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Rechnungslegung von spendensammelnden Organisationen

Sind die vorhandenen Normierungen für die Rechnungslegung von spendensammelnden Organisationen in Deutschland umfassend ausgestaltet, um die Anforderungen einer zeitgemäßen Rechnungslegung abzubilden?

AutorJulia Tecklenborg
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783956873768
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Rechnungswesen, Bilanzierung, Steuern, Note: 1,0, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (Public Management), Sprache: Deutsch, Abstract: Spendensammelnde Organisationen sind im 21. Jahrhundert eine wichtige politische Kraft und aus dem sozialen Sektor nicht mehr wegzudenken. Sie stehen nicht nur für bürgerschaftliches Engagement, sondern unter anderem auch für den Dienst am Menschen. Ihre Tätigkeitsfelder sind breit gefächert und berühren alle Bereiche des täglichen Lebens. Beispielhaft sind an dieser Stelle etwa das Gesundheitswesen, Bildung/Erziehung, Kunst/Kultur, Sport, Soziales, Umwelt, Forschung oder die Politik zu nennen. Im Jahr 2011 waren in Deutschland über 580.000 Vereine eingetragen, in denen sich über 35% der Bevölkerung ab 14 Jahre ehrenamtlich engagierten. Eine Studie des Deutschen Spendenrat e.V., welche in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung erstellt wurde, ermittelte ein Gesamtprivatspendenvolumen in Deutschland von über 4,7 Millionen Euro für das Jahr 2013 und stellt somit noch einmal die Bedeutung der spendensammelnden Organisationen als wichtigen Teil der Gesellschaft dar. Die gespendeten Gelder sowie die hinzukommende große geleistete Stundenzahl an ehrenamtlicher Tätigkeit bedingen daher eine besondere Rechenschaftspflicht gegenüber den unterschiedlichen Anspruchsgruppen. Neben den privaten und öffentlichen Geldgebern wollen zudem auch Klienten, Mitglieder, Kreditinstitute, Ehrenamtliche, die allgemeine breite Öffentlichkeit sowie weitere Share- und Stakeholder genauestens über den Spendeneinsatz informiert sein. Diese Informationen, Berichte und Auskünfte über die Lage der Organisation sind jedoch adressatengerecht aufzubereiten, um eine Über- oder Unterinformation zu vermeiden. Insgesamt ist über alle Anspruchsgruppen hinweg eine Nachfragezunahme bezüglich Rechenschaftsinformationen von spendensammelnden Organisationen zu beobachten. Die spendensammelnden Organisationen werden daher vor die Herausforderung gestellt, ihr Agieren transparent darzustellen und parallel professionelle Strukturen für die Verarbeitung und Aufbereitung der notwendigen Informationen zu entwickeln.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

Spendensammelnde Organisationen sind im 21. Jahrhundert eine wichtige politische Kraft und aus dem sozialen Sektor nicht mehr wegzudenken.[1] Sie stehen nicht nur für bürgerschaftliches Engagement, sondern unter anderem auch für den Dienst am Menschen. Ihre Tätigkeitsfelder sind breit gefächert und berühren alle Bereiche des täglichen Lebens. Beispielhaft sind an dieser Stelle etwa das Gesundheitswesen, Bildung/Erziehung, Kunst/Kultur, Sport, Soziales, Umwelt, Forschung oder die Politik zu nennen.[2] Im Jahr 2011 waren in Deutschland über 580.000 Vereine[3] eingetragen, in denen sich über 35% der Bevölkerung ab 14 Jahre ehrenamtlich engagierten.[4] Eine Studie des Deutschen Spendenrat e.V., welche in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung erstellt wurde, ermittelte ein Gesamtprivatspendenvolumen in Deutschland von über 4,7 Millionen Euro für das Jahr 2013[5] und stellt somit noch einmal die Bedeutung der spendensammelnden Organisationen als wichtigen Teil der Gesellschaft dar. Die gespendeten Gelder sowie die hinzukommende große geleistete Stundenzahl an ehrenamtlicher Tätigkeit bedingen daher eine besondere Rechenschaftspflicht gegenüber den unterschiedlichen Anspruchsgruppen. Neben den privaten und öffentlichen Geldgebern wollen zudem auch Klienten, Mitglieder, Kreditinstitute, Ehrenamtliche, die allgemeine breite Öffentlichkeit sowie weitere Share- und Stakeholder genauestens über den Spendeneinsatz informiert sein. Diese Informationen, Berichte und Auskünfte über die Lage der Organisation sind jedoch adressatengerecht aufzubereiten, um eine Über- oder Unterinformation zu vermeiden.[6] Insgesamt ist über alle Anspruchsgruppen hinweg eine Nachfragezunahme bezüglich Rechenschaftsinformationen von spendensammelnden Organisationen zu beobachten.[7] Die spendensammelnden Organisationen werden daher vor die Herausforderung gestellt, ihr Agieren transparent darzustellen und parallel professionelle Strukturen für die Verarbeitung und Aufbereitung der notwendigen Informationen zu entwickeln.

 

1.1 Problemstellung


 

In der Vergangenheit hatten spendensammelnde Organisationen einen „Glaubwürdigkeitsvorschuss“. Diese Glaubwürdigkeit muss jedoch heute durch eine effektive, effiziente und transparente Rechenschaftslegung erarbeitet werden.[8] Als Gründe hierfür sind unter anderem die zunehmende Bürokratisierung und Professionalisierung von spendensammelnden Organisationen, ihrer Verankerung in der Gesellschaft sowie das Spendenverhalten der Bevölkerung zu nennen. Zudem entstand in den neunziger Jahren durch die Globalisierung und der schnellen und universalen Kommunikationsmöglichkeit ein erhöhter Druck auf die spendensammelnden Organisationen, Rechenschaft über die Wirkung und Verfahrensweisen ihre Arbeit abzulegen. Zunächst riefen vor allem öffentliche Geldgeber nach genauen Abrechnungen und nachvollziehbaren Ausschreibungsverfahren, da auch sie sich in einer finanziellen Krise befanden und der Wettbewerb um knappe Ressourcen immer anspruchsvoller wurde.[9] Aktuell sind es neben der öffentlichen Hand zudem häufig die Spender selbst, die ein genaues Bild über die Verwendung ihrer Spende haben möchten.[10] Gegenüber ihren Stakeholdern müssen die spendensammelnden Organisationen klar und umfangreich artikulieren wo ihr jeweiliges spezifisches Betätigungsfeld liegt, wie sie sich von den Mitanbietern unterschieden und warum sich der Spender gerade für sie entscheiden soll.[11] Dieser Umbruch stellte sich nicht zuletzt durch den Veruntreuungsskandal nach dem Tsunami 2005 oder dem UNICEF-Skandal um die Jahreswende 2007/2008 ein.[12] Erst hierdurch wurde den Spendern bewusst, dass es oftmals nicht nachvollziehbar war „wie viel von der Spende überhaupt ankommt“.[13] Daher gründeten sich im Laufe der Zeit Initiativen wie etwa Transparency International oder das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, um die Mittelverwendung extern zu überwachen. Zudem evaluieren Konsortien wie „Aktion Deutschland Hilft“ oder der „Desaster Emergency Appeal“ in Großbritannien alle durch sie durchgeführten Projekte nach Effizienz und Effektivität und versuchen dadurch die qualitativen Vorgaben sicher zu stellen.[14] Genau hier setzt eine zeitgemäße Rechnungslegung an, da den Organisationen eine Darstellungsmöglichkeit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit gegeben wird und auch den Interessierten als Informationslieferant dienen kann. Diese Möglichkeit der Informationsversorgung wird von vielen Organisationen bereits genutzt, welche durch eine Studie von BUSSE im Jahr 2010 bestätigt wird. Im Rahmen seiner Untersuchung fand er heraus, „dass von den untersuchten Organisationen, […], 80 % für die Periode 2008 freiwillig […] nach handelsrechtlichen Vorschriften Rechnung legten.[15]

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass gesellschaftliche und politische Wandlungsprozesse, qualitative und quantitative Nachfrageänderungen, zurückgehende öffentliche Fördermittel, Intensivierung des Wettbewerbs und europarechtliche Entwicklungen eine klare und strukturierte Rechnungslegung erfordern. Zudem trägt die Gefahr eines sinkenden Spendenvolumens dazu bei, dass der Druck in Richtung eines effizienteren finanziellen und personellen Ressourceneinsatzes kontinuierlich zunimmt. Die durch die Rechnungslegung geschaffene Transparenz erhöht im Gegenzug jedoch das Vertrauen der Spender und kann für die Organisation zu einer positiven Qualitätsspirale führen.[16]

 

Von erheblicher Relevanz ist dafür der Nachweis über die aufgabenbezogene und organisatorische Leistungsfähigkeit, so dass eine Berichterstattung sich in die Richtung einer umfassenden Rechenschaftslegung verändert. Zu dieser über das kaufmännische Rechnungswesen hinausgehenden Berichterstattung zählen Sozial- und Umweltbilanzen, Programmevaluationen, Kosten-Nutzen-Analysen sowie gemeinwirtschaftliche Erfolgsrechnungen.[17]

 

Grundsätzlich haben spendensammelnde Organisationen die Pflicht, ihre Rechnungslegung nach den aktuell geltenden Gesetzen aufzustellen. Diese wurden jedoch ihrem Wesensgehalt nach für erwerbswirtschaftliche Unternehmen entwickelt und folgen nicht der Sachzieldominanz.[18] Diese Bestimmungen sind daher in weiten Bereichen nicht umfassend an die Ansprüche der Spender und Leistungsfähigkeit von spendensammelnden Organisationen angepasst und werden überwiegend nicht ausreichend oder sogar als irreführend betrachtet.[19]

 

Die leitende Forschungsfrage dieser Arbeit lautet dementsprechend: Sind die vorhandenen Normierungen für die Rechnungslegung von spendensammelnden Organisationen in Deutschland umfassend ausgestaltet, um die Anforderungen einer zeitgemäßen Rechnungslegung abzubilden?

 

1.2 Aufbau der Arbeit


 

Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. In Kapitel eins wird die Problemsituation und das Erkenntnisinteresse der Arbeit erläutert und daraus die Fragestellung abgeleitet sowie der aktuelle Stand der Forschung aufgezeigt. Der zweite Abschnitt gibt einen Überblick über die Rechnungslegung von spendensammelnden Organisationen. Hierin wird besonders auf die Begriffe spendensammelnde Organisation sowie Rechnungslegung eingegangen. Zudem werden gesetzliche Regelungen sowie der Zweck und die Adressaten der Rechnungslegung beschrieben. Im Hauptteil dieser Arbeit wird die Rechnungslegung über finanzwirtschaftliche Informationen von spendensammelnden Organisationen auf Basis handelsrechtlicher Vorschriften betrachtet. Dazu wird jeweils in einem eigenen Abschnitt auf die Übertragbarkeit handelsrechtlicher Ansatz-, Bewertungs- sowie Ausweisgrundsätze eingegangen. Hierbei erfolgt einleitend eine Darstellung der aktuellen gesetzlichen Grundlagen für verschiedenste Rechtsformen. Darauf folgend wird auf die besonderen Umstände von spendensammelnden Organisationen eingegangen, auf die Übertragbarkeit hin überprüft und gegebenenfalls Handlungsempfehlungen erörtert. Im Anschluss daran wird die Übertragbarkeit von sachzielbezogenen Informationsquellen auf spendensammelnde Organisationen dargestellt. Für die Bereiche Anhang und Lagebericht wird ebenfalls zunächst auf die handelsrechtlichen Regelungen eingegangen und auf die Übertragbarkeit auf spendensammelnde Organisationen untersucht sowie gegebenenfalls Handlungsempfehlungen erörtert. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf weitere Forschungsmöglichkeiten in dem untersuchten Feld.

 

1.3 Stand der Forschung


 

Für den Bereich des Jahresabschlusses und der Bilanzierung nach Handels- und Steuerrecht gibt es eine Vielzahl an Publikationen. Diese beziehen sich größtenteils auf die Erstellung und Analyse des Jahresabschlusses und greifen zum Teil auch internationale Reformansätze auf. Als Autoren sind hier vor allem SCHILDBACH (2009), HENO (2011), BAETGE et al. (2012), COENENBERG et al. (2012) sowie BÖRING/BUCHHOLZ (2013) zu nennen. Spezielle Erläuterungen zu den Gesetzesnormen der Handels- und Steuerbilanz liefern ELLROTT/FÖRSCHLE/GROTTEL/KOZIOWSKI/SCHMIDT/WINKELJOHANN mit dem BECK´SCHEN BILANZKOMMENTAR (2012). Für den Bereich der spendensammelnden Organisationen liefern...

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