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E-Book

PSYCHOLOGIE - Der Mensch auf der Suche nach seiner Identität.

Bd. 1 Architektur der Psyche - Leid, Lust, Liebe.

AutorHorst Kaemmerling
VerlagHorst Kaemmerling
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl249 Seiten
ISBN9783943797862
FormatPDF/ePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR

      So wie Physik und Chemie unser Bild von der Umwelt geformt haben, so wird nach und nach auch in der von Psychologie und Neuropsychologie bestimmten Forschung ein Bild des Menschen sichtbar, das uns prägen wird. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Und Fragen stellen. Das Buch stellt diese Fragen und nimmt den Leser mit auf die Suche nach der eigenen Identität. Wer sind wir? 

      Hier ist kein Ratgeberbuch für die vielen Probleme des Alltags verfasst worden, obwohl viele praktische Aspekte des Lebens aufgegriffen werden. Es geht vielmehr um das Verstehen menschlichen Erlebens und Verhaltens. Das wird dann zu einem spannenden Weg durch die Schichten unseres Persönlichkeitsaufbaus. 

      Von den einfachsten Zusammenhängen von Wahrnehmung und konditioniertem Lernen bis hin zu der beeindruckenden Fähigkeit, intuitiv komplexe Systeme verstehen zu können. Von den Bedürfnissen nach Überleben und Fortpflanzung bis zur Sehnsucht nach Erkenntnis, Selbstverwirklichung und Sinnfindung. Und da  der Mensch nicht außerhalb seines sozialen Zusammenhangs zu verstehen ist, geht der Weg weiter zu Beziehung, Gemeinschaft und sozialer Wirklichkeit. Bewusst wird weitgehend auf Statistik und Forschungsmethodik verzichtet.

      In diesem nun vorliegenden ersten Band werden die fundamentalen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Selbstorganisation dargestellt. Das heißt, es geht um Leid und Lust als den grundlegenden Motoren individueller Aktivität und um die Welt der Gefühle, eine biologische Revolution, die bereits die Säugetiere grundlegend veränderte. Ohne diese Basis ist auch der Mensch in seinen geistigen Fähigkeiten nicht wirklich zu verstehen.

 

      Horst Kaemmerling, Jahrgang 1943, arbeitete von 1971 bis 2004 als psychologischer Psychotherapeut in Dortmund. Er war dort in leitender Position in einer großen Psychiatrie tätig. Daneben arbeitete er auch als Supervisor und als Lehrtherapeut in Verhaltenstherapie (an der RUB) und Transaktionsanalyse (in der DGTA) und supervidierte in Beratungseinrichtungen. Bis heute unterrichtet er an der LWL-Akademie das Fach Psychologie.

 

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Leseprobe

4. Der innere Raum und seine Ordnungskräfte.Was tut das Gehirn, um diese Lernerfahrungen zu ordnen? Ungeordnete Erfahrung ist Datenmüll.
Der Mensch kann also nicht anders, als tagtäglich entsprechend seinen aktuellen Bedürfnissen zu lernen. Er stellt mit seinem wachen und nach Verstehen hungrigen Gehirn Verbindungen her zwischen seinen Bedürfnissen, den Ereignissen und seinem Verhalten. Versuch und Irrtum nennt man das. Konditionierung. Diese Lernfähigkeit ist wohl allen neuronalen Systemen in gewissen Grenzen eigen. Man hat sie auch schon bei Tieren mit nur minimalen Nervensystemen gefunden. Beim Menschen, wo Daten in unvergleichlich größerem Maße aufgenommen und verarbeitet werden, finden natürlich komplexere Analysen statt. Und damit wird ein zweites, ähnlich umfassendes Arbeitsprinzip des Gehirns deutlich. Das erkenntnishungrige Gehirn hat ein starkes Bedürfnis nach Ordnung. Informationen aufzunehmen, sie miteinander in Beziehung zu setzen und Ordnungen heraus zu filtern, ist in sich bedürfnisbefriedigend.

Vermutlich besteht der Reiz von Musik oder auch von abstrakter Kunst u.a. darin, Ordnungen zu finden. Hier ist das besonders deutlich. Abstrakte Kunst ist keine Bauanleitung oder eine Gedächtnisstütze, wie das klassische Portrait. Musik mag den Kontakt zur Arbeit, als rhythmische Begleitung, oder den zu sozialer Werbung, als Liebeslied oder gemeinsamem Tanz, schon längst verloren haben und bleibt trotzdem genussreich. Versteht man z.B. eine Musik, so spürt man, wie sie weitergehen kann. Man spürt eine Art musikalischen Raums, in dem sich die Töne und Geräusche sinnvoll anordnen. Bei diesem grundlegenden Bedürfnis nach Ordnung handelt es sich noch in keiner Weise um ein rationales Verstehen. Nicht Kunst- oder Musiktheorie, sondern Vertrautheit und Fremdheit mit den Tonfolgen spiegeln dieses Verstehen wider. Vergessen wir nicht, das Gehirn ist ein „analoger Rechner“. Nicht mathematische Formeln bilden die gefundenen Ordnungen am besten ab, sondern die Verhältnisse von Größen, wie Zeitintervalle, Tonhöhen, Tonfarben usw. Musik, könnte man sagen, ist die Mathematik einer analogen Welt. Ein kleines Kind, das „Hänschen klein“ singt, ertastet sich z.B. Intervallschritte, wie sie für unsere westlich traditionelle Tonalität üblich sind. Später folgt dann vielleicht die Variation von musikalischen Themen. Und noch eins fällt auf. Interessanterweise wird eine Musik dann langweiliger, wenn der tonale Raum deutlich einfacher ist als das eigene Musikverstehen, wenn man also alles versteht. Und sie wird ebenfalls unbefriedigend, wenn es einem zu oft nicht gelingt, der Ereignisfolge ordnend folgen zu können. Das Gehirn hat nicht einfach einen Hunger nach Ordnung, sondern ein Bedürfnis zu ordnen. Interessant sind für uns Zustände, in denen Ordnungen erst teilverstanden sind und noch abgeschlossen werden können. Dieser Hunger danach, Ordnung herzustellen oder Strukturen zu erkennen, ist natürlich kein Selbstzweck, sondern es ist das notwendige Bemühen, die eigene Welt zu verstehen, um in ihr überleben zu können. Eines der grundlegenden Ordnungssysteme ist die Wahrnehmung.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt4
1. Ratlosigkeit6
2. Psychologie, eine Wissenschaft und mehr18
2.1 Psychologie - eine schwer einzuordnende Wissenschaft.18
2.2 Psychologie - Wirklichkeit im Plural24
2.3 Psychologie - Die Analyse eines Organs34
2.3.1 Zentrale Körperregulation35
2.3.2 Wahrnehmung37
2.3.3 Motorik und Verhalten39
2.3.4 Problemlösefähigkeit40
2.3.5 Fortpflanzung40
2.3.6 Das Gehirn als ein neuronales informationsverarbeitendes System41
3. Das sich selbst programmierende Gehirn: Lernen50
3.1 Wie machen Nervenzellen das?51
3.2 Der Fokus der Aufmerksamkeit55
3.3 Die Lernbindung psychischer Strukturen57
3.4 Die Theorien impliziten Lernens in der Psychologie.59
3.5 Das klassische Konditionieren (Signallernen)62
3.6 Das operante oder instrumentelle Konditionieren64
3.7 Lernen über verdeckte Bedürfnisse.69
3.8 Modelllernen72
3.9 Grenzen des impliziten Lernens und die Rolle moderner Medien75
4. Der innere Raum und seine Ordnungskräfte.80
4.1 Die Wahrnehmungsseite - Die Fixierung von Objektenin einer sich ständig ändernden Welt82
4.1.1 Dinge im Raum82
4.1.2 Objekte als Eigenschaftscontainer88
4.1.3 Angeboren oder Erfahrung?91
4.2 Die Handlungsseite - Dissonanzreduktion, ein Weg zugeordnetem Handeln94
4.2.1 Das Leiden an Widersprüchen94
4.2.2 Die Dissonanzreduktionstheorie96
4.2.3 Die Prinzipien der Dissonanzreduktion98
1. Ein Mensch versucht, sein eigenes Wollen und Verhalten zu stabi-lisieren, indem er dazu passende Einstellungen aktiviert und die zusammenhängenden Einstellungen konsistent macht.99
2. Je weniger aber ein Verhalten eigenen Intentionen folgt, desto ge-ringer ist das Bedürfnis, es mit anderen eigenen Einstellungen konsistent zu machen. Das bedeutet: Je dichter ein Verhalten über ein Netz außengeleiteter Kontrollen gelenkt wird, desto101
3. Die kognitiven Einstellungen passen sich leichter dem tatsächli-chen Verhalten an als umgekehrt.103
4. Der Wert eines Verhalten verändert sich proportional dem Auf-wand, der zu dessen Durchsetzung aufzubringen ist.105
5. Wir begrenzen aktiv die Menge und Art der Informationen, mit de-nen wir uns auseinandersetzen.107
4.3 Dissonanzreduktion jenseits der Dissonanzreduktionstheorie108
5. Die Entstehung von Bedürfnissen111
5.1 Das Erlernen von Zielen113
5.2 Ein Netz von Bedürfnissen115
5.3 Das Bedürfnis nach Information (nach Stimulation)118
5.4 Das Bedürfnis nach Konsistenz121
5.5 Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Kontrolle der Situati-on125
6. Von der Struktur des Gehirns zur Architektur der Psyche128
7. Lust und Unlust - die Bedürfnisse der Körperebene139
7.1 Psychosomatik142
7.2 Die psychosomatische Balance144
7.3 Unteraufmerksamkeit146
7.4 Überaufmerksamkeit147
7.5 Das Konversionsphänomen149
7.6 Die psychosomatische Wirklichkeit - Stress152
7.7 Der gute Umgang mit dem Körper154
7.8 Das Hunger-Bedürfnis159
7.9 Schmerzvermeidung163
7.10 Sexualität169
7.11 Das Temperament177
8. Die Ebene des Diencephalons: neue Bedürfnisse und die Geburt des Individuums182
8.1 Ein neues Bedürfnis: Bindung184
8.2 Weitere Sozialbedürfnisse190
8.3 Neugier192
8.4 Konflikte193
9. Nützliche Sozialprogramme: Gefühle und an-dere intuitive Verhaltenssteuerungen195
9.1 Belohnende Gefühle und intuitive Verhaltensenergie202
9.1.1 Freude und Unzufriedenheit202
9.1.2 Liebe und Einsamkeit205
9.1.3 Trauer208
9.1.4 Aggression, Wut210
9.1.5 Ekel und Verachtung216
9.1.6 Elterliches Pflegeverhalten und kindliches Bindungsbedürfnis217
9.1.7 Neugier220
9.2 Handlungsorientierte und dissonanzsensible Wahrnehmung220
9.3 Das System negativer Affektivität224
9.3.1 Angst224
9.3.2 Scham und Schuld230
10. Lernen im emotionalen System235
10.1 Das emotionale System ist ein prärationales System, dass durch Erfahrung lernt.236
10.2 Emotionen haben eine eigene Dynamik und entwickeln sich be-dürfnisorientiert.238
10.3 Emotionen steuern kognitive Prozesse und werden von ihnen stabilisiert.239
10.4 Emotionen steuern somatische Prozesse und werden von ihnen stabilisiert240
10.5 Der Umgang mit dissoziierten Gefühlsanteilen.240
10.6 Die Klugheit der Umgebung241
10.7 Die so genannte „Gefühlsmasche“ (racket) in der Transaktions-analyse.242
Literaturverzeichnis247

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