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E-Book

Philosophie des Glücks

Gesamtausgabe aller Werke von Epikur in deutscher Übersetzung - plus Nachwort und Interpretation

AutorEpikur Epikouros
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl102 Seiten
ISBN9783746728872
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Epikur beantwortet in seinen Schriften eine der größten Fragen der Menschheit: Wie kann ich ein glückliches Leben führen? Er schreibt ebenso verständlich wie tiefgründig - Epikur wollte von allen verstanden werden. Und für diejenigen, die es ganz eilig haben, fasste er seine Tipps für ein glückliches und erfülltes Leben zusammen in den 'Hauptlehrsätzen'. Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält die Gesamtausgabe aller Werke Epikurs in deutscher Übersetzung. Zum Abschluss bietet das vorliegende Buch ein ausführliches Nachwort, das als Lektüreschlüssel der Werke Epikurs dienen soll. Im Mittelpunkt stehen die Biografie Epikurs, Vorurteile gegenüber seiner Philosophie und daran anknüpfend eine detaillierte Interpretation seiner Lehrsätze - kurzum, die zentrale Frage: Wie kann uns die Philosophie Epikurs zu einem glücklichen Leben verhelfen?

Epikur (geboren ca. 341 v.Chr. auf Samos, gestorben ca. 271 v.Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph, Begründer des Epikureismus und der epikureischen Schule.

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Leseprobe

Brief an Herodot



Epikur entbietet seinem lieben Herodotos Gruß und Heil.


Für die, mein lieber Herodotos, die nicht alles genau und vollständig zu studieren vermögen, was ich über die Natur niedergeschrieben habe, auch die größeren Bücher unter meinen Schriften nicht durchsehen können, habe ich selbst einen Auszug aus meinem gesamten Werk gemacht. Er soll ihnen ermöglichen, sich wenigstens die Grundlehren daraus hinlänglich einzuprägen, und ihnen zugleich in den wichtigsten Fragen jederzeit eine Hilfe sein, soweit sie sich überhaupt mit Naturwissenschaft befassen. Aber auch wer das gesamte System schon weitgehend übersieht, soll sich der elementaren Grundlinien meiner gesamten Arbeit erinnern; denn wir bedürfen häufig mehr des Gesamtüberblicks als der Kenntnis der Einzelheiten. Man muß jedoch auch auf diese dauernd sein Augenmerk richten und davon so viel im Gedächtnis festhalten, daß man imstande ist, den Zugang zur Erkenntnis des Naturgeschehens zu finden wie auch jede Einzeluntersuchung anzustellen. Dazu ist es nötig, vorher die hauptsächlichsten Gesichtspunkte zu erfassen und sie sich fest einzuprägen. Denn selbst wer volle Kenntnis besitzt, gelangt zu genauesten Ergebnissen nur, wenn er seine scharfsinnigen Beobachtungen auf einfache Grundbegriffe und Bezeichnungen zurückführen kann. Es ist ja unmöglich, das feste Gefüge der beobachteten Erscheinungen zu erkennen, wenn man nicht imstande ist, auch jede Einzelheit kurz zu bezeichnen.


Weil nun dieser Weg für alle nützlich ist, die sich mit der Erklärung der Naturerscheinungen befassen, so bin ich daran gegangen, für dich einen solchen Auszug und elementaren Grundriß meiner gesamten Lehrmeinungen niederzuschreiben. Ich fordere ja stets zu unablässigem Bemühen um die Erkenntnis der Natur auf, da ich selbst in einem solchen Leben die Ruhe finde.


Zuerst nun, mein lieber Herodotos, müssen wir erfaßt haben, was den Bezeichnungen zugrunde liegt, damit wir unsere Meinungen oder Probleme oder Schwierigkeiten darauf zurückführen und prüfen können, denn sonst entzieht sich uns, die wir etwas beweisen wollen, alles der Prüfung, verliert sich ins Grenzenlose, und wir gebrauchen leere Worte. Bei jeder Bezeichnung muß sich also die ursprüngliche Bedeutung erkennen lassen und keiner weiteren Erklärung bedürfen, wenn wir wirklich die Möglichkeit haben wollen, unsere Probleme, unsere Schwierigkeiten und Meinungen darauf zurückzuführen.


Wir müssen ferner bei allem unsere Sinneswahrnehmungen beobachten wie auch das prüfen, was in unserem Denken, in unserem Erkennen und Empfinden dabei vor sich geht, damit wir Anhaltspunkte haben für die Deutung des noch Unbekannten, das wir erwarten.


Wenn wir dies genau erfaßt haben, dürfen wir bereits Erwägungen über das Unbekannte anstellen.


Zuerst also: Nichts entsteht aus dem Nichts; denn dann könnte alles aus allem entstanden sein, ohne irgendwie der Samen zu bedürfen. Und wenn das, was im Schwinden ist, ins Nichts verginge, dann wären bereits alle Dinge zugrunde gegangen, und es wäre nichts vorhanden, wohinein sie sich aufgelöst hätten. Überdies: Das All war in seiner Beschaffenheit immer so, wie es gegenwärtig ist, und wird immer so sein; es gibt ja nichts, in das es sich verwandeln könnte. Denn neben dem All existiert nichts, was in das All eindringen und die Verwandlung bewirken könnte.


Weiter: Das All besteht aus Körpern und leerem Raum. Denn daß es Körper gibt, bezeugt bei allen Dingen schon die Sinneswahrnehmung, und aus der Sinneswahrnehmung müssen wir, wie ich vorhin schon gesagt habe, das Unbekannte durch Überlegung erschließen. Wenn es das nicht gäbe, was wir das Leere, den Raum, die unfaßbare Natur nennen, dann gäbe es nichts, wo die Körper wären und worin sie sich bewegten. Und es ist doch offensichtlich, daß sie sich bewegen. Außer diesen Körpern und dem leeren Raum können wir nicht einmal begrifflich etwas erschließen oder durch Analogie zu dem Begreifbaren als vorhanden erfassen; denn diese beiden werden als Teile der gesamten Natur angesehen und nicht als Eigenschaften oder Zufälligkeiten des Körperlichen und des Leeren bezeichnet.


Ferner: Von den Körpern sind die einen Zusammensetzungen, die anderen aber Urbestandteile, aus denen die Zusammensetzungen gebildet sind. Diese Urbestandteile sind nun unteilbar und unveränderlich, wenn anders nicht alle in das Nichtseiende vergehen sollen, sondern in voller Kraft bei den Auflösungen der Zusammensetzungen fortdauern sollen, vollständig in ihrer Beschaffenheit, da es nichts gibt, worin und wie sie sich auflösen könnten.


Daher müssen die Urwesenheiten der Körper ihrer Beschaffenheit nach unteilbar (Atome) sein.


Weiter: Das All ist unendlich; denn alles Begrenzte hat ein Äußerstes, doch kann ein Äußerstes nur im Vergleich zu einem anderen betrachtet werden. (Das All jedoch kann nicht in Vergleich zu etwas anderem gesetzt werden.) Das All hat also kein Äußerstes und daher auch keine Grenzen. Und da es nun keine Grenzen hat, wird es wohl unendlich und unbegrenzt sein.


Nach der Menge der Körper wie nach der Größe des leeren Raumes ist das All unendlich. Wenn nämlich der leere Raum unendlich wäre, die Körper aber (an Zahl) begrenzt, dann würden die Körper nirgendwo verharren, sondern zerstreut in dem leeren Raum umherfliegen und nichts haben, was sie stützen und bei den Zusammenprallungen einordnen könnte. Wäre dagegen der leere Raum begrenzt, dann hätten die unbegrenzt zahlreichen Körper keinen Ort, wo sie sich hinstellen könnten.


Dazu sind die unteilbaren und festen Urkörper, aus denen die Zusammensetzungen entstehen und in die sie sich auflösen, unbeschränkt in der Verschiedenheit ihrer Gestaltungen. Denn es ist unmöglich, daß so viele Verschiedenheiten aus denselben begrenzten Gestaltungen entstehen können. Und in jeder Gestalt sind die gleichen Urbestandteile schlechthin unendlich, aber in der Verschiedenheit nicht schlechthin unendlich, sondern nur unerfaßbar.


In ständiger Bewegung sind nun diese Atome durch alle Ewigkeit. Die einen fallen in weiten Abständen voneinander senkrecht hinab, andere wiederum vollführen eine schwingende Bewegung an Ort und Stelle, wenn sie gerade durch eine Verflechtung eingeschlossen sind oder umkreist werden von anderen, die im Begriff sind, sich zu verflechten.


Das bewirkt nämlich die Natur des leeren Raumes, die jedes einzelne Atom vom andern trennt, da sie nicht imstande ist, ihm eine Stütze zu bieten; andererseits bewirkt die den Atomen eigene Festigkeit beim Zusammenstoß ein Zurückprallen, soweit die Verflechtung die Rückkehr aus dem Zusammenstoß an die alte Stelle zuläßt. Einen Anfang für dieses Geschehen gibt es nicht; denn die Atome sind ewig, und ewig ist der leere Raum.


Diese wichtige Aussage schafft eine geeignete Grundlage für die Erkenntnis der Natur der Dinge, wenn wir dies alles fest im Gedächtnis behalten.


Doch weiter: Audi die Welten sind unbegrenzt an Zahl, sowohl die der unsern ähnlichen wie die ihr unähnlichen; denn da die Atome, wie ich eben gezeigt habe, unendlich an Zahl sind, bewegen sie sich auch in die fernsten Weiten. Die unendlich vielen Atome, aus denen eine Welt entstehen oder gebildet werden könnte, werden nämlich weder für eine einzige Welt noch für eine beschränkte Anzahl von Welten aufgebraucht, weder für solche, die der unsrigen ähnlich sind, noch für solche, die ihr unähnlich sind. Demnach steht nichts der Annahme einer unendlichen Anzahl von Welten im Wege.


Es gibt auch Erscheinungsformen von gleicher Gestalt wie die der festen Körper, die aber an Feinheit die Dinge weit hinter sich lassen, die wir wahrnehmen. Denn es ist weder unmöglich, daß in dem sie Umgebenden derartige Zusammenballungen vor sich gehen, noch daß für die Erzeugung von Höhlungen und Feinheiten geeignete Umstände entstehen; und es können auch Ausströmungen stattfinden, welche die dauernde Stellung und Lage bewahren, die sie in den festen Körpern hatten. Diese Erscheinungsformen nennen wir Bilder. Ihre Bewegung durch den leeren Raum legt, wenn ihr nichts begegnet, was sie hemmen könnte, jede erdenkliche Entfernung in unerdenklich kurzer Zeit zurück. Der Eindruck nämlich von Langsamkeit und Schnelligkeit hängt davon ab, ob ein Hindernis im Wege steht oder nicht.


Ein sich bewegender Körper kommt allerdings gemäß der mit der Vernunft erfaßbaren Zeit nicht an mehreren Orten zugleich an - denn das ist unausdenkbar -, wenn er auch in der von uns wahrnehmbaren Zeit gleichzeitig anzukommen scheint, von welcher Stelle des Unendlichen, nicht von einem Ort, den wir erkannt haben, er auch immer seinen Flug angetreten haben mag. Denn etwas einem Widerstand Ähnliches wird es geben, selbst wenn wir bis dahin die Schnelligkeit der Bewegung als unbehindert haben gelten lassen. Es ist...

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