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E-Book

Psychische Belastungen bei Krebserkrankungen

Gruppentherapie nach dem supportiv-expressiven Ansatz

AutorDavid Spiegel, Katrin Reuter
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783840925030
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Eine Krebserkrankung konfrontiert Betroffene mit zahlreichen körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen, die in vielen Fällen behandlungsbedürftig sind. Die supportiv-expressive Gruppentherapie (SEGT) ist ein spezifischer gruppentherapeutischer Ansatz für die Psychotherapie mit Krebspatienten, die auf den Arbeiten von Irvin Yalom zu existenzieller Psychotherapie und prozessorientierter Gruppentherapie basiert. In diesem Band wird die in den USA von David Spiegel und Kollegen entwickelte und für den deutschsprachigen Raum adaptierte Kurzzeitintervention der SEGT beschrieben. Nach einem einleitenden Überblick über das derzeitige psychoonkologische Behandlungsfeld werden die für die psychotherapeutische Arbeit mit Krebspatienten in Gruppen relevanten klinisch-philosophischen Konzepte Yaloms zusammengefasst. Anschließend wird die auf 12 Sitzungen angelegte Kurzzeittherapie ausführlich beschrieben. Die Grundpfeiler der SEGT bestehen in der Förderung von Unterstützung und Bindung innerhalb und außerhalb der Gruppe, der Stärkung des emotionalen Ausdrucks und der Bearbeitung von existenziellen Fragen und Anliegen. Dem therapeutischen Vorgehen liegen dabei unterstützende und emotionsfokussierende Prinzipien zugrunde. Anhand von Interventions- und Fallbeispielen wird die Durchführung praxisnah illustriert. Eine ausführliche Übersicht zum Stand der Wirksamkeitsforschung zur SEGT schließt den Band ab.

Dr. Katrin Reuter, geb. 1966. Psychologische Psychotherapeutin, Psychoonkologin und Supervisorin. Ausgebildet in kognitiver Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, Gruppen- und sys-temischer Therapie. Langjährige klinische und wissenschaftliche Tätigkeit an der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg mit Schwerpunkt Psychoonkologie und Forschungsaufenthalt an der Stanford University, School of Medicine, USA. Seit 2012 tätig als niedergelassene Psy-chotherapeutin und Psychoonkologin in Freiburg.

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Kapitelübersicht
  1. Psychische Belastungen bei Krebserkrankungen
  2. Einleitung und Danksagung
  3. 1 Grundlagen - 1.1 Psychoonkologie
  4. 1.2Existenzielle Perspektiven in der Psychotherapie
  5. 1.3Interaktions- und prozessorientierte Gruppenpsychotherapie
  6. 2 Der klinische Ansatz der supportiv-­expressiven Gruppentherapie - 2.1 Ursprünge und Entwicklungslinien
  7. 2.2Die Grundpfeiler des therapeutischen Konzeptes
  8. 2.3Behandlungsziele
  9. 2.4Vorbereitung der Gruppen
  10. 2.5Die Therapiephasen
  11. 2.6Therapeutische Prinzipien
  12. 2.7Spezifische Gruppensituationen
  13. 3 Wirksamkeit der supportiv-expressiven Gruppentherapie - 3.1 Psychosoziale Veränderungen bei Tumor­patienten – eine systematische Übersicht
  14. 3.2SEGT bei anderen Erkrankungen
  15. 3.3Bewertung
  16. 4Weiterführende Literatur
  17. 5Literatur
  18. Anhang
Leseprobe
1 Grundlagen (S. 5-6)

1.1 Psychoonkologie

Krankheit existiert gewissermaßen erst dann, wenn wir sie zur Kenntnis nehmen, benennen und auf sie reagieren. (übersetzt aus Rosenberg, 1989, S.?1)

Die Psychoonkologie ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen onkologischen Therapien. Als interdisziplinäres Fachgebiet beschäftigt sie sich mit der Bedeutung psychosozialer Faktoren für die Entwicklung, die Behandlung und den Verlauf von Krebserkrankungen sowie mit den individuellen, familiären und sozialen Prozessen der Krankheitsverarbeitung. Sie hat als Aufgabe, ihre Erkenntnisse und Ansätze in alle Sektoren der onkologischen Versorgung einzubringen (Prävention, Früherkennung, Diagnostik, Behandlung, Rehabilitation und Palliativbetreuung) und sie dadurch betroffenen Patienten und ihren Angehörigen zur Verfügung zu stellen. Zunehmend festere Verankerung erfährt die Psychoonkologie seit einigen Jahren durch die Zentrenbildung im medizinischen Sektor (Organzentren, Onkologischen Zentren und Onkologischen Spitzenzentren) und deren Vorgaben zu psychoonkologischer Versorgung. Sowohl gesundheitspolitisch als auch wissenschaftlich steigt ihre Bedeutung somit stetig (Reuter & Zeiss, 2014).

Psychotherapeutische Interventionen stellen ein Teilbereich der Psychoonkologie dar, die insbesondere in der ambulanten Versorgung von Krebspatienten zum Tragen kommen. Insgesamt zeichnet sich das Feld der Einzel- und Gruppenpsychotherapie in der Psychoonkologie durch integratives Vorgehen aus. Seit etwa zwei Jahrzehnten werden zunehmend problem- und settingspezifische Interventionen entwickelt, die schulenübergreifend verschiedene Methoden integrieren. Dennoch lassen sich die eigenständigen psychotherapeutischen Verfahren, wie im vorliegenden Fall die supportivexpressive Gruppentherapie, dem psychodynamischen oder kognitiv-behavioralen Grundverständnis zuordnen (Reuter, 2011).

1.1.1 Zur psychischen und sozialen Situation von Krebspatienten Die medizinischen Fortschritte in Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen führen erfreulicherweise zu einem Anstieg der Überlebensraten in Deutschland und den anderen Industrieländern (Gondos, Bray & Brewster, 2008; Robert Koch-Institut & Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland, 2013). Insbesondere im Bereich der zielgerichteten molekularen Therapien werden in den letzten Jahren zunehmend neue Substanzen entdeckt, die auch für bisher ausweglose Situationen die Hoffnung der Patienten steigen lassen (Stein & Bokemeyer, 2014). Die Erkrankung konfrontiert die Betroffenen jedoch nach wie vor, oder gerade im Zusammenhang mit den komplexen medizinischen Behandlungsverfahren, mit einer Vielzahl von biologischen und psychosozialen Stressoren und ist mit zum Teil erheblichen Belastungen für sie selbst und ihre Angehörigen verbunden. Emotionale Belastungsreaktionen (z.?B. Schock, Traurigkeit, Hilflosigkeit) und bestimmte Verhaltensweisen (z.?B. Rückzug, Aggression) der Patienten sind in der Regel nicht Ausdruck einer pathologischen Entwicklung, sondern nachvollziehbare Reaktionen auf den Lebenseinschnitt. Eine onkologische Erkrankung stellt für die Patienten somit nicht nur in den krisenhaften Phasen der Erkrankung, wie Tumorprogress und Rezidive, eine extreme Belastung dar, sondern auch im Aushalten der modernen Behandlungsmethoden und deren Nebenwirkungen (Reuter & Zeiss, 2014).

Zu den biologischen Stressoren gehören z.?B. Schmerzen, neurobiologische Beschwerden und Stoffwechselstörungen als Folge der Behandlungen. Zu den psychosozialen Stressoren zählen Kontrollverlust, Körperbildveränderungen, Veränderungen der Lebensplanung und der sozialen Rollen sowie Isolation und schwierige Behandlungsentscheidungen. Die Stressoren treffen auf die persönlichen Eigenschaften (z.?B. Bewältigungsstrategien, Bindungsstil, kognitive und emotionale Persönlichkeitseigenschaften, Ressourcen, frühere Krankheitserfahrungen, Spiritualität) und die soziale Situation des Betroffenen und treten mit ihnen in Wechselwirkung. Daraus ergibt sich der individuelle Belastungsgrad der Person (Li, Hales & Rodin, 2010). Ebenfalls mit den körperlichen und psychischen Belastungsfaktoren sind durch eine Krebserkrankung ausgelöste existenzielle und spirituelle Krisen assoziiert (Visser, Garssen & Vingerhoets, 2010). Für Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen und in der palliativen Situation werden existenzielle Belastungen heute unter dem Begriff der Demoralisierung untersucht. Dieser beinhaltet insbesondere den Verlust von Hoffnung und Lebenssinn und hat sich in der Abgrenzung zu depressiven Entwicklungen bei Tumorpatienten als hilfreich erwiesen (Clarke & Kissane, 2002; Robinson, Kissane, Brooker & Burney, 2014). Die Exploration dieser Zusammenhänge bei den Patienten ist die Grundlage psychoonkologischen Arbeitens und fließt sowohl im einzeltherapeutischen wie auch im gruppentherapeutischen Setting in die Therapieplanung ein.
Inhaltsverzeichnis
Psychische Belastungen bei Krebserkrankungen1
Inhaltsverzeichnis7
Geleitwort der Reihenherausgeber9
Vorwort von Irvin Yalom10
Einleitung und Danksagung11
1 Grundlagen - 1.1 Psychoonkologie13
1.2Existenzielle Perspektiven in der Psychotherapie18
1.3Interaktions- und prozessorientierte Gruppenpsychotherapie24
2 Der klinische Ansatz der supportiv-­expressiven Gruppentherapie - 2.1 Ursprünge und Entwicklungslinien32
2.2Die Grundpfeiler des therapeutischen Konzeptes34
2.3Behandlungsziele38
2.4Vorbereitung der Gruppen48
2.5Die Therapiephasen55
2.5.1Gruppenaufbau (Sitzungen 1 bis 3)56
2.5.2Arbeitsphase – die mittleren Sitzungen (Sitzungen 4 bis 9)62
2.5.3Abschluss- und Abschiedsphase (Sitzungen 10 bis 12 und Follow-up-Sitzung)66
2.6Therapeutische Prinzipien70
2.6.1Aufgaben der Therapeuten70
2.6.2Strategien und Interventionen72
2.6.3Arbeit mit den existenziellen Themen82
2.7Spezifische Gruppensituationen87
2.7.1Herausfordernde Momente88
2.7.2„Schwierige“ Teilnehmer91
3 Wirksamkeit der supportiv-expressiven Gruppentherapie - 3.1 Psychosoziale Veränderungen bei Tumor­patienten – eine systematische Übersicht95
3.2SEGT bei anderen Erkrankungen114
3.3Bewertung115
4Weiterführende Literatur117
5Literatur118
Anhang127
Elemente fu?r das Erstgespräch127
Inhalte der ersten Gruppensitzung129
Inhalte der zweiten Gruppensitzung133
Beispiel fu?r eine Entspannungsu?bung und geleitete Imagination mit Achtsamkeitselementen135
Die Arbeitsphasen der mittleren Gruppensitzungen136
Inhalte der letzten Gruppensitzung und der Follow-up-Sitzung138
Verlaufsdokumentation der Gruppensitzungen139

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