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E-Book

Personalentwicklung als Schulleitungsaufgabe

AutorAnton Strittmatter, Bianca Ender
VerlagStudienverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl64 Seiten
ISBN9783706557801
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Knapp, übersichtlich und äußerst praxisorientiert widmen sich Bianca Ender und Anton Strittmatter der Frage, wie Personalentwicklung im Schulbereich vorangetrieben werden kann, welche Probleme sich stellen, und wie SchulleiterInnen ein professonelles Konzept der Personalentwicklung erarbeiten können. Der schmale, hervorragend strukturierte Band enthält keine Allheilmittel und Rezepte, aber eine Fülle von Anregungen und nützlichen Konzepten: Handlungsanleitungen, Praxisbeispiele und -instrumente sowie Vorschläge zur Problemlösung, die sich bereits in der Umsetzung bewährt haben. SchulleiterInnen, die sich mit Personalentwicklung an ihrer Schule auseinandersetzen wollen, erhalten so Unterstützung bei ihrer neuen Aufgabe und Hilfe in kritischen Situationen. Aus dem Inhalt: Sich ein Konzept der Personalentwicklung erarbeiten Begleitung in biografisch kritischen Phasen Personalportfolio planen Individuelle Weiterbildung stimulieren und zum gemeinsamen Thema machen Standort- und Perspektivengespräche führen Konstruktive Konfliktlösegespräche führen Hilfreich Feedback geben

Zu den AutorInnen: Mag. Bianca Ender ist Lehrbeauftragte an der Universität Innsbruck und Mitglied des Ausbildungsteams der Schulleitungskurse PA LCH/aeb, freiberufliche Organisationsberaterin und Redakteurin des 'journal für schulentwicklung' (StudienVerlag) Dr. Anton Strittmatter ist Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, Programmverantwortlicher der Schulleitungskurse PA LCH/aeb und freiberuflicher Organisationsberater.

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Leseprobe

2. Sieben Handlungsfelder der Personalentwicklung


Ein umfassendes Konzept der Personalunterstützung schafft festen Platz für unterstützende Maßnahmen zu den verschiedenen Bedürfnissen des Personals, des Betriebs, der Trägerschaft und der Klientschaft (s. Grundfunktionen der Personalunterstützung). Es scheint uns sinnvoll, dabei die folgenden 7 Handlungsbereiche zu unterscheiden:

2.1 Da sein und Anteil nehmen


„30 Jahre hat niemand ernsthaft gefragt, wie es mir wirklich geht.“ So die bittere Bilanz eines Lehrers anlässlich der Einführung eines Personalentwicklungs-Konzepts. Schulehalten kann eine ziemlich einsame Aufgabe sein. Wie es LehrerInnen dabei und im Beruf überhaupt geht, bleibt nicht selten verborgen.

Es ist ein Grundbedürfnis aller Menschen, als Person in ihrem Wesen und in ihrem Beitrag für das jeweilige System (z.B. Familie, Betrieb) wahrgenommen und anerkannt zu werden. Gerade in stark arbeitsteiligen Organisationen wie die Schule und vor allem, wenn Routinen herrschen, wenn das Nebeneinanderher-Funktionieren der Menschen zur kaum mehr beachteten Gewohnheit zu werden droht, kann das Bedürfnis nach Wahrgenommenwerden und Anerkanntwerden aushungern. Beim Namen genannt und nach dem Wohlbefinden gefragt werden, ab und zu die Botschaft hören „Schön, dass es Dich hier gibt!“, sind Bedürfnisse, die nicht automatisch erfüllt werden. Die Schulleitung kann viel dafür tun, dass eine solche Kultur des Anteilnehmens im Kollegium wächst, und kann selbst mit ihrer prominenten Stellung auf das Bedürfnis antworten. Mittel dazu sind vor allem:

•   Arbeitsplatzbesuche/Unterrichtsbesuche durchführen (zu Gast sein!)

•   Gespräche „zwischen Tür und Angel“ führen (über Berufliches und Privates)

•   Spontane Feedbacks auf Leistungen, Äußerungen, Unterlagen, Prüfungsresultate etc. geben Wichtig sind hier vor allem Haltungen der wertschätzenden Präsenz, der echten Neugier und empatischen Anteilnahme. Deshalb sollten als Anteilnahme unternommene Begegnungen nicht mit dienstlicher Beurteilung u.ä. vermischt werden.

Ein Ausdruck von Anteilnahme ist auch die gute, unkomplizierte Erreichbarkeit („offene Tür“).

2.2 Für Räume der Unterstützung und Zusammenarbeit sorgen


Der Lehrberuf ist so anspruchsvoll geworden, dass kaum jemand ohne kürzere oder längere „Tiefs“, ohne Situationen der Überforderung über die Runden kommt. LehrerInnen brauchen keine Dauerbetreuung. Es ist aber wichtig, dass, wenn man sie braucht, Angebote der Unterstützung bereitstehen und leicht zugänglich sind. Schulleiterinnen und Schulleiter müssen und können nicht auf alle Unterstützungsbedürfnisse von Lehrpersonen persönlich antworten. Es ist aber ihre Aufgabe, für vielfältige Angebote und ihre gute Zugänglichkeit zu sorgen:

•   Beratungsgespräche anbieten und durchführen (als vereinbarte, von den Ratsuchenden gewünschte, bewusst gestaltete Gesprächssituation)

•   Unterstützungsgruppen fördern: kollegiale Praxisberatung/Intervision (siehe untenstehende Beispiele), Supervision, Lernwerkstatt etc.

•   Professionelle externe Beratung, Therapie, Coachingbeziehungen etc. vermitteln

•   Ordentliche Arbeitsteams (z.B. Stufenteams, Fachgruppen, Projektteams etc.) so fördern, dass sie auch als Orte der Wertschätzung von fachlichen und sozialen Kompetenzen, der Zumutung von Verantwortung und der Unterstützung erlebt werden können (Balance im TZI-Dreieck!)

Dabei die „Räume“ auch im zeitlichen und örtlichen Sinne (Ausstattung, Ambiance) so wählen, dass sie die Zweckbestimmung, die Professionalität bzw. die Erwachsenensituation unterstreichen.

Im Folgenden stellen wir zwei methodische Varianten vor, die in Unterstützungsgruppen angewendet werden können.

Folgende Grundsätze sollen in beiden Varianten zur Anwendung kommen:

•   Die beteiligten Personen sind bereit, ihre Anliegen und Problemstellungen klar formuliert in die Obhut von Kolleginnen und Kollegen abzugeben.

•   Alle sind bereit, ihren Denkservice einander zur Verfügung zu stellen.

•   Vorrang hat die Vielfalt der Ideen, Deutungs- und Lösungsansätze (und nicht die vermeintliche Wahrheit). Praxisberatung wird als ein kreatives Spiel mit Ideen verstanden.

•   Alle anerkennen das Hypothetische und Spekulative, das den derart gewonnenen Ergebnissen des Nachdenkens eigen ist.

•   Alle respektieren die Freiheit der Ratsuchenden, für sich aus den Angeboten des kollegialen Denkservices bzw. der kollegialen Praxisberatung auszuwählen, was ihnen bedenkenswert, einleuchtend oder nützlich erscheint.

Das Durchspielen der Modelle benötigt ca. 90 Minuten.

Kollegialer Denkservice2

Die Übung „kollegialer Denkservice“ ist inhaltlich und zeitlich stark strukturiert, da mehrere Problemstellungen von verschiedenen Gruppen zeitgleich bearbeitet werden. Die begrenzten Zeiträume animieren zum konzentrierten Hinarbeiten auf Lösungsansätze und lassen ein „sich Verzetteln in Details“ nicht zu. Die gegenseitige Beratung läuft in vier aufeinanderfolgenden Schritten ab.

1. Schritt:

Bildung von Teams (z.B. Tandems oder 3-er-Gruppen), die einander Probleme deponieren bzw. sich gegenseitig beraten werden. Innerhalb eines Teams tauschen die beteiligten Personen ihre Anliegen und Problemstellungen aus. Jedes Team einigt sich schließlich auf eine Problemstellung, die es dem anderen Team übergeben will. Nach der Entscheidung für eine Problemstellung überlegen sie sich, wie sie diese visualisieren und dem anderen Team präsentieren wollen. Zeit: 20 Min.

Die Visualisierung und Präsentation berücksichtigt die folgenden Fragestellungen:

- In welchen systemischen Kontext ist die Problemstellung bzw. das Anliegen eingegliedert?

- In welchen exemplarischen Szenen „zeigt“ sich das Problem?

- Welche Fragen und Gefühle begleiten die FallbringerIn?

- Welches Ziel verfolgt die FallbringerIn?

2. Schritt:

Nach Ablauf der 20 Min. treffen sich die beiden Teams. Wir nennen sie Team A und Team B. Die Teams nehmen je voneinander die ausgewählte Problemstellung zur Kenntnis. Team A stellt seine Anliegen dar, Team B fragt solange nach, bis es glaubt, nun das Problem zur weiteren Bearbeitung übernehmen zu können. Nach 15 Min. stellt Team B seine Knacknuss Team A dar. Selbstverständlich stellen die Teams ihre visualisierten Problemdarstellungen einander zur Verfügung. Ziel dieses Schrittes ist die verstandene Problemlösung. Wichtig: Keine Diskussion in dieser Phase. Nachfragen und Klären sind hier das Motto!

3. Schritt:

Die Teams ziehen sich nun mit dem ihm von anderen anvertrauten Anliegen zurück und bearbeiten dieses in Abwesenheit der FallbringerIn. Es geht hier in dieser Phase um ein Brainstorming von Ideen, die Umbewertung und -deutung des Problems oder auch um die Erweiterung der Fragestellung. Phantasie und „respektloses“ Denken dürfen zum Zuge kommen, weil im Voraus vereinbart worden ist, dass es der FallbringerIn überlassen ist zu entscheiden, was sie hinsichtlich ihrer Fragestellung als relevant oder irrelevant erachtet. Ziel bei diesem Schritt ist die Suche nach einer Vielzahl von kreativen Impulsen und Lösungsperspektiven.

4. Schritt:

Die Teams treffen sich wieder und haben nun jeweils 20 Min. Zeit ihre Ideen, neue Sichtweise und Empfehlungen zur Problemstellung an das andere Team zurückzuspielen. Nach 20 Min. Wechsel.

Kollegiale Praxisberatung3

Die Fallbearbeitung läuft in den folgenden Schritten ab und dauert zwischen 60 und 90 min.:

1.   X trägt sein/ihr Problem vor – inkl. Information über den Kontext und bisher unternommenes (siehe auch weitere Hinweise bei der Präsentation „kollegialer Denkservice“)

2.   Gruppenmitglieder sagen, was sie gehört/verstanden haben

3.   X bestätigt, formuliert ev. nochmals neu, ergänzt Information

4.   Brainstorming der Gruppe über bedeutsame Gesichtspunkte und Lösungselemente

5.   X wählt persönlich einleuchtende, erfolgversprechende Gedanken bzw. Lösungspisten aus

6.   Gruppengespräch über die ausgewählten Lösungsgesichtspunkte

7.   X bestimmt das Ende des Gesprächs und fasst die persönlichen Erkenntnisse zusammen

8.   Gruppenmitglieder fassen ihre persönlichen Erkenntnisse zusammen

„Für Räume der Unterstützung sorgen“ kann auch bedeuten, der...

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