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E-Book

Reclams Städteführer Istanbul

Architektur und Kunst

AutorNeslihan Asutay-Effenberger
VerlagReclam Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783159605548
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Die Megastadt Istanbul, die als einzige Metropole der Welt auf zwei Kontinenten liegt, bietet dem Besucher in der historischen Altstadt, in den Stadtteilen Pera, Üsküdar und Kadiköy sowie auf den Prinzeninseln überall Sehenswertes aus der reichen kulturellen Vergangenheit und Gegenwart: Zeugnisse des Byzantinischen und des Osmanischen Reichs, Bauwerke aus dem Jugendstil, dem Historismus und dem besonders im 20. Jahrhundert erblühten 'nationalen Stil'? der traditionelle mit modernen Formen verbindet. Reclams Kunstreiseführer bietet Informationen zu Kunst- und Architektur für Individualreisende zu budgetfreundlichen Preisen: einführender Essay zur Stadtgeschichte - kurze chronologische Übersicht über die Stadtentwicklung - Darstellung der wichtigsten Profan- und Sakralbauten, Museen und Denkmäler - Besichtigungsvorschläge für ein- und mehrtägige Aufenthalte - Jahreskalender zu den kulturellen Veranstaltungen - zahlreiche Abbildungen, Stadtteilpläne und Grundrisse - Register, Literatur- und Internethinweise - mit farbigen Innenstadtplänen.

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Leseprobe

»Wenn die Welt ein einziger Staat wäre, wäre Istanbul die Hauptstadt«


Das sagte Napoleon Bonaparte über die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten – Europa und Asien – liegt und in 1600 Jahren die Hauptstadt zweier Weltimperien war. ?stanbul ist das Herz der Türkei. Mit zahlreichen Organisationen, Einrichtungen und Vertretungen weltberühmter Firmen sowie mit fast fünfzig staatlichen und privaten Universitäten und Hochschulen ist ?stanbul ein bedeutendes Wirtschafts- und Kulturzentrum. Zudem ist die Stadt ein weitflächiges Freilichtmuseum, denn fast an jeder Ecke stößt man auf bedeutende historische Zeugnisse aus byzantinischer und osmanischer Zeit. Doch die byzantinische Hauptstadt und die osmanische Metropole sind nicht mit der heutigen Megastadt vergleichbar: Konstantinopel lag nur auf der »historischen Halbinsel« innerhalb der Stadtmauer. Die Stadtteile Pera auf der europäischen Seite nördlich des Goldenen Horns, beide Bosporusufer, die Stadtteile Kad?köy (Chalkedon) und Üsküdar (Chrysopolis) auf der asiatischen Seite sowie die Prinzeninseln gehörten schon zum historischen ?stanbul und bieten nicht weniger Sehenswürdigkeiten, weshalb in diesem Stadtführer wenigstens einige davon, die außerhalb der Altstadt liegen, vorgestellt werden.

2011 lebten in ?stanbul offiziell rund 13,5 Millionen Einwohner. Sie sind es von jeher gewohnt, sich auf zwei Kontinenten zu bewegen, was ihr Leben geprägt hat. Bis zur Eröffnung der ersten Bosporusbrücke (1973) waren die einzigen Verkehrsmittel zwischen den Kontinenten Schiffe, die noch heute von einem erheblichen Teil der Bevölkerung bevorzugt werden. Kaum eine Stadt der Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten so rasant entwickelt und verändert wie ?stanbul. Der Leser sei vorgewarnt, dass die in diesem Buch angegebenen Hausnummern und sogar einige Straßennamen vielleicht schon bald nicht mehr gelten. Und: Etwa 1000 Kirchen der Stadt sind namentlich bekannt, die einst, wenn auch nicht gleichzeitig, in Konstantinopel existiert haben. Nur knapp 50 sind erhalten oder archäologisch nachgewiesen, und lediglich von 21 sind die byzantinischen Namen bekannt. Viele Kirchen wurden durch Erdbeben zerstört und nur zum Teil wieder aufgebaut. Etliche wurden in Phasen eines dramatischen Bevölkerungsrückgangs aufgegeben, sind verfallen und wurden als Steinbruch benutzt. Die erhaltenen verdanken ihre Bewahrung der Umwandlung in eine Moschee nach 1453. Noch 1583 verzeichnet Trifon Korobejnikov in ?stanbul 47 dem orthodoxen Kult dienende Kirchen.

Das Gebiet der Altstadt war archäologischen Funden zufolge bereits seit neolithischer Zeit besiedelt. Wann genau der in der Literatur häufig vorkommende Name »Byzantion«, der auf den legendären König Byzas zurückgehen soll, verwendet wurde, ist nicht ganz sicher. Um 685 v. Chr. gründeten Bürger aus Megara eine Handelskolonie auf der asiatischen Seite des Bosporus (Kad?köy). Herodot zufolge soll schon 702 v. Chr. eine megarische Kolonie auf dem Gebiet der heutigen Serailspitze entstanden sein. Die Zeitspanne zwischen dem Ende des 2. Jt.s und dem 7. Jh. v. Chr. blieb aufgrund fehlender Funde unklar. Seit 340 v. Chr. gehörte Byzantion zum Makedonenreich Philipps. Mit der Expansion des Römischen Reichs geriet die Stadt unter römische Herrschaft und war seit 196 v. Chr. Bundesgenosse. Da die Einwohner Pescennius Niger unterstützt hatten, degradierte Kaiser Septimius Severus (193–211) Byzantion zum Dorf und ließ die Stadtmauer abreißen. Doch bald darauf erholte sich die Stadt wieder, es entstanden neue Bauten, darunter die Zeuxippos-Thermen, Theater und Tempel sowie eine Kolonnadenstraße. Die Größe von Byzantion betrug damals ca. 2 km2. Die Bevölkerung sprach Griechisch, die Amtssprache war Latein.

Unter Kaiser Diokletian (284–305) wurde ein neues administratives System eingeführt, die Tetrarchie (Vierkaiserherrschaft). Das Reich wurde nun von zwei Augusti und zwei Caesares regiert, wobei Rom seine Bedeutung als Hauptstadt verlor und Städte wie Mailand, Trier, Nikomedia (Izmit) und Thessaloniki als kaiserliche Residenzen in den Vordergrund rückten. Damit bahnte sich bereits eine Aufteilung des Reichs in eine westliche (lateinische) und östliche (griechische) Hälfte an, wobei sich das Schwergewicht zunehmend in den wirtschaftlich und kulturell dominanten Osten verlagerte. Einen zweiten Wendepunkt markieren die Ereignisse unter Kaiser Konstantin I. (306–337). In der Mailänder Vereinbarung von 313 wurde das bis dahin unterdrückte Christentum offiziell toleriert. Die Auseinandersetzungen zwischen Konstantin und Licinius endeten 324 mit dem Sieg Konstantins in der Seeschlacht bei Chrysopolis. Am 11. Mai 330 wurde Byzantion unter dem Namen »Konstantinupolis« (›Stadt Konstantins‹) als neue Kaiserresidenz eingeweiht. Die Stadt wurde westlich durch eine neue Mauer abgegrenzt, wodurch sich das bewohnbare Gebiet auf ca. km2 erweiterte, und mit repräsentativen Bauten ausgestattet: dem Kaiserpalast, dem runden Konstantinsforum mit einer Porphyrsäule, auf der die Statue Konstantins stand, und dem Hippodrom. Die Hauptstraße, die Mese (Mittlere), verlief nun vom Palast bis zum Kapitol. Verlängerte und neu angelegte Straßen führten zu den Toren der Konstantinsmauer. Unter Konstantins Sohn und Nachfolger Constantius II. (337–361) wurden die Baumaßnahmen fortgesetzt und die Große Kirche (die Vorläuferin der Hagia Sophia) errichtet. Auf der höchsten Stelle der Stadt entstand die mit dem Konstantinsmausoleum verbundene Apostelkirche. Um 368 begann Valens den nach ihm benannten Aquädukt.

Unter den Kaisern der theodosianischen Dynastie entwickelte sich Konstantinopel schließlich zur christlichen Reichsmetrolope, zum »Neuen Rom«. Theodosius I. (379–395) ließ die Stadt mit weiteren Bauten und Denkmälern ausschmücken, so einem an der Mese gelegenen Forum (Tauros) mit einer Monumentalsäule, die seine Statue trug. Auf der Obeliskenbasis im Hippodrom präsentieren sich der Kaiser, seine Söhne und die Eliten des Staats. Das wichtigste kirchenpolitische Ereignis war das Konzil von Konstantinopel 381, das einen theologischen Streit beendete und dem Bischof den Rang eines Patriarchen zuerkannte. Eine weitere Wende markierte die Teilung des Reichs (395) zwischen den zwei Söhnen des Theodosius, Arcadius (395–408) und Honorius (305–425). Unter Arcadius, dem Kaiser des oströmischen Reichsteils, begann 404 der Bau der neuen doppelten Landmauer, wodurch sich das Stadtgebiet nach Westen um 1,5 km erweiterte und auf 15 km2 mehr als verdoppelte. Johannes Chrysostomos zufolge lebten in Konstantinopel um 400 etwa 150 000 Bürger. Nach seiner Absetzung und Verbannung (404) kam es zu Tumulten, in deren Folge die Große Kirche niederbrannte. 413 entstand an ihrer Stelle eine neue, fünfschiffige Basilika. Der Bau der Landmauer wurde unter Theodosius II. (408–450) 413 vollendet. Die um 425 verfasste Notitia urbis Constantinopolitanae zählt die profanen und kirchlichen Bauten in den vierzehn Regionen auf und vermittelt ein anschauliches Bild von der urbanen Struktur der Stadt. Noch 1410 pries Manuel Chrysoloras Rom als die »Mutter« und Konstantinopel als ihre »hübsche Tochter«. In diese erste Blütezeit fallen die Abfassung eines Rechtsbuchs (Codex Theodosianus), die Eröffnung der Universität (425) und das Konzil von Ephesos (431), in dessen Folge der Marienkult aufblühte. Der Patrikios Johannes Studios erbaute zwischen 453 und 463 Kirche und Kloster des Johannes Prodromos. Kaiser Markianos (450–457) errichtete ein neues Forum, wo noch heute die ihm gewidmete Ehrensäule steht, und die erste Marienkirche im Blachernengebiet. Unter seiner Regierung fand das Konzil von Chalkedon statt (451), auf dem das Dogma von den beiden ungetrennten und unvermischten Naturen des Gott-Logos Christus festgelegt wurde.

Der weströmische Reichsteil ging 476 infolge der Völkerwanderungen unter. Kaiser Justinian I. (527–565) gelang noch einmal die Rückeroberung des von den Vandalen besetzten Nordafrika und der von den Ostgoten beherrschten Gebiete Italiens. Justinian war der größte Bauherr der byzantinischen Geschichte und prägte mit zahlreichen Kirchenstiftungen und Profanbauten für viele Jahrhunderte das Antlitz von Konstantinopel. Vollständig erhalten sind nur die Sergios-und-Bakchos-Kirche und die Hagia Sophia, von den Profanbauten die Basilikazisterne. Noch zur Zeit seines Vorgängers und Onkels Justin I. (518–527) hatte Iuliana Anicia die prächtige Polyeuktos-Kirche errichtet. Unter Justinian vollzog sich der entscheidende Schritt von der spätrömischen zur byzantinischen Kultur.

Die folgenden drei Jahrhunderte (oft als die »Dunklen Jahrhunderte« bezeichnet) führten Byzanz zeitweilig an den Rand des Untergangs. Die slawische Eroberung des gesamten Balkan, die Entstehung des ersten Bulgarenreichs und die rasche Ausbreitung der Araber und ihrer neuen Religion, des Islam, ließen das Reich bis etwa 811 auf etwa ein Drittel des einst von Justinian beherrschten Gebiets schrumpfen. Der Bilderstreit (726–787 und 815–843) hatte jedoch nicht die zerstörerischen Folgen, die ihm oft nachgesagt wurden. Auch kam das Kunstschaffen keineswegs zum Erliegen, allerdings sind aus dieser langen Periode in ?stanbul nur wenige Bauten und Kunstwerke erhalten. Nach der Awarenbelagerung von 626 erneuerte Kaiser Herakleios (610–641) die Blachernenmauer. Der bilderfeindliche Kaiser Konstantin V. (741–775) ließ um 753 die Eirenenkirche wiederherstellen und die Apsis mit einem Kreuz ausschmücken. Kaiserin Eirene (796–802) und ihr Sohn...

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