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Pflegende Angehörige wachkomatöser Menschen

AutorAnnett Horn
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl211 Seiten
ISBN9783456944845
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR

Das ganze Leben ändert sich, wenn eine nahestehende Person im Wachkoma lebt.

Etwa 5000 Menschen im Wachkoma werden in Deutschland zu Hause betreut. Pflegender Angehöriger eines wachkomatösen Menschen zu sein, bedeutet, mit vielfältigen Belastungen zu leben. Von dieser Hypothese ausgehend wurden in der vorliegenden Untersuchung pflegende Angehörige wachkomatöser Menschen nach ihren Handlungen und Erfahrungen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Angehörige zu pflegenden Angehörigen werden, weil sie Verantwortung für den Betroffenen übernehmen und die Hoffnung haben, dass er wieder gesund wird. Die Verantwortung bleibt bestehen, solange Angehörige sich dem Betroffenen gegenüber angehörig fühlen, und ihre veränderliche Hoffnung treibt sie an, alles für den Betroffenen zu tun.

Unterstützen professionelle Helfer die Angehörigen in ihrer Verantwortung und Hoffnung, können Konflikte langfristig vermieden und Belastungen auf Dauer minimiert werden.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Einleitung
  3. 1 Literaturanalyse
  4. 2 Methodik
  5. 3 Die Krise überstehen
  6. 4 Verantwortlich sein
  7. 5 Nach einem Gleichgewicht streben
  8. 6 Diskussion
  9. 7 Schlussbetrachtung
  10. Literaturverzeichnis
Leseprobe

3 Die Krise überstehen (S. 65-66)

Wenn zwischen zwei Menschen eine Beziehung3 besteht, so ist es für einen von beiden ein «schockierendes Ereignis», wenn sich der andere plötzlich und unerwartet in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet. Die daraus folgende intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus bedeutet, dass der Betroffene aus seinem Alltag herausgerissen wird und sein Angehöriger mit dem Ereignis und den Folgen allein zurückbleibt. Die Erfahrungen dieser Angehörigen stehen nun im Mittelpunkt dieser Arbeit und beginnen mit der Verarbeitung des Ereignisses und einer dadurch ausgelösten existenziellen Krise.

In dieser Krisensituation fühlen sich Angehörige unsicher und hilflos. Es ist für sie erlebter «Horror», der ganz von der Angst um das Leben des Betroffenen ausgefüllt ist. Die Hoffnung, dass der Betroffene überlebt, bestimmt alles, und Angehörige sind entsetzt, wenn sie erkennen, dass die Situation bedrohlicher ist, als sie es sich vorgestellt haben. Die Behandlung im Akutkrankenhaus vermittelt den Angehörigen zunächst die Sicherheit, dass dem Betroffenen geholfen wird. Sie selbst aber sind verunsichert, und die lebenserhaltende Technik bewirkt Unnahbarkeit und Berührungsängste gegenüber einem ihnen am nächsten stehenden Menschen. Dennoch halten sie sich kontinuierlich in der Nähe des Betroffenen auf.

Den behandelnden Ärzten und Pflegekräften bringen Angehörige das Vertrauen entgegen, dass diese dem Betroffenen helfen und ihnen als Angehörige erklären, was geschehen ist und welche Bedeutung das Ereignis hat. Sie wollen das Ereignis verstehen und verarbeiten. Deshalb fühlen sie sich nicht ernst genommen, wenn sie die Erfahrung machen, dass die behandelnden Ärzte ihnen wenig oder gar nichts über den Betroffenen mitteilen. Das Bedürfnis Angehöriger nach Informa tionen ist vom ersten Augenblick an vorhanden und begleitet sie während ihrer gesamten weiteren Karriere.

Der Zustand des Betroffenen kann sich ständig verändern, schwanken oder verschlechtern. Die Ängste um sein Überleben oder die Hoffnungen auf eine baldige Genesung beherrschen daher den Alltag der Angehörigen. Sie wollen so viel Zeit wie möglich bei ihm verbringen und nicht mehr von seiner Seite weichen. Dieses Bedürfnis kann beispielsweise von den Anforderungen des Alltags oder den Besuchsregelungen der Einrichtungen beeinflusst werden.

3.1 Das Ereignis: Leben oder sterben

Das Ereignis schlägt plötzlich und unerwartet von einer Sekunde zur nächsten «wie ein Blitz» ein und wird von den in der Untersuchung befragten Angehörigen rückblickend als alles verändernder Moment erlebt. Es tritt so unvorbereitet ein, dass Angehörigen keine Zeit bleibt, darüber nachzudenken, was sie tun, wenn sie die existenzgefährdende Situation des Betroffenen direkt miterleben, weil er beispielsweise plötzlich Atemnot bekommt oder einen Herzinfarkt erleidet. Angehörige, die sich in unmittelbarer Nähe des Betroffenen befanden oder Zeuge des Ereignisses wurden, leisteten Erste Hilfe, riefen den Notarzt und versuchten, das Leben des Betroffenen zu retten:

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung14
1 Literaturanalyse18
Das Wachkoma19
Familienangehörige und Erkrankungen in der Familie26
Schlussfolgerung35
2 Methodik38
Problemstellung38
Zielsetzung und Fragestellung40
Methodologischer Ansatz41
Der Forschungsprozess unter Anwendung der Grounded-Theory-Methode42
Gütekriterien59
Ethische Überlegungen61
3 Die Krise überstehen66
Das Ereignis: Leben oder sterben67
Geschockt sein: Angst und Unsicherheit68
Das Bedürfnis nach Sicherheit70
Zusammenbleiben wollen76
Hoffen, warten und zweifeln78
Schlussfolgerung80
4 Verantwortlich sein82
Die Bedeutung der eigenen Person83
Den Betroffenen in den Vordergrund rücken87
Sicherheit bekommen und Vertrauen verlieren94
Zum pflegenden Angehörigen werden105
Hoffnungen und unerfüllte Erwartungen115
Schlussfolgerung119
5 Nach einem Gleichgewicht streben120
Pflegeheim121
Zu Hause139
Hoffnungen171
Die Verantwortung für das eigene Leben175
Schlussfolgerung178
6 Diskussion180
Die Karriere pflegender Angehöriger wachkomatöser Menschen180
Verantwortung und Hoffnung187
Empfehlungen für die Praxis194
7 Schlussbetrachtung200
Literaturverzeichnis204
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