Sie sind hier
E-Book

Private Standardsetzung im Gesellschafts- und Bilanzrecht.

Verfassungsrechtliche Grenzen kooperativer Standardsetzung im europäischen Mehrebenensystem an den Beispielen des Deutschen Corporate Governance Kodexes und der International Financial Reporting Standards.

AutorPatrick Hohl
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheBeiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht 44
Seitenanzahl359 Seiten
ISBN9783428525386
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis99,90 EUR
Die Zukunft des Nationalstaates und damit auch der Demokratie, die zumindest in Deutschland bisher auf der Grundlage eines souveränen Staates gedacht wurde, ist ungewiss. Denn die Souveränität des Nationalstaates wird durch die internationale Integration Deutschlands, aber auch durch die zunehmende Kooperation des Staates mit gesellschaftlichen Akteuren bedroht. Vor diesem Hintergrund ist auch die aktuelle Entwicklung im deutschen und europäischen Gesellschafts- und Bilanzrecht zu sehen: die Verlagerung von Gestaltungsbefugnissen auf Private Standardsetzer. Als Referenzbeispiele sind das in concreto die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex und das International Accounting Standards Board. Ausgehend von der These, dass beide Gremien im Rahmen der Standarderstellung Hoheitsgewalt (mit-)ausüben, hält der Autor insbesondere die demokratische Legitimation ihrer Tätigkeit für zweifelhaft. Während im ersten Teil der Arbeit vor allem die bisher vertretenen Legitimationstheorien darlegt werden, von denen im Ergebnis keine die Erstellung des Deutschen Corporate Governance Kodexes de constitutione lata ausreichend demokratisch legitimiert, wird das europäische Beispiel der IFRS genutzt, die jeweiligen Begründungsansätze dieser Theorien näher zu untersuchen. Dabei kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, dass die noch vorherrschende Legitimationskettenlehre zu weitgehende Schlussfolgerungen aus dem offenen Verfassungsprinzip der Demokratie ableitet und damit die vom Grundgesetz und vom europäischen Verfassungsverbund vorgeschriebene Herrschaft des Volkes bei der konkreteren Ausgestaltung der Demokratie unrechtmäßig einschränkt. Doch auch die Gegenentwürfe der Betroffenen- und der Output-Legitimation sind nicht mit den geltenden Verfassungen vereinbar. Dennoch können bei einer offeneren Interpretation des Demokratieprinzips Private Standardsetzer zur Umsetzung des demokratisch legitimierten Hoheitswillens eingesetzt werden, wofür der Autor im letzten Teil einen rechtlichen Rahmen entwickelt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsübersicht10
Inhaltsverzeichnis14
§ 1 Einleitung22
1. Kapitel: Corporate Governance29
§ 2 Entwicklung der Corporate Governance29
A. Begriff der Corporate Governance29
B. Internationale Corporate Governance-Entwicklung30
C. Nationale Corporate Governance-Entwicklung33
D. Europäische Corporate Governance-Entwicklung35
§ 3 Der Deutsche Corporate Governance Kodex – Entstehung und Zielsetzung36
A. Eine hoheitlich-gesellschaftliche Koproduktion36
I. Der „private“ Standardsetzer36
II. Die „privaten“ Standards37
III. Hoheitliche Rezeption38
B. Hoheitliche Zielvorstellungen39
§ 4 Die verfassungsrechtliche Grundproblematik41
A. Rechtsquellen und Regelungsebenen der Corporate Governance41
B. Was ist so neu am Kodex? – Typologie „kooperativer Rechtsetzung“43
I. Trägerschaft der Kodex-Kommission44
II. Rechtliche Grundlage der Kodex-Kommission46
III. Personalauswahl der Kommissionsmitglieder46
IV. Befugnisse der Kodex-Kommission48
V. Einordnung des Kodexes49
VI. Zusammenfassung51
C. Fragestellung52
D. Untersuchungsgegenstand52
§ 5 Private oder staatliche Standards?53
A. Notwendigkeit einer Abgrenzung zwischen öffentlichem und privatem Recht53
B. Die Abgrenzungstheorien53
C. Abgrenzung bei Beteiligung Privater54
D. Zwischenergebnis55
§ 6 Grundrechtsrelevanz der Kodex-Empfehlungen55
A. Art. 12 GG – Berufsfreiheit57
I. Staatliche Aufgabenzuweisung59
II. Zuständigkeit60
III. Richtigkeit und Sachlichkeit60
B. Art. 14 GG – Eigentumsfreiheit61
C. Art. 2 Abs. 1 GG – Allgemeine Handlungsfreiheit62
D. Art. 2 Abs. 1 i.V.m. 1 Abs. 1 GG – Recht auf informationelle Selbstbestimmung62
E. Zwischenergebnis64
§ 7 Demokratische Legitimation65
A. Input-orientierte Legitimationsmodelle66
I. Legitimationsbedürftigkeit70
1. Grundsatz: Alle Staatsgewalt70
a) Das „Gewalt“-Moment71
b) Das „Ausübungs“-Moment72
2. Ausnahme: Bagatellvorbehalt?74
II. Ermittlung des Ist-Niveaus75
1. Die traditionellen Legitimationsmodi75
a) Personelle Legitimation76
b) Sachlich-inhaltliche Legitimation77
aa) Gesetzesbindung78
bb) Weisungsunterworfenheit79
c) Ist-Niveau nach traditionellem Legitimationsmodell80
2. Die „pluralistischen“ Legitimationsmodi80
3. Die Legitimationsmodi Dederers83
III. Bestimmung des Soll-Niveaus84
1. Statisches Soll-Niveau85
2. Dynamisches Soll-Niveau87
3. Stellungnahme: Die Wesentlichkeitstheorie als „Konstante“ des Soll-Niveaus88
4. Gesetzliche Regelungsdichte für die Kodex-Erstellung89
IV. „Ist-Soll-Vergleich“91
1. Horizontale Kompensation92
2. Vertikale Kompensation94
V. Rechtfertigung des Legitimationsmangels95
B. Output-Legitimation?99
I. Eliten101
II. Experten105
III. Das Volk108
C. Zwischenergebnis112
§ 8 Staatsorganisation113
A. Organisationsrechtliche Gesetzesvorbehalte117
I. Institutionelle Gesetzesvorbehalte117
II. Grundrechtswesentlichkeit118
III. „Staatsferne“119
IV. Partizipation „Privater“120
V. Zusammenfassung122
B. Demokratische Legitimation durch Organisation und Verfahren122
I. „Staatsferne“123
II. Partizipation „Privater“123
III. Zusammenfassung124
§ 9 Ergebnis124
2. Kapitel: Bilanzierungsstandards127
§ 10 Entwicklung des Bilanzrechts127
A. Die (unterschiedlichen) Funktionen und Zwecke der Bilanz127
I. Aktuelle Rechnungslegungspflichten127
II. Das kontinental geprägte Rechnungslegungssystem128
III. Das angelsächsische Rechnungslegungssystem130
B. Internationale Entwicklung des Bilanzrechts132
C. Europäische Entwicklung des Bilanzrechts133
D. Nationale Entwicklung des Bilanzrechts136
E. Verortung der Bilanzierungsvorschriften für deutsche Unternehmen138
§ 11 Die „internationalen Rechnungslegungsstandards“ (IAS/IFRS)140
A. Der „private“ Standardsetzer140
B. Die „privaten“ Standards140
C. Hoheitliche Rezeption141
I. EU-Verordnung 1606/2002141
II. Durchführungsverordnungen der Kommission141
§ 12 Die „verfassungsrechtliche“ Grundproblematik143
A. Rechtsquellen und Regelungsebenen143
B. Typologie „kooperativer Rechtsetzung“145
I. Trägerschaft des IASB145
II. Rechtliche Grundlage des IASB145
III. Personalauswahl der IASB-Mitglieder146
IV. Befugnisse des IASB146
V. Einordnung der IAS/IFRS147
VI. Zusammenfassung147
C. Fragestellung147
D. Untersuchungsgegenstand149
§ 13 Grundrechtsrelevanz der IAS/IFRS149
§ 14 Demokratische Legitimation152
A. Legitimationsbedürftigkeit161
I. Grundlage der Legitimationsbedürftigkeit161
II. Legitimationsbedürftigkeit der hoheitlichen Rezeption162
III. Legitimationsbedürftigkeit der Mitwirkung des IASB163
1. Hoheitsgewalt bei privater Tätigkeit?163
2. (Mit-)Ausübung von Hoheitsgewalt165
3. Zwischenergebnis169
B. Bestimmung des Soll-Niveaus169
I. Anforderungen des unantastbaren Kerns des Demokratieprinzips169
1. Die Legitimationssubjekte170
a) Zur Gleichsetzung von Volk und Nation171
b) Zur Einheitlichkeit des Volkes und des Volkswillens172
c) Zur Einzigkeit des deutschen Volks als Legitimationssubjekt176
d) Zwischenergebnis: Legitimationssubjekte177
2. Die Legitimationsmodi178
3. Zusammenfassung180
II. Anforderungen des primärrechtlichen Demokratieprinzips180
1. Rechtsprechung des EuGH181
2. Rechtsprechung des EuG182
3. Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten183
III. Zwischenergebnis185
C. Ermittlung des Ist-Niveaus186
I. Legitimationssubjekte186
II. Legitimationsverfahren bei der Erstellung der IAS/IFRS188
1. Demokratische Legitimation der IAS-Verordnung189
a) Willenszusammenhang189
b) Verantwortungszusammenhang192
c) Effektivität des Zurechnungszusammenhangs194
2. Demokratische Legitimation der Durchführungsverordnungen197
a) Willenszusammenhang197
b) Verantwortungszusammenhang199
c) Effektivität des Zurechnungszusammenhangs201
III. Zwischenergebnis: Ist-Niveau202
D. „Ist-Soll-Vergleich“202
I. Spezifische Legitimationsprobleme der EG202
II. Spezifische Legitimationsprobleme der Privaten Standardsetzung207
1. Maximierung207
2. Optimierung210
E. Zwischenergebnis215
§ 15 Ergebnis215
3. Kapitel: Schlussfolgerungen220
§ 16 Gang der nachfolgenden Untersuchung220
§ 17 Das Legitimationsmodell221
A. Normatives Modell223
B. Rolle der Verfassung225
I. Demokratische Legitimation in Deutschland226
II. Demokratische Legitimation in der Europäischen Union232
III. Legitimationsniveau234
C. Ex-ante-/Ex-post-Legitimation236
I. Relevanter Zeitpunkt des Inputs236
II. Relevanter Beurteilungszeitpunkt238
D. Input-Output-Relation239
§ 18 Demokratische Private Standardsetzung241
A. Das Soll-Niveau Privater Standardsetzung241
B. Typologie Privater Standardsetzung242
I. Art der Mitwirkung an hoheitlicher Rechtsetzung242
II. Rechtliche Grundlage für die Einrichtung kooperativer Standardsetzung244
1. Nach dem Grundgesetz245
a) Regierungskommissionen246
aa) Öffentlich-rechtliche Regierungskommission246
bb) Privatrechtsförmige Regierungskommission248
b) Verwaltungskommissionen250
aa) Öffentlich-rechtliche Verwaltung251
bb) Privatrechtsförmige Verwaltung251
2. Nach dem europäischen Verfassungsverbund254
3. Zwischenergebnis: Rechtliche Grundlage256
III. Grenzen der Befugnisübertragung257
1. Nach dem Grundgesetz257
2. Nach dem europäischen Verfassungsverbund263
3. Zwischenergebnis: Grenzen der Befugnisübertragung270
IV. Art der Rezeption271
1. Selbständige Rechtsetzungsbefugnis272
2. Steuernde Rezeption278
3. Zwischenergebnis: Art der Rezeption282
V. Trägerschaft des Standardsetzers282
C. Plurale Legitimation Privater Standardsetzung284
I. Steuerungsvielfalt285
1. Regelung der Inputchancen286
a) Die traditionellen Legitimationsmodi287
aa) Personelle Legitimation287
bb) Sachlich-inhaltliche Legitimation290
b) Unmittelbare Inhaltssteuerung295
c) Mittelbare Willenssteuerung297
2. Institutionalisierte Outputoptimierung302
a) Effektuierung des Willenszusammenhangs302
b) Effektuierung der Willensverwirklichung304
II. Steuerung des Standardsetzers307
1. Kooperation mit hoheitlichem Standardsetzer – DCGK308
2. Freiwillige Kooperation mit privatem Standardsetzer – DRS313
3. Hoheitlich angeordnete Kooperation mit privatem Standardsetzer – IFRS319
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse in Thesen324
Literaturverzeichnis332
Stichwortverzeichnis357

Weitere E-Books zum Thema: Ausländerrecht - Asylrecht - Migration

Handbuch Europarecht

E-Book Handbuch Europarecht
Band 2: Europäisches Kartellrecht Format: PDF

Das Wettbewerbsrecht hat in den letzten Jahren tiefgreifende Umbrüche erfahren. Das betrifft die Kartellverfahrens- und die Fusionskontrollverordnung ebenso wie verschiedene…

Handbuch Europarecht

E-Book Handbuch Europarecht
Band 2: Europäisches Kartellrecht Format: PDF

Das Wettbewerbsrecht hat in den letzten Jahren tiefgreifende Umbrüche erfahren. Das betrifft die Kartellverfahrens- und die Fusionskontrollverordnung ebenso wie verschiedene…

Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee

E-Book Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee
Grundlagen und Aufgaben der verwaltungsrechtlichen Systembildung Format: PDF

Verwaltungsrecht soll dem Einzelnen Schutz gewähren und der Verwaltung zur effizienten Erfüllung ihrer Aufgaben rechtlich den Weg ordnen. Dieser Doppelauftrag sieht sich vor neuen Herausforderungen:…

Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee

E-Book Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee
Grundlagen und Aufgaben der verwaltungsrechtlichen Systembildung Format: PDF

Verwaltungsrecht soll dem Einzelnen Schutz gewähren und der Verwaltung zur effizienten Erfüllung ihrer Aufgaben rechtlich den Weg ordnen. Dieser Doppelauftrag sieht sich vor neuen Herausforderungen:…

Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee

E-Book Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee
Grundlagen und Aufgaben der verwaltungsrechtlichen Systembildung Format: PDF

Verwaltungsrecht soll dem Einzelnen Schutz gewähren und der Verwaltung zur effizienten Erfüllung ihrer Aufgaben rechtlich den Weg ordnen. Dieser Doppelauftrag sieht sich vor neuen Herausforderungen:…

Weitere Zeitschriften

FESTIVAL Christmas

FESTIVAL Christmas

Fachzeitschriften für Weihnachtsartikel, Geschenke, Floristik, Papeterie und vieles mehr! FESTIVAL Christmas: Die erste und einzige internationale Weihnachts-Fachzeitschrift seit 1994 auf dem ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

BIELEFELD GEHT AUS

BIELEFELD GEHT AUS

Freizeit- und Gastronomieführer mit umfangreichem Serviceteil, mehr als 700 Tipps und Adressen für Tag- und Nachtschwärmer Bielefeld genießen Westfälisch und weltoffen – das zeichnet nicht ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...