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E-Book

Psychosen

Manuale für die Praxis

AutorEva Heibach, Tania Lincoln
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl118 Seiten
ISBN9783840927492
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Nach wie vor besteht das Vorurteil, dass eine komplexe Psychotherapie, bei der auch an den Selbstkonzepten gearbeitet wird oder Emotionen fokussiert werden, bei Psychosen nicht indiziert ist. In diesem Buch wird mit diesem Vorurteil aufgeräumt. Der Band beschreibt das Vorgehen bei der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung von Patienten mit einer psychotischen Störung in der ambulanten Praxis. Er liefert Antworten auf häufig gestellte Fragen wie z. B.: Was mache ich, wenn der Patient die Diagnose ablehnt oder wenn er abrupt seine Medikamente absetzt? Wie gehe ich mit akuten Krisen und formalen Denkstörungen um? Anhand zahlreicher Fallbeispiele liefert der Band zunächst eine Beschreibung der Störung und das für die Therapie nötige Hintergrundwissen. Neben der bekannten biologischen Vulnerabilität wird auch auf psychosoziale Risikofaktoren, wie z. B. Probleme in der Stress- und Emotionsregulation, bestimmte Urteilsverzerrungen sowie familiäre Interaktionsmuster, eingegangen, die bei der Entstehung von Psychosen eine wichtige Rolle spielen. Den Schwerpunkt des Bandes bildet die Beschreibung des Vorgehens in der kognitiven Verhaltenstherapie von Psychosen sowie bei verhaltenstherapeutischen Familieninterventionen. Hierzu wird u. a. auf die Erarbeitung des individuellen Störungsmodells sowie die Arbeit an auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren eingegangen. Zudem werden Interventionen für den Umgang mit Wahn, Halluzinationen und der Negativsymptomatik vorgestellt sowie das Vorgehen beim Kommunikations- und Problemlösetraining. Ziel ist es, Therapeuten Mut zu machen, sich an die ambulante Behandlung von Psychosen heranzuwagen.

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Kapitelübersicht
  1. Psychosen
  2. Einführung
  3. 1Beschreibung der Störungen
  4. 2Ätiologische Faktoren und Erklärungsmodelle
  5. 3Diagnostik und Indikation
  6. 4Behandlung
  7. 5Wirksamkeit ambulanter psychologischer Therapieansätze
  8. 6Umgang mit dem Thema Medikation
  9. 7Praxisrelevante Fragen und Antworten
  10. 8Ausblick
  11. 9Weiterführende Literatur
  12. 10Literatur
  13. 11 Anhang
  14. Karten
Leseprobe
1 Beschreibung der Störungen (S. 5-6)

1.1 Der Psychosebegriff

Wenn wir von psychotischen Störungen oder kurz „Psychosen“ sprechen, meinen wir jene Störungen, die im DSM-5 im Kapitel Schizophrenie-Spektrum und andere psychotische Störungen zu finden sind. Im ICD-10 werden sie unter F2 aufgeführt und beinhalten neben der Schizophrenie weitere Störungen wie die schizoaffektive Störung, die wahnhafte Störung und die kurze psychotische Störung. Es handelt sich bei Psychosen also um recht unterschiedliche Störungen. Innerhalb der psychotischen Störungen kommen die Schizophrenie und die schizoaffektive Störung am häufigsten vor. Die Grundlagenforschung ist jedoch oft nur auf die Störungskategorie Schizophrenie ausgerichtet. Viele der ätiologischen Erkenntnisse beziehen sich daher auf diese Störung und können nicht ohne Weiteres auf die anderen Spektrumsstörungen übertragen werden. Neuerdings richtet sich das Forschungsinteresse allerdings stärker auf einzelne Symptome wie Wahn, Halluzinationen oder motivationale Probleme, die über eng definierte Störungskategorien hinausgehen. Da die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen stark symptombezogen ausgerichtet sind, sind solche Forschungsansätze für die Weiterentwicklung der Therapie besonders wertvoll. Unserer Erfahrung nach hat man es in der ambulanten Praxis nicht nur mit Schizophrenie, sondern häufig auch mit schizoaffektiven oder kurzen psychotischen Störungen zu tun, seltener mit wahnhaften Störungen. Die Psychotherapieforschung zu Psychosen bezieht sich in der Regel auf Patienten mit diesen vier Störungen und bislang gibt es keine Hinweise auf besondere Therapieindikationen, in dem Sinne, dass die Therapieansätze z.?B. bei einer dieser Gruppen wirksamer wären als bei den anderen. Dementsprechend beschränken sich die Inhalte dieses Buches nicht auf Schizophrenie, sondern schließen das weitere Spektrum psychotischer Störungen ein.

1.2 Symptomatik

Auch innerhalb der psychotischen Störungen decken die Symptome ein breites Feld ab. Bei Schizophrenie reichen sie von Halluzinationen und Wahn über bizarres Verhalten und Störungen der Sprache bis hin zu Amotivation. Von diesen muss jedoch kein Bestimmtes, im Sinne eines Leitsymptoms, zwingend vorhanden sein. Bei der schizoaffektiven Störung kommen affektive Symptome hinzu. Um die Komplexität der vielen Symptome etwas zu vereinfachen, wird nach Störungsphasen (z.?B. akute psychotische Phase versus Residualsymptomatik) unterschieden. Ferner hat sich im Sprachgebrauch die Unterscheidung zwischen Positivsymptomatik und Negativsymptomatik durchgesetzt.

Merke: Positivsymptomatik soll verdeutlichen, dass zum normalen Erleben etwas hinzukommt (z. B. Wahnvorstellungen, Halluzinationen). Im Gegensatz dazu umfasst Negativsymptomatik Symptome wie Verflachung des mimischen Ausdrucks oder motivationale Probleme. Hier fehlt also etwas vom gesunden Erleben.

1.2.1 Positivsymptomatik

Wahnphänomene. Wahnphänomene sind ein „typisches“ Symptom der meisten psychotischen Störungen. Bei der wahnhaften Störung sind sie das Leitsymptom und bei Schizophrenie treten sie bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen im Verlauf der Störung auf. Wahn ist nach DSM-5 definiert als „feste Überzeugung, die trotz gegenteiliger Evidenz nicht verändert werden kann“ (APA/Falkai et al., 2015, S.?118). Im Entstehungsstadium handelt es sich dabei oft eher um fixe Ideen oder überzogene Fehlinterpretationen. Diese können sich dann zu festen Wahnüberzeugungen oder einem komplexen Wahnsystem weiterentwickeln. Besonders charakteristisch ist Verfolgungswahn. Eng mit Verfolgungsideen verknüpft sind Beziehungsideen, bei denen zufälligen Begebenheiten und äußeren Ereignissen eine besondere Bedeutung für die eigene Person beigemessen wird. Prinzipiell kann jedes Thema wahnhaft verarbeitet werden, wenn auch bestimmte Themen, wie religiöse, politische, sexuelle und körperbezogene Wahninhalte, besonders häufig vorkommen und in der Regel einen klaren Bezug zur eigenen Person aufweisen. An wahnhaften Überzeugungen wird in der Regel auch bei der Konfrontation mit Gegenargumenten oder gegenteiligen Erfahrungen festgehalten. Ein rigides Festhalten an Überzeugungen ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal psychotischer Patienten. Auch gesunde Menschen können unverrückbar an politischen oder religiösen Überzeugungen festhalten. Zudem gibt es auch Beispiele für rigides Festhalten an Überzeugungen bei Patienten mit Depression oder anderen Störungen.
Inhaltsverzeichnis
Psychosen1
Inhaltsverzeichnis7
Einführung9
1Beschreibung der Störungen13
1.1Der Psychosebegriff13
1.2Symptomatik13
1.3Klassifikation18
1.4Epidemiologie22
1.5Verlauf23
1.6Differenzialdiagnostik25
1.7Komorbide psychische Störungen29
1.8Begleitprobleme30
1.9Probleme aus Sicht der Patienten und Anlass für die Behandlung32
2Ätiologische Faktoren und Erklärungsmodelle32
2.1Risikofaktoren32
2.2Erklärungsmodelle44
3Diagnostik und Indikation46
3.1Diagnose46
3.2Symptomatik47
3.3Auslöser und Ursachen47
3.4Instrumente48
4Behandlung51
4.1Individualisierte Kognitive Verhaltenstherapie52
4.2Verhaltenstherapeutische Familieninterventionen79
5Wirksamkeit ambulanter psychologischer Therapieansätze85
5.1Effektivität der individualisierten KVT85
5.2Effektivität der Familienbetreuung88
6Umgang mit dem Thema Medikation90
7Praxisrelevante Fragen und Antworten94
8Ausblick100
9Weiterführende Literatur101
10Literatur101
11 Anhang108
Deutsche Übersetzung der CHoice of Outcome In Cbt for psychosEs (CHOICE)108
Karten115
Zu erfassende Vulnerabilitätsfaktoren und Stressoren fu?r eine psychotische Störung115
Hilfreiche Fragen zur Exploration von Halluzinationen und den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren116
Hilfreiche Fragen zur Exploration von Wahnsymptomen und den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren117
Hilfreiche Fragen zur Exploration von Negativsymptomatik und den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren118

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