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Posttraumatische Belastungsstörung. (Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 12).

AutorRegina Steil, Rita Rosner
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl151 Seiten
ISBN9783840918186
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR

Der Leitfaden bietet einen praxisorientierten und umfassenden Einblick in die Diagnostik und Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) bei Kindern und Jugendlichen. PTB tritt in der Folge von traumatischen Lebensereignissen auf und ist gekennzeichnet durch Symptome unwillkürlicher und belastender Wiedererinnerung (die sogenannten Intrusionen bzw. Albträume), Symptome der autonomen Übererregung und der Vermeidung traumarelevanter Reize oder Situationen. 

Der Leitfaden bietet eine aktuelle Beschreibung der Posttraumatischen Belastungsstörung in Kindheit und Jugend. In einer Übersicht aktueller Forschungsergebnisse werden Symptomatik, Ursachen, Verlauf, Störungshäufigkeit, Risikofaktoren und Diagnosestellung sowie wichtige Ergebnisse der Therapieforschung beschrieben. Ausführlich wird in Form von Leitlinien das diagnostische und kognitiv-verhaltenstherapeutische Vorgehen bei PTB im Kindes- und Jugendalter beschrieben. 

Die Behandlung wird mit zahlreichen Beispielen für Einzelinterventionen und bezogen auf verschiedene Altersgruppen schrittweise erläutert. Hilfreiche Interventionen mit Eltern oder Pflegepersonen werden ebenfalls detailliert vorgestellt. Weiterhin wird insbesondere auch auf das Vorgehen bei schwierigen komorbiden Störungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörung oder bei komorbiden Problemen wie Selbstverletzung eingegangen. Materialien, Hinweise zu diagnostischen Verfahren sowie Fallbeispiele erleichtern die Umsetzung des Leitfadens in die Praxis.

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Kapitelübersicht
  1. Einleitung: Grundlagen und Aufbau des Buches
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. 1 Stand der Forschung
  4. 2 Leitlinien
  5. 3 Verfahren zur Diagnostik und Therapie
  6. 4 Materialien
  7. 5 Fallbeispiel
  8. Literatur
Leseprobe
2 Leitlinien (S. 37-38)

Die Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der PTB orientieren sich aufgrund der eindeutigen Datenlage zur Wirksamkeit an einem kognitiv- behavioralen Vorgehen. Im Zentrum steht dabei die traumafokussierte Intervention, wie sie von Cohen, Deblinger und Mannarino beschrieben wurde (vgl. Cohen, Mannarino &, Deblinger, 2006, Deblinger &, Heflin, 1996). Bei der Behandlung schwerer Traumafolgestörungen, die mit komorbider Symptomatik oder Störungen einhergehen, wird diese durch weitere Verfahren ergänzt, wie z. B. Elemente der Dialektisch Behavioralen Therapie nach Linehan (vgl. Miller, Rathus &, Linehan, 2007).

2.1 Leitlinien zur Diagnostik

Grundlage für die spezifische Diagnostik einer PTB und anderer Traumafolgestörungen ist die allgemeine Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen, wie sie im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter formuliert ist (vgl. Döpfner &, Petermann, 2008). Bei der Diagnostik der Folgen einer Traumatisierung beim Kind gilt es drei Bereiche zu berücksichtigen:

– das prätraumatische Funktionsniveau des Kindes,

– das traumatische Ereignis selbst und

– dessen Folgen für das Kind und seine Umwelt.

Empfehlenswert ist dabei die Nutzung aller verfügbaren Informationsquellen: Kind und Eltern, Lehrer,Verhaltensbeobachtung in Schule oder häuslichem Umfeld, medizinische Akten und Informationen sowie Berichte von Zeugen. Um ein offenes und für die Einleitung der Intervention positives Gesprächsklima herbeizuführen, ist bei allen Aspekten der Exploration und Diagnostik die Leitlinie 11 zur Gesprächsführung und Beziehungsgestaltung mit dem Kind und den Eltern zu beachten. Zur Klärung der Diagnose PTB wird bei Kindern generell der Einsatz von strukturierten Interviews (Nader, 1997) empfohlen. Symptome wie Intrusionen können nur aus der subjektiven Sicht des Kindes erfasst werden, während besser objektivierbare Symptome wie erhöhte Irritabilität oder Aggressivität, Ängstlichkeit oder regressives Verhalten teilweise besser in der Fremdbeurteilung zugänglich sind. Sie können von Eltern oder Lehrern im Interview (eine getrennte Befragung von Eltern und Kind wird empfohlen) bzw. vom Diagnostiker in der direkten Beobachtung erhoben werden. Eltern und Lehrer neigen allerdings laut empirischer Studien dazu, die Belastung der Kinder im Vergleich zu deren eigenen Angaben grob zu unterschätzen (vgl. z. B. Korol, Green &, Gleser, 1999). Bei sexualisierter Gewalt spielt offensichtlich auch die von den Eltern eingeschätzte Glaubwürdigkeit des Kindes eine Rolle: Mütter gaben die PTB-Symptomatik des Kindes als umso höher an, je glaubwürdiger sie dessen Äußerungen fanden (Deblinger, Taub, Maedel, Lippmann &, Stauffer, 1997). Dies zeigt, wie wichtig eine umfassende Anamnese bei Kind und Eltern ist. Problematisch ist auch, dass Kinder es aus verschiedensten Gründen sehr schwierig finden können, über das Erlebte und ihre psychischen Symptome zu sprechen. So kann es z. B. sein, dass sie Eltern und Familie nicht weiter belasten wollen. Es empfiehlt sich also, Eltern und Kinder getrennt zu befragen, sobald ein vertrauensvoller Kontakt zum Kind besteht.

Bei der Darstellung der traumatischen Ereignisse sollte das Kind zunächst Gelegenheit haben, selbst zu erzählen, bevor der Therapeut detaillierte Fragen zu den Geschehnissen stellt. Bei jüngeren Kindern können die traumatischen Erfahrungen erfasst werden, indem man das Kind bittet, ein Bild zu malen, zu dem es eine Geschichte erzählen kann oder die Geschehnisse mit Puppen nachzuspielen. Diagramme, Pläne oder Zeichnungen können hilfreich sein (z.B. bei Traumatisierung im Klassenzimmer ein Plan, wer wo saß etc.). Während das Kind erzählt, sollte der Therapeut verbale Prompts benutzen („Was ist als nächstes passiert? Wie fühltest du dich dabei? Was kam dann?“). Wichtig ist auch, das Kind zu fragen, welcher Teil der Geschehnisse am schlimmsten war (bisweilen mag z. B. eine schmerzhafte medizinische Behandlung in der Klinik als belastender wahrgenommen worden sein als das eigentliche Trauma). Schon während der Exploration des Traumas sollte der Therapeut das Kind für seinen Mut loben, darüber zu sprechen. Therapierelevant ist neben der Erfassung der Psychopathologie auch die möglicher dysfunktionaler Kognitionen und kognitiver Vermeidung. Instrumente und Vorgehensweisen hierzu werden unter dem Punkt Leitlinien zur Behandlung dargestellt. Probleme bereitet die Diagnostik von Traumatisierung in der frühen Kindheit. Zwar gibt es empirische Belege für das nonverbale Erinnern bezogen auf traumatische Ereignisse vor dem Alter von zwei Jahren, aber die frühesten verbal zugänglichen autobiografischen Erinnerungen findet man im Schnitt jedoch erst für das Alter ab ca. drei Jahren und in fragmentarischer Weise (vgl. Pillemer, 1998).
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Grundlagen und Aufbau des Buches6
Inhaltsverzeichnis8
1 Stand der Forschung12
1.1 Symptomatik12
1.2 Diagnosekriterien der Traumafolgestörungen nach ICD- 10 und DSM- IV15
1.3 Prävalenz traumatischer Ereignisse und der PTB23
1.4 Verlauf25
1.5 Komorbide Störungen26
1.6 Pathogenese: Modelle zu Ätiologie und Verlauf27
1.7 Interventionen41
2 Leitlinien48
2.1 Leitlinien zur Diagnostik48
2.2 Leitlinien zu Therapiemodalität und Behandlungsplanung66
2.3 Leitlinien für die Therapie76
3 Verfahren zur Diagnostik und Therapie107
3.1 Diagnostische Materialien107
3.2 Therapeutische Materialien110
4 Materialien118
5 Fallbeispiel132
5.1 Veronika, 14 Jahre alt: Angaben zur spontan berichteten und erfragten Symptomatik132
5.2 Lebensgeschichtliche Entwicklung der Patientin und Krankheitsanamnese133
5.3 Psychischer Befund zum Zeitpunkt des Therapiebeginns133
5.4 Somatischer Befund bei Therapiebeginn134
5.5 Verhaltensanalyse135
5.6 Diagnose zum Zeitpunkt der Antragstellung136
5.7 Therapieziele und Prognose136
5.8 Behandlungsplan137
5.9 Therapieverlauf137
5.10 Nachkontrollen140
Literatur141

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