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E-Book

Projektteamübergreifender Wissensaustausch

Fehlervermeidung und organisationales Lernen durch interaktive Elemente einer Wissenskultur

AutorJulia Müller
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl269 Seiten
ISBN9783834983411
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR


Dr. Julia Müller promovierte bei Prof. Hans Hinterhuber und Prof. Kurt Matzler am Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

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Leseprobe
1 Einführung (S. 1)

„Wenn man erst bei Problemen anfängt zu reden, ist man relativ spät dran.“ (Aussage eines Interviewpartners)

1.1 Wissenschaftliches Problem und Fragestellung

Wissensmanagement, das auf die Einrichtung von Rahmenbedingungen für den effektiven Ablauf von Wissensprozessen im Unternehmen abzielt (Bennet & Bennet, 2003a: 26ff) und neben technologischen auch soziokulturelle und psychologische Aspekte inkludiert (Scarbrough et al., 1999), ist nach wie vor ein zentrales Thema in der Managementforschung (z.B. Matzler et al., 2005: 3, Renzl et al., 2006a).

Besonders der Prozess des Wissensaustauschs spielt eine große Rolle in Unternehmen, da dadurch Innovationen vorangetrieben, Organisationales Lernen gefördert, neue Fähigkeiten entwickelt, Produktivität erhöht und Wettbewerbsvorteile gesichert werden können (Von Krogh, 1998, Hoopes & Postrel, 1999, Argote et al., 2000: 5).

Uneingeschränkter Wissensaustausch kann allerdings für die Performance von Unternehmen problematisch sein (Haas & Hansen, 2005), da es beispielsweise ineffizient sein kann, wenn jedes Unternehmensmitglied alles weiß, allerdings ist es vorteilhaft, wenn relevantes Wissen, wie best practices1 oder „transactive knowledge“, weit verbreitet ist (Brauner & Becker, 2006).

Der Wissensaustauschprozess hat, je nach Paradigma, verschiedene Definitionen. In dieser Arbeit, der Theorie des sozialen Konstruktivismus folgend, wird Wissensaustausch definiert als „…the provision or receipt of task information, know-how, and feedback regarding a product or procedure” (Cummings, 2004: 352, based on Hansen, 1999).

Damit werden verschiedene Interaktionselemente hervorgehoben: Wissensaustausch umfasst mindestens zwei Personen, die bereit sind, einerseits Wissen zu teilen (willingness to share), andererseits dieses Wissen mit ihrem bisherigen Wissen zu kombinieren und anzuwenden (willingness to accept).

Dabei wird nicht nur explizites Wissen (z.B. über Datenbanken oder Anweisungen), sondern auch implizites Wissen in Interaktion geteilt. Der Wissenssaustauschprozess funktioniert nicht durch eine Ein-Weg-Kommunikation von SenderInnen zu EmpfängerInnen, sondern durch kontinuierliche soziale Interaktion, wodurch Wissen nicht verbraucht, sondern bei allen Beteiligten vermehrt wird.

Der Austausch von relevantem Wissen in einem Unternehmen hängt von verschiedenen Faktoren ab, nämlich den Charakteristiken des Wissens (z.B. implizite Dimension, Polanyi, 1966), der Struktur des Unternehmens (z.B. geographisch verteilte Niederlassungen, Argote et al., 2000), den Beteiligten selbst (z.B. Persönlichkeit oder Vertrauen, Mooradian et al., 2006) und der Unternehmenskultur (z.B. Levin & Cross, 2004).

In der Wissensmanagementliteratur wird Unternehmenskultur als zentraler Einflussfaktor für die Effektivität von Wissensprozessen gesehen (z.B. Adler & Bartholomew, 1992, Von Krogh, 1998), denn Unternehmenskultur, die sowohl Manifestationen (Verhalten, Artefakte) als auch grundlegende Überzeugungen und Werte über Prioritäten, Prozesse, Ursachen und Verbesserungen umfasst, beeinflusst das Denken, Verhalten und Empfinden von MitarbeiterInnen (Schein, 1992: 16ff, Sackmann, 2000: 145).

Deshalb sind Wissensmanagementinitiativen nur erfolgreich, wenn sie im Einklang mit der bestehenden Unternehmenskultur stehen und somit von den MitarbeiterInnen angenommen und umgesetzt werden (Davenport et al., 1998: 50). Bereits in den 1990er Jahren wurde festgestellt, dass die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei Wissensprozessen spielt (z.B. Adler & Bartholomew, 1992, vgl. „learning culture“ bei Schein, 1992, Davenport et al., 1998, Von Krogh, 1998), denn die kulturellen Werte eines Unternehmens geben den MitarbeiterInnen einen Sinn und lassen sie an einem Strang ziehen (Leonard-Barton, 1995, Hinterhuber, 2004b: 73).

Genauso vermitteln Unternehmenswerte ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das für den Wissensaustausch entscheidend ist. Zu diesem Zusammenhang gibt es bereits erste empirische Studien: (1) Die meisten Studien untersuchen den Zusammenhang zwischen Unternehmenskultur und Wissensaustausch auf der individuellen (MitarbeiterInnen-)Ebene (Gold et al., 2001, Alavi et al., 2005, Bock et al., 2005, Oliver & Kandadi, 2006) oder innerhalb von Teams (Zárraga & Bonache, 2005).

Wenn gruppenübergreifender Wissensaustausch untersucht wurde, standen bisher Berufsgruppen und nicht Projektteams im Vordergrund (Bechky, 2003, Tagliaventi & Mattarelli, 2006). In Unternehmen finden jedoch Projektteams immer mehr Verbreitung (Madhavan & Grover, 1998, Kirkmen & Rosen, 1999, Anand et al., 2003, Chowdhurry, 2005).
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis9
Abbildungsverzeichnis11
Tabellenverzeichnis13
1 Einführung14
1.1 Wissenschaftliches Problem und Fragestellung14
1.2 Einordnung in die Wissenschaftstheorie – Sozialer Konstruktivismus17
1.3 Methodische Vorgehensweise18
1.4 Aufbau der Arbeit20
2 Die Bedeutung von Wissen für Unternehmen23
2.1 Vom ressourcenorientierten Ansatz zum wissensorientierten Ansatz23
2.1.1 Ressourcenorientierter Ansatz, Fähigkeiten und Wettbewerbsvorteile24
2.1.2 Wissensgesellschaft, knowledge-intensive firms und der wissensorientierte An-satz27
2.2 Der Begriff Wissen33
2.2.1 Wissen vs. Information und Daten35
2.2.2 Charakteristiken und Arten von Wissen37
2.2.3 Handlungsorientierung von Wissen42
2.2.4 Soziale Konstruktion von Wissen46
3 Wissensaustausch als zentraler Prozess des Wissensmanagements50
3.1 Entwicklungen des Wissensmanagements50
3.1.1 Perspektiven des Wissensmanagements51
3.1.2 Prozesse des Wissensmanagements53
3.1.3 Ist Wissensmanagement ein Oxymoron?56
3.1.4 Wissensmanagement und Organisationales Lernen57
3.2 Wissensaustausch61
3.2.1 Abgrenzung von artverwandten Begriffen und Definition von Wissensaustausch64
3.2.2 Phasen des Wissensaustauschs67
3.2.3 Wissensaustauschmechanismen69
3.2.4 Einflussfaktoren und Herausforderungen beim Wissensaustausch71
3.2.4.1 Herausforderungen durch verschiedene Arten von Wissen: Komplexität und Ambiguität73
3.2.4.2 Herausforderungen durch personenbezogene Faktoren74
3.2.4.3 Herausforderungen durch die Interaktion zwischen SenderIn und Empfänge-rIn76
3.2.4.4 Herausforderungen durch die Rahmenbedingungen77
3.2.5 Wissensaustausch zwischen Projektteams79
4 Unternehmenskultur – von anthropologischen Ursprüngen zum Unter-nehmenskontext85
4.1 Definition und Abgrenzung des Begriffs Unternehmenskultur87
4.1.1 Abgrenzung zu Unternehmensklima87
4.1.2 Verschiedene Ansätze zu Unternehmenskultur91
4.1.2.1 Unternehmenskultur in der Funktionalistischen Perspektive9093
4.1.2.2 Unternehmenskultur in der Interpretativen Perspektive9397
4.1.2.3 Unternehmenskultur in der Dynamischen Perspektive100
4.2 Aspekte der Unternehmenskultur im dynamischen Ansatz106
4.2.1 Entstehung und Gestaltung von Unternehmenskultur106
4.2.2 Erlernen und Weitergabe von Unternehmenskultur110
4.2.3 Effekte von Unternehmenskultur112
4.2.4 Dimensionen, Merkmale und Typen von Unternehmenskultur115
5 Der interaktive Zusammenhang zwischen Unternehmenskultur und Wissensaustauschprozesse124
5.1 Erste Trends zum Zusammenhang von Kultur und Wissensmanagement-prozessen127
5.2 Elemente einer Wissenskultur der Unternehmenskultur als Voraussetzung für erfolgreiches Wissensmanagementprozesse132
5.2.1 Grundlegende Überzeugungen und Wertvorstellungen einer Wissenskultur137
5.2.2 Manifestationen einer Wissenskultur145
6 Ableitung der Forschungsfragen153
7 Forschungsdesign157
7.1 Qualitativer Forschungszugang und induktives Vorgehen159
7.2 Messen von Wissensaustausch161
7.3 Messen von Unternehmenskultur162
7.4 Vorgehensweise und Methodik168
7.4.1 Auswahl des Fallbeispiels, Beschreibung der Research Site und Auswahl der Interviewpartner169
7.4.2 Methodentriangulation171
8 Auswertung der Daten und Ergebnisse177
8.1 Auswertung nach der Methode GABEK178
8.2 Ergebnisse der empirischen Studie189
8.2.1 Einblicke in das Unternehmen190
8.2.1.1 Projektarbeit im Unternehmen190
8.2.1.2 Maßnahmen für Wissensmanagement und Ausprägungen des Wissensaus-tauschs194
8.2.1.3 Kulturelle Manifestationen und Wertvorstellungen im Unternehmen207
8.2.2 Einfluss von Unternehmenskultur auf Wissensaustauschprozesse zwischen Pro-jektteams215
8.2.2.1 Wissensaustausch zwischen Projektteams215
8.2.2.2 Einflussfaktoren für den Wissensaustausch zwischen Projektteams220
9 Zusammenfassung, Interpretation und Diskussion der Ergebnisse227
9.1 Die ganzheitliche Betrachtung von individuellem Wissensaustausch227
9.2 Wissensaustausch zwischen Projektteams229
9.3 Interaktive und reziproke Elemente einer Wissenskultur233
9.3.1 Unternehmenskultur als Wissensressource233
9.3.2 Wissenskultur und ihr Einfluss auf unternehmensinterne und projektteamübergreifende Wissensaustauschprozesse235
9.3.3 Wissensprozesse als Einflussfaktor der Unternehmenskultur245
10 Resümee, Limitationen und Ausblick249
Literaturverzeichnis252

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