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Potential für Kreative

Wie du Risiken mutig eingehst und bemerkenswerte Karriere machst

AutorJocelyn K. Glei
VerlagBlyss
Erscheinungsjahr2018
Reihe99U 
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783961540228
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Erfolg heißt nicht, der Beste zu sein. Sondern sich permanent weiterzuentwickeln. Kannst du aus deiner Komfortzone heraustreten? Nach einem Fehlschlag wieder auf die Beine kommen? Dir neue Fähigkeiten aneignen? Dein wahres Potential abzurufen ist kein einfaches Unterfangen. Du benötigst Kreativität, Hingabe und viel Kampfgeist. Mit den Einsichten von 21 der führenden kreativen Köpfe, zeigt dir 'Potential für Kreative' wie du neue Chancen generierst, deine Kreativität kultivierst, wertvolle Beziehungen aufbaust und mutig neue Risiken angehst damit du deine Talente vollständig ausschöpfen kannst.

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Leseprobe

DAS HANDWERK VOR DER LEIDENSCHAFT ENTWICKELN


Cal Newport

„FOLGE DEINER LEIDENSCHAFT“ IST EIN SCHLECHTER RATSCHLAG. ZU DIESEM SCHLUSS BIN ICH GEKOMMEN, NACHDEM ICH EIN JAHR LANG EINE GRUNDSÄTZLICHE FRAGE ERFORSCHT HABE: WAS BRINGT LEUTE DAZU, DAS ZU LIEBEN, WOMIT SIE IHREN LEBENSUNTERHALT VERDIENEN? DIESE FORSCHUNG FÖRDERTE ZWEI ARGUMENTE GEGEN DEN RATSCHLAG „FOLGE DEINER LEIDENSCHAFT“ ZUTAGE. ALLEM VORAN STELLTE SICH HERAUS, DASS NUR WENIGE LEUTE ÜBER VORHANDENE LEIDENSCHAFTEN VERFÜGEN, DIE SIE MIT EINEM JOB IN EINKLANG BRINGEN KÖNNEN. IHNEN ZU RATEN, „IHRER LEIDENSCHAFT ZU FOLGEN“, IST DESHALB EINE ANLEITUNG ZUR ANGST UND ZUM SCHEITERN.

Zweitens, selbst wenn sich Leute zu einem bestimmten Thema hingezogen fühlen, benötigt es mehr als Interesse, um seine Arbeit zu lieben. Dies zeigen uns jahrzehntelange Forschungen zur Karrierezufriedenheit. Viele leidenschaftliche Bäcker waren beispielsweise dem Stress nicht gewachsen, eine Bäckerei zu betreiben, ebenso wie viele leidenschaftliche Amateurfotografen das Interesse an der Kunst verloren, wenn sie immer wieder endlose Hochzeiten dokumentieren mussten.

Wenn du dein Arbeitsleben letztendlich mit Leidenschaft führen willst, brauchst du deshalb eine etwas ausgeklügeltere Strategie, als dich einfach auf die Suche nach irgendeiner angeborenen Berufung zu machen. In diesem Beitrag möchte ich eine derartige Strategie erforschen. Eine, die ich oftmals bei den Leuten beobachtete, die sich eine überzeugende Karriere aufgebaut hatten. Nehmen wir eine wohlbekannte literarische Persönlichkeit als unsere Fallstudie.

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Bill McKibben ist Umweltjournalist. Berühmt wurde er 1989 durch sein Buch The End of Nature, das einer der ersten populären Berichte über den Klimawandel war. Seitdem schrieb er über ein Dutzend Bücher und wurde zu einem führenden Umweltaktivisten. Wenn man einen Vortrag von McKibben hört oder ein Interview mit ihm liest, trifft man auf jemanden, der seiner Arbeit offensichtlich leidenschaftlich nachgeht. Aber wie hat er es geschafft, da hin zu kommen?

Wir können McKibbens Geschichte an dem Punkt aufgreifen, wo er als Student nach Harvard kommt und beginnt, für die Studentenzeitung The Harvard Crimson zu schreiben. Zum Zeitpunkt seines Studienabschlusses ist er Redakteur der Zeitung. Das bringt ihn auf den Schirm des New Yorker-Redakteurs William Shawn. Dieser klopft bei dem frisch Graduierten bezüglich Talk of the Town an. DER Kolumne ganz vorn im Magazin.

1987, fünf Jahre nach seinem Start beim New Yorker, zieht McKibben weiter. Er kündigt bei der Zeitschrift und zieht in eine Hütte im Adirondack-Gebirge. In der abgelegenen Wildnis schreibt McKibben seinen Roman The End of Nature, welcher umgehend zum Klassiker des Umweltjournalismus wird und den Grundstein für das leidenschaftliche Leben legt, das er heute genießt.

McKibbens Geschichte wirft Licht auf zwei Lektionen, die für meine Forschung ausschlaggebend sind und verständlich machen, wie Leute ein Arbeitsleben aufbauen, das sie lieben.

LEKTION 1: WOMIT DU DEIN GELD VERDIENST, IST UNWICHTIGER, ALS DU DENKST


McKibben baute sich als Autor eine Karriere auf, die er liebte. Nachdem ich seinen Werdegang beobachtet habe, würde ich jedoch behaupten, dass er viele verschiedene Karrierewege mit Leidenschaft hätte verfolgen können. Die beiden Dinge, die McKibben wirklich etwas zu bedeuten scheinen, sind Autonomie und Einfluss auf die Welt zu haben. Deshalb würde jeder Job, der ihm Autonomie und Einfluss verschafft, Leidenschaft erzeugen. So könnte man sich beispielsweise ein Alternativuniversum mit einem ebenso glücklichen McKibben als Leiter einer wichtigen gemeinnützigen Bildungsorganisation oder als angesehenen Soziologieprofessor vorstellen. Solange er autonom entscheiden kann, woran er arbeitet, wann er daran arbeitet und wo er lebt.

Dieses Muster ist typisch bei Leuten, die lieben, was sie tun. Ihre Befriedigung ziehen sie nicht aus den Details ihrer Arbeit, sondern aus einer Reihe wichtiger Lebensstil-Merkmale, die sie in ihrer Karriere erlangt haben. Diese erstrebenswerten Merkmale unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Manche sehnen sich vielleicht nach Ansehen und Bedeutung, während andere vielleicht Flexibilität in ihrem Tagesablauf und Einfachheit anstreben. Der springende Punkt hierbei ist, dass diese Merkmale allgemeingültiger sind als irgendeine bestimmte Jobposition. Die richtige Frage, um eine Karriere aufzubauen, lautet nicht „Welchen Job kann ich leidenschaftlich ausüben?“, sondern „Welche Art zu arbeiten und zu leben fördert meine Leidenschaft?“.

LEKTION 2: VOR DER LEIDENSCHAFT KOMMT DAS KÖNNEN


McKibben konnte in seiner Karriere erst dann Autonomie und Einfluss erlangen, nachdem er das Handwerk des Schreibens richtig gut beherrschte. Als er anfangs in Harvard ankam, war er kein bemerkenswerter Journalist. Seine frühen Artikel, die im Crimson-Archiv zu finden sind, zeigen die Tendenz zum Überschreiben – wie bei vielen Anfängern. In einem Bericht von 1979 über das Basketballsaison-Eröffnungsspiel der Celtics beschreibt er beispielsweise die Arena als „altersverkrustete Katakombe“. Des Weiteren bezeichnet er die Trikotnummern ehemaliger Teammitglieder als „eine Liste von Heiligen, gekennzeichnet nur durch die gelbgrüne Nummer, die sie einst trugen, und die nun von den Oberlichtern baumeln“.

Woran sich McKibbens ehemalige Kollegen am meisten erinnern, war nicht irgendeine angeborene Gabe für sein Handwerk. Es war seine Hartnäckigkeit, an der Verbesserung seiner handwerklichen Fähigkeiten zu arbeiten. Zu den Legenden des Crimson gehört auch jene Anekdote aus der Nacht, in der McKibben jeden seiner Kollegen übertrumpfte. Es blieben nur noch fünfunddreißig Minuten, bis die Artikel für den nächsten Tag fertiggestellt sein mussten. Er wettete mit seinen Autorenkollegen um eine Flasche Scotch, dass er drei Storys vor der Deadline fertigstellen könne. Er gewann die Flasche.

Alles in allem schrieb McKibben als Collegereporter mehr als vierhundert Artikel. Danach schrieb er fünf Jahre für den New Yorker, der siebenundvierzig Ausgaben pro Jahr veröffentlicht. Als er dann seinen Schwenk hin zu einem Leben in Autonomie und Einfluss vollzog, hatte er eine gewaltige Menge professioneller Fähigkeiten entwickelt, die diesen Übergang begleiteten. Sie ebneten den Gang in die Berge, um den Roman The End of Nature zu schreiben. Hätte er früher in seiner Karriere versucht, ein Vollzeitschriftsteller zu werden, wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit gescheitert.

Dieses Muster ist typisch im Leben derer, die ihre Arbeit letztendlich lieben. Wie in Lektion 1 beschrieben, werden Karrieren dann überzeugend, wenn sie die angestrebten allgemeinen Merkmale aufweisen. Diese Merkmale sind selten und wertvoll, denn niemand wird dir nur deshalb viel Autonomie oder Einfluss übertragen, weil du es wirklich willst. Die grundlegende Wirtschaftswissenschaft lehrt uns: Wenn du etwas Seltenes und Wertvolles willst, musst du im Gegenzug etwas Seltenes und Wertvolles anbieten. Was du in der Arbeitswelt anzubieten hast, sind deine Fähigkeiten. Das ist der Grund, weshalb eine systematische Ausbildung von Fähigkeiten der Leidenschaft fast immer vorangeht. So musste sich auch McKibben zwischen 1979 und 1987 durch über fünfhundert Artikel ackern, bevor er ein selbstständiger Schriftsteller werden konnte.

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Gehen wir nun einen Schritt zurück und fügen die einzelnen Teile zusammen. Das Ziel, seine Arbeit leidenschaftlich anzugehen, ist vernünftig. Aber seiner Leidenschaft zu folgen ist eine mangelhafte Strategie, um dieses Ziel zu erreichen. Einen Karrierepfad nur aufgrund der Leidenschaft für die Art der Arbeit zu wählen, wäre unvernünftig. Das würde voraussetzen, dass sich eine bereits vorhandene Leidenschaft ganz einfach mit einer realisierbaren Karriere vereinen lässt. Ebenso würde es voraussetzen, dass die Anpassung der Arbeit an ein starkes Interesse bereits ausreicht, um eine langfristige Karrierezufriedenheit zu entwickeln. Beide Annahmen sind fehlerhaft.

Bill McKibbens Geschichte zeigt im Gegensatz dazu eine ausgefeiltere Strategie, um Leidenschaft zu entwickeln. Diese Strategie wird von vielen angewandt, die letztlich zu einer überzeugenden Karriere kommen. Sie lehrt uns, dass wir zunächst systematisch seltene und wertvolle Fähigkeiten entwickeln sollten. Wenn wir erst einmal das Interesse des Arbeitsmarktes auf uns gezogen haben, können wir diese Fähigkeiten wirksam einsetzen. Wir können unsere Karriere in die Richtung dirigieren, die zu uns passt und die unsere allgemeinen Lebensstil-Merkmale wie Autonomie, Flexibilität und anderes berücksichtigt.

Diese Strategie ist weniger sexy als die Vorstellung, dass dir die Wahl des perfekten Jobs augenblickliche und immerwährende berufliche Glückseligkeit verschafft. Aber sie hat den...

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