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Politische Diskurse im Internet und in Zeitungen

Das Beispiel Genfood

AutorAnn Zimmermann, Dieter Rucht, Mundo Yang
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783531909486
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Das Internet, so der empirische Befund anhand der öffentlichen deutschsprachigen Debatte zu Genfood, unterscheidet sich seiner diskursiven Qualität kaum von Tageszeitungen, sofern vom durchschnittlichen Nutzerverhalten ausgegangen wird. Die mit dem Internet verknüpften Hoffungen auf eine Demokratisierung und Rationalisierung politischer Streitfragen werden sich kaum erfüllen.

Prof. Dr. Dieter Rucht ist Ko-Leiter der Forschungsgruppe 'Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa' am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Mundo Yang ist Promotionsstipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und assoziiertes Mitglied der Forschungsgruppe 'Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa'.
Ann Zimmermann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung 'Politik und Regionen' am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe.




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Leseprobe
3 Empirische Untersuchungen (S. 63-64)

Unsere empirische Untersuchung orientiert sich an Hypothesen, die sich aus der Debatte um das politische Potential des Internet ableiten lassen (vgl. Abschnitt 3.1). Unser empirische Analyse gliedert sich in drei Teile: Den ersten Teil (Abschnitt 3.4) bildet einerseits eine Inhaltsanalyse von Texten, die durch die Verwendung der Suchmaschine Google im Internet gefunden wurden. Zum Vergleich wird andererseits eine Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln durchgeführt. Im zweiten Teil (Abschnitt 3.5) wird die Struktur der Hyperlinkverweise auf den Webseiten politischer Akteure untersucht. Der dritte Teil (Abschnitt 3.6) besteht aus einer Webseitenanalyse von Online-Angeboten politischer Akteure.

3.1 Untersuchungshypothesen

Die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich insbesondere um Online-Diskurse ranken, lassen sich anhand technischer Eigenschaften des Internet aufzeigen. Darauf bauend formulieren wir vier leitende Hypothesen, die teilweise vor dem Hintergrund eines Vergleichs des Internet mit Zeitungen zu verstehen sind. Erstens ist das Internet eine Kommunikations- und Informationstechnologie, die es jedem erlaubt, seine Informationen und Anliegen einem breiten Publikum medial zugänglich zu machen. Die Kosten, eine Webseite zu betreiben, sind – im Vergleich zur Produktion einer Zeitung, eines Radio- oder Fernsehsenders – verschwindend gering. Politische Akteure sind demnach nicht mehr darauf angewiesen, dass die Medien über sie berichten, um öffentliche Sichtbarkeit zu erlangen. Stattdessen können sie die Bürger über ihre eigene Webseite erreichen.

Da es insbesondere ressourcenschwachen zivilgesellschaftlichen Akteuren ohne politischen Einfluss und Macht nur selten gelingt, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen, scheint das Internet gerade ihnen neue Möglichkeiten der Teilhabe an politischen Diskursen zu bieten. Entsprechend lautet unsere erste Hypothese: 1. Diskurse im Internet zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine größere Bandbreite von Sprechern bzw. Akteuren einschließen sowie einen höheren Anteil an kleinen und ressourcenschwachen Akteuren aufweisen. In diesem Sinne begünstigen sie – relativ zu Diskursen in Zeitungen – in stärkerem Maße die zivilgesellschaftlichen Akteure der „politischen Peripherie".

Aus der Hypothese 1 ergibt sich zweitens, dass die größere Bandbreite von Sprechern auch zu einem breiter gefächerten Meinungsbild führt als dies in herkömmlichen Massenmedien der Fall ist. Weiterhin ist zu vermuten, dass die Akteure die Möglichkeit, sich direkt an ein breites Publikum zu richten, in erster Linie dazu nutzen, ihre eigenen Positionen zu stärken und dafür Unterstützung zu erlangen. Daraus leitet sich unsere zweite Hypothese ab: 2. Diskurse im Internet enthalten in ihrer Gesamtheit ein breiteres argumentatives Spektrum. Allerdings sind aufgrund weitgehend abwesender journalistischer Kriterien und Kontrollen die einzelnen Texte stärker parteilich und repräsentieren somit auch weniger die Argumente der jeweiligen Gegenseite.

Entsprechend enthalten sie auch mehr auf Mobilisierungen ausgerichtete Elemente (z.B. Protestaufrufe). Neben der Möglichkeit, das Publikum über eine eigene Webseite zu erreichen, bietet das Internet drittens neue Möglichkeiten der interaktiven Kommunikation und weist keine inhärent hierarchischen Kommunikationsstrukturen wie die herkömmlichen Massenmedien auf. Vielmehr stellt es in seiner Gesamtheit ein dezentral organisiertes Kommunikations- und Informationsnetzwerk dar. Hieraus ergibt sich unsere dritte Hypothese.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Abbildungsverzeichnis7
Tabellenverzeichnis8
Vorwort10
Einleitung11
1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand16
1.1 Öffentliche Diskurse16
1.2 Besonderheiten der Internet-Kommunikation – Diskussions- und Forschungsstand19
2 Der Risikodiskurs um Genfood28
2.1 Risikokommunikation28
2.2 Allgemeine Aspekte der Genfood-Debatte31
2.3 Anwendungen und Risiken der grünen Gentechnik38
2.4 Politische Kontroversen um direkte Folgen der grünen Genforschung42
2.5 Kontroversen um wirtschaftliche und soziale Folgen45
2.6 Kontroversen um Landwirtschaft, Lebensmittelmarkt und Verbraucherrechte49
2.7 Der politische Regulierungsdiskurs52
2.8 Genfood als eigenständiges und vielschichtiges Politikfeld57
3 Empirische Untersuchungen60
3.1 Untersuchungshypothesen60
3.2 Methodische Konzeption der Studie62
3.3 Kategorienbildung66
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten73
3.5 Hyperlinkanalyse139
3.6 Webseitenanalyse162
4 Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse173
4.1 Zu den Untersuchungshypothesen174
4.2 Reflexionen zur Methode und Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse177
5 Fazit181
Anhang A: Auswahl der Suchbegriffe183
Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen189
Literaturverzeichnis206

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