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Priester in den Mythen: Hermod, Skirnir, Thialfi u.a.

Die Götter der Germanen - Band 37

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783744858441
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch In den Mythen der Germanen gibt es eine Reihe von "Halbgöttern", die mehr oder weniger deutlich auf die Priester-Schamanen und auf die Priesterinnen-Schamanen zurückgehen. Sie lassen sich alle eine Gottheit zuordnen. Dies sind Atli und Franmar (Tyr), Fimafeng und Eldir (Tyr-Ägir), Thialfi (Thor), Hermodr (Odin), Skirnir, Byggwir und Beyla (Freyr), Gna (Frigg), Röskwa (Sif) sowie Ottar und die neun Dienerinnen der Menglöd (Freya). Die Entstehungsgeschichten sind sehr unterschiedlich und reichen vom vergöttlichten Priester bis zu der Verselbständigung eines Aspektes einer Gottheit.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 70 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I 1. Atli, der Priester des Tyr


Atli ist der Gesandte und Zauberer des Königs Hiörvard. Er tritt in den Helgi-Liedern auf. Da „Helgi“ („Heiler“, „Heiliger“) einer der Beinamen des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr ist, ist es gut denkbar, daß auch Atli aus den Mythen des Tyr stammt.

I 1. a) Der Name „Atli“


Der Name „Atli“ bedeutet „Vater“. Der bekannteste Träger dieses Namens ist vermutlich der Hunnenkönig Attila.

I 1. b) Das Lied über Helgi Hjörward-Sohn


Atli ist in diesem Lied der Sohn eines Jarls (Grafen) des Königs Hiörvard.

Hiörward hieß ein König, der hatte drei Frauen. Eine hieß Alfhild und der beiden Sohn Hedin; die andere hieß Säreid und der beiden Sohn Humlung; die dritte hieß Sinriöd und der beiden Sohn Hymling.

Ein König mit drei Frauen wird kein normaler König zu sein – es besteht der Verdacht, daß es sich bei ihm um eine Sagen-Version des ehemaligen Göttervaters Tyr handelt. Die „3“ und vor allem der dreifach dargestellte Vorgang sind die germanische Methode, einen zyklischen Vorgang und insbesondere den Sonnenlauf darzustellen (siehe „3“ in Band 47 und „Wiederzeugung“ in Band 51).

Für die Vermutung, daß dieses Lied auf die Tyr-Mythen zurückgeht, spricht auch, daß Hiörward zwei Söhne hat, die in den Sagas und Liedern der zu einer Saga-Gestalt umgedeutete Göttervater sind: Hedin und Helgi. Helgi wird später geboren; zu „Hedin“ siehe die Saga über Hedin und Högni (in Band 39 dieser Reihe).

Hiörward hatte gelobt, die Frau zu ehelichen, die er die schönste wüßte. Da hörte er, daß König Swafnir eine allerschönste Tochter hätte, Sigurlinn geheißen.

Der Name „Svaf(nir)“ bedeutet „Schläfer“ und im übertragenen Sinne auch „Toter“. Im Fiölswin-Lied ist er ein Riese und der Vater der Freya-Menglöd:„Menglada heißt sie, die Mutter zeugte sie mit Swaf, Thorins Sohn.“ Auch König Svaf ist daher wohl aus einer Übertragung des ehemaligen Göttervaters in die Saga entstanden.

Dazu paßt auch die „schönste Tochter“: Die Muttergöttin wurde bei der Patriarchalisierung in die Tochter des Göttervaters umgewandelt, woraus dann in der Sage die „schönste Königstochter“ wurde.

Idmund hieß sein Jarl. Atli, dessen Sohn, fuhr zu dem König, um Sigurlinn zu freien. Er blieb einen Winter lang bei König Swafnir.

Dies Form der Brautwerbung war damals zwar weit verbreitet, aber sie erinnert auch an das Skirnir-Lied, in dem Freyrs Diener/Priester für seinen Herrn die schöne Jenseitsgöttin-Riesin Gerdr freit.

Franmar hieß da ein Jarl, der Pfleger Sigurlinns, und dessen Tochter Alof. Der Jarl riet, daß die Maid verweigert würde: da fuhr Atli heim.

Hier erscheinen Atli und Franmar als Gegenspieler bei der Werbung um die „schönste Frau“. Es besteht somit der Verdacht, daß es sich bei ihnen um Tyr und Loki handeln könnte, die sich in einem endlosen Zyklus um die Göttin Freya streiten, ohne die sie nicht wieder geboren werden können. Durch diesen Streit und durch die durch ihn bewirkte abwechselnde Herrschaft des Sommergottes Tyr und des Wintergottes Loki entstehen die Jahreszeiten.

Atli Jarls-Sohn stand eines Tages an einem Wald: Da saß ein Vogel oben in den Zweigen über ihm und hatte zugehört, da seine Mannen die Frauen die schönsten nannten, die Hiörward hatte. Der Vogel zwitscherte und Atli lauschte, was er sagte.

Atli, der um Sigurlind gefreit hatte, war offenbar zauberkundig, da er die Vogelsprache verstand. Das Verstehen der Vogelsprache ist ein Bild für die Fähigkeit, mit den Ahnen in deren Gestalt als Seelenvögeln zu sprechen, also für die Fähigkeit ins Jenseits zu reisen oder ein Utiseta (Herbeirufung der Toten) durchzuführen.

Er sang:

„Sähest Du Sigurlinn, Swafnirs Tochter,

Die schönste Maid in Munarheim?

Und hier behagen doch Hiörwards Frauen

Deinen Leuten in Glasislundr.“

„Glasir-Wald“ ist allgemein ein Heiliger Hain und speziell der Hain bzw. Baum neben Odins Walhalla – der Weltenbaum. Die „Glasir-Ebene“ wird in mehreren Mythen und Sagas als der Wohnort des Tyr-Gudmund angegeben (siehe „Gudmund“ in Band 5). Dieser Ort bestätigt die Annahme, daß dieses Lied auf die Tyr-Mythen zurückgeht.

Atli ist offensichtlich ins Jenseits gereist, was die Deutung des Königs Svafnir als Tyr und Sigurlinn als Göttin bestätigt. Sigurlinn ist wahrscheinlich aus der Göttin Freya heraus entstanden, die manchmal auch als Walküre auftritt.

Atli:

„Willst Du mit Atli, Idmunds Sohn,

Vielkluger Vogel, Ferneres reden?“

Der Vogel:

„Ja, wenn der Edling mir opfern wollte;

Doch wähl' ich, was ich will aus des Königs Wohnung.“

Ein Vogel auf dem Weltenbaum mit Anspruch auf ein Opfer klingt nach dem Adler-Seelenvogel des Tyr auf dem Weltenbaum, der u.a. im „Haustlöng“ und in der „Skaldskaparmal“ als der Adler des Tyr-Thiazi von Odin, Hönir und Loki Opfergaben erhält.

Atli:

„Wenn Du Hiörward nicht kiesest noch seine Kinder,

Noch des Fürsten schöne Frauen.

Kiese keine von des Königs Bräuten:

Laß uns wohl handeln, das ist Freundes Weise.“

Der Vogel:

„Einen Hof will ich haben und Heiligtümer,

Goldgehörnte Kühe aus des Königs Stall,

Wenn Sigurlinn ihm schläft im Arm

Und frei dem Fürsten folgt zum Haus.“

Einen Tempel („Hof“) und „Heiligtümer“ sowie Stieropfer stehen lediglich dem ehemaligen Göttervater Tyr zu. Atli spricht und verhandelt hier offenbar mit dem Seelenvogel des Tyr-Svafnir.

Er selber wird hier anscheinend zu dem Priester des Adler-Seelenvogels des Tyr und errichtet ihm einen Tempel.

Die goldgehörnten Kühe sind auch aus dem Lied über den Tyr-Riesen Thrym bekannt – sie gehörten offenbar einst zu dem Kult des Tyr.

Dies geschah, ehe Atli heimfuhr; als er aber nach Hause kam und der König ihn frug, sprach er:

„Wir hatten Arbeit und üblen Erfolg:

Unsre Rosse keuchten auf dem Kamm des Gebirgs,

Dann mußte man durch Moore waten;

Doch ward uns Swafnirs Tochter verweigert,

Die spangengeschmückte, die wir holen wollten.“

Der König bat, daß sie zum anderen Mal hinführen, und er fuhr selbst mit. Aber da sie auf den Berg kamen und hinblickten auf Swawaland, sahen sie großen Landbrand und Staub von Rossen. Da ritt der König vom Berge herab ins Land und nahm sein Nachtlager bei einem Flusse.

Das Schwabenland befand sich im Krieg. Die Schwaben lebten damals noch in Holstein.

Atli, der die Warte hatte, fuhr über den Fluß und fand da ein Haus. Darin saß ein großer Vogel als Hüter und schlief. Atli schoß mit dem Spieß den Vogel tot.

Der „große Vogel“ in dem Haus ist vermutlich wieder der Adler, d.h. der Seelenvogel des Tyr. Dieser Mord entspricht dem Mord des Tyr-Thiazi durch die Asen bzw. der diversen Tyr-Riesen durch Thor.

Der Fluß ist anscheinend der Jenseitsfluß, da sich hinter ihm der Seelenvogel findet.

In dem Haus fand er Sigurlinn, die Königstochter und Alof, die Jarlstochter. Die nahm er beide mit sich fort.

Franmar Jarl hatte sich in Adlergestalt gekleidet und die Jungfrauen durch Zauberei vor dem Heere behütet.

Hier scheint der Kampf zwischen zwei Zauberern/Priestern beschrieben zu werden: zwischen dem Jarl Atli des Königs Hiörward und dem Jarl Franmar des Königs Svafnir.

Der Ursprung dieses Kampfes ist vermutlich der endlose Streit zwischen Tyr/Heimdall/Odin und Loki um die Jahreszeiten, die Göttin Freya und ihren goldenen Halsreif Brisingamen.

Hrodmar hieß ein König, der Freier Sigurlinns: der hatte den Swawakönig erschlagen und das Land verheert und verwüstet.

Da König Hiörward der Vater des Tyr-Helgi und des Tyr-Hedin ist, sollte König Hrodmar die Saga-Variante von Loki sein.

Da nahm König Hiörward Sigurlinn, und Atli nahm Alof zur Ehe.

Hiörward und Sigurlinn hatten einen Sohn, der groß und schön war. Er war aber stumm und kein Name wurde ihm beigelegt.

Der Sohn des Hiörvard und der Sigurlinn ist der eigentliche Held dieses Liedes. Er wird wie viele Helden der Germanen der wiedergeborene Sonnengott-Göttervater Tyr sein....

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