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Qualität und Qualitätsmanagement-Systeme in Einrichtungen der stationären Altenpflege

AutorPetra Christine Türl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783640764655
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Altenpflege, Altenhilfe, Note: 2, FH Kärnten, Standort Spittal (Qualitätsmanagement in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen), Sprache: Deutsch, Abstract: Hintergrund: Stationäre Einrichtungen der Altenpflege sind heute vielfältigen Anforderungen unterworfen. Das Qualitätsbewusstsein von Bewohnern und Angehörigen hat zugenommen, das Pflegepersonal erwartet Rahmenbedingungen, die geeignet sind, qualitative Leistungen zu erbringen, und externe Kunden legen Wert auf ein gut funktionierendes System. Vor diesem Hintergrund, in Verbindung mit gesetzlichen Auflagen, aber auch dem steigenden Wettbewerbsdruck boomen Qualitätsmanagement-Systeme und Qualitätssicherungsmaßnahmen. Zielsetzung: Zum einen wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, welche Kriterien für die Qualität in Altenpflegeheimen bestimmend sind, zum anderen, welchen Beitrag Qualitätsmanagement-Systeme zur Erbringung qualitativer Leistungen beitragen können. Methode: Als Methode wurde eine Literaturrecherche gewählt. Diese implizierte das Bearbeiten von Fachbüchern, Fachzeitschriften Studien und ausgewählten Internettexten. Zusätzlich wurden verschiedene Fachfrauen/Männer und Institutionen angeschrieben bzw. telefonisch kontaktiert. Ergebnisse: Qualität in stationären Altenpflegeeinrichtungen wird bestimmt von der Möglichkeit persönliche Werte und Grundwerte, wie z.B. Autonomie, Selbstbestimmtheit, Respekt und Würde zu leben und wahrzunehmen. Inwieweit diese Werte in Heimen gelebt werden können, ist im deutschsprachigen Raum wenig untersucht. 'Qualitäten', die von Bewohnern darüber hinaus gewünscht werden, sind im kleinen Rahmen bekannt, aber ebenfalls kaum beforscht. Die Frage, welche Leistung von Qualitätsmanagement-Systemen erwartet werden kann, ist in dieser Arbeit nicht zu beantworten. Die Auswirkungen von QM-Systemen sind im Dienstleistungsbereich allgemein, im stationären Altenpflegebereich im Besonderen wenig bis gar nicht durch Untersuchungen belegt. Schlussfolgerung: Aus den Ergebnissen dieser Arbeit wird dringender Forschungsbedarf abgeleitet. Einerseits um den Ist-Zustand und den von den Bewohnern gewünschten Soll-Zustand zu erheben, andererseits hinsichtlich der Wirkung von Qualitätsmanagement-Systemen in Altenpflegeeinrichtungen.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

1.1 Herleitung des Themas


 

Der Begriff der „Qualität" hat in den letzten Jahren in allen Lebensbereichen einen besonderen Stellenwert erhalten. Manchmal drängt sich das Gefühl einer fast schon inflationären Verwendung des Qualitätsbegriffs auf.

 

Qualität kommt vom lateinischen „qualitas" und bedeutet Beschaffenheit, Güte, Wert (Deutsches Wörterbuch, 1968, 2826).

 

Davon abgeleitet sind:

 

Qualifikation - Ausbildung, Beurteilung, Befähigung

 

Qualitativ - die Qualität (Beschaffenheit) betreffend, der Güte, dem Wert nach

 

Qualifizieren - befähigen, fähig machen (ebd. 2826)

 

Disqualifizieren - für untauglich erklären, vom Wettkampf ausschließen (ebd.910).

 

In der Industrie und in herstellenden Betrieben entspricht Qualität den Ansprüchen dann, wenn der Kunde wiederkommt und nicht das Produkt. Ein Ausspruch von Frederick Henry Royce, dem Mitbegründer von Rolls Royce, lautet: „Quality exists, when the price is long forgotten." Wertbeständigkeit, Haltbarkeit aber auch die einer bestimmten Marke zugesprochene Qualität beeinflussen eine Kaufentscheidung bei Konsumgütern. Eigenschaften von Industrieprodukten sind anhand des Erfüllungsgrades bestimmter Vorgaben relativ leicht messbar. Entspricht der Ist-Zustand dem Soll-Zustand, entspricht die Qualität. Eine Vielzahl an Qualitätsmanagementsystemen sorgt im Industriebereich seit Jahren für eine ständige Verbesserung, sowohl was den Produktionsbereich als auch den Mitarbeiterbereich betrifft.

 

Der Gesundheitsbereich war lange Zeit ein „Stiefkind" von Qualitätsmaßnahmen und Qualitätsmanagementsystemen. Vor allem in der Altenhilfe war der Qualitätsaspekt, und somit auch Qualitätsmanagementsysteme, kaum von Relevanz.

 

1993 wurde von der „Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie" anhand von drei Punkten festgehalten, woran die Qualitätssicherung bei Pflegebedürftigen leide:

 

 Es gibt keine allgemein anerkannten Ergebnisse von medizinisch- und sozialpflegerischen Erkenntnissen.

 

 Es fehlen Instrumente, die bundesweit praktiziert und anerkannt werden, um die Qualität in pflegerischen Diensten und Einrichtungen zu sichern.

 

 Es findet keine umfassende und systematische Debatte statt, die sich mit der Qualitätssicherung bei Pflegebedürftigkeit auseinandersetzt (vgl. Kern, 2004, V).

 

Obwohl die demographische Entwicklung zu diesem Zeitpunkt bereits medienwirksam diskutiert wurde, gab es keine Regelungen, die sich mit der Qualität in der Altenhilfe befassten.

 

In Deutschland änderte sich das durch die Einführung und Verabschiedung des Pflegeversicherungsgesetzes 1994, in dem sich der Gesetzgeber vorbehält, neben der Wirtschaftlichkeit auch die Qualität einer Altenpflegeeinrichtung zu überprüfen (vgl. Pflege VG, 1994, § 79 und §80, SGB XI). Einrichtungen in Deutschland sind gesetzlich verpflichtet, ihre Dienstleistungen qualitätsorientiert und nach geeigneten Qualitätsmanagement-Systemen zu erbringen. Die geforderten Maßnahmen gelten dabei als Mindestanforderungen. Werden diese nicht erfüllt, hat die Pflegeversicherung das Recht, den Versorgungsvertrag mit der Einrichtung fristlos zu kündigen (vgl. Pflege VG, 1994, §28 Abs.3 SGB XI).

 

Anders als in Deutschland gibt es in Österreich bis dato kein einheitliches bundesweit gültiges Gesetz, das die Versorgung und Pflege alter und betreuungsbedürftiger Personen regelt.

 

Im Anschluss an die tragischen Vorfälle in Lainz 1989 wurde in Österreich ein Entwurf zu einem Bundes-Pflegeheimgesetz ausgearbeitet. Bis auf die Steiermark stellten sich alle Länder gegen eine Regelung auf Bundesebene. Ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes brachte 1992 das Aus für das Bundes-Pflegeheimgesetz, da entschieden wurde, dass die Errichtung, die Erhaltung und der Betrieb von Pflegeheimen in die Kompetenz der Länder fällt. Zwischen Bund und Ländern wurde daraufhin 1993 eine Art.15a Vereinbarung getroffen, über „gemeinsame Maßnahmen des Bundes und der Länder für pflegebedürftige Personen samt Anlagen".

 

In diesem Bundesgesetzblatt von 1993, Nr. 866, zur Pflegevorsorge finden sich im Anhang unter Punkt 2.2. Qualitätskriterien, die für Heime vorgeschrieben sind. Angeführt sind Heimgröße, Zimmergröße, Besuchsrecht, Infrastruktur, Standort und Umgebung, Personal, ärztliche Versorgung sowie die Aufsichtsregelung.

 

Die Regelungen des Bundes zur Qualität in stationären Pflegeeinrichtungen beschränken sich somit auf Rahmenbedingungen und stellen eine Mindestanforderung dar. Die Ausgestaltung obliegt den Ländern in den jeweiligen Heimgesetzen. Diese Landesverordnungen sind sehr unterschiedlich gestaltet und erlauben somit keinen Rückschluss auf eine einheitliche Pflegelandschaft in Österreich.

 

In Deutschland drängen seit Inkrafttreten des Pflegeversicherungsgesetzes immer mehr private Träger auf den Pflegemarkt, da im Pflege VG private gegenüber öffentlichen Einrichtungen vorrangig behandelt werden. Diese Entwicklung ist auch in Österreich zu beobachten, stellt sich jedoch regional unterschiedlich dar. In der Steiermark z.B. teilten sich Ende 2004 (gezählt wurden Häuser über 50 Betten, Anm. d. Verf.) 30 öffentliche und 33 private Anbieter den Markt (vgl. Nagy, 2004).

 

Der Einstieg privater Träger in den Pflegemarkt führte zu einer starken Zunahme des Angebotes und weiterführend zu einem verstärkten Wettbewerb. In den österreichischen Bundesländern (mit Ausnahme des Burgenlandes) überstieg der Ist-Stand 2002 bereits den für 2010 errechneten Sollstand an Betreuungsplätzen. Bei dieser Berechnung fehlt allerdings Wien, da im Bedarfs- und Entwicklungsplan keine Bedarfsberechnung für Wien enthalten war (vgl. Schaffenberger, Pochobradsky, 2004, 58f).

 

Potenzielle „Kunden" und deren Vertreter sind somit heute viel mehr in der Lage, aus einem ausreichenden Angebot an Anbietern auszuwählen als noch vor einigen Jahren. Verschiedene Einrichtungen werden vorab aufgesucht und hinsichtlich ihrer Leistungen und Angebote miteinander verglichen, bevor eine Wahl getroffen wird. PreisLeistungsverhältnis sowie Qualität der angebotenen Leistungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Die „Warm-Satt-Sauber-Pflege" entspricht nicht mehr den heutigen Erwartungen bei den mündiger gewordenen Senioren und deren Angehörigen. Diese Entwicklung beschrieb Hoffmann bereits 1998 in „Globale Trends in der Pflegeindustrie": „Die sich entwickelnde Pflegeindustrie wird sich verstärkt einem Adressatenkreis gegenübersehen, dessen Selbstverständnis stark im Wandel ist. Ließen sich alte Menschen in der Vergangenheit und zum Teil auch heute noch in vielfältiger Weise abwerten oder diskriminieren, so entwickelt sich derzeit eine Haltung, nach der alte Menschen für sich in Anspruch nehmen, ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu haben" (ebd., 24)

 

Die gesetzlichen Anforderungen, die zunehmende Wettbewerbssituation sowie das Ansteigen des Qualitätsbewusstseins von Seiten der Kunden führen dazu, dass auch in Seniorenpflegeeinrichtungen vermehrt dem Qualitätsgedanken Rechnung getragen wird und werden muss.

 

1.2 Ziel der Arbeit


 

Die Situation von Seniorenpflegeeinrichtungen wird der von gewerblichen Unternehmen immer ähnlicher. Es gilt zunehmend, das Prinzip der Wirtschaftlichkeit mit den Anforderungen der internen und externen Kunden zu vereinbaren, um auf dem Pflegemarkt auf Dauer bestehen zu können. In dieser Situation ist es erforderlich, verschiedene Parameter zu kennen und zu erheben:

 

 Was ist Qualität?

 

 Was bedeutet Qualität in Altenpflegeeinrichtungen?

 

 Welche Besonderheiten ergeben sich aus der Lebenswelt Heim?

 

 Welches Forschungswissen gibt es zum Thema Heimqualität?

 

 Welche QM-Systeme, insbesondere für den Altenpflegesektor werden angeboten?

 

 Welche Hilfe bei der Erbringung von Qualität leisten Qualitätsmanagementsysteme?

 

Aus den geschilderten Rahmenbedingungen leitet sich die Frage und zugleich das Thema der Arbeit ab, welche Qualitätskriterien für Seniorenpflegeeinrichtungen von Bedeutung sind und welchen Beitrag Qualitätsmanagement-Systeme leisten können, diese Kriterien zu erfüllen? Zur Bearbeitung der Forschungsfrage gliedert sich die Arbeit wie folgt:

 

Kapitel zwei versucht eine Annäherung an den Qualitätsbegriff aus unterschiedlichen Blickrichtungen. Der Bogen spannt sich von der Genese des Qualitätsbegriffs über ein allgemeines Qualitätsverständnis bis zum Qualitätsverständnis im Dienstleistungsbereich.

 

Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Thema Qualität in Einrichtungen der stationären Altenpflege. Am Beginn steht ein Überblick über die Entwicklung der Altenpflege. Es folgt eine Herausarbeitung der besonderen Gegebenheiten in Altenheimen, sowie der Komponenten aus denen sich Heimqualität zusammensetzt. Erläutert wird Qualität auch...

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