Buchhandel. (1) Allg. Definition: Unternehmen auf der Wertschöpfungsstufe der Distribution, das als Absatzmittler oder -helfer agiert und Bücher und weitere Medien vertreibt. In einem zweistufigen Distributionskanal wird der Zwischenbuchhandel vom Bucheinzelhandel unterschieden. Der Zwischenbuchhandel beliefert den Bucheinzelhandel und betreibt ein Business-to-Business-Geschäft. Der Bucheinzelhandel stellt die Schnittstelle zum Endverbraucher dar und betreibt ein Business-to-Customer-Geschäft. Auf der Stufe des Zwischenhandels sind als Betriebsformen Barsortiment, Verlagsauslieferung und Kommissionsbuchhandel zu unterscheiden, auf der Stufe des Einzelhandels Sortimentsbuchhandel, Warenhausbuchhandel, Modernes Antiquariat, Antiquariat, Bahnhofsbuchhandel, Reisebuchhandel, Versandbuchhandel. (Buchwirtschaft) S. Hagenhoff
(2) Wertschöpfungsstufen der Produktion (Herstellender Buchhandel, Verlag) und der Distribution (Verbreitender Buchhandel). Diese Begriffsverwendung ist seit dem 18. Jh. historisch gewachsen und spiegelt sich auch im Verbandsnamen des Dachverbands, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, wider. Diese Zusammenfassung widerstreitender Interessen in einer Gesamtorganisation ist singulär, wenn auch der Name aus wirtschaftswissenschaftlicher Terminologie nicht korrekt ist, da ›Handel‹ und ›Produktion‹ getrennte Stufen der Wertschöpfung sind.
(3) Im engeren Sinn bezeichnet B. die Unternehmen auf der Wertschöpfungsstufe der Distribution, die Bücher, andere Medien und Non-Books vertreiben. Für den heutigen B. ist ein zweistufiges Distributionssystem charakteristisch, wobei der Zwischenbuchhandel vom Bucheinzelhandel unterschieden wird. Der Zwischenbuchhandel beliefert den Bucheinzelhandel und betreibt ein Business-to-Business-Geschäft (B2B). Der Bucheinzelhandel stellt die Schnittstelle zum Endabnehmer dar und betreibt ein Business-to-Customer-Geschäft (B2C). Der direkte Vertriebskanal vom Verlag zum Endkunden, z. B. im Bibliotheksgeschäft, gehört nicht zum B. im engeren Sinn.
Auf der Stufe des Zwischenhandels sind als Betriebsformen das Barsortiment, die Verlagsauslieferung und der Kommissionsbuchhandel zu unterscheiden. Wie bei Verlagen und dem Bucheinzelhandel ist auch beim Zwischenbuchhandel eine starke Konzentration festzustellen. Marktführer mit deutlichem Abstand sind die Libri GmbH und die Koch Neff & Volkmar GmbH (KNV), dahinter folgt die Umbreit GmbH & Co. KG. Der vierte große Zwischenbuchhändler, die Könemann GmbH & Co. KG, ist 2011 ein Joint Venture mit KNV eingegangen. Im »Börsenverein« waren 2013 rund 70 Unternehmen des Zwischenbuchhandels in einer eigenen Fachgruppe organisiert. Man geht davon aus, dass in den vergangenen 40 Jahren mehr als zwei Drittel der Barsortimente vom Markt verschwunden sind.
Auf der Stufe des Bucheinzelhandels sind als Betriebsformen der Sortimentsbuchhandel, der Warenhausbuchhandel, das Moderne Antiquariat, das Antiquariat, der Bahnhofsbuchhandel, der Reisebuchhandel und der Versandbuchhandel einschließlich des Internetbuchhandels zu unterscheiden. Die wirtschaftliche Bedeutung der verschiedenen Betriebsformen hat sich in den letzten Jahren stark verschoben. Aufgrund unterschiedlicher statistischer Basisdaten lassen sich nicht für alle genannten Betriebsformen Vergleichsdaten nennen. Der Umsatzanteil des wichtigsten Vertriebswegs, des Sortimentsbuchhandels, ging innerhalb von 20 Jahren von 61,2 % im Jahr 1992 auf 48,3 % im Jahr 2012 bei ständig sinkender Tendenz zurück. Weitere stark rückläufige Betriebsformen sind die Warenhäuser (1992: 5,0 %; 2012: 1,7 %) und die Buchgemeinschaften (1992: 4,5 %; 2012: 1,8 %). Den höchsten Zugewinn verzeichnete der Versandbuchhandel. Hatte er 1992 einschließlich des Reisebuchhandels einen Marktanteil von 6,4 %, so verdreifachte sich dieser 2012 auf 19,1 %, wobei mit 16,5 % der weitaus größte Teil auf den in diesem Jahr erstmals gesondert ausgewiesenen Internetbuchhandel entfiel, während der Reisebuchhandel ökonomisch kaum noch eine Rolle spielte. Der Umsatzanteil der sonstigen Verkaufsstellen (z. B. Nebenmärkte) blieb mit knapp 10 % im Zwanzigjahresvergleich stabil. Marktanteile verloren die Betriebsformen des B. auch an das Direktgeschäft der Verlage mit den Endkunden. Dieser Vertriebskanal vergrößerte seinen Anteil um rund 50 % von 13,5 % im Jahr 1992 auf 19,4 % im Jahr 2012. Im »Börsenverein« waren 2013 fast 3500 Unternehmen des Bucheinzelhandels bei sinkender Tendenz organisiert. Das Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel zählt ca. 6650 Unternehmen. Die Differenz erklärt sich weitgehend damit, dass Buchverkaufsstellen wie Kioske oder der Schreibwarenhandel nicht Mitglied des »Börsenvereins« sind.
Die Verhaltensgrundsätze für den Warenverkehr zwischen den Verlagen und dem B. sind im Spartenpapier von 1985 fixiert. Detailliert werden die Geschäftsbeziehungen durch die buchhändlerische Verkehrsordnung geregelt.
Der B. in Dtld. wird durch die Preisbindung, die ermäßigte Mehrwertsteuer und verminderte Portogebühren für den Buchversand gegenüber anderen Branchen privilegiert und so in seiner kulturpolitischen Funktion und Bedeutung gestützt. G. Fetzer
Geschichte des Buchhandels: In der Antike wurden handschriftlich geschriebene Bücher in Form der Buchrolle oder des spätantiken Codex durch Privatabschriften vervielfältigt, die jeder an einem Werk Interessierte selbst herstellen oder in Auftrag geben konnte; wenn ein Werk einen größeren Absatz versprach, übernahmen Buchhändler die Vervielfältigung und den Vertrieb auf eigene Kosten und trugen das Risiko. Ein Handel mit Büchern ist seit dem 5. Jh. v. Chr. in Athen bezeugt. Auch in der Spätantike sind Privat- und Händlerabschriften nachweisbar, allerdings ging der B. zugunsten der Privathandschrift zurück und wurde letztlich marginal. Während im frühen und hohen Mittelalter der größte Teil der Buchproduktion an das klösterliche Skriptorium gebunden war, wurde die Schreibwerkstatt seit dem 13. Jh. zum Zentrum eines kommerziellen B. Der kommerziellen Buchherstellung lag ein privates Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhältnis zugrunde, wobei ein Vertrag die Details über das Werk, die Ausstattung und den Preis etc. festhielt. Von einem regen Gebrauchtbuchhandel ist in der Antike und im Mittelalter auszugehen, da Bücher selten und meist teuer waren; allerdings sind die Umrisse des antiquarischen B. unklar.
Mit der Einführung der neuen Technologie des Hochdrucks zur mechanischen Vervielfältigung von Druckwerken wie Büchern, Broschüren und Einblattdrucken um 1450 entstand erstmals in der Geschichte des B. ein Buchmarkt, der der Vielzahl der durch den Auflagendruck hergestellten Exemplare sowie einer rasch steigenden Buchtitelproduktion angepasst werden musste. Die Herausforderungen für die frühen Unternehmer lagen in der Einschätzung eines nun weitgehend anonymen Publikumsmarkts, der Kalkulation der Auflage sowie dem Aufbau eines Distributionsnetzes, über das die vorherrschende lat.-gelehrte Buchware auf einem potentiell europaweiten Absatzmarkt an eine homogene, aber verstreute Gruppe von Klerikern, Universitätswissenschaftlern und Gelehrten verkauft werden konnte. Ausgangspunkt des B. war zunächst die Offizin: der Unternehmer agierte als...