. Therapie204
4. Todesrasseln207
EXSIKKOSE – Dehydratation208
1. Ursachen209
2. Symptome der Dehydratation209
3. Die Vorteile der Dehydratation in der Sterbephase sind209
4. Mögliche Folgen der Dehydratation210
5. Pflege211
6. Entscheidungshilfe: die W- Fragen von Dr. Vogel, Luzern212
Harnwegssymptome213
1. Physiologie der Miktion (des Harnlassens)213
2. Harninkontinenz213
3. Harnretention215
HYPERHIDROSE – übermäßige Schweißbildung217
1. Ursachen217
2. Pflege217
INSOMNIA – Schlaflosigkeit219
1. Fragen im Zusammenhang mit Schlaflosigkeit219
2. Ursachen220
3. Therapien221
KACHEXIE – Kräfteverfall222
1. Definition222
2. Physiologie222
3. Psychologie222
4. Ursachen223
5. Therapie223
Mund- und Zahnpflege225
1. Einschätzung des Mundzustandes225
2. Ziel einer guten Mundpflege226
3. Durchführung226
NAUSEA und VOMITIO – Übelkeit und Erbrechen229
1. Physiologie229
2. Symptomatik229
3. Ursachenforschung230
4. Ursachen230
5. Nichtmedikamentöse Therapie231
OBSTIPATION – Verstopfung233
1. Ursachen233
2. Begleitsymptome234
3. Betreuungsziel235
4. Medikamentöse Therapie236
5. Ileus – Darmverschluss237
6. Tenesmus Alvi – Schmerzhafter Stuhlgang239
Schreien240
1. Ätiologie240
2. Korrelationen240
3. Zeitpunkt241
4. Behandlungsansätze241
Sexualität242
1. Auswirkung von Alter auf die Sexualität242
2. Auswirkung von Erkrankungen auf die Sexualität242
3. Wo liegen die Probleme?243
4. Pflege244
Die Subkutantherapie245
1. Indikationen245
2. Kontraindikationen246
3. Die Vorteile247
4. Mögliche Probleme247
5. Informationen für den Patienten und seine Familie248
Schmerzbekämpfung vor schmerzhafter Pflege249
Verwirrtheit – Unruhe250
1. Auslöser250
2. Therapien251
Zum Abschluss253
Verzeichnis der Fachbegriffe255
Literaturverzeichnis257

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