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Potenziale und Strategie der westlichen Automobilindustrie im Elektro- und Hybridfahrzeugmarkt Chinas

Zwischen aufholender und überholender Entwicklung

AutorPatrick Schwalm
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl113 Seiten
ISBN9783640772001
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Ingenieurwissenschaften - Wirtschaftsingenieurwesen, Note: 1,7, Technische Universität Clausthal (Institut für Elektrische Energietechnik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Automobilindustrie steht vor einem Wandel. Während die Heimatmärkte der OEMs der Sättigung entgegenlaufen, boomt der ostasiatische Markt. Die Volksrepublik China konnte kürzlich zum weltweit größten Automarkt aufsteigen und verfügt noch über ein wesentlich höheres Potenzial, dem sich keiner der etablierten Automobilhersteller entziehen kann. Doch trotz Liberalisierung des Marktes und Eingliederung in die WTO gibt es für Unternehmen, die in China aktiv werden, noch immer eine Reihe spezifischer Probleme zu meistern. Auch aus dem chinesischen Inland erhöht sich der Wettbewerbsdruck auf die Automobilindustrie. Mit jahrelanger staatlicher Unterstützung und Lenkung konnten sich inländische Fahrzeughersteller und Zulieferer ausreichend Know-how erarbeiten, um zu beachtenswerten Konkurrenten aufzusteigen. Mit dem staatlich getriebenen Sprung zu 'Green-Energy Vehicles' wollen die Automobilproduzenten den noch vorhandenen Rückstand schnell aufholen und sich zu global agierenden Unternehmen entwickeln.1 Gänzlich andere Ziele verfolgen jedoch westliche Hersteller. Sie suchen einen Weg ihre weltweite Vormachtstellung über die Erschließung neuer Märkte zu sichern, auch über den Paradigmenwechsel zur Elektromobilität hinaus. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Hersteller damit umgehen, dass chinesische Produzenten mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs technisch erheblich aufgeschlossen haben. Sie müssen ihren Wettbewerbsvorteil erhalten, der nicht nur für die Sicherung der Heimatmärkte und für die Erschließung neuer Märkte geeignet ist, sondern mit dem sie sich auch in immer stärker umkämpften Märkten behaupten können. In dieser Studienarbeit soll zunächst ein Überblick über die Entwicklung des chinesischen Automobilmarktes bis zum Status quo gegeben und anschließend dessen Marktpotenzial, insbesondere für Elektroautos, abgeschätzt werden. Im letzten Teil werden dann Strategien ausgearbeitet um in den Markt einzutreten und in diesem langfristig zu bestehen.

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Leseprobe

2. Wirtschaftliche, politische und rechtliche Rahmenbedingungen


 

Die im folgenden dargestellten Rahmenbedingungen für Unternehmen in China bilden zum einen den Auslöser für eine überragende wirtschaftliche Entwicklung, sind aber zum anderen auch Ursache für die Vielzahl an Unwägbarkeiten die im chinesischen Markt zu erwarten sind. Zur Meinungsbildung und vor allem für die Abgabe von Prognosen ist es unerlässlich diese Entwicklungen mit in die Überlegungen einzubeziehen.

 

Mit der folgenden Darstellung soll des weiteren die stark westliche Perspektive dieser Arbeit relativiert und der Leser auf die Besonderheiten des Wirtschaftsumfelds aufmerksam gemacht.

 

Die Wichtigkeit dieser Rahmenbedingungen werden in Abschnitt 3 dieser Arbeit, in der vor allem der starke Zusammenhang zwischen politischen Vorgaben und dem hohen Vertrauen der Bevölkerung in diese, als Grund für die herausragende politische Entwicklung der letzten Jahre, illustriert.

 

2.1. Geografie, Klima und Bevölkerung


 

Die Volksrepublik China liegt im Osten Asiens und ist das flächenmäßig drittgrößte Land der Welt. Eingegrenzt wird China seeseitig durch das Bohai-Meer, das Gelbe Meer, das Ostchinesische Meer und das Südchinesische Meer. Auf dem Festland grenzen Nordkorea, die Mongolei, Russland, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Afghanistan an.

 

Die Volksrepublik unterteilt sich in 26 Gebiete, die der Zentralverwaltung der Regierung unterworfen sind, 5 autonome Gebiete und mit Hongkong und Macao in zwei Sonderverwaltungszonen.

 

Das topografische Profil des Landes zeigt sich abfallend von West nach Ost. Die große Anzahl an sehr langen Flüssen und Kanälen bilden noch immer die Haupttransportwege der chinesischen Industrie.

 

Die Bodenschätze decken nahezu alle wichtigen Rohstoffe ab. Besonders wichtig zeigen sich bisher die Vorräte an Kohle (1.000 Mrd. t. Reserve), Eisen, Erdöl und Erdgas. Die großen und gut zugänglichen Reserven an Kohle führen dazu, dass ein Großteil des Energiebedarfs durch Kohlekraftwerke gedeckt wird. Erdöl wird hauptsächlich importiert[2], aber im Zuge steigender Rohölpreise auch zunehmend aus eigenen Ressourcen gewonnen.

 

China stellt mit ca. 1,3 Milliarden Menschen XA der Weltbevölkerung. Um den Anstieg der Bevölkerung im Rahmen zu halten wurde Ende der 1990er Jahre die staatliche Geburtenkontrolle eingeführt (one-child policy). Der wirtschaftliche Aufstieg der Volksrepublik führte zu einem signifikanten Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung von 40 auf 70 Jahre und einer ausgeprägten Entwicklung zur Urbanisierung, wobei mittlerweile 45% der chinesischen Bevölkerung in den Metropolen des Landes leben. Ebenso existiert ein beträchtlicher Anteil an Wanderarbeitern, die je nach Bedarf zwischen den Regionen wechseln (ca. 130 Millionen).[3] Die Bevölkerungsdichte variiert demnach zwischen den Ballungsgebieten hin zu den weniger stark entwickelten westlichen Gebieten der Republik zwischen mehr als 750 und 10 Einwohnern pro Quadratkilometer (siehe Abbildung 1). Die hohe Konzentration an Personen in den Ballungszentren führt schon heute zu akuten Umweltbelastungen und wird sich im Zuge einer absehbaren weiteren Entwicklung des Landes weiter verstärken.

 

In der Küstenregion wurden 14 Sonderwirtschaftszonen eingerichtet. Die Regionen Dalian, Qinhuangdao, Tianjin, Yantai, Qingdao, Lianyungang, Nantong, Shanghai, Ningbo, Wenzhou, Fuzhou, Guangzhou, Zhanjiang und Beihai sind berechtigt Investoren gegenüber unabhängig Steuerbegünstigungen zu gewähren und bieten kurze Verwaltungswege sowie eine im Vergleich zu anderen Regionen moderne Infrastruktur.[4] Der große Erfolg dieses Modells spiegelt sich in der regionalen Verteilung der getätigten Direktinvestitionen wieder, die in den letzten Jahren zu 80% in die Küstenregion flossen (vgl. Abschnitt 2.2).[5]

 

In Abhängigkeit von geplanter ökonomischer Entwicklung und wirtschaftlicher Stärke wurden die Städte Chinas kategorisiert. First-Tier Städte (Tier-1) bilden die Spitze, mit der höchsten Bevölkerungszahl und den größten Anstrengungen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Der signifikante Anstieg des Pro-KopfEinkommens in diesen Städten führt allerdings zu höheren Produktionskosten.[6]Als Rückhalt für die weitere ökonomische Entwicklung treten die Second-Tier

 

Städte (Tier-2) in den Vordergrund. Die Produktionskosten in diesen Städten sind noch immer auf niedrigem Niveau und fortwährend werden Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur unternommen. Die weitere Kategorisierung baut sich analog auf.[7]

 

Abbildung 2: Bevölkerungsdichte in China

 

 

Quelle: (Bieger, 2006) S.10

 

 

2.2. Wirtschaft


 

Nach Zeiten der politischen Instabilität und der Einführung eines an der Sowjetunion angelehnten sozialistischen Systems öffnete sich China unter der Führung von Deng Xiaoping seit Ende der 70er Jahre gegenüber ausländischen Investoren. Seitdem konnte ein Wirtschaftswachstum von jährlich durchschnittlich 7-9% erreicht werden. In der letzten Dekade lag das Wachstum sogar bei knapp über 9% und überstand selbst die Weltwirtschaftskrise mit starken 8,7%, wenn auch be-

 

gleitet von einer leicht verstärkten Inflation von 1,9% nach 0,6% im Vorjahr[8]. Dieses wirtschaftliche Wachstum bringt allerdings auch potenzielle Probleme mit sich, so wird bspw. die „Gefahr von Blasenbildung"[9], vor allem im Immobiliensektor, genannt, ebenso besteht eine hohe Diskrepanz in der Arbeitslosenquote zwischen Land- und Stadtbevölkerung sowie dem maroden Bankensystem[10] das dringender Restrukturierung bedarf.

 

Prognosen deuten darauf hin, dass China 2020 die USA als größte Volkswirtschaft ablösen kann, jedoch liegt dies vor allem an der wesentlich höheren Einwohnerzahl. Gemessen am Pro-Kopf Einkommen nimmt China nur eine mittlere Position ein.[11]

 

Bedingt durch das starke Wirtschaftswachstum der letzten Jahre ist eine Umstrukturierung der Wirtschaftssektoren zu erkennen. Zwischen den Jahren 2000 und 2008 sanken die Anteile der Landwirtschaft am BIP von 15 auf 11%. Der Industriesektor zeigte sich mit ca. 49% Anteil genauso stabil wie der Dienstleistungssektor bei ca. 40%. Die stärkste Veränderung fand im Bereich der Ex- und Importe statt. Angefangen bei ca. 20% Anteil konnte der Exportsektor zwischenzeitlich auf 40% ansteigen und fiel bis 2008 auf nur 37% ab. Ein tendenziell ähnliches Bild zeigt sich bei den Importen mit einem Anstieg von 21% auf 28% bei einem zwischenzeitlich höheren Anteil von über 30%.[12]

 

Das Wirtschaftssystem kann zum Status quo in weiten Teilen mit einer sozialistischen Marktwirtschaft verglichen werden, die je nach Wirtschaftszweig mehr oder weniger stark staatlichem Einfluss untersteht und von der Regierung strategisch ausgewählt wird, um die technologische Entwicklung voranzutreiben. Die zentralen Pfeiler der chinesischen Modernisierungspolitik sind die schrittweise Öffnung des Finanzmarktes für private Unternehmen und die Anziehung von ausländischen Direktinvestitionen.

 

2.2.1. Außenwirtschaftliche Entwicklung


 

2009 konnte China erstmals Deutschland als stärkste Exportnation der Welt mit einem Warenexport von 1.200 Milliarden US-Dollar ablösen. Als zweitgrößter Importeur von Waren nimmt China eine weitere Spitzenposition hinter den USA ein.[13]

 

Wie im vorigen Abschnitt herausgestellt tragen hohe ausländische Direktinvestitionen einen wesentlichen Anteil zu dieser Entwicklung bei (siehe Abbildung 3), die, staatlich koordiniert, vor allem in wirtschaftlich wichtige Industriezweige gehen. Durch das so erlangte Kapital wird die Entwicklung des Privatsektors gestützt um damit neue Arbeitsplätze zu schaffen, was besonders wichtig ist, da durch die Vielzahl an Schließungen von ineffizienten Staatsbetrieben die Arbeitslosenquote sehr hoch ist.

 

Mit dem Beitritt zur World Trade Organization (WTO) im Jahr 2001 wurde ein weiteres Signal gesetzt um die Integration in die Weltwirtschaft voranzutreiben und ein freundliches Klima für ausländische Investoren zu schaffen. Die eingegangen Verpflichtungen sollen die Rahmenbedingungen für inländische und ausländische Unternehmungen an internationale Standards anpassen und damit eine Gleichstellung bewirken.

 

Die Ungleichgewichte, die das als „Hyper-Growth" bezeichnete Wirtschaftswachstum nach sich zog, sollen in Zukunft durch eine Politik der Stabilisierung bekämpft werden - dem sog. „Balanced growth"[14]

 

Abbildung 3: Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen

 

 

Quelle: (Holtbrügge & Puck, 2008)) S.22

 

2.3. Recht


 

Das chinesische Recht dient primär zur Durchsetzung politischer Interessen und nicht, wie im Westen üblich, als Grundlage der Politik. Es existiert keine Gewaltenteilung, allerdings ist im Zuge der Liberalisierung des chinesischen Marktes ein Verrechtlichungsprozess, letztlich auch durch den Beitritt zur WTO, im...

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