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E-Book

Pokerbörse

Einblicke eines Experten

AutorStaud Wieland
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783862485666
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Die Börse schreibt ihre eigenen Geschichten. Hier werden Tragödien beweint und Triumphe überschwänglich gefeiert. Einer, der das Parkett aus dem Effeff kennt und selbst schon alle Höhen und Tiefen erlebt hat, ist der Börsianer Wieland Staud. In seinem Buch 'Stauds wahre Börsengeschichten' lässt er den Leser an seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz teilhaben. Dabei offenbart der Autor seine gravierendsten Fauxpas im Börsenzirkus, gibt dem Leser aber auch einen Lösungsweg an die Hand: Wie er hätte reagieren müssen, wenn er mehr Erfahrung gehabt hätte. Der Leser erhält tiefe Einblicke in das tägliche Börsengeschehen.

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Leseprobe

2. BÖRSE UND POKER

2.1 Börse und Poker?

Haben Sie schon mal Poker gespielt? Ich meine, so richtig Poker gespielt. Nicht zu Hause, sondern im Kasino. Nicht um Gummibärchen oder Ähnliches, sondern um richtiges Geld. Nein? Sie sollten es tun! Poker und Börse haben zwar auf den ersten Blick nicht gar so viel miteinander zu tun. Aber je mehr man sich gerade ins Pokern vertieft, desto klarer wird, dass die geforderten Grundqualifikationen mit dem einen oder anderen kleineren Abstrich in beiden Disziplinen weitestgehend identisch sind. Ein guter Pokerspieler wird selten an der Börse richtig durchfallen, und umgekehrt gilt das fürs Pokern auch - wenn man die psychische und physische Konstitution dafür mitbringt. Wer bislang an der Börse schon gut war, der hat in meinen Augen den anderen Pokeranfängern viel, wenn nicht sogar fast alles voraus. Wer Pokern kann, dem dürften die Spielregeln der Börse keine echten Kopfschmerzen bereiten.

Mir geht es hier nicht darum, in epischer Breite das Regelwerk des Pokerns zu erläutern. Seit die Pokermanie hierzulande vor etwa zwei bis drei Jahren ausbrach, tun das andere schon in Dutzenden von Regalmetern. Dem kann und will ich nichts mehr hinzufügen. Deshalb erläutere ich nur das, was mir wichtig erscheint, um die Parallelen zur Börse ziehen zu können. Ich tue das, weil in meinen Augen die Chance, beim Pokern sehr schnell sehr viel über das Wesen der Börse zu erfahren, extrem hoch ist und gleichzeitig die einzusetzenden Beträge im Vergleich zu dem, was an der Börse gefordert wird, äußerst gering sind. Für 50 Euro bietet fast jedes Kasino Pokerturniere und damit reichlich Erfahrung an. Ein Betrag, der an der Börse oft genug bestenfalls die Transaktionskosten wie Provisionen und Courtagen deckt.

Ein wenig Erfahrung für die Börse im Kasino am Pokertisch zu gewinnen, hat übrigens einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Das Wesen an Ihrer Seite, die Ehefrau oder aber der beste Freund, wird gerne mitgehen, und sie/er wird dann wahrscheinlich auch viel von der Faszination Börse, die vielleicht noch nicht auf sie übergesprungen ist und die bislang nur Sie wirklich erfahren haben, sehr viel besser verstehen. Ein Kasinobesuch kann also auch aus beziehungstaktischen Gründen ein genialer Schachzug sein. Das gilt selbst dann, wenn er die Kosten für den Abend drastisch nach oben schrauben sollte. Glauben Sie mir, das ist das perfekte Investment!

Wenn ich hier übers Pokern spreche, dann beziehe ich mich grundsätzlich immer auf die Regeln der weltweit mit weitem Abstand am häufigsten gespielten Pokervariante, des Texas Hold’em.

2.2 Die Grundregeln des Pokerns …

… sind denkbar einfach. Jeder am Tisch bekommt vom Kartengeber, dem Dealer, zwei Karten in die Hand, und dann wird gesetzt. Abhängig davon, für wie gut ein Spieler sein Blatt und das der anderen Spieler hält, wie viel Chips sie (noch) haben, und davon, was die anderen über einen Spieler denken und wie man selbst die anderen einschätzt, wandert der individuelle Einsatz in die Mitte, in den Pot. Wer glaubt, ohne Chancen zu sein, der wirft seine Karten weg und wartet auf die nächste Spielrunde. Dann werden die ersten drei Gemeinschaftskarten, der Flop, vom Dealer in die Mitte des Tisches gelegt. Jeder der verbliebenen Spieler wägt jetzt ab, wie sich seine beiden Karten angesichts des Flops weiterentwickelt haben und auch, wie sie die Karten der verbliebenen Gegner weiterentwickelt haben könnten. Jeder, der sich weiterhin gute Chance einräumt, das beste Blatt zu halten, oder wenigstens glaubt, das den anderen vorgaukeln zu können (Bluff), der setzt jetzt wieder seine Chips. Wer das nicht glaubt, wirft hin und verliert damit auch seinen bis zu diesem Zeitpunkt geleisteten Einsatz. Dann folgt eine weitere Gemeinschaftskarte, der Turn. Wieder wägen die Spieler ab, setzen – alle, die dabeibleiben wollen, setzen wieder gleich viel –, und schließlich folgt mit dem River die letzte Gemeinschaftskarte. Sofern noch zwei oder mehr Spieler im Ring sind, findet wieder eine Setzrunde statt, und dann werden die beiden Karten, die die Spieler in den Händen halten, aufgedeckt. Wer dann zusammen mit den fünf Gemeinschaftskarten die fünf besten Karten, also die besten fünf aus insgesamt sieben Karten in Händen hält, der gewinnt das Spiel und damit den Pot.

Eine besondere Spielsituation tritt ein, sobald nur noch zwei Spieler am Tisch sitzen. Dann beginnt das sogenannte Heads Up. Anders als zuvor ist jetzt ein Verstecken, Abwarten, ein »Lass die anderen mal machen« undenkbar geworden. Jetzt gilt’s. Ein »Schau’n mer mal« ist schlicht nicht möglich oder auch nur denkbar. Einer von beiden wird das Rennen machen, und zwar nur der eine. Entweder man macht mit oder man lässt es sein. Sonst ist der Einsatz so schnell freiwillig oder unfreiwillig weg, wie so mancher Fußballtrainer.

2.3 Grundlegende Gedanken zur Börse

Börse ist für mich ein ständiges Heads Up. Es kann nur einen geben. Den, der mir seine Position verkauft hat, oder mich, der ich ihm seine Position abgekauft habe. Nur einer wird recht bekommen und genau deshalb Geld verdienen. Es geht einfach nicht anders. Wenn ich eine Aktie kaufe, dann habe ich sie einem anderen, vermittelt durch die Börse, abgekauft. Das war immer so, ist so und wird bis in alle Ewigkeit so sein.10 Börse wie das Heads Up ist kein Hort kollektiver Glückseligkeit. Beides ist die Suche nach dem Besseren, oder aber ein wenig volkstümlicher und direkter ausgedrückt: Börse ist die Suche nach dem letzten Idioten. Auch davon wird es wenigstens an der Börse pro Geschäft immer genau einen geben. Auch wenn anfänglich nicht feststeht, welcher von den beiden das wirklich ist. Ganz sicher ist, dass einer von beiden dieses bemitleidenswerte Wesen sein wird. Das ist die notwendige Konsequenz der Spielregel an der Börse. Zu jedem Käufer gehört immer auch ein Verkäufer. Beide haben unterschiedliche Ansichten über die künftige Entwicklung. Beide treffen ihre Entscheidung weitestgehend autonom und selbstständig. Beide wollen genau das, was sie tun: verkaufen bzw. kaufen. Aber nur einer von beiden wird recht bekommen. Einer von beiden hat dann eben beispielsweise die Siemens-Aktie, wenn sie steigt, und der andere nicht. Der eine hat Siemens, wenn der Aktienkurs fällt, und der andere nicht. Börse ist ein Wettbewerb – ein wenig verschleiert durch Finanzintermediäre wie Banken und Börsen. Deshalb lernen wir unsere Kontrahenten nicht mehr persönlich kennen. Aber sie sind da. Es gibt sie.

Wer das nicht akzeptiert, der muss von beiden die Finger lassen. Oder sollte erst bei kleinen Einsätzen Poker spielen, um dann mit der alles entscheidenden, großen Erfahrung zurückzukommen, dass es doch genau so ist. Börse und Poker, das ist nackter Sozialdarwinismus, Survival of the fittest vom Allerfeinsten, ein wenig gebremst durch Spielregeln und hoffähig gemacht durch die – momentan allerdings in Sachen Börse abnehmende – gesellschaftliche Akzeptanz. Nur die Besten werden das finanziell überleben.

Abb. 2.1: Der DAX seit 1999

Wer das nicht glaubt, der mag einen Blick zurück in die Geschichte der Aktienmärkte der vergangenen zehn Jahre werfen. Ich kenne nur wenige, die in dieser Zeit – einer Zeit übrigens, in der die Märkte unterm Strich nicht gestiegen sind – Geld verdienten. Die meisten haben Geld verloren – und das im Zweifel sogar im Übermaß. Sie waren verwöhnt von den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts und kannten deshalb die Schattenseite der Börse viel zu wenig. Sie hatten genau deshalb von Börse manchmal viel zu wenig Ahnung. Leider waren und sind heute immer noch sehr viel Börsianer nicht gerüstet für das, was sie sich zumuten, und für das, was auf sie zukommt.

Ich bin dennoch kein echter Freund all der Lamentierer, die ihren finanziellen Ruin oder, milder gesagt, ihre finanziellen Einbußen ihrem Bankberater oder Kasinobetreiber in die Schuhe schieben wollen. Dass da einiges im Argen liegt und man so manchem Wertpapierberater ein wenig mehr Qualifikation, aber auch kundenfreundlichere Umsatzvorgaben wünschen möchte, das ist nicht zu bestreiten. Dennoch: Wir leben in einer Gesellschaftsform in einem wunderbaren Land, das sich die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen zumindest noch theoretisch auf die Fahnen geschrieben hat. Jeder wird immer die Konsequenzen seines Handelns tragen müssen. Wer unterschrieben hat, der hat unterschrieben. Der wird sich nur bedingt beklagen dürfen – auch wenn er nicht wirklich wissen sollte, worauf er sich eingelassen hat. Er hatte zuvor die Chance, sich zu informieren. Wer sich stundenlang in die Sonne legt und sich damit erst einen ordentlichen Sonnenbrand holt, der ihm dann in den folgenden Jahrzehnten ein enormes zusätzliches Hautkrebsrisiko einträgt, für den gilt dasselbe. Wer ein Haus baut und sich bei der Finanzierung übernimmt, der wird auch genau damit lernen müssen zu leben. Eigenverantwortung bleibt...

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