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E-Book

Physik

Vollständige Ausgabe

AutorAristoteles
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783849603854
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Die Physik ist neben der Metaphysik und der Nikomachischen Ethik eines der Hauptwerke des Aristoteles. Sie befasst sich mit der Erklärung und Erläuterung (Definition) einiger grundlegender Begriffe, die bei der Beschreibung von Naturvorgängen im täglichen Leben gebraucht werden. Die wichtigsten davon sind: Raum, Zeit, Bewegung und Ursache. Es handelt sich nicht um eine mathematische Darlegung der Grundzüge der Natur in heutigem Sinne. (aus wikipedia.de)

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Leseprobe

Neuntes Capitel


 

Es sind aber Einige, die aus dem Dünnen und Dichten ersichtlich glauben, daß es giebt ein Leeres. Wenn nämlich es kein Dünnes und Dichtes giebt, so kann auch kein Zusammengehen und Zusammendrücken stattfinden. Ist aber dieses nicht, so giebt es entweder überhaupt keine Bewegung, oder das All wird wogen, wie Xuthus sagt, oder es muß stets eine gleiche Verwandlung in Luft und Wasser geschehen. Ich meine es aber so, wie wenn aus einem Becher Wassers Luft wird, so muß zugleich aus einem gleichen Theile Luft eben so viel Wasser werden oder nothwendig ein Leeres sein. Denn ein Zusammendrücken und Auseinanderziehen kann nicht auf andere Art stattfinden. - Wenn sie nun unter dem Dünnen verstehen, was viele abgesondert bestehende leere Räume in sich faßt, so sieht man, daß, wenn es kein Leeres für sich bestehend geben kann, so wie auch keinen Raum der nur sich selbst zum Inhalt hätte, auch kein Dünnes auf diese Weise. Soll aber nicht zwar ein abgesondertes, aber doch irgendwie ein Leeres darin sein, so ist dieß zwar minder unmöglich. Allein es folgt erstens zwar, daß nicht aller Bewegung Ursache das Leere ist, sondern nur der nach oben. Das Dünne nämlich ist ein Leichtes: deshalb nennt man auch das Feuer dünn. Sodann ist der Bewegung Ursache nicht so das Leere, wie das Worin; sondern wie die Schläuche, indem sie selbst sich nach oben bewegen, zugleich das, was an ihnen hängt, mit bewegen, eben so ist auch das Leere aufwärts steigend. Allein wie kann es eine Bewegung des Leeres geben, oder einen Ort des Leeren? Vom Leeren nämlich leer würde das, wo es sich hin bewegte. - Weiter aber wie wollen sie bei dem Schweren folgern, daß es sich nach unten bewegt? Und es erhellt, daß wenn, je dünner und leerer etwas ist, um so schneller es nach oben sich bewegt, ein vollkommen Leeres, wenn es eines giebt, am schnellsten sich bewegen müßte. Vielleicht aber möchte dieß gar nicht bewegt werden können. Der Grund aber ist derselbe, wie daß auch in dem Leeren alles unbeweglich, so auch daß das Leere unbeweglich ist. Denn nicht verglichen werden könnten die Schnelligkeiten.

 

Da nun aber wir von dem Leeren zwar sagen, es sei nicht, die übrigen Bedenklichkeiten aber mit Recht aufgeworfen sind: so muß es entweder keine Bewegung geben, wenn es keine Verdichtung oder Verdünnung giebt, oder der Himmel wogen, oder stets gleich viel Wasser aus Luft werden, und Luft aus Wasser. Denn es erhellt, daß mehr Luft aus Wasser wird. Es muß also, wenn es kein Zusammendrücken giebt, entweder hinweggetrieben das Angrenzende des Aeußern sie wogen machen, oder anderswo gleich viel aus Luft in Wasser verwandelt werden, damit der gesammte Umfang des All gleich sei; oder nichts darf sich bewegen. Denn stets wird, so oft etwas den Platz wechselt, sich dieß begeben, es müßte sich denn im Kreise bewegen. Nicht alle Bewegung aber ist im Kreise, sondern auch in gerader Linie. - Einige nun möchten aus dergleichen Gründen behaupten, daß ein Leeres sei. Wir aber sagen in Folge der Voraussetzungen, daß da ist Ein Stoff des Entgegengesetzten, des Warmen und des Kalten und der übrigen in der Natur vorkommenden Gegensätze. Und aus der Möglichkeit nach Seiendem wird der That nach Seiendes. Und nicht selbstständig zwar ist der Stoff, dem Sein nach aber verschieden, und Einer der Zahl nach, mag er es nun sein von Farbe oder von Warmen und Kaltem. Es ist aber der Stoff des großen und des kleinen Körpers derselbe. Dieß erhellt daraus, daß, wenn aus Wasser Luft wird, derselbe Stoff ohne anderweiten Zusatz bleibt. Sondern was der Möglichkeit nach war, wird der That nach. Und umgekehrt Wasser aus Luft, auf dieselbe Weise: das einemal in Größe aus Kleinheit, das anderemal in Kleinheit aus Größe. Gleicherweise also wenn die Luft, die viel ist, zu einer geringern Masse wird, und wenn sie aus einer kleineren eine größere, wie der der Möglichkeit nach seiende Stoff beides. Denn wie aus Kaltem ein Warmes und aus Warmen ein Kaltes derselbe, weil er der Möglichkeit nach war, so auch aus Warmen ein Wärmeres, ohne daß etwas in dem Stoffe warm wird, was nicht warm war, als er weniger warm war. Gleichwie auch nicht, wenn die Rundung und Krümmung des größeren Kreises zu der eines kleineren Kreises wird, mag sie nun dieselbe sein, oder eine andere, auf irgend eine Weise etwas krumm wird, was vorher nicht krumm war sondern gerade. Denn nicht in dem theilweisen Nichtdasein besteht das Minder oder das Mehr; noch kann man von der Flamme irgend eine Größe nehmen, worin nicht weiße Farbe und Wärme wäre. So nun verhält sich auch die frühere Wärme zu der späteren. Also wird auch die Größe und die Kleinheit der sinnlich wahrnehmbaren Masse nicht indem dem Stoffe etwas zuwächst, erhöht; sondern indem der Möglichkeit nach der Stoff für beide ist. Also ist das Nämliche Dichtes und Dünnes, und Einer ihr Stoff. Es ist aber das Dichte ein Schweres, das Dünne ein Leichtes. [Ferner gleichwie der Umfang des Kreises, indem er in das Kleinere zusammengezogen wird, nicht etwas anderes hinzunimmt, welches krumm war, sondern das was war, zusammengezogen ward; so auch ist von dem Feuer, was man nimmt, alles warm; so besteht auch das All in dem Zusammenziehen und Ausbreiten des nämlichen Stoffes.] Zweierlei nämlich ist an beiden, dem Dichten und dem Dünnen: das Schwere nämlich und das Harte gilt für dicht; und umgekehrt für dünn das Leichte und das Weiche. Es entfernt sich aber von einander das Schwere und das Harte an dem Blei und an dem Eisen.

 

Aus dem Gesagten nun ist ersichtlich, daß es weder abgesondert ein Leeres giebt, noch schlechthin; weder in dem Dünnen, noch der Möglichkeit nach. Es müßte denn jemand durchaus Leeres nennen wollen, was Ursache der Ortveränderung ist. So aber wäre der so beschaffene Stoff des Schweren und Leichten das Leere. Denn das Dicht und das Dünn nach diesem Gegensatze sind das hervorbringende der Ortveränderung. Nach dem Hart und Weich aber Zustände und Zustandlosigkeit, und nicht der Ortveränderung, sondern der Umbildung vielmehr. - Ueber das Leere nun, wiefern es ist und wiefern es nicht ist, mögen auf diese Weise Bestimmungen gegeben sein.

 

 

Zehntes Capitel


 

Es reiht sich an das bisher Versprochene, über die Zeit zu handeln. Zuerst nun ist es wohlgethan, Zweifel über sie vorzulegen, nach äußerlicher Begriffbestimmung, ob sie zu dem Seienden gehört zu dem Nichtseienden; sodann welches ihre Natur ist. Daß sie nun überhaupt nicht ist, oder Einschränkungen und Dunkelheiten, könnte man aus Folgendem argwöhnen. Ein Theil nämlich von ihr ist gewesen, und ist nicht, der andere aber wird sein, und ist noch nicht. Hieraus aber besteht sowohl die unbegrenzte, als die stets gesetzte Zeit: was aber aus Nichtseiendem besteht, könnte unfähig scheinen, auf irgend eine Art Theil zu haben am Sein. Ueberdieß ist bei allem Theilbaren, wenn es sein soll, nothwendig daß sobald es ist, entweder einige oder alle Theile sind. Von der Zeit aber ist ein Theil gewesen, der andere wird sein, keiner aber ist; da doch sie theilbar ist. Das Jetzt aber ist nicht Theil. Denn Maß ist der Theil, und bestehen muß das Ganze aus den Theilen: die Zeit aber scheint nicht zu bestehen aus dem Jetzt. Ferner aber auch eben dieses Jetzt, welches erscheint als bestimmend das Vergangen und das Zukünftig, ob es eines und dasselbe immer verbleibt, oder stets ein anderes wird, ist nicht leicht zu sehen. Denn wofern es stets ein anderes und wieder ein anderes ist, kein Theil aber von denen, die in der Zeit sind, mit einem andern zugleich ist, wenn nicht der eine umgiebt, der andere umgeben wird, wie die kleinere Zeit von der größeren, das Jetzt aber, was nicht ist, vorher aber war, irgendwann untergegangen sein muß: so werden auch die Jetzt zugleich mit einander nicht sein, sondern untergegangen muß stets sein das vorhergehende. In sich selbst nun können sie nicht untergegangen sein; weil sie damals waren. Daß aber in einem andern Jetzt untergegangen sei das vorhergehende Jetzt, ist nicht statthaft. Denn es dürfte unmöglich sein, daß stetig mit einander zusammenhängen die Jetzt, gleichwie der Punct mit dem Puncte. Ist es nun in dem unmittelbar angrenzenden nicht untergegangen, sondern in einem andern, so würde es in dem dazwischenliegenden Jetzt, deren unendlich viele sind, zugleich noch sein. Dieß aber ist unmöglich. - Allein auch nicht daß stets dasselbige verbleibe, ist denkbar. Denn nichts was theilbar und begrenzt ist, hat nur Eine Grenze, weder wenn es nach einer Richtung fortlaufend ist, noch wenn nach mehren. Das Jetzt aber ist Grenze, und die Zeit kann man nehmen als begrenzt. - Ferner wenn zugleich zu sein der Zeit nach und weder früher noch später, in dem Nämlichen zu sein, und in dem Jetzt bedeutet, so wäre, wenn das Frühere und das Spätere in diesem Jetzt ist, zugleich das was vor zehntausend Jahren geschah mit dem was heute geschieht; und weder früher noch später ist je eines als das andere. - Ueber das nun was zu dem Begriffe der Zeit gehört, mögen diese Zweifel aufgestellt sein.

 

Was aber die Zeit ist, und welche Natur sie hat, ist eben so sehr aus dem Ueberlieferten undeutlich, als nach dem, was wir vorher durchgegangen sind. Einige nämlich behaupten, sie sei die Bewegung das All, Andere, die Kugel selbst. Allein von dem Umschwunge ist ja auch der Theil eine Zeit, Umschwung aber nicht: ein Theil nämlich vom Umschwunge, welchen man herausnimmt, aber nicht...

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