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Private Equity als alternative Finanzierungsform für den deutschen Mittelstand

Analyse der Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich

AutorAdam Sitko
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783640607822
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,8, FOM Hochschule für Oekonomie und Management gemeinnützige GmbH, Hochschulstudienzentrum Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der politischen und akademischen Diskussion wird dem Mittelstand stets ein besonders hoher Stellenwert in Bezug auf Innovation und Beschäftigung beigemessen. Entsprechend gilt die Gestaltung der ökonomischen Rahmenbedingungen für den Mittelstand als ein wichtiges Instrument zur Lösung aktueller volkswirtschaftlicher Herausforderungen wie Wachstums- und Beschäftigungsförderung. Ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg auf einzelwirtschaftlicher Ebene ist die Kapitalbeschaffung. Die Verfügbarkeit angemessener Finanzierungsinstrumente ist dabei von existenzieller Bedeutung. Bislang stand bei mittelständischen Unternehmen in Deutschland die langfristige Fremdfinanzierung in Form des Bankkredits im Vordergrund. Die aktuelle Eintrübung der Konjunktur und eine zunehmend risiko- und margenorientierte Ausrichtung der Geschäftspolitik der Banken machen es dem Mittelstand zunehmend schwerer, das benötigte Kapital zu akquirieren. Immer häufiger stehen die Unternehmen vor Aufgaben, die nicht mehr über klassische Kredite finanziert werden können. Die traditionell geringe Eigenkapitalausstattung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie das veränderte Kapitalvergabeverhalten der Kreditinstitute verlangen von vielen Unternehmern den Blick von herkömmlichen Finanzierungsformen abzuwenden und sich nach neuen Möglichkeiten und alternativen Kapitalgebern umzusuchen. Vor dem Hintergrund der überwiegenden Fremdfinanzierung und der sich daraus ableitenden niedrigen Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstands wird sich die strategische Bedeutung des Eigenkapitals somit weiter verstärken. Eine ausreichende Eigenkapitaldecke gilt als wichtige Kenngröße von Robustheit und Risikotragfähigkeit und ermöglicht erst den ökonomischen Erfolg des Unternehmens. Eine Option, die Eigenmittelausstattung zu verbessern, ist die Aufnahme von Beteiligungskapital. Diese Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung gewinnt in der Praxis zunehmend an Bedeutung und wird auch vermehrt nachgefragt, stellt aber gleichzeitig einige zusätzliche Anforderungen an die Kapital suchenden Firmen. Eine weitere Herausforderung für den deutschen Mittelstand stellen die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen dar, die in ihrer Anwendungen eher restriktiver und sehr komplex geworden sind.

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Leseprobe

3 Private Equity als Finanzierungsform


 

3.1 Definition und Merkmale


 

Für den Ausdruck Private Equity (PE) existiert keine einheitliche Definition. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Begriff nicht aus der Theorie entwickelt wurde, sondern in der Praxis entstanden ist. Grundsätzlich handelt es sich hierbei, wie der Begriffsteil Equity deutlich macht, um die Bereitstellung von Eigenkapital. Der Begriffsteil Private beschreibt, dass dies außerbörslich geschieht. Hierdurch erfolgt eine Abgrenzung von Public Equity, das über die Börse bereitgestellt wird.[62]

 

Häufig wird der Begriff Venture Capital (VC) synonym zu Private Equity verwendet. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Teilbereich von Private Equity, nämlich um Finanzierung von jungen, innovativen Unternehmen in der Start-up-Phase, deren Produkte sich zum Teil noch in der Entwicklung befinden. Als Grund für die unterschiedlichen Begriffe kann die frühere Teilung des Marktes für Beteiligungskapital in Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Venture-Capital- Gesellschaften gesehen werden. Während Letztere hauptsächlich Wagniskapital für Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial bereitstellten, waren die Kapitalbeteiligungsgesellschaften, im Rahmen von sog. Management-Buyouts, auf die Mehrheitsbeteiligung an etablierten mittelständischen Unternehmen aus traditionellen Branchen spezialisiert.[63]

 

Private Equity wird weiterhin durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:

 

Bereitstellung von Eigenkapital gegen Überlassung von Beteiligungstiteln

 

Keine Verpflichtung zur Rückzahlung für den Kapitalnehmer

 

Kapitalgeber hat keinen festen Zinsanspruch

 

Kapitalgeber hat kein Kündigungsrecht

 

Eigenkapital ist Haftungskapital und somit im Konkursfall verloren[64]

 

Private Equity Investoren beteiligen sich an Unternehmen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen durch die Bereitstellung des Eigenkapitals. Die Kapitalüberlassung erfolgt mittel- bis langfristig und ist somit aus Sicht der Beteiligungsgesellschaft stets zeitlich befristet.[65] Darüber hinaus bieten Private Equity Gesellschaften eine intensive Managementunterstützung an, um den Wert der Beteiligung zu steigern und das Risiko der Transaktion zu begrenzen.[66] Private Investoren denken und handeln renditeorientiert. Das primäre Ziel der Beteiligungsgesellschaft liegt darin, einen maximalen Gewinn zu erzielen. Diese Wertsteigerung resultiert hauptsächlich aus folgenden Quellen:

 

Ertragssteigerung während der Investitionsdauer

 

Maximierung des Fremdkapitalanteils an der Gesamtfinanzierung

 

Veräußerungsgewinne durch gutes Timing von Investition und Ausstieg.[67]

 

Die Verbesserung der Performance im Laufe der Investitionsphase erfolgt vor allem durch strukturelle und strategische Eingriffe in das Management der Portfoliounternehmen. Eine zusätzliche Option zur Steigerung der Rendite bietet für die Beteiligungsgesellschaft die sog. Rekapitalisierung der Dividende. Dabei wird etwaige überschüssige Liquidität eingesetzt, um sich einen Teil des investierten Eigenkapitals noch während der Beteiligungsdauer in Form einer Sonderausschüttung zurückzahlen zu lassen.[68]

 

Die Wertsteigerung des Investitionsobjektes soll weiterhin durch eine Maximierung des Fremdkapitalanteils an der Gesamtfinanzierung (Leverage-Effekt) erzielt werden. Stärkerer Einsatz von günstigen Fremdmitteln erhöht die Eigenkapitalrendite und hilft die steuerliche Belastung zu minimieren.[69] Das aufgenommene Fremdkapital wird i. d. R. auf das Zielunternehmen übertragen, das dann den Zins- und Tilgungsleistungen in sieben bis neun Jahren nachkommen muss. Aufgrund dessen reduziert sich die Darlehenssumme um ca. 5-15% pro Jahr. Ein Teil der Fremdmittel ist aktuell bei vielen Investoren endfällig. Die vollständige Tilgung dieser Tranchen wird i. d. R. auf den Ausstieg der Beteiligungsgesellschaft abgestellt.[70] Am Ende der Investitionsperiode wird die Beteilung veräußert. Die Rendite wird hier durch die Realisierung der Bewertungsgewinne erreicht.

 

3.2 Geschichte und volkswirtschaftliche Relevanz


 

Die ersten Finanzierungen, die der heutigen Vorstellung von Private Equity relativ nahe kommen, entstanden in den Vereinigten Staaten um 1900. Vermögende Privatpersonen und Privatbanken finanzierten damals zahlreiche Unternehmensgründungen. Sie legten damit den Grundstein für die Industrialisierung. Auch in Deutschland wurden zu jener Zeit innovative Vorhaben von Einzelpersonen oder Familien finanziell unterstützt. In dieser Zeit finden sich die Ursprünge bekannter Weltkonzerne wie Rockefeller, Philipps, AEG oder Mannesmann. Diese projektbezogene, informelle Art der Beteiligung war die Vorform einer Finanzierung, die auch heute vielen Unternehmen die wirtschaftliche Entfaltung ermöglicht bzw. erleichtert.[71]

 

Die American Research & Development (AR&D) begann 1946 in den USA als Wagniskapitalgeber. Sie wurde die erste Gesellschaft, die der aktuellen Begriffsbestimmung eines Private Equity-Investors entspricht. AR&D investierte in junge, innovative Wachstumsunternehmen und bot neben der finanziellen Komponente auch eine umfassende Managementunterstützung. 1957 kaufte AR&D für 70.000,- US Dollar die Mehrheit an dem damals unbekannten Unternehmen Digital Equipment Corporation (DEC). 14 Jahre später hatte sich DEC zu einem führenden Unternehmen der Computerbranche entwickelt und AR&D verkaufte die Beteiligung 1971 für rund 255 Millionen US Dollar. Mit einer gewissen Verzögerung startete 1960 auch in Deutschland die Institutionalisierung der Private Equity- Finanzierung. Die ersten deutschen Beteiligungsgesellschaften finanzierten in erster Linie etablierte mittelständische Unternehmen. Die Intention der Investoren war die Eigenkapitalstruktur der Zielunternehmen zu verbessern, Innovationen zu fördern und vor allem Arbeitsplätze zu schaffen.[72]

 

In den 80er Jahren konzentrierten sich Kapitalbeteiligungsgesellschaften zunehmend auf Mehrheitsbeteiligungen, auch als Buyouts genannt. Mit dem Erwerb des Nahrungsmittelkonzerns Nabisco sorgte der amerikanische Private Equity-Investor KKR im Jahre 1988 mit dem ersten „Megadeal“ der Branche für Schlagzeilen. Die Unternehmensgründer hatten das Unternehmen für 25 Milliarden US Dollar erworben - eine Summe, die über ein Jahrzehnt unerreicht bleiben sollte. Ab 2003 erlebten auch die deutschen Marktteilnehmer spektakuläre Mehrheitsbeteiligungen an Firmen wie Celanese, Premiere, Ruhrgas Industries, Brenntag, BASF Drucksysteme oder Debitel, für die mehrere Millionen Euro bezahlt wurden. Es waren zunächst überwiegend international agierende Beteiligungsgesellschaften, die Deutschland als Markt entdeckt haben und dafür sorgten, dass Wagniskapital investiert wurde.[73] Zu den derzeit größten und bekanntesten Private Equity-Gesellschaften weltweit zählen CVC Capital Partners, Advent International, Bridgepoint, Carlyle, Blackstone und KKR. Sie tätigen vor allem Investments mit Eigenkapitaleinsatz pro Unternehmen von 500 Millionen bis 1,5 Milliarden Euro.[74]

 

Private Equity hat sich heute endgültig als ein wichtiger Partner in der deutschen Wirtschaft etabliert und große volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt. Zum Jahresende 2006 hielten die in Deutschland erfassten PE-Gesellschaften Beteiligungen an rund 6.000 kleinen und mittleren Unternehmen; in Summe ergaben diese Beteiligungen ein Volumen von rund 23 Mrd. Euro. Diese Unternehmen machen ca. 7% des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus und erwirtschaften mit mehr als 960.000 Beschäftigten fast 190 Mrd. Euro Jahresumsatz.[75] Zahlreiche empirische Untersuchungen zeigen, dass sich PE-finanzierte Unternehmen häufig überdurchschnittlich entwickeln. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich Kapitalbeteiligungsgesellschaften ausschließlich an Unternehmen mit sehr guten Wachstums- und Erfolgsaussichten beteiligen.

 

Die Investoren setzen ihren Schwerpunkt heute immer mehr auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, investieren vor allen Dingen in den Mittelstand und engagieren sich auch langfristig. Sie schaffen eine bemerkenswerte Anzahl neuer Arbeitsplätze, steigern die Umsätze signifikant und erhöhen die Gewinnsituation der Portfoliounternehmen. Arbeitsplätze werden dabei nicht nur in jungen stark wachsenden Unternehmen, die in dynamischen Branchen tätig sind, sondern auch in etablierten Geschäftszweigen geschaffen. Auch die Steuerzahlungen steigen bei von Beteiligungsgesellschaften finanzierten Unternehmen kontinuierlich.[76] In einer sich ständig veränderten Wirtschaftswelt tragen Private Equity Gesellschaften erheblich zur Wertschöpfung und zum Wachstum in Deutschland bei und gelten gleichzeitig als ein wichtiger Impulsgeber für die zukünftige volkswirtschaftliche Entwicklung.[77]

 

3.3 Unternehmensfinanzierung mittels Private Equity


 

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