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Partielle Disponibilität der Würde des Menschen.

AutorJan-Ulf Suchomel
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften zum Öffentlichen Recht 1152
Seitenanzahl269 Seiten
ISBN9783428531769
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis64,90 EUR
Die Verbindung von Würde und Disponibilität wird im juristischen Schrifttum bislang eher zurückhaltend behandelt. Gemäß Art. 1 Abs. 1 GG ist die Würde des Menschen 'unantastbar'. Dies wird zum Teil als 'unverfügbar' verstanden. Jan-Ulf Suchomel betrachtet zunächst einige bekannte Praxisfälle, in denen einem Menschen die Befugnis abgesprochen wurde, über die eigene Würde zu disponieren: Peep-Show, Zwergenweitwurf, Laserdrome, Paintball / Gotcha, die Körperweltenausstellung oder 'Big Brother'. In all diesen Fällen wurde eine Würdeverletzung diskutiert, obwohl die betroffenen Menschen sich selbst in ihrer Würde nicht verletzt fühlten. Der Autor zeigt im Zusammenhang mit diesen Beispielsfällen, dass Art. 1 Abs. 1 GG infolge inflationären argumentativen (Miss-)Gebrauchs für beliebige partikulare Interessen der Gefahr der Banalisierung und Trivialisierung ausgesetzt ist und die ohnehin bestehenden Probleme der Bestimmung des Schutzbereichs der Würde damit nur verstärkt werden. Durch eine differenzierte Betrachtung von Achtung der Würde gegenüber Schutz der Würde und unterschiedlicher Bewertung von Disponibilität in beiden Perspektiven entwickelt der Verfasser Kriterien, um echte Würdeverletzungen von argumentativem Missbrauch abzugrenzen. Diese These der Biperspektivität überprüft Jan-Ulf Suchomel durch eine klassische Grundrechtsauslegung und zeigt in einem weiteren Schritt Grenzen der Disposition über die eigene Würde außerhalb des Grundgesetzes.

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Einleitung16
Erster Teil: Einzelne Fallgestaltungen freiverantwortlichen Handelns und die Bewertung in Rechtsprechung und Literatur in Bezug auf eine Verletzung der Würde20
Kapitel 1: Würdeschutz gegen sich selbst in Rechtsprechung und Literatur exemplifiziert an einzelnen Fallgestaltungen21
I. Peep-Show21
1. Die erste Entscheidung zur Peep-Show21
2. Die zweite Entscheidung zur Peep-Show24
3. Die dritte Entscheidung zur Peep-Show26
II. Zwergenweitwurf27
1. Sachverhalt27
2. Entscheidung des Verwaltungsgerichts Neustadt zum Zwergenweitwurf27
III. Laserdrome29
1. Bewertung von Laserdrome-Anlagen durch Verwaltungsgerichte30
2. Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Laserdrome33
3. Vorlageverfahren beim Europäischen Gerichtshof35
IV. Paintball/Gotcha37
V. Körperwelten39
VI. Die Fernsehsendung „Big Brother“42
1. Die Ausgestaltung der Sendung43
2. Kritik an „Big Brother“45
3. Andere Fernsehformate47
Kapitel 2: Kritik an der Argumentation mit einer Würdeverletzung47
I. Umdeutung in Grundpflicht48
II. Kritik an den Begriffen der objektiven Wertordnung/Menschenbildes der Verfassung48
III. (Un-)Beachtlichkeit von Selbstbestimmung und Freiwilligkeit49
IV. Nichtberücksichtigung anderer Grundrechte51
V. Zusammenfassung und Ergebnis der Bestandsaufnahme52
Zweiter Teil: Der Schutzgehalt der Menschenwürdegarantie in Art. 1 Abs. 1 S. 2 Alt. 2 GG57
Kapitel 3: Art. 1 Abs. 1 GG als Grundrecht oder Grundsatz59
I. Der Streit um die Grundrechtseigenschaft von Art. 1 Abs.1 GG60
II. Stellungnahme64
Kapitel 4: Unantastbarkeit der Menschenwürde65
I. Die Kritik an der Unabwägbarkeit67
II. Die Kritik an der „verdeckten“ Abwägung69
Kapitel 5: Schutzpflichten im Allgemeinen70
I. Herleitung von Schutzpflichten in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts71
II. Alternative Herleitungskonzeptionen73
Kapitel 6: Schutzpflichten im Zusammenhang mit Art. 1 GG74
I. Unterscheidung Achtungs- und Schutzgehalt74
II. Der Gegenstand des Schutzes76
1. Ansätze mit positiver Inhaltsbestimmung77
a) Wert- oder Mitgifttheorien77
b) Leistungstheorie81
c) Kommunikationstheorie83
d) Behavoristische Konzepte85
2. Negativdefinition85
a) Die sogenannte Objektformel86
b) Die Objektformel in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts87
3. Zusammenfassung88
III. Schutzberechtigte91
1. Verstorbene92
2. Ungeborene93
3. Schutz der Würde der Menschheit97
4. Rezipienten-/Zuschauerschutz99
5. Zusammenfassung102
IV. Schutzrichtungen103
1. Gegen den Staat103
2. Gegen einen anderen Privaten (Dritten)105
a) Unfreiwillige Eingriffe von dritter Seite106
aa) Kollision Achtung – Schutzgehalt der Menschenwürdegarantie107
bb) Auswirkungen der Diskussion um Kollisionsfälle110
cc) Stellungnahme113
b) „Kollusives“ Zusammenwirken an einer Würdeverletzung118
c) Gegen sich selbst?122
V. Bindungsadressaten123
1. Drittwirkung123
2. Drittwirkung der Grundrechte allgemein124
3. Drittwirkung von Art. 1 Abs. 1 GG speziell126
4. Keine Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur unmittelbaren Drittwirkung von Art. 1 Abs. 1 GG128
VI. Zusammenfassung129
Kapitel 7: Disponibilität oder Verzicht auf die eigene Würde?130
I. Abgrenzung zu verzichtsähnlichen Instituten132
1. Nichtinanspruchnahme/Nichtsausübung eines Grundrechts132
a) Begriff132
b) Einschlägigkeit133
2. Negative Ausübungsfreiheit133
a) Begriff133
b) Einschlägigkeit134
II. Begriffsbestimmung des Verzichts135
1. Totalverzicht136
a) Begriff136
b) Einschlägigkeit138
2. Ausübungsverzicht138
a) Begriff138
b) Einschlägigkeit139
3. Einwilligung, Einverständnis, Genehmigung140
a) Defektfreie Entscheidung als Grundvoraussetzung der Beachtlichkeit der Disposition141
aa) Freiheit zur Entscheidung141
bb) Fähigkeit zur Entscheidung143
(1) Geisteskranke, insbesondere Unterbringung143
(2) Minderjährigkeit145
(3) Manipulationsfreie Entscheidung146
b) Fazit148
III. Eingrenzungen aufgrund der Konstellation Privater gegen Privater?149
1. Die Grundsituation im Zivilrecht149
2. Die grundsätzlich abweichende Situation im öffentlichen Recht149
3. Fazit151
IV. Disposition über die eigene Würde152
V. Zusammenfassung und These154
Dritter Teil: These der Disponibilität der eigenen Würde und Grenzen der Disposition156
Kapitel 8: Begrenzung der Disposition über die eigene Würde durch Grundrechtstheorien157
I. Die liberale (bürgerlich-rechtsstaatliche) Grundrechtstheorie159
II. Die institutionelle Grundrechtstheorie160
III. Die demokratisch-funktionale Grundrechtstheorie162
IV. Die Werttheorie der Grundrechte164
V. Die sozialstaatliche Grundrechtstheorie168
Kapitel 9: Die Frage nach der „richtigen“ Grundrechtsinterpretation169
I. Eine falsche Frage?169
1. Fehlerhafte Einteilung170
2. Liberale und materiale Interpretation170
II. Die Interpretation von Art. 1 Abs. 1 GG172
1. Art. 1 Abs. 1 GG als Grundlage einer materialen Position173
2. Art. 1 Abs. 1 GG im Sinne einer liberalen Position175
III. Vergleich der liberalen und materialen Interpretation177
IV. Disposition über die eigene Würde im Verhältnis zum Staat181
Kapitel 10: Selbstverständnis des Würdeträgers184
I. Selbstvertändnisbeachtlichkeit in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts –„Aktion Rumpelkammer“185
II. Beachtlichkeit des Selbstverständnisses außerhalb kirchlicher oder weltanschaulicher Bezüge187
III. Bewertung des Selbstverständnisbeachtlichkeit im Schrifttum unter konzentrierter Betrachtung von Bezügen zu Art. 1 Abs. 1 GG188
Kapitel 11: These der Biperspektivität und ihre Überprüfung192
I. Wortlaut193
1. Achtung195
2. Schutz195
3. Folgerungen aus dem Wortlaut für Art. 1 Abs. 1 S. 2 GG195
II. Systematik196
III. Historie des Art. 1 Abs. 1 GG: Geschichtliche Vorläufer198
IV. Genese des Art. 1 Abs. 1 GG: Die Entstehung des Schutzgehalts200
1. Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee200
2. Der Parlamentarische Rat201
V. Telos/Sinn und Zweck203
1. Achtung204
2. Schutz205
VI. Wer entscheidet über Würdeverletzungen206
Kapitel 12: Grenzen der Disposition über die eigene Würde durch objektive Rechtsbegriffe207
I. Objektiver Gehalt der Würde als Grenze der subjektiven Bestimmung über die eigene Würde208
1. Unterschied zur „allgemeinen“ Wertinterpretation209
2. Stellungnahme209
II. Das Menschenbild des Grundgesetzes210
1. Aufnahme des Begriffs in einzelnen erörterten Fällen211
2. Stellungnahme212
III. Grenze aus der objektiven Wertordnung213
IV. Gesetzmäßigkeitsprinzip als Widerlegung der Dispositionsmöglichkeit?215
1. Vorbehalt des Gesetzes216
2. Vorrang von Verfassung und Gesetz218
a) Paternalistischer Ansatz219
b) Tabuschutz221
aa) Die Verbindung von Würde und Tabuschutz223
bb) Die Verbindung von objektiver Würdeverletzung und Sittengesetz225
cc) Vorbehalte gegen das Sittengesetz233
Kapitel 13: Der Einfluss des biperspektiven Verständnisses der Menschenwürde auf die Fälle des ersten Teils und einfachgesetzliche Rechtsbegriffe (öffentliche Ordnung, „gute Sitten“)234
I. Renaissance der öffentlichen Ordnung?235
II. Öffentliche Ordnung und Demokratieprinzip236
III. Öffentliche Ordnung und Wesentlichkeitslehre237
IV. Ideologieanfälligkeit238
V. Kritik an der Aufladung unbestimmter Rechtsbegriffe mit der Wertvorstellung des Grundgesetzes240
VI. Eingrenzungen von Eingriffen gestützt auf die öffentliche Ordnung241
VII. Betrachtung der Fälle des ersten Teils nach den vorgestellten Vorgaben243
Zusammenfassende Betrachtung und Ausblick245
Literaturverzeichnis248
Sachwortverzeichnis266

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