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E-Book

Pferdeflüstern für Manager

Mitarbeiterführung tierisch einfach

AutorBernd Osterhammel
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl210 Seiten
ISBN9783527804962
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Zwischen Mitarbeiterführung und Pferdeführung gibt es vielfältige Parallelen. Dies ist der humorvolle Ausgangspunkt für die Entfaltung einer neuen Führungskultur.

Erfolgreiche Mitarbeiterführung ist der unverzichtbare Schlüssel, wenn ein Unternehmen seine Ziele erreichen will. Doch Management und Mitarbeiter machen sich hier oft das Leben schwer. Welche Vorgaben brauchen Mitarbeiter und welche hindern sie, ihr Potenzial zu entfalten? Welches Maß an Kontrolle ist notwendig? Was bedeutet 'Vertrauen' im Kontext des Unternehmens?

Pferde sind Menschen im Verhalten oft erstaunlich ähnlich. Sie sind nur viel ehrlicher. Diese ehrliche Rückmeldung ist das, was vielen Führungskräften heute fehlt.

Das Buch hilft dem Leser bei der Entwicklung seiner Führungsqualitäten. Es zeigt, wie mühelos Erfolg sein kann, wenn man erkannt hat, dass die wichtigste Schraube für Veränderung im Unternehmen beim Umgang mit den Mitarbeitern sitzt.

In der 2., komplett aktualisierten und überarbeiteten Auflage fließen weitere Praxisbeispiele und Erkenntnisse aus Seminaren und Trainings der letzten 10 Jahren seit Erscheinen der ersten Auflage ein. Neu ist außerdem das Thema Bewusstsein und Schöpferkraft in der Führung.

Bernd Osterhammel war über 2 Jahrzehnte Inhaber eines Ingenieurbüros im Tiefbau. Der Schlüssel zu seinem anhaltenden Erfolg lag für den Pferdenarren in seiner Mitarbeiterführung. Die Impulse für seine effiziente Menschenführung bekam er aus dem Training von Pferden. Seine Erfahrungen gibt er seit dem Jahr 2000 in Impulsvorträgen und den Seminaren 'Pferdeflüstern für Manager' weiter.

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Leseprobe

Einführung


»Er soll jetzt sterben«, hatte sein Besitzer, ein Pferdezüchter und Händler vom Niederrhein, entschieden. »Jetzt ist Schluss, er kostet nur noch Geld und ist zur Gefahr geworden.« Seit Wochen stand Charmeur in der kleinsten und dunkelsten Box auf dem Hof. Selbst den Enthusiasmus der Pferdemädchen hatte er lahmgelegt. Sie hatten noch lange zu ihm gehalten, mehrfach versucht ihn zu reiten, aber es hatte keinen Zweck mehr. Das Satteln war unmöglich geworden. Es war nicht daran zu denken, einen Fuß in den Steigbügel zu bekommen, um aufzusteigen. Dabei hatte man ihn zu einem erfahrenen Pferdetrainer in der Nähe gebracht, zu jemandem, der eigentlich mit allen Problempferden schnell fertig wird, der sie alle »kleinkriegt«. Man wollte nichts unversucht lassen, immerhin war Charmeur ein sehr schönes Pferd »mit einem guten Papier« – wie die Züchter sagen, mit erstklassiger Abstammung.

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»Verbrecher« mit gutem Papier
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Aber es hatte nicht geklappt. Auch die nachfolgenden Profiausbilder scheiterten. »Mistvieh! Verbrecher! Das hat keinen Zweck!«, resümieren sie teils hilflos, teils ratlos, teils überfordert. In diesem Moment betritt Ludwig die Bühne, auf der sich Charmeurs Trauerspiel ereignet. Ich glaube nicht, dass es Zufall war, dass er gerade in dem Augenblick auf den Hof kam, als es darum ging, das Pferd zu schlachten, in dem über Leben und Tod entschieden werden sollte. Ludwig, der Versicherungsdetektiv, ist selber nicht einmal Pferdemann. Er hatte mich vor Jahren auf einem anderen Hof erlebt, wo ich aus Spaß an der Sache einen halben Tag mit Pferden gearbeitet hatte, die es angeblich »nicht mehr tun«. So sagt man im Pferdejargon. Er war Zuschauer mit wachem Interesse, und der Nachmittag war noch präsent in seinem Bewusstsein. Jetzt steht er also als Augenzeuge vor diesem jungen, vermeintlich zum Tode geweihten Pferd und hört sich sagen: »Er soll leben.« Mag sein, dass er der Gute in der Geschichte sein möchte, der Retter, der mit der letzten Hoffnung. Mag auch sein, dass er ein Geschäft wittert oder ein wenig Ruhm und Ehre. Wie auch immer, der naiv enthusiastische und ambitionierte Ludwig kauft das Pferd ein wenig über dem Schlachtpreis, nachdem er meine Telefonnummer ermittelt und mich überredet hat, ein paar Tage Zeit zu investieren. Er trägt den Kaufpreis, die Transportkosten und die Versicherung. Ich trage das Risiko für Zeit, Futter und meine eigenen Knochen. Aber Risiko trage ich ja immer, denn ich bin seit über zwei Jahrzehnten Unternehmer und Pferdemensch so lange ich laufen kann.

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Charmeur lässt sich führen
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Drei Wochen vergehen, ich stehe vor dem »Verbrecher« vom Niederrhein. Gestern haben sie ein Video von ihm aufgenommen, wie er sich führen lässt, ohne Kandare, ohne Trense, ohne Zügel. Er folgt mir, wohin ich auch gehe. Er lässt sich reiten, er geht mit mir über Plastikfolien und kleine Hindernisse. Er vertraut mir und respektiert mich – ich vertraue ihm und respektiere ihn. Alles ist möglich geworden. Ich bin alleine mit ihm in der Halle, ab morgen wird ihn meine Tochter weitertrainieren. Ich vertraue beiden. Aber heute stehe ich allein vor ihm, dankbar, andächtig und nachdenklich. Vor drei Wochen noch waren seine Augen wie gebrochen, seine panikgleiche Angst auf dem Höhepunkt. Nahezu boshaft explodierte er bei der geringsten Kleinigkeit. Er schrie und buckelte, als er das erste Mal mit dem Sattel alleine durch die Halle laufen sollte, als hätte er den Teufel persönlich auf dem Rücken. Heute sind wir Freunde und Partner, nicht mehr getrennt, sondern eins. Ich stehe vor ihm und denke nach. Was in den vergangenen drei Wochen stattgefunden hat, ist das, was gute Pferdemenschen in allen Teilen der Welt praktizieren. Seit dem 1998 verfilmten Roman von Nicholas Evans heißen sie im Volksmund »Pferdeflüsterer«. Sicherlich wurde die von Schauspieler und Regisseur Robert Redford dargestellte Filmfigur à la Hollywood pathetisch überhöht. Die Inspiration für die fiktive Figur lieferte allerdings Buck Brannaman, »der wahre Pferdeflüsterer« oder »natural horseman«, dessen rührende Lebensgeschichte 2011 auf beeindruckende Weise dokumentarisch aufbereitet wurde. Jedes Jahr kommen unzählige Menschen zu ihm in der Hoffnung, dass er die Probleme ihrer Pferde löst, und müssen spontan feststellen, dass sie auf einmal selbst im Mittelpunkt stehen, sich ihrem eigenen Leben stellen müssen. Buck Brannaman lehrt vor allem die Menschen, dass »ihr Pferd der Spiegel ihrer Seele ist, und sie manchmal nicht mögen werden, was sie sehen. Manchmal hingegen schon«. »Pferdeflüstern«, das ist keine magisch anmutende Handlung, sondern vielmehr eine persönliche Einstellung zum Umgang mit Pferden und Menschen oder, wie wir später feststellen werden, zum Leben selbst.

 

Der Spiegel Pferd

»Pferdeflüsterer« sind Menschen, die ohne viele Worte, in der fast lautlosen Körpersprache der Pferde, Faszinierendes erreichen; Menschen, die sich in die Welt der Pferde begeben und sie respektieren, wie sie sind, volles Vertrauen in sie setzen und dies dann zurückbekommen; Menschen, die Gefühl, Technik und Wissen erfolgreich miteinander verbinden; Menschen, die bereit sind, dem Pferd zuzuhören, in ihm zu lesen und sich ihm anzupassen, statt ihm die eigene Sprache gewaltsam aufzuzwingen; Menschen, denen der Umgang mit Pferden offensichtlich ganz leichtfällt. Unendliche Dankbarkeit durchströmt mich dafür, dass ich von dem Wissen dieser Menschen und von den Lehren der Pferde profitieren darf – dass die Essenz bei mir angekommen ist. Aber mehr noch steckt in diesem Augenblick. Er ist wie ein Dialog mit dem Pferd, wie überlagertes Bewusstsein. Er erinnert mich an all die Fragen, die ich Charmeur beantworten musste, bevor er mir sein trauriges Leben in die Hände legte, ja bevor er bereit war, sich wirklich von mir führen zu lassen:

  • Bist du kompetent?
  • Bist du integer?
  • Bist du wohlwollend?
  • Verdienst du Respekt?
  • Verdienst du Vertrauen?
  • Bietest du Sicherheit?
  • Kennst du den Weg?
  • Bist du wirklich präsent in diesem Augenblick?
  • Hast du Geduld mit mir und uns?

Charmeur fragte mich geradezu, ob mir bewusst ist, dass wir Menschen immer Ursache für eine Wirkung sind, dass wir überall Bewegungen erzeugen wollen und es auch tun – in unserem Leben, in unseren Beziehungen, in unseren Firmen, auf unseren Konten. Er fragte mich, ob mir bewusst ist, dass ich mit einem Bruchteil an Energie mit Pferden das erreiche, wofür ich früher einen hohen Aufwand brauchte, weil ich mehr denn je darüber wusste, was sie bewegt. Genau in diesem einen Augenblick des Nachsinnens begann die Übertragung des »Pferdeflüsterns« in mein Leben, meine Firma, mein Dasein.

Charmeur blieb noch einige Wochen bei uns und wurde regelmäßig von unserer Tochter geritten, ging willig im Gelände, in der Halle und auf dem Reitplatz. Er war wieder ein verlässliches Reitpferd geworden. Ludwig holte ihn ab und suchte bald einen neuen zuverlässigen Besitzer für das Pferd. Von mir hatte Charmeur eingefordert, dass ich ihm die oben aufgezählten Fragen beantwortete. Er hatte Führung gefordert und mit Folgen geantwortet.

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Pferdeflüstern für Manager
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»Was bewegt eigentlich meine MitarbeiterInnen, was meine Kunden?«, fragte ich mich. Ich kam zu dem Schluss, dass das die Fragen sind, die ich als Unternehmer beantworten sollte, wenn ich mich mit diesen so leicht bewegen wollte wie mit den Pferden. Mir wurde auf einmal bewusst, dass all die Fragen, die mir Charmeur und hunderte anderer Pferde vor und nach ihm gestellt haben, die gleichen Fragen sind, die Menschen gerne mit »Ja« beantwortet haben wollen, bevor sie bereit sind, jemandem die Führung zu überlassen. In diesem Augenblick wurde »Pferdeflüstern für Manager« in mir geboren. In diesem wundervollen Augenblick schien alles möglich zu sein. Am nächsten Morgen wachte ich auf und fragte mich: »Wie sollte eigentlich idealerweise meine Firma aussehen? Wie sähe mein Unternehmen aus, wenn es wirklich eine ‹Traumfirma›, ein optimales Unternehmen – kein lebloser Gaul mit Todesurteil – wäre? Wie könnte ich die Leichtigkeit des Umgangs

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Die Traumfirma
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mit Pferden in meinen Arbeitsalltag übertragen?« Es war mein erster zaghafter Versuch, mentale Barrieren einzureißen, grenzenlos zu denken – anfangs noch mit geringem Glauben, dass meine Ideen Wirklichkeit werden könnten, aber doch aus einer stillen Ahnung heraus, dass es möglich sein müsste. So entwickelte und formulierte ich meine ersten Gedanken und Ideen, bevor ich mich darangab, sie in die Tat umzusetzen:

  • Eine Firma (meine Firma) soll einzigartig sein.
  • Eine Firma soll Freude machen, und zwar allen: den Kunden, den MitarbeiterInnen, dem Chef und den Geschäftspartnern.
  • In der Firma soll jeder jeden...
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