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E-Book

Power to change

Die Energierevolution ist möglich

AutorCarl-A. Fechner
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641224325
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
»Wenn wir es jetzt nicht versuchen, kommt morgen die Frage: Warum habt ihr versagt?« (Carl-A. Fechner)
Dieses Buch des bekannten Dokumentarfilmers Carl-A. Fechner belegt: Die Wende der Energieversorgung ist möglich - überall auf unserem Planeten. Auf der Basis seines Films »Power to Change« zeigt der ehemalige Bundeswehrhauptmann, Nachrüstungs- und Atomkraftgegner, warum heute die ganze Welt auf erneuerbare Energie umschalten kann - wenn sie nur will! Das Credo des weltweit anerkannten Energieexperten lautet: Der Energie-Wandel hin zur Nachhaltigkeit ist möglich. Jetzt!
  • Gegen die Macht der Energiekonzerne
  • Das Buch zum erfolgreichsten politischen Kinodokumentarfilm 2016
  • Hochaktuell und argumentativ bestechend
  • Von einem der weltweit anerkanntesten Umweltaktivisten


Carl-A. Fechner, geb. 1953, Studium der Medienpädagogik, ist ein deutscher Regisseur, Journalist, Produzent, Gründer der fechnerMEDIA GmbH und Vorstand der Protect the Planet - Gesellschaft für ökologischen Aufbruch. Fechner setzt sich für den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien ein.

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Leseprobe

2. WERTE: WOHER ICH KOMME – DIE WURZELN DER REBELLION

Der Schüler, Schauspieler und Soldat

Ja, wir sprechen über eine Rebellion. Über eine Umwälzung unserer ökonomischen Systeme. Über die Chance, endlich Gerechtigkeit in die Weltordnung zu bringen. Und die zu erwartenden Kriege um Ressourcen und Energie ein für alle Mal zu beenden.

Um zu begreifen, warum mich das Thema der Energierevolution seit so vielen Jahren so tief beschäftigt, hilft ein Blick in mein Leben. Woher stammt meine persönliche Motivation, mich auf den Pfad der Energierevolution zu begeben?

Wenn ich diese Frage beantworten will, muss ich erst einmal auf meine Eltern hinweisen. Von Kindesbeinen an waren zwei Kernthemen für mein Leben bestimmend. Sie lauten: »Gerechtigkeit« und »Freiheit«. Beides war meinem Vater und meiner Mutter stets sehr wichtig.

Ich stamme, wie man an der Betonung dieser Werte ermessen kann, aus einem klassischen bürgerlichen Haushalt, geprägt von Eltern, die mit den disziplinierenden Erziehungsmethoden der 1920er Jahre groß geworden waren. Heute ist mir bewusst: Meine eigene Rebellion gegen Ignoranz, Gier und falsche Fakten hat ihre Vorgeschichte. Diese wurzelt in der Lebensgeschichte meines Vaters.

Dazu muss ich erklären: Mein Vater, Jahrgang 1919, brachte es während des Zweiten Weltkriegs zum Dienstgrad Hauptmann in der Wehrmacht. Er diente bei der Artillerie. Gekämpft hat er erst in Frankreich, dann in Russland. Bis zum 8. Mai 1945 stand er an einem Frontabschnitt im Einsatz, wurde von den Russen gefangen genommen – und kehrte erst drei Jahre später, körperlich versehrt mit einem Leberschaden, aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Schon die Lebensspanne, die seine besten Jahre umfasst, mutet mir tragisch an: Geboren ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wuchs er als Kind in der Wahrnehmung der »Schande von Versailles« auf, die ihm die Erwachsenen seiner Epoche als Geschichtserzählung vermittelten. Als er ein Kleinkind war, erlebten seine Eltern die Inflation. Als Achtjähriger hörte er mit roten Wangen von den Exzessen der Hauptstadt-Kultur und von Josephine Bakers Bananentanz. Ich stelle mir vor: Als zehnjähriger Junge erlebte er den Beginn der Weltwirtschaftskrise. Und als 14-Jähriger die Machtergreifung durch einen schnauzbärtigen Schreihals, der als gescheiterter Kunstmaler die Ambition hegte, unbedingt Reichskanzler, dann sogar ein leibhaftiger »Führer« zu werden.

Wenn ich mich in diese Historie versetze, wird mir klar: Wer wie mein Vater aus dem Jahrgang 1919 stammt, wurde in eine Zeit hineingeworfen, die wir rückblickend als Scharnierstelle der deutschen Geschichte erkennen. Welche Sicherheit konnte er genießen? Welche gesellschaftliche Erzählung, welches Ideal konnte als Beispiel für erfolgreiches eigenes Handeln dienen? Ja, mehr noch: Welches Vertrauen konnte ihm die Gewissheit geben in dieser Zeit, die einen jungen Menschen erst schwindlig machen musste in Taumel und Entfesselung der Weimarer Republik – und dann erschauern ließ im Terrorprojekt der Nationalsozialisten?

Es gibt eine Antwort darauf. Eine Antwort, die mein Vater für sich fand. Diese Antwort konnte nur sein: Wenn du draußen nichts mehr findest, was dir wert erscheint, gelebt zu werden – dann vertraue auf deine inneren Werte, die dir deine Familie mitgegeben hat. Die Namen dieser Werte, die er als innere Leitplanke wählte, lauteten: Gehorsam. Disziplin. Pflicht. Durchhaltevermögen. Treue. Wahrhaftigkeit. Und: Sei hart gegen dich selbst!

Mein Vater lebte diese Werte. So sehr lebte er sie, dass er manchmal schlicht den Menschen hinter den Werten vergaß. Ich habe ihn als Kind oft nicht verstanden. Und ich habe auch seine Werte und die damit verbundene Härte nicht verstanden. Dennoch habe ich mich ihnen untergeordnet. Bis zu meinem 16. Lebensjahr war ich ein eher schüchterner, gehorsamer Sohn. Dann wurde ich stärker und kritischer. Mit meiner Frage: »Warum hast du das mitgemacht?« vereiste unser Verhältnis und wurde eigentlich nie mehr gut.

Dabei suchte ich den Menschen hinter den Regeln. Immer wieder. Und bis auf wenige Ausnahmen vergeblich. Ja, es mag sein, vielleicht habe ich seine Dogmen tief im Herzen verinnerlicht. Es waren Werte, die bei meinem Vater einer übermächtigen preußischen Familientradition entstammten, und die er nie ablegen konnte.

Oft habe ich mir überlegt: Mein Vater hat als junger Mann die besten Jahre seines Lebens in einem verbrecherischen Regime, dann im Wehr- und Kriegsdienst und später in einer furchtbaren Kriegsgefangenschaft verbracht – die ihn fast sein Leben gekostet hat. Vielleicht haben ihn diese Erlebnisse in dieser Härte geprägt, in ihm seine Unbeugsamkeit und festgewurzelte Prinzipientreue wachsen lassen, der ich später, als Heranwachsender, verständnislos und hart gegenüberstand.

Ich habe meinen Vater nur einmal in meinem Leben vor Wut weinen erlebt: Als Lars Brandt – der Sohn des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt – sich mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse mit gespreizten Beinen auf der Badehose für den Stern fotografieren ließ. Mein Vater hatte das »EK I« dafür bekommen, als er einen verletzten Kriegskameraden unter starkem Feindbeschuss geborgen hatte. Der Freund starb schließlich in seinen Armen.

Bis auf wenige emotionale Berührungen hielt die Funkstille zwischen meinem Vater und mir bis zu seinem frühen Tod im Alter von 71 Jahren an. Lange Zeit wussten wir beide so gut wie nichts voneinander. Zu einer Versöhnung zwischen uns kam es erst viele Jahre nach seinem Tod durch die äußerst intensive Aufstellungsarbeit meiner Frau Bettina, die bis heute als Therapeutin viele Menschen mit Hilfe von Reiki, Traumatherapie und Familienaufstellungen in ihren Heilungsprozessen begleitet.

Ich wurde im Jahr 1953 geboren, ein Kind des beginnenden Wirtschaftswunders also. Ein im Sinn der genannten Werte erzogener Sohn, getauft mit den Prinzipien: Ehre, Treue, Disziplin, Gehorsam, Sparsamkeit. Meine ältere Schwester Elisabeth lebte diese Prinzipien – viele Jahre lang hatte ich das Gefühl, mit drei Menschen zusammenzuleben, die mir vor allem kritisch gegenüberstanden.

Aufgewachsen bin ich in Hambühren II, einem Dorf nahe Celle, ursprünglich ein Munitionsdepot der Wehrmacht – also in ländlicher Umgebung. Um die Mentalität der Menschen, die dort wohnen, zu illustrieren, mag folgende historische Anekdote, die in Celle kursiert, aufschlussreich sein: Vor vielen Jahren wurden die Bürger von Celle befragt, ob sie lieber ein Zuchthaus oder lieber eine Universität in den Mauern ihrer Stadt ansiedeln wollten. Sie entschieden sich für das Zuchthaus.

Das sagt einiges aus über die an diesem Ort beheimatete Angst vor Veränderung, vor Unordnung oder gar revolutionären Gedanken: Werte wie Zucht und Ordnung standen in der Region, in der ich aufwuchs, historisch gesehen in deutlich höherem Ansehen als das Hinterfragen, das kritische Denken oder gar das Aufbegehren, so wie es ja gerne Studenten zugeschrieben wird.

Meine Kindheit verlief vor diesem Hintergrund unspektakulär, in gesicherten bürgerlichen Bahnen und ohne große Bedrohungen. Ich war brav, ein unauffälliger Schüler, hatte selbst dann noch kurze Haare, als diese bei meinen Klassenkameraden auf den Schultern endeten. Ich trug viel zu lange kurze Hosen, leistete mir keine Widerworte gegenüber meinem Vater. Kurzum: Ich war ein braver Sohn.

Ab einem gewissen Zeitpunkt jedoch verließ ich die in meiner Jugend vorgezeichneten bürgerlichen Pfade: Ich begann, eine Leidenschaft für das Theater zu entwickeln. Mir ging es so wie Goethes Wilhelm Meister, der das bürgerliche Leben für eine Zeit lang hinter sich lässt, angezogen vom Reiz der Bretter, die die Welt bedeuten. Ab dem Alter von 16 Jahren wurde ich, angeleitet von einem inspirierenden Lehrer, zum begeisterten Theaterspieler und glühenden Verehrer der zeitgenössischen Bühne – und vor allem des absurden Theaters. In einer ganzen Reihe von Stücken – darunter auch einem von Tardieu – spielte ich umjubelt Hauptrollen.

Dieses Wirken auf der Theaterbühne meiner durchaus progressiven Schule, dem Hölty-Gymnasium, öffnete mir plötzlich eine neue Welt. Durch die Schauspielerei erschloss sich mir einiges, was mir bisher in meiner festgefügten Wertewelt noch gar nicht aufgefallen war: Nicht nur, was es heißt, persönliche Präsenz auf einer Bühne zu zeigen. Sondern auch ein Stück Selbstbewusstsein. Gerade das konnte ich bei meinem autoritären Vater gut gebrauchen.

Man stelle sich nur eines vor: Alle meine Mitschüler in der Klasse trugen damals, Ende der Sechziger Jahre, lange Haare – mir aber verpasste der Friseur unter dem Diktat meines Vaters einen exakten Messerschnitt mit schrecklich kurzen Haaren. Widerstand war zwecklos. Eigentlich komisch für jemanden, der sich Jahrzehnte später als Offizier der Friedensbewegung und als Filmemacher der Energierevolution verschreiben sollte.

Der Kampf um die Haarlänge des zunehmend aufmuckenden Sohnes trug manchmal groteske Züge und brachte mir viel Mitleid bei meinen Mitschülern ein. Und auch hier war das Theaterspiel für mich der Faktor der Befreiung: Ich wurde für ein Theaterstück mit einer Rolle besetzt, in der ich aus dramaturgischen Gründen eine längere Haartracht auf die Bühne bringen musste. Perücken kamen für unsere Truppe nicht infrage – schon aus Gründen der Authentizität nicht. Also musste ein Kurswechsel bei meiner Haarmode her. Wie aber den durchsetzen?

Ehrlich gesagt traute ich mich nicht, dieses Ansinnen meinem Vater selbst näherzubringen. Deshalb schickte mein Schuldirektor eine ebenso...

Blick ins Buch

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