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Psychosoziale Betreuung suchtkranker Menschen im Substitutionsprogramm in Kärnten und deren Erwartungen in die Betreuung

AutorMartin Kutej
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl135 Seiten
ISBN9783656928898
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 3, Fachhochschule St. Pölten (Soziale Arbeit), Veranstaltung: Masterlehrgang Suchtberatung und Prävention, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Studie widmet sich der Psychosozialen Beratung und Betreuung ('PSB') von suchtkranken Menschen, die sich in Kärnten in Substitutionsbehandlung befinden. Es wird untersucht, welche Erwartungen die betroffenen Menschen an die Psychosoziale Beratung und Betreuung haben, und ob sich diese Erwartungen mit den in Kärnten vorgefundenen Betreuungsmöglichkeiten und mit den in der Literatur beschriebenen Erkenntnissen und Standards decken. In der Literatur wurde keine klare Definition der 'Psychosozialen Beratung und Betreuung' gefunden. Überwiegend wird darunter Beratung und Betreuung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Sozial-, Pädagoginnen und Sozial-Pädagogen sowie Psychologinnen und Psychologen verstanden. Für die Untersuchung wurden elf Interviews durchgeführt, sechs mit KlientInnen des 'Ambulatoriums für Drogenkranke des Landes Kärnten und der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee', und fünf mit KlientInnen der Drogenberatungsstelle der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens, 'roots', Villach. Diese Interviews wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Es konnten dabei sowohl Einblicke über die Vorstellungen und Erwartungen der KlientInnen als auch über ihre Zufriedenheit mit erlebter Psychosozialer Beratung und Betreuung und dem von ihnen gesehenen Bedarf an Psychosozialer Beratung und Betreuung gewonnen werden. Die erhaltenen Aussagen werden mit den in der Literaturrecherche vorgefundenen Ergebnissen gegenüber gestellt.

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Leseprobe

2 Grundlagen, Begriffsdefinition


 

In diesem Kapitel werden die für diese Thesis grundlegenden Begriffe erörtert, sowie ein Überblick über die wichtigsten Aspekte der Suchterkrankung aus medizinischer und sozialarbeiterischer Sicht zusammengetragen.

 

2.1 Bedürfnis


 

Der Begriff „Bedürfnis“ wird als ein „kognitiver“ oder „biologischer“ Zustand beschrieben, der eine Abweichung vom persönlich gewünschten Seinszustand darstellt, zum Beispiel einen subjektiven oder objektiven Mangel an bestimmten Elementen in der Umwelt. Diese Abweichung verlangt nach einer Korrektur.

 

Allgemein können Bedürfnisse dabei in „biologische“ und „kognitive“ unterteilt werden. Ein Beispiel für ein allgemein bekanntes „biologisches Bedürfnis“ wäre ein zeitweises Verlangen nach Wasser und Nahrung. Ein Beispiel für ein „kognitives Bedürfnis“ wäre, wenn sich ein bereits im Ruhestand befindlicher, sozusagen „ehemaliger“ Geschäftsmann, noch einmal in seiner de facto bereits lange abgeschlossenen Berufslaufbahn wieder ein Geschäft aufbauen möchte.

 

Diese Zustände der Abweichung vom Ist-Zustand zum – bewusst oder unbewusst gewollten – Ziel sind es, die in weiterer Folge zu einer korrigierenden Handlung motivieren. (vgl. Bourne 1997, S. 265)

 

Bedürfnisse in Systeme einzuordnen ist ein Unterfangen, das zu vielen verschiedenen Strukturen und Hierarchien von Bedürfnissen, sowie zum Aufzeigen ihrer Zusammenhänge untereinander geführt hat.

 

Das berühmteste Beispiel, Bedürfnisse zu kategorisieren und hierarchisch einzuordnen, stellt wohl die mittlerweile allgemein bekannte Bedürfnispyramide von A. Maslow dar, wobei in Erweiterung bei an Abhängigkeiten erkrankten Menschen als weiteres Grundbedürfnis der Substanzhunger als physiologisches Bedürfnis zu Hunger und Durst zu erweitern sein wird, der eine sehr basale und zugleich dominierende Position einnehmen wird.

 

2.2 Erwartungen


 

Erwartungen können in verschiedener Hinsicht beschrieben werden, als die wichtigsten vier seien genannt:

 

Idealerwartung

 

praktische Erwartung

 

normative Erwartung

 

ungeformte Erwartung

 

Die Idealerwartung beschreibt das Ziel eines vom Betroffenen angestrebten Ergebnisses, während die praktische Erwartung sich aus der Reduktion auf ein aus Sicht des Betroffenen realistischen Zieles ergibt.

 

Die normative Erwartung beschreibt, was aus allgemeiner Sicht sein sollte, und die ungeformte Erwartung bedeutet, dass keine Erwartungen ausgedrückt werden, weil entweder (noch) keine vorhanden sind, oder die befragte Person die Erwartung nicht definieren kann oder will. (vgl. Wettach, 2005, S. 24)

 

2.3 Droge


 

Im Allgemeinen versteht man unter „Droge“ jede Substanz, die eine (psychoaktive) Wirkung auf das Zentrale Nervensystem hat, das heißt, es handelt sich dabei um Stoffe, deren Hauptwirkung in der Veränderung psychischer Zustände und Prozesse liegt. Bei einem regelmäßigem Gebrauch dieser Substanz wird dies im Allgemeinen zur Ausbildung einer Abhängigkeit führen.

 

Zu den am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen zählen hierbei wohl in unserem Kulturkreis Alkohol, Nikotin und Koffein.

 

Diese zu konsumieren, ist - wenngleich es für die beiden Erstgenannten nur mit Altersbeschränkungen gilt - legal und in weiten Bevölkerungskreisen nicht sozial geächtet, auch wenn hier beim Tabakkonsum im öffentlichen Raum ein Umdenkprozess in Gang gekommen zu sein scheint, der über einen längeren Zeitraum zu einer Akzeptanzänderung führen kann.

 

Grundsätzlich ist es, zumindest für die Entstehung einer Suchterkrankung, nicht von Relevanz, ob die Wirkstoffe der Drogen als Medikamente bzw. deren Bestandteile gesetzlich zugelassen und erhältlich, oder ob sie verboten, d.h. dass beispielsweise der Erwerb und Besitz unter Strafe gestellt wurden, sind.

 

Da diese Arbeit sich mit Menschen befasst, die sich aufgrund ihrer Suchterkrankung in Substitutionsbehandlung befinden, werden in weiterer Folge vor allem Opium bzw. Opioide und deren Derivate als Drogen gemeint sein.

 

2.4 Geschichte der Opioide


 

Opioide werden grundsätzlich in synthetische (z.B. Methadon), halbsynthetische (z.B. Heroin), natürliche (z.B. Morphin, Codein), aber auch körpereigene (z.B. Endorphine) eingeteilt.

 

Grundsubstanz von Opium ist der milchige Saft der noch unreifen Samenkapsel des Schlafmohns. Dieser Saft enthält 37 Alkaloide und kann dabei bereits als Tinktur und nach dem Aufkochen und Filtrieren als Rauchopium verwendet werden. Im Rauchopium liegt dabei der Morphinanteil noch unter 10%.

 

In der Psychiatrie wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts Opium gegen endogene Depressionen eingesetzt, auch erfolgte die Anwendung dieser Substanz als hochpotentes Schmerzmittel.

 

Darüber hinaus ist, vor allem im Orient, der Gebrauch, aber auch der Missbrauch von Opium seit dem Altertum bekannt. Bereits um 4000 v. Chr. Haben die Sumerer und Ägypter die heilsame, aber auch die stark berauschende und beruhigende Wirkung des Schlafmohns gekannt und genutzt.

 

Kultiviert und gezielt angebaut wurde der Schlafmohn erstmals in China, wo er in der traditionellen chinesischen Therapie als Schmerzmittel eingesetzt wurde. (vgl. Böcker 1999, S. 152ff)

 

Bereits der Wunderarzt Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim (1493-1541), genannt Paracelsus, empfahl „Laudanum“, eine Mischung aus Wein, Opium und Bilsenkraut, als Allheilmittel.

 

Laudanum war auch Jahrhunderte lang ein in ganz Europa verbreitetes Mittel zur Schmerzlinderung und Heilung.

 

1804 gelang durch den damals 21-jährigen Apothekergehilfen Friedrich Wilhelm Adam Sertürner die Isolierung des Morphins.

 

Bereits wenige Jahre später wurde die Möglichkeit zur halbsynthetischen Herstellung des Diacetylmorphins (Heroin) entdeckt und umgesetzt.

 

Opioide haben eine lange „Tradition“ als Rauschmittel. Hergestellt durch eine chemische Reaktion von Morphin mit Essigsäureanhydrid, wird es vor dem Verkauf meist mit verschiedenen Substanzen, beispielsweise Puderzucker, Glukose, Kalk oder Ascorbinsäure, aber auch hochgiftigen Stoffen, zum Beispiel Strychnin gestreckt, sodass es nur noch einen geringen Reinheitsgrad aufweist.

 

Erstmals erwähnt wird die „Morphiumsucht“, oder auch „Morphinsucht“ 1872 als vereinzeltes Vorkommen. In den Kriegen der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, sowie auch noch im Ersten Weltkrieg, wurde Morphium als Schmerzmittel in den Lazaretten verwendet. Dadurch kanen viele Ärzte und Soldaten mit dieser Substanz in Kontakt, und lernen deren Wirkungen kennen. Aus dem daraus resultierenden Missbrauch ergab sich eine geradezu epidemische Verbreitung.

 

Einen besonderen Schub erlangte der Morphiumkonsum durch die Entwicklung der Injektionsnadel gegen Ende des 19. Jahrhunderts. (vgl. Stolz-Gombocz, 2004, S. 235)

 

Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren unter anderem Morphine im deutschen Sprachraum weit verbreitet, nahm ihr Konsum tendenziell später wieder ab, ehe Morphium seit den frühen siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem von Jugendlichen sowie von jungen Erwachsenen geraucht oder intravenös gespritzt wurde. (vgl. Rahn, Mahnhof, 2000 S. 389f)

 

2.5 Heroin


 

Bei Heroin handelt es sich um Diacetylmorphin. Im Gegensatz zu „normalem“ Morphin erfolgt eine schnellere Anflutung der Substanz im Limbischen System, da durch die bessere Fettlöslichkeit, hervorgerufen durch die Acetylierung, die Blut-Hirn-Schranke schneller überwunden wird. (vgl. Raschke, 1994, S. 70)

 

Anders als bei den meisten anderen psychoaktiven Substanzen, ist bei Heroin - selbst bei chronischem Gebrauch - keine organschädigende Wirkung bekannt.

 

Dass es trotzdem zu nicht unbeträchtlichen organischen Schädigungen kommen kann, und wohl auch bei fast allen regelmäßigen Konsumenten und Konsumentinnen dazu kommt, liegt hauptsächlich an diversen „Streckmitteln“, da chemisch reines Heroin so gut wie nirgends in der „Szene“ erhältlich ist. Selbstverständlich kann bei regelmäßigem Gebrauch von Heroin sowohl eine psychische als auch physische Abhängigkeit entstehen.

 

Über die nachteilige Wirkung der drohenden Abhängigkeit hinaus besteht bei jeder Konsumation der Substanzen die Gefahr einer tödlichen Überdosierung, wenn die zugeführte Dosis höher ist, als die bis zu diesem Zeitpunkt ausgebildete Toleranz. Eine Überdosierung kann mehrere Ursachen haben, da sowohl die Reinheitsgrade des am Schwarzmarkt erhältlichen Heroins stark schwanken, als auch unbeabsichtigte Überdosierungen infolge der zurückgebildeten Toleranz nach längerer Abstinenzzeit vorkommen.

 

Und natürlich besteht auch die Möglichkeit eines so genannten „goldenen Schusses“, also einer vom Konsumenten...

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