Der Begriff pro forma‘ stammt aus dem lateinischen und lässt sich mit „der Form wegen“[27], „zum Schein“[28] oder „nur formell“[29] übersetzen. Auch im englischen Sprachgebrauch ist der Begriff mit der Erläuterung „as a matter of form“"[30] analog der deutschsprachigen Übersetzung zu verwenden. Etymologisch betrachtet stammt die Wendung aus der Kanzleisprache des 16. Jahrhunderts und wurde von dort in die Allgemeinsprache übernommen.[31]
Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich wird der Pro-forma-Begriff häufig gemäß der Übersetzungsvariante ,zum Schein' im Sinne von ,als ob' übersetzt bzw. verwendet.[32] So soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Berichtssubjekt unter gewissen Annahmen zustande gekommen ist oder bestehende Berichtssubjekte modifiziert wurden.
Neben der konjunktivischen ,als-ob'-Betrachtung einzelner Geschäftsvorfälle, wird dem Pro- forma-Begriff des Weiteren die geringe Regulierung in den Rechnungslegungsstandards[33] zugeschrieben. Dies ist exemplarisch mit den „erhebliche(n) Freiheitsgrade(n) in der Ergebnispräsentation und -disaggregation“[34] nach IAS 1 belegbar. Unternehmen können somit Pro-forma- Elemente individuell interpretieren und ausgestalten.[35] Auch im Umfeld der US-GAAP wird werden der Ermessensspielraum beispielsweise von Teitler-Feinberg kritisch erwähnt.[36] Entsprechende Elemente werden häufig auch als non-GAAP“[37] oder ,adjusted-GAAP‘[38] bezeichnet.
Mit dem Merkmal der nicht-Regulierung ist die Freiwilligkeit[39] der Berichterstattung verbunden. Das Attribut freiwillig' ist zwar häufig, jedoch eingeschränkt gültig. Es existieren auch Verpflichtungen zur Kommunikation von Pro-forma-Information.[40] Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Unternehmen mit einem Kreditor ein privatrechtliches Abkommen schließt und daraufhin bestimmte Informationen zur Kreditwürdigkeit oder Ertragskraft bereitstellen muss.[41] Ein weiteres Beispiel ist das Reporting des Ergebnisses je Aktie nach DVFA/SG.[42] Dies geschieht für den HGB-Bilanzierer grundsätzlich freiwillig[43], ist jedoch in seiner Ausgestaltung am Schema der DVFA/SG zu orientieren.[44]
Geläufige Termini mit der Wendung pro forma‘sind im betriebswirtschaftlichen Zusammenhang
und bezugnehmend auf die Rechnungslegung im Speziellen - unter vielen v.a.[45]:
Pro-forma-Berichterstattung bzw. -Kommunikation oder -Informationsübermittlung,
Pro-forma-Informationen,
Pro-forma-Berichte bzw. -Jahresabschlüsse,
Pro-forma-Kennzahlen und
Pro-forma-Ergebnisse[46].
Die Pro-forma-Berichterstattung bzw. -Kommunikation oder -Informationsübermittlung beschreibt den Ablauf der Übermittlung von Informationen - oder allgemein einer Nachricht - vom Sender an den Empfänger.[47] Die Begriffe werden üblicherweise synonym verwendet.[48] Als Bestandteil des Berichtswesens findet hier die Bündelung von Informationen für vorab definierte Empfänger statt.[49] Der Sender ist in diesem Fall das Unternehmen. Empfänger können Stakeholder eines Unternehmens oder aber einzelne Teilgruppen derselben sein.[50] Den Inhalt bzw. die Nachricht der Pro-forma-Kommunikation stellen allgemein betrachtet Pro- forma-Informationen dar.[51] Informationen sind als in einen bestimmten Kontext eingeordnete Daten zu verstehen.[52] Es handelt sich also um verarbeitete Daten, die explizites Wissen darstellen.[53] Dieses Wissen kann in Form von Pro-forma-Berichten bzw. -Jahresabschlüssen[54] übermittelt werden. Bestandteil von Pro-forma-Berichten sind neben allgemeinen Angaben insbesondere Pro-forma-Kennzahlen.[55] Da es prinzipiell möglich ist, Pro-forma-Kennzahlen außerhalb eines Berichtsrahmens zu kommunizieren, sind sie nicht unbedingt integraler Bestandteil von Pro-forma-Berichten. [56] Dies gilt in besonderem Maß für Pro-forma-Jahresabschlüsse als spezifische Form eines Berichts. Es existiert jedoch unweigerlich eine Schnittmenge. Integraler Bestandteil von Pro-forma-Kennzahlen hingegen sind die Pro-forma-Ergebnisse, also von der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) abgeleitete Kennzahlen.[57] Die Abgrenzung der Begriffe wird in Abbildung 2 gemäß den vorherigen Ausführungen grafisch verdeutlicht.
Abbildung 2: Begriffsabgrenzung innerhalb der Pro-forma-Berichterstattung
Quelle: Eigene Darstellung.
„Kennzahl(en) ... bezeichnen .. ganz allgemein eine Absolut- oder Verhältniszahl, die einen bestimmten ... Sachverhalt oder Tatbestand mit besonderer Aussagekraft beschreibt“[58]. Betriebswirtschaftliche Kennzahlen haben die Aufgaben, Erkenntnisse zu ordnen, Sachverhalte zu erläutern und - je nach Art der Kennzahl - Ereignisse zu prognostizieren.[59] Durch Kennzahlen können komplexe betriebliche Sachverhalte mittels Verdichtung in vereinfachter Form dargestellt werden.[60] Dies erfolgt durch die Erfassung interner oder externer Daten bzw. Informationen.
Kennzahlen lassen sich anhand typischer Merkmale identifizieren. Grundsätzlich wird eine kardinale Messbarkeit gefordert.[61] Dadurch lassen sich mathematische Modelle und Methoden anwenden, mit denen die gewünschte Aussagekraft erreicht oder verdeutlicht werden kann. Desweiteren sind die Parameter Objektbezug, Zeitbezug und Zahlenwert charakteristisch.[62] So ergibt sich eine individuelle Identifizierbarkeit, die dem Nutzer der Kennzahl einen Einblick in weitere Informationen neben der reinen Datensicht liefert und weitere Analysen ermöglicht. Ein Beispiel ist in diesem Zusammenhang die operative Umsatzrendite (Zahlenwert) - z.B. 10% - von Unternehmen X (Objektbezug) im Jahr 2009 (Zeitbezug). Weitere Analysen sind durch eine Änderung des Objektbezugs (z.B. Benchmarking in der Branche) oder des Zeitbezugs (z.B. Vorjahresvergleich) möglich.
Die Kategorisierung von Kennzahlen kann nach mathematischen oder nach inhaltlichen Gesichtspunkten erfolgen. Eine mögliche Untergliederung von Kennzahlen nach der numerischen Klassifikation ist demnach[63]:
Absolute Kennzahlen
Unter Verwendung von Rechenoperationen
Summen (z.B. Bilanzsumme)
Differenzen (z.B. Jahresergebnis)
Mittelwerte (z.B. durchschnittliche Personalkosten je Mitarbeiter)
Ohne Verwendung von Rechenoperationen (z.B. einzelne Buchungen im Rechnungswesen)
Relative Kennzahlen
Gliederungszahlen (z.B. Marktanteil) o Beziehungszahlen (z.B. Umsatzrendite) o Messzahlen (z.B. Preisindizes).
Neben der mathematischen Klassifizierung ist ebenfalls eine betriebliche Sichtweise möglich. In einer funktionalen Betrachtung lassen sich Kennzahlen gemäß ihrem Ursprung bzw. Einsatzbereich gliedern[64]:
Forschung und Entwicklung
Unternehmensanalyse und -organisation
Marketing und Vertrieb
Produktion
Einkauf
Logistik und Materialwirtschaft
Personal.
Bezugnehmend auf den Komplex der Pro-forma-Kennzahlen ist eine Gliederung nach Bereichen der finanziellen Berichterstattung von Unternehmen von besonderem Interesse.[65] Eine mögliche Kategorisierung könnte wie folgt aussehen[66]:
Bilanzkennzahlen
Kennzahlen zur Mittelverwendung (z.B. Anlageintensität) o Kennzahlen zur Mittelherkunft (z.B. Eigenkapitalquote)
Kapitalflussorientierte Kennzahlen (z.B. Free Cash Flow)
Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung (z.B. Betriebliches Ergebnis)
Hybride Kennzahlen (Kombination verschiedener Kategorien z.B. Forderungsumschlag).
Es existiert bisher keine allgemein anerkannte und vereinheitlichte Definition für Pro-forma- Kennzahlen bzw. -Ergebnisgrößen.[67] Eine Erklärung beschränkt sich in vielen wissenschaftlichen Ausführungen - u.a. bedingt durch einen besonders speziellen Forschungsfokus - auf wenige Sätze in der Einleitung.[68] Es gilt also, die Wendung pro forma‘ und den Kennzahlenbegriff in Zusammenhang zu bringen und eine Definition für nachfolgende Untersuchungen zu erarbeiten.
Konkrete Definitionen werden insbesondere von Mulford/Comiskey und Küting/Heiden formuliert....