2 AccountAbility 1000 Sustainability Framework

Der AccountAbility 1000 (AA1000) Standard[59] wurde entwickelt, um die „Accountability“ und Performance von Organisationen durch eine Verbesserung der Qualität, Bewertung und Kommunikation der nachhaltigen Wirtschaftsweise zu verbessern.[60]

„Accountability“ wird im deutschen oft als Verantwortlichkeit und Rechenschaft übersetzt.[61] In dieser Arbeit soll Accountability wie folgt definiert sein: “To account for something is to explain or justify the acts, omissions, risks and dependencies for which one is responsible to people with a legitimate interest.”[62]

Nachhaltigkeit, definiert nach dem Triple Bottom Line Konzept, wird von drei Formen der Accountability untermauert: der sozial-ethischen, ökologischen und ökonomischen Accountability.[63]

AA1000 repräsentiert eine Innovation im Nachhaltigkeitskonzept durch die Verknüpfung des Sustainability Accounting, Auditing und Reporting mit der Erfordernis, die daraus resultierenden Ergebnisse mittels Stakeholder Dialog legitimieren zu müssen.[64]

AA1000 soll weiters einen Beitrag zur Klarheit leisten, was und welche Aktionen in einem Unternehmen nun wirklich zu einer „good practice“ in der Accountability und im Performance Management führen.[65] Grund dafür ist die steigende Besorgnis der Unternehmen über die Schwierigkeit, die Qualität sozial verantwortlicher Praktiken bewerten und sichern zu können.

Der AA1000 Management Framework beinhaltet Prinzipien und Prozess-Standards. Die Prozess-Standards umfassen die Phasen

Planning,

Accounting,

Auditing and reporting,

Embedding,

Stakeholder Engagement,

und verknüpfen die Definition und Implementierung nachhaltiger Unternehmenswerte mit der Entwicklung von Leistungszielen und der Bewertung und Kommunikation organisatorischer Performance (siehe Abbildung 5). AA1000 integriert soziale und ethische Sachverhalte in das strategische und operative Management des Unternehmens.[66]

Abbildung 5: Das AA1000 Modell im Überblick

(Quelle: Peirce (2003), S. 36)

Das Ziel von AA1000 ist die Unterstützung von organisatorischem Lernen und unternehmerischer Gesamt-Performance, welche die soziale, ökologische und ökonomische Dimension umfasst. Infolgedessen soll AA1000 den Unternehmensbeitrag auf dem Weg zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung sicherstellen.[67]

Eine Erhöhung des langfristigen Wertes einer Unternehmung für ihre Shareholder und Eigentümer soll im AA1000 Management Modell insbesondere durch Verbesserungen in den nicht-ökonomischen Dimensionen (die soziale und ökologische) der Unternehmensleistung erreicht werden.[68]

AA1000 ist ein Prozess-Standard und kein substantieller Performance Standard. Daher spezifiziert AA1000 Prozesse, die eine Unternehmung implementieren soll, um Ihre Performance erklären und bewerten zu können. AA1000 spezifiziert nicht die Performance Ziele, die das Unternehmen erreichen soll.[69]

Vielmehr ist AA1000 ein dynamisches Modell für ununterbrochene, kontinuierliche Verbesserung. Das Prozess Modell ist weitgehend linear, allerdings operieren bestimmte Abschnitte parallel, und vorangegangene Phasen könnten u. U. mehrmals wiederholt werden müssen (siehe Abbildung 6).

Abbildung 6: Das AA1000 Prozess Modell

(Quelle: AccountAbility (1999b), S. 12)

Während des Durchlaufes dieser fünf Phasen, beginnt das Unternehmen mit den erhaltenen Informationen und Erfahrungen sofort den nächsten Prozessdurchlauf zu planen.[70]

2.1 Planning

Das Unternehmen bekennt sich zum AA1000 Prozess, definiert und überdenkt seine Werte und sozialen Zielsetzungen.[71]

Daneben werden Prozeduren entwickelt, um die Miteinbeziehung der Stakeholder zu gewährleisten. Stakeholder werden in diesem Kontext als diejenige Gruppen definiert, die das Unternehmen beeinflussen oder vom Unternehmen und dessen Aktivitäten beeinflusst werden. Der Vorstand übernimmt die Hauptverantwortung für den Verlauf des Prozesses und bekennt sich ausdrücklich zu einem intensiven Stakeholder Dialog, welcher sich in der Repräsentanz von Stakeholder Vertretern im Auditing des AA1000 Prozesses niederschlägt. Die Identifikation dieser Stakeholder stellt einen wichtigen Punkt dar und soll durch eine Kategorisierung in z.B. primäre/sekundäre, direkte/indirekte und/oder interne/externe Stakeholder vereinfacht werden. Die Stakeholderbeziehungen insbesondere Länge (Dauer), Typ (Lieferant, Kunde), Ansprüche an den spezifischen Stakeholder, Ansprüche vom spezifischen Stakeholder, sollen ausdrücklich dokumentiert werden. Der Zweck und die Ziele des Unternehmens stellen die Basis für die Bewertung der Unternehmensleistung dar. In diesem ersten Abschnitt des AA1000 Prozesses wird weiters die Übereinstimmung der gewünschten Ziele aus dem Nachhaltigkeitskonzept mit der bestehenden Unternehmensmission überprüft.[72]

2.2 Accounting

In der Accounting-Phase werden der Umfang des Prozesses definiert, Informationen gesammelt und analysiert sowie Performance Ziele und Verbesserungspläne entwickelt.[73]

Zuvor müssen allerdings Stakeholder-relevante Sachverhalte (z.B. Arbeitsbedingungen) identifiziert und der Einfluss auf das und vom Unternehmen bewertet werden. Dies kann durch direkte Gespräche oder relevante Fallstudien geschehen. Der Umfang des Prozesses wird deswegen definiert, da internationale Konzerne aus Kostengründen oft gezwungen sind Einschränkungen vorzunehmen. Diese können sowohl geographischer (nur gewisse Kontinente oder Länder) als auch operationaler (nur gewisse Stakeholder-Gruppen werden miteinbezogen) Art sein. Performance Ziele werden anhand eines Stakeholder-Audits gemessen. Die Auswahl diesbezüglicher Indikatoren soll durch ein 3-stufiges System reflektiert werden, in dem die Unternehmenswerte, die Werte der Stakeholder und die Werte der Gesellschaft berücksichtigt werden. Die erste Stufe der Indikatoren soll aus der Unternehmensmission, den Verhaltenskodizes und sonstigen Bekenntnissen des Unternehmens abgeleitet werden. Die Stakeholder-Indikatoren werden durch mehrmalige Prozessdurchläufe konkretisiert und verbessert. Indikatoren, die die Werte der Gesellschaft ausdrücken, stellen z.B. die Performance des Unternehmens gegenüber der gesetzlichen Rahmenbedingungen dar.[74]

2.3 Auditing and Reporting

In dieser Phase des Prozess-Modells wird ein Bericht über die Systeme und Performance der Organisation vorbereitet. Der gesamte AA1000 Prozess wird extern geprüft und Stakeholder Feedback wird erhalten.[75]

Der Bericht soll neben beschreibenden Informationen wie der Unternehmensmission und

-vision, auch die Methoden der Indikatorenauswahl und Informationen über die Performance des Unternehmens angesichts ihrer gesteckten Ziele beinhalten. Stakeholder Kommentare zu den Reporting-Inhalten wären ebenfalls empfehlenswert. Durch externes unabhängiges Auditing der Prozesse und Performance soll Glaubwürdigkeit und Vertrauen seitens der Stakeholder erreicht werden. [76] Um den AA1000 Prozess weiter zu entwickeln, ist eine aktive Suche seitens des Unternehmens bezüglich Stakeholder-Feedback notwendig.[77]

2.4 Embedding

Um die einzelnen Prozessphasen zu unterstützen, werden Strukturen und Systeme entwickelt, die den AA1000 Prozess stärken und ihn in die Unternehmensaktivitäten integrieren.[78]

Die entwickelten Systeme sollen den Stakeholdern die Unternehmenswerte näher bringen und die unternehmerischen Aktivitäten anhand dieser ausrichten. Die strategische Planung, Budgetierung und der Investitionsplan sollen ebenfalls Überlegungen bezüglich Nachhaltigkeit beinhalten. Weiters sollen alle Informationen rund um den Prozess effizient dokumentiert sein, um ein Überprüfung durch interne und externe Auditoren schnell und einfach gewährleisten zu können. Wenn möglich soll die soziale, ökonomische und ökologische Performance mit Hilfe eines einzigen Management-Informationssystems abgefragt werden können. Gesteckte Ziele, die nicht erreicht werden, müssen überprüft und erklärt und die...